Tip:
Highlight text to annotate it
X
Ihr habt wahrscheinlich schon einmal eine E-Mail oder einen Post im Internet gesehen,
in dem sich darüber beklagt wurde, wie seltsam und willkürlich die Schreibweise des Englischen ist.
Aber was ist, wenn ich euch sage, dass es doch einen Sinn ergibt.
Denn das ist die eigentliche Funktion einer Schreibweise:
einen Sinn zu ergeben. Betrachtet das Schreiben eines Wortes,
als ob ihr die Hautschichten einer Zwiebel entfernt.
Die erste Schicht ist der Sinn und die Bedeutung eines Wortes.
Oft sind es mehrere Schichten an Bedeutungen.
Eine weitere Schicht bildet die Struktur des Wortes.
Denkt euch das Innere der Zwiebel als das Grundelement eines Wortes,
als seine wesentliche Bedeutung.
Ein freies Grundelement wie O-N-E
oder T-W-O
kann allein als ein eigenes Wort stehen,
wie „one“ (eins) oder „two“ (zwei).
Ein Wortstamm wie R-U-P-T in „erupt“ (ausbrechen) oder „rupture“ (Bruch)
braucht ein weiteres Element, um ein Wort zu ergeben.
Aus zwei oder mehr Wortstämmen
ergeben sich Komposita wie „twofold“ (zweifach), „someone“ (jemand) oder „bankrupt“ (Bankrott).
Wenn wir einmal die bedeutenden Elemente eines Wortes herausgefunden haben,
können wir weiter schälen, um so die Geschichte aufzurollen und um Licht darauf zu werfen,
warum es so geschrieben wird, wie es geschrieben wird.
Das Wort „two“, zum Beispiel,
braucht sein „w“, um seine Verbindung
mit Wörtern wie „twice“ (zweimal), „twelve“ (zwölf), „twenty“ (zwanzig),
„twin“ (Zwilling) und „between“ (zwischen) zu kennzeichnen.
Die Geschichte eines Wortes ist eine weitere Schicht der Zwiebel.
Mit diesem Wissen wollen wir nun das Wort „one“ untersuchen.
Zuerst müssen wir überprüfen, was es bedeutet.
Einzigartig, einzig, einzeln.
Die historischen Schichten von „one“ schließen verwandte Wörter ein
wie „only“ (nur), „once“ (einmal), „eleven“ (elf), und sogar „a, an“ (ein/e/r/s)
und „any“ (irgendein).
Aber die formverwandten Wörter –
also die, welche den Wortstamm O-N-E haben –
sind wirklich erstaunlich.
Es gibt bekannte Wörter wie „anyone“ (irgendjemand),
„one-track“ (einseitig) und „oneself“ (sich selbst) – da ist es offensichtlich.
Aber lasst uns einige Wörter anschauen,
die sich unerwarteterweise auch von „one“ ableiten.
Das Wort „alone“ (allein) wird aus der Vorsilbe A-L und dem Wortstamm O-N-E gebildet.
Es ist dieselbe Vorsilbe A-L wie
in „always“ (immer), „already“ (schon), „almighty“ (allmächtig) und „almost“ (fast).
Es bedeutet „all“ (alles).
Das Wort „alone“ bedeutet also „all one“ (alles eins).
Im Mittelalter wurde es falsch abgeleitet, nämlich als
hätte es die Vorsilbe „a“ wie in „asleep“ (schlafend), „awake“ (wach) und „around“ (rundherum),
und so entstand eine neuer Wortstamm: L-O-N-E,
der seine eigene Wortfamilie gründete.
Im Wort „atone“ (gutmachen) finden wir die bekannte Präposition „at“
mit dem Stamm O-N-E.
Wenn wir also etwas gutmachen, was wir vorher falsch gemacht haben,
versuchen wir die Dinge wieder ganz zu machen,
das Kaputtgegangene zu reparieren, wieder mit jemandem eins zu sein, wem auch immer wir weh getan haben.
Aber das hier ist wahrscheinlich beste „one“ von allen:
das Wort „onion“ (Zwiebel), das oft aufgrund
des „uh“-Lautes, der für das „o“ steht, als unregelmäßig oder verrückt abgetan wird.
Wenn wir aber wiederum die Struktur des Wortes
und seine Geschichte betrachten, dann ist es kein Mysterium mehr.
Wenn wir die Wurzel des Wortes „onion“ anschauen,
sehen wir, dass es aus O-N-E und I-O-N besteht,
also derselben Endsilbe, die wir auch in „tension“ (Spannung), „action“ (Aktion), „union“ (Eineit)
und tausend anderen Wörtern im Englischen.
Im Gegensatz zu den vielen Zehen beim Knoblauch
hat eine Zwiebel nur eine einzige Knolle.
Sie ist also durch den Status des Einsseins gekennzeichnet.
Genau wie eine Zwiebel ist Englisch eins –
ein einziges Schriftsystem, das über Zeit und Raum hinweg geteilt wird.
Seine Struktur und seine Geschichte bestehen aus vielen Schichten
und beim Enthäuten kommt noch der Beigeschmack des Englischen hinzu
und dem Verständnis für das Englische wird Würze verliehen. Bei der Schreibweise
geht es also niemals nur um die Schreibweise an sich, sondern auch um den Sinn der Wörter.
Das ist fast schon wieder genug, um einen zum Weinen zu bringen.