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Kapitel 9 CHANEL by Karl
Warten Sie.
Nicht so schnell. Sie kennen meine Devise:
„Ich habe nichts zu sagen, aber ich antworte auf Fragen.“
„Natürlich war es mein Ziel,
einen Stil zu kreieren.
Einen Stil, den es nicht mehr gibt.“
Wenn Sie mich fragen, ist Chanel die erste Designerin,
die den Frauen einen modernen Stil gab, der vorher nicht existierte.
Sie hatte nicht nur eine Boutique.
Sie hatte einen Look, einen Stil,
und mit ihr hat es sicherlich auch mehr Spaß gemacht, als mit den anderen.
Coco hat nichts und doch alles verstanden,
man könnte sagen, sie hat sich selbst verstanden.
Sie betrachtete sich als Perfektionistin,
im Einklang mit ihrer Zeit.
Chanel hat uns sich selbst gegeben.
Und das ist schon mal keine schlechte Leistung.
Chanel hat einen Stil hinterlassen,
den jeder sofort erkennt.
Ein zeitloser Stil, und trotzdem immer modern.
Ihr Stil stammt aus einer anderen Zeit,
aber er hat überlebt und sich gekonnt angepasst
an die moderne Zeit der folgenden Jahrzehnte.
„Mode heißt ... nach vorne schauen!
Sie kann nicht zurück. Es gibt kein Zurück.“
Die Eleganz von Chanel ist
eine Haltung, eine Gesinnung, eine bestimmte Ablehnung
einer übertriebenen Weiblichkeit.
Ich bin der Erste, der erkannt hat,
dass sie etwas Großartiges erfunden hat: das CHANEL-Kostüm.
Das Gegenstück zum Herrenanzug mit zwei Knöpfen.
Dadurch wurde eine Art
„Modelawine“ ausgelöst – es gibt kein anderes Wort –
die jeder kopiert und nachgemacht hat,
und die erstaunlicherweise weiterhin kopiert wird.
Der Stil von Chanel, das ist ganz witzig,
denn wenn Sie sich
die Kollektionen der späten 50er-Jahre anschauen,
da gab es nur wenige Ketten,
da gab es noch kein „CC“,
da gab es keine Kamelien.
In den 80er-Jahren mussten wir uns etwas einfallen lassen.
Ansonsten wäre es
das schicke kleinbürgerliche Kostüm aus Tweed mit einer kleinen Schleife geblieben.
All das sind Dinge, die ich so vorangetrieben,
übertrieben habe,
dass die Menschen glaubten,
es habe sie schon immer gegeben. Aber das ist mein Job.
Ich setze mich nicht hin und sage einfach: „Heute machen wir Chanel.“
Ich mache es unbewusst.
Ich kann Ihnen kein Rezept geben, weil es kein Rezept gibt.
Wenn man ein CHANEL-Produkt kauft, kauft man eine Idee,
mehr oder weniger unbewusst,
je nachdem, wie viel man von der Geschichte weiß.
Der Stil von CHANEL ist eine Idee,
die jedoch in ein universelles Gedächtnis übertragen wurde,
und das ist doch sehr selten.
Eine visualisierte Legende.
Ein kosmopolitisches Phänomen.
Das ist die Globalisierung vor der Globalisierung.
Und das macht das Genie aus.