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Mit seinem Verstand soll man stolz nicht prahlen, Vorsicht befolge man;
Wer klug und wortkarg zum Wirthe kommt Schadet sich selten:
Denn festern Freund als kluge Vorsicht Mag der Mann nicht haben.
Weißt du den Freund, dem du wohl vertraust Und erhoffst du Holdes von ihm,
So tausche Gesinnung und Geschenke mit ihm, Und suche manchmal sein Haus heim.
Jung war ich einst, da ging ich einsam Verlaßne Wege wandern.
Doch fühlt ich mich reich, wenn ich Begleiter fand: Den Menschen freut der Mensch.
Der milde, muthige Mann ist am glücklichsten, Den selten Sorge beschleicht;
Doch der Verzagte zittert vor allem Und kargt verkümmernd mit Gaben.
Das Vieh stirbt, die Freunde sterben Endlich stirbt man selbst;
Doch nimmer mag ihm der Nachruhm sterben, Welcher sich guten gewann.
Das Vieh stirbt, die Freunde sterben, Endlich stirbt man selbst;
Doch eines weiß ich, daß immer bleibt: Des Toten Tatenruhm.
Dies rath ich, Loddfafnir, vernimm die Lehre, Wohl dir, wenn du sie merkst:
Wo Äl getrunken wird, ruf die Erdkraft an: Erde trinkt und wird nicht trunken. Feuer hebt Krankheit,
Eiche Verhärtung, Ähre Vergiftung, Der Hausgeist häuslichen Hader. Mond mindert Tobsucht,
Hundbiß heilt Hundshaar, Rune Beredung; Die Erde nehme Naß auf.
Ich weiß, daß ich hing am windigen Baum Neun lange Nächte,
Vom Ger verwundet, dem Wuotan geweiht, Mir selber ich selbst,
Am Ast des Baums, dem man nicht ansehn kann Aus welcher Wurzel er sproß.
Sie boten mir nicht Brot noch ***; Da neigt’ ich mich nieder Auf Runen sinnend, lernte sie seufzend: Endlich fiel ich zur Erde.
Hauptlieder neun lernt ich von dem weisen Sohn Bölthorns, des Vaters Bestlas
Und trank einen Trunk des theuern Meths Aus Odhrörir geschöpft.
Zu gedeihen begann ich und begann zu denken, Wuchs und fühlte mich wohl.
Wort aus dem Wort verlieh mir das Wort, Werk aus dem Werk verlieh mir das Werk.
Runen wirst du finden und Rathstäbe, Stäbe gar stark, Zeichen voll Zauberkraft,
Erzredner zog sie, Weihegötter wirkten sie, Sie ritzte der hehrste der Herrscher.
Wuotan den Asen, den Alfen Dain, Dwalin den Zwergen,
Alswidr aber den Riesen; einige schnitt ich selbst.
Weißt du zu ritzen? Weißt du zu rathen? Weißt du zu färben? Weißt du zu freien?
Weißt du zu bitten? Weißt Pluoster zu weihen? Weißt wie man senden, weißt wie man schlachten soll?
Besser zu viel geboten als zu viel gebeten: Die Gabe will stets Vergeltung.
Besser nichts gesendet als zu viel vergolten; So ritzt’ es Thundr zur Richtschnur den Völkern.
Dahin entwich er, von wannen er ausging.
Lieder kenn ich, die kann die Königin nicht Und keines Menschen Kind.
Hülfe verheißt mir eins, denn helfen mag es In Streiten und Zwisten und in allen Sorgen.
Ein andres weiß ich, des alle bedürfen, Die heilende Hand üben.
Ein achtes weiß ich, das allen wäre Nützlich und nöthig:
Wo unter Helden Hader entbrennt, Da mag ich schnell ihn schlichten.
Ein elftes kann ich, wenn ich zum Angriff soll Die treuen Freunde führen,
In den Schild raune ich, so ziehn sie siegreich Heil in den Kampf, heil aus dem Kampf, heil wohin sie ziehn.
Ein dreizehntes kann ich, soll ich ein Degenkind In Wasser weihen,
So wird er nicht fallen im Volksgefecht, Kein Schwert mag ihn versehren.
Ein vierzehntes kann ich, soll ich dem Volke Die Himmlischen herzählen,
Asen und Alfen kenn ich allzumal; Wenige sind so weise.
Ein fünfzehntes kann ich, das Volkrörir der Zwerg Vor Dellings Schwelle sang:
Den Asen Stärke, den Alfen Gedeihn, Hohe Weisheit dem Hroptatyr.
Ein achtzehntes weiß ich, das ich aber nicht singe Vor Maid noch Mannesweibe
Besser ist was einer nur weiß; So frommt das Lied mir lange.
Als allein vor ihr, die mich umarmt, Oder sei es, meiner Schwester.
Des Hohen Lied ist gesungen in des Hohen Halle, Den Erdensöhnen noth, unnütz den Riesensöhnen.
Wohl ihm, der es kann, wohl ihm, der es kennt, Lange lebt, der es erlernt, Heil allen, die es hören.