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Wir sind jetzt in Guatemala, Tecun Uman.
Das ist der Fluss Suchiate.
Hier kommen alle auf dem Weg in die USA durch.
Alle, die keine Papiere haben, "Wetbacks".
Sie verlangen 10 Quesal oder 20 Pesos (1,30 Euro),
nur für die Flussüberquerung.
Wenn du keine Papiere,
eine Erlaubnis, einen Ausweis oder ein mexikanisches Visum hast,
darfst du die Brücke nicht überqueren.
Chiapas ist ein Bundesstaat,
der eine gemeinsame, 654,5 km lange Grenze mit Guatemala hat.
An dieser Grenze gibt es acht offizielle Übergänge.
Gefunden haben wir aber über 300 illegale.
Mexiko ist ein wichtiger Empfangs- und Transitstaat für Migranten.
Zwischen 2005 und 2009
stiegen die Migrationsströme
auf einen Rekord von 433.000 uns bekannten Fällen.
Migranten kommen hauptsächlich aus Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua.
Die meisten sind auf der Suche nach dem Amerikanischen Traum.
Sie haben sich aus Geldmangel und fehlenden Möglichkeiten entschlossen auszuwandern.
Wirtschaftliche Faktoren sind für die Migrantenströme aus Honduras verantwortlich.
In El Salvador spielen Bandengewalt und die Maras eine Hauptrolle.
Und aus Guatemala kommen die, die Arbeit suchen.
Mexiko ist ein Herkunftsland,
ein Transitland,
ein Land, das Menschen aufnimmt und wohin Menschen zurückkehren.
Mexikaner und auch Ausländer kehren hierher zurück.
Wenn es regnet, ist es unheimlich, weil es dann viele Wellen gibt.
Es ist ein gefährlich, aber es funktioniert.
Gott sei dank ist mir noch nie etwas passiert.
Sie sind wirklich allen Arten von Missbrauch ausgesetzt:
Erpressung, Entführungen, Menschenhandel,
Drogenhandel, Zwangsarbeit und Zwangsprostitution.
Natürlich sind es die Frauen,
die am verwundbarsten und
am meisten von den Missständen betroffen sind.
Wenn du nach Chiapas kommst,
siehst du entlang der Grenze Frauen,
meist aus Zentralamerika,
die Opfer von sexueller Ausbeutung sind.
Die meisten sind nur auf der Durchreise.
Sie wollen in die USA, um dort eine richtige Arbeit zu finden,
denn sie haben Kinder, eine Familie, einen Freund und Eltern.
Sie wollen nicht als Prostituierte arbeiten
und schon gar nicht wie Sklaven behandelt werden.
Ein paar Frauen entscheiden sich dazu hier zu bleiben
und in einer Bar als Prostituierte zu arbeiten.
Es gibt auch Migranten, die in Mexiko bleiben wollen.
Ich denke, das sind die wenigsten, im Vergleich zu den Unmengen,
die im Norden nach einer Verbesserung ihrer finanziellen Lage suchen.
In den "Toleranzzonen"
gibt es Bars, "Cantinas" und Bordelle,
in denen Frauen aus freien Stücken als Prostituierte arbeiten.
Diese Dinge stehen zweifellos mit dem Strom von Einwanderern in Verbindung.
Im Bundesstaat Chiapas gibt es ein paar große "Toleranzzonen".
Hier in Tapachula gibt es "Las Huacas", in Tuxtla die "Galaktische Zone",
und natürlich gibt es welche in San Cristóbal, Huixtla und Frontera Comalapa.
Ich heiße Yoana und wir sind hier in Huixtla, Mexiko.
Ich komme aus Guatemala und ich habe das Land verlassen,
weil es in Guatemala gefährlich ist.
Ich kam hierher, weil mir jemand sagte, dass es in Huixtla besser sei.
Ich kam hierher, habe mit dem Manager gesprochen
und ihn gefragt, ob er mir einen Job geben könnte, und er sagte "Ja".
Ich heiße Josue Toledo.
Wir sind hier in der "Toleranzzone" von Huixtla.
Joanna ist nicht immer hier.
In der einen Sekunde ist sie hier,
dann ist schon wieder woanders.
Sie verkaufen ihre Körper ...
Vergnügungen, die Männer brauchen.
Die Mädchen sind in diesen Räumen.
Sie zahlen Miete, nicht viel,
50, 60 Pesos (3,50 Euro).
Was sie da drinnen machen, ist ihre Sache.
Das ist Joselin.
Verpiss dich, Chepe!
Sie ist neu hier.
Alle anderen Zimmer sind abgeschlossen.
Wir haben keinen Terminplan.
Wir kommen und gehen, wann wir wollen.
Keiner zwingt uns zu irgendetwas.
Ich heiße Patricia Trinidad López.
Ich arbeite in Bars und "Cantinas".
Wir sind hier in Huixtla, Chiapas.
Die "Toleranzzone" besteht aus vielen "Cantinas",
Bars, Restaurants und Nachtclubs.
Darum geht es schließlich in einer "Toleranzzone".
Neben dem Verkauf von Alkohol und Bier
gibt es auch Prostitution.
Aus der Not heraus kommen sie hierher, um zu arbeiten.
Man könnte sagen, es sind ausschließlich Migranten.
Mexikanische Frauen findet man hier nicht.
Die meisten kommen aus Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua.
Das Geld reicht hier länger als dort.
Die Lebensqualität ist höher,
Essen, Kleidung und andere Dinge sind besser.
Mit jedem Kunden verbringen sie 10 bis 15 Minuten.
Egal, ob der Mann gekommen ist oder nicht,
er hatte seine Zeit und muss dann gehen.
Sie sind hier von 9 Uhr bis 23 Uhr.
Wenn sie es gut machen, dann bleiben sie 15 Tage oder einen Monat.
Wenn nicht, bleiben sie eine Woche und gehen dann.
Alle haben Kinder und arbeiten hier, um sie zu versorgen.
Ich denke, sie tun es für ihre Kinder.
Das sind meine Kinder. Das ist Justin und das ist Henry.
Die meisten verlangen 50 Pesos (3,20 Euro) aufwärts.
An einem guten Tag verdienen sie
zwischen 1.000 und 1.500 Pesos (60 bis 95 Euro).
Wenn es schlecht läuft,
zwischen 300 und 400 Pesos (20 bis 25 Euro).
Soweit ich weiß, sind die meisten von ihnen erwachsen.
Bis jetzt sind die Mädchen immer von selbst hierher gekommen,
und sie wissen, dass sie hier als Prostituierte arbeiten werden.
Manche Mädchen werden von jemandem hergebracht,
von einem Zuhälter.
Der nimmt sich das, was sie verdienen, und sie dürfen nur einen kleinen Teil behalten.
“Du gibst mir soundsoviel.
Ich weiß, wo deine Familie, deine Kinder leben. Es ist deine Entscheidung.”
Menschenhandel ist etwas anderes als Prostitution.
Prostitution ist für alle sichtbar, sogar die Hygiene wird kontrolliert.
Menschenhandel ist etwas anderes.
Menschenhandel beginnt auf mexikanischem Boden.
In den "Toleranzzonen" findet auch Betrug statt.
Und wenn wir von Betrug sprechen, dann sprechen wir von Menschenhandel.
Betrug spielt bei Menschenhandel immer eine Rolle.
Sie versprechen ihnen einen Job als Kellnerin.
Sobald sie dort sind, nehmen sie ihnen die Papiere weg und erpressen sie:
“Es war schwer und teuer, dich hierher zu bringen und du musst dafür zahlen.”
So werden sie reingelegt und geraten in ein System sexueller Ausbeutung.
Menschenhandel ist psychologische Sklaverei.
Sie sage ihnen, dass sie unwürdig, wertlos und nutzlos sind.
Sie schwächen ihr Selbstwertgefühl und erpressen sie.
Besonders, wenn sie sie drogenabhängig machen.
Menschenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei.
Deshalb wird es in Chiapas bekämpft.
Es gibt Ermittler, die in Gebiete gehen,
von denen wir durch anonyme und direkte Hinweise
oder sogar aus Pressemeldungen wissen,
dass Migranten sexuell oder als Zwangsarbeiter ausgebeutet werden.
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei werden dorthin von Leuten begleitet,
die die Opfer kompetent betreuen.
Wir wollen sehen, was dort passiert.
Ich heiße Alejandro Vila Chávez.
Ich bin Staatsanwalt, spezialisiert auf Verbrechen gegen Migranten.
Wir sind hier im Büro des Sonderstaatsanwaltes,
in Tapachula, Chiapas.
Durch das Allgemeine Bevölkerungsgesetz werden die,
die Menschenhandel mit Migranten betreiben, als Kriminelle angesehen.
Deshalb wurde die Sonderstaatsanwaltschaft für Verbrechen gegen Migranten ins Leben gerufen.
Die Migranten wissen, dass sie ins Justizministerium kommen können,
da wir für sie kämpfen
und ihre Rechte schützen.
Zusätzlich haben wir auch Programme zur Verfolgung von Kriminellen.
Wir durchkämmen Gebiete zu Fuß,
in denen die Verbrechensrate, nach Aussage der Migranten, besonders hoch ist.
Das Ziel der Staatsanwaltschaft ist es,
Migranten vor Verbrechen zu schützen.
Wir sind hier in Huixtla, Chiapas,
in einer Gegend bekannt als La Arrocera.
Das ist der Huayate-Kontrollpunkt,
der vom Nationalen Institut für Migration betrieben wird.
Das ist der Kontrollpunkt, den die Migranten umgehen müssen,
um nicht abgeschoben zu werden.
Migranten reisen nicht mehr ab Tapachula auf dem "Beast".
Unterwegs müssen sie das Fahrzeug wechseln und
das macht das Ganze gefährlicher.
Sie müssen den Huayate-Kontrollpunkt umgehen.
Mit dem Zug würden sie einfach geradeaus fahren.
Hinauf nach Arriaga und dann Oaxaca.
Es ist unsere Pflicht,
sie auf dieser Strecke zu beschützen,
wenn man bedenkt, dass die Staatsanwaltschaft der Staatsgesetzgebung untersteht,
wohingegen das Nationale Institut für Migration
der Bundesgesetzgebung unterliegt.
Unsere Aufgabe ist es, uns um die Migranten zu kümmern,
zu versuchen, dass sie nicht ausgeraubt, vergewaltigt oder getötet werden.
In diesem Gebiet sind sie stark gefährdet.
Die Migranten kommen hier vorbei und
später sieht man sie ohne Kleider vorbeirennen.
Heute rauben sie sie aus,
morgen kommen sie nicht,
dann kommen sie wieder.
Auf diesem Streifen hier.
Wenn das Sicherheitsprogramm läuft, halten sie sich zurück.
Etwa eine Woche nach Beendigung des Programms sind sie wieder da.
Manchmal rauben sie sie aus und nehmen ihnen die Kleider weg,
damit sie aus Scham nicht nach Hilfe rufen.
Die Leute suchen nach etwas, mit dem sie sich bedecken können,
während die Angreifer entkommen.
Migranten beginnen die Reise in der Nähe von Tapachula
und ziehen weiter nach Huixtla
in ein nahe gelegenes, sechs bis zehn Kilometer langes Gebiet,
das La Arrocera heißt.
Dieser Weg führt bis nach Arriaga.
In Arriaga gibt es einen Zug, das berüchtigte "Beast".
Alle zwei bis drei Tage fährt ein Zug ab,
mit vielen Leuten,
200 bis 300, sogar 500 bis 600 Migranten.
Alle wollen ihnen das Geld aus der Tasche ziehen.
Das organisierte Verbrechen kontrolliert die Immigrantenströme.
Zuerst wurden sie als Drogenkuriere benutzt,
die die Drogen auf der ganzen Strecke transportierten.
Von Zentralamerika über Mexiko und
bis zu den amerikanischen Drogenkurieren.
Dann merkten sie, dass sie mehr waren als das.
Sie waren eine Ware und man fing an, sie nach Wegezoll zu fragen,
durch die Schleuser, die fast alle mit den Zetas kooperierten.
Sie können nicht außerhalb des Zetas-Kartells arbeiten,
oder sie riskieren es, getötet zu werden.
Jeder weiß, dass er bezahlen muss, wenn er dort vorbeikommt.
Manchmal reicht es nicht, wenn sie bezahlen.
Sie werden entführt,
damit ihre wohlhabenden Familien in den USA oder Zentralamerika zahlen,
obwohl die meisten gar kein Geld haben
und mehr als nur ein einfaches Wegerecht zahlen.
Ich komme aus Honduras.
Ich bin auf dem Weg nach Ixtepec, Oaxaca und danach zur Grenze.
Wenn wir das Land verlassen haben, wird es sehr schwierig.
Wir werden ausgeraubt und angegriffen.
Wir sind nicht weit gekommen, weil ich ausgeraubt worden bin.
Die Polizei hat mich ausgeraubt und sie nahmen mir mein ganzes Geld weg.
Ich musste meine Familie nach Geld fragen, um mit meinen Freunden weiterzukommen.
Wir alle nehmen den Zug, weil wir kein Geld mehr haben.
Ich habe gesehen, wie sich Leute die Beine gebrochen haben.
Sie fallen, und der Zug fährt ihnen über die Beine,
oder sie werden gleich getötet.
Fehleinschätzungen, Unfälle und manchmal sind auch Drogen oder Alkohol schuld.
Ich habe in Houston, Texas, gelebt.
Ich wurde wegen eines Verkehrsverstoßes angehalten.
Da ich illegal dort war, haben sie mich in mein Land zurückgeschickt.
Ja, ich habe eine Familie.
Meine Tochter wurde sogar in den USA geboren.
Nein, ich habe keine Angst, weil ich weiß, wofür ich es tue.
Für meine Tochter.
Ich habe keine Angst.
Willkommen. Steigt vorsichtig runter!
Pfarrer Alejandro Solalinde ist einer der besten Leute hier in Mexiko,
weil er Migranten hilft.
Wenn jeder so wäre wie er, dann würden wir problemlos durchkommen.
Hier ist die Unterkunft.
Wenn du willst, bekommst du hier etwas zu essen.
Kommt rüber Jungs!
Kommt in die Unterkunft.
Willkommen. Wie geht es euch?
Die Unterkunft ist geradeaus.
Geht einfach hinein. Es gibt dort Essen für euch.
Ich heiße Jose Alejandro Solalinde Guerra.
Ich bin Missionar.
Wir sind hier in der "Hermanos en el camino"-Unterkunft in Ixtepec.
Sie wurde gegründet,
um Migranten Schutz und humanitäre Hilfe zu bieten.
Zu eurer eigenen Sicherheit werden wir euch mit Bild registrieren.
Wir hoffen, das niemals benutzen zu müssen,
aber sollte euch irgendwann einmal etwas passieren,
und sollten sich eure Familien nach euch erkundigen, dann können wir sagen: "Er war hier."
Im Moment werden Migranten in Chiapas und Oaxaca beschützt.
Problematisch ist es auf dem Weg von hier nach Veracruz.
Das ist die schlimmste Gegend.
In Veracruz findet ein Drittel aller Entführungen statt.
Wenn ich sage, Migranten werden kommerzialisiert und verkauft,
dann meine ich, dass sie nicht als Menschen,
sondern als Ware angesehen werden.
Wir leben in einer Welt, in der Menschen nichts wert sind.
Jeder hat einen Preis und kann entführt werden.
Der Unterschied zwischen ihnen und uns ist,
dass keiner nach ihnen suchen und sich beschweren wird.
Ich gehe weiter nach Medias Aguas, Veracruz und dann nach Tierra Blanca.
Ich bin auf dem Weg nach Kalifornien.
Ich habe meine Mutter noch nie gesehen.
Sie lebt in den USA.
Ich gehe nach San Antonio.
Es ist schwieriger und Richtung Norden, nach San Antonio, auch gefährlicher.
Das Problem liegt nicht so sehr in Arriaga,
sondern auf der Strecke von hier nach Medias Aguas und Tierra Blanca.
Diese Gegend ist am schwierigsten zu durchqueren.
Wenn sie hier ankommen, dann trennen sich ihre Wege.
Manche nehmen die Küste, manche Oaxaca, die Berge oder Veracruz.
Es gibt viele Strecken, viele Wege in die USA.
Ich dachte, ich würde mein Land nie verlassen.
Ich denke, es lohnt sich, weil wir damit unseren Familien helfen können.
Mexiko ist ein gutes Land und die USA auch.
Es bietet viele Möglichkeiten.
Ich denke, wir sind jetzt 400 oder 300.
Wie viele werden es wohl schaffen?
Ich wünschte, alle würden es schaffen.
Aber ich denke, von den 400,
so Gott will, werden es vielleicht nur 120 schaffen.