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[Grenzen überwinden]
Vielen Dank.
Ich liebe euch alle.
Danke.
(Beifall)
Ich komme aus dem Sudan.
Hinter mir sehen Sie
die typischen Bilder, die man durch Google findet.
Sie geben "Sudan" ein und finden diese Art Bilder.
So wird der Sudan durch die Medien wahrgenommen.
Das ist der Sudan, den ich voranbringe.
Die aktiven Gemeinschaften mit Intellekt.
Menschen, die zusammenkommen,
um die Situation von Ausgangspunkt A nach Punkt B zu bringen.
Im Sudan gibt es viele Grenzen,
die wir sobald wie möglich überwinden sollten.
Um einfach dahin zu gelangen, wo die Zukunft hinführt.
Wir haben Grenzen bei der Bildung.
Wir haben eine hohe Analphabetenrate.
Wir haben ein Problem beim Zugang zu Informationen.
Wir haben ein Problem mit Sprachen.
Im Sudan werden mehr als 70 Sprachen gesprochen.
Ich meine das ernst!
70 Sprachen, von den Dialekten ganz zu schweigen.
Arabisch ist zufällig die vorherrschende
und die offizielle Sprache im Sudan.
Die Menschen kommunizieren also auf Arabisch,
sogar im Süd-Sudan, dem neu gegründeten Staat.
Dort gibt es eine Version des Arabischen, das Dschuba-Arabisch.
Die südlichen Stämme kommunizieren in dieser Sprache untereinander,
dem Dschuba-Arabisch.
Ich selbst bin in der Bildung tätig.
Ich engagiere mich sehr für Bildung
und ich weiß, wie wichtig das
für die Entwicklung jeder Nation ist
und wie entscheidend es ist, die Bildung
in den Mittelpunkt von Entwicklung zu stellen.
2009 war ich in Südkorea
und ja, das ist Koreanisch, Chungbuk Daehakgyo.
Ich habe dort in Informatik promoviert.
Wir lebten eine Art Kultur des Teilens
von allem, was uns in die Hände fiel.
Ich schicke einem Freund ein Video
und der schickt mir einen Link und so weiter.
Und eines Tages ...
Unser Schwerpunkt war Datengewinnung
und fachübergreifende Forschung und ähnliches.
Eines Tages schickte mir Ibrahim Musa,
der damals in Südkorea seinen Master machte,
einen Link zu diesem Vortrag.
Damals lag er auf YouTube.
"Wie Statistik Geschworene in die Irre führt."
Das war für mich so interessant.
Ich bin in der Forschung,
Ich mache viele Präsentationen.
Sie wissen, wie akademische Präsentationen aussehen.
Die sind so öde!
Stimmt's? Die sind langweilig.
(Lachen)
Aber jetzt war da etwas über Statistik
mit einem erzählenden Element.
Das war für mich so interessant!
Meine Forscherneuronen waren –
(Explosionsgeräusch)
Ich musste wissen, woher dieses Video stammte.
Ich besuchte also TED.com, die Webseite.
Einer der Links führte zu den Übersetzungen,
zum Open Translation Project.
Durch das Video
kam ich zur inneren Überzeugung,
dass ich dieses Video und diesen Inhalt teilen sollte.
Mit meinen Freunden,
meinem Forscherteam,
meinen Kollegen, meinen Freunden,
meinen Brüdern, meinen Schwestern,
meiner Nation.
Wie kann ich das machen?
Und dann fand ich das Open Translation Project,
durch das ich die Untertitel benutzen, sie ins Arabische übersetzen
und sie kostenlos an meine Freunde weitergeben kann – als Geschenk
für meine Tochter, als Versicherung für ihre Zukunft,
als Dank an den Redner oder die Rednerin
für ihren kostenlosen Vortrag.
Seit Juni 2009
befinde ich mich auf einer wunderbaren Reise,
bei der ich tief
in alle Arten von Wissenschaft eintauche.
Vom Weltraum in die Tiefsee,
vom Kindergarten zum Universitätslehrstuhl.
Alle Arten von Geschichten.
Es war wunderbar.
Es ist und wird als wunderbare Geschichte weitergehen.
Ich habe faszinierende Menschen getroffen,
erstaunliche Menschen, außergewöhnliche Menschen –
durch dieses Open Translation Project.
Es gab hier und dort verschiedene Workshops.
Wir diskutieren, was wir verbessern können,
wie wir das Projekt von hier
auf eine andere Ebene bringen können.
Wir haben uns ein paar Mal getroffen.
Zweimal in den USA, zweimal in Großbritannien.
Und auf Facebook sind wir immer zusammen.
Ja.
Ja.
Ich bin einer der aktivsten ehrenamtlichen Übersetzer bei TED.
Und ja, ich habe mehr als zwei Jahre an Arbeitsstunden damit verbracht.
(Beifall)
Ich mache das,
weil es von Natur aus ein Überwinden der Grenzen ist.
Wir überwinden die Grenze der Sprache,
die Grenze der Ideen,
die Grenze der Nationalität,
die Grenze der Religionen.
Egal, welche Grenze es sein mag.
Zwei Jahre an Arbeitsstunden.
Ehrlich gesagt habe ich die nicht gezählt.
Eine Freundin hat es ausgerechnet.
(Lachen)
Sie sagte: "Okay, du hast zwei Arbeitsjahre mit dem Übersetzen von TEDTalks verbracht."
Ich sagte: "Okay, das war es wert."
Aber es ging nicht nur darum.
Es ging nicht nur ums Übersetzen und Grenzen überwinden.
Es geht noch um mehr.
Ich übersetzte den Vortrag von JD Schramm.
Er sprach über die Vermeidung von zweiten Selbstmordversuchen.
Der Vortrag ist wirklich toll.
Die Idee Leben zu retten.
Du versuchst dich umzubringen und wirst gerettet.
Du wirst es wieder tun.
Wie man das vermeidet, ist ein wirklich guter Gedanke, stimmt's?
Dann fuhr ich zur TEDActive-Konferenz.
Dort sah ich ihn auf der Bühne reden.
Live. So wie ich jetzt vor Ihnen.
Und während er sprach, sagte er:
"Ich und mein Ehemann waren –"
Ich sah meinen Freund, auch ein Übersetzer, an und sagte:
"Hat er "mein Ehemann" gesagt?"
(Lachen)
Er sagte: "Ja."
"Er ist schwul."
In diesem Moment befand ich mich in einem emotionalen Konflikt.
Denn durch die Erziehung in meiner Gesellschaft,
als Moslem, aufgewachsen und erzogen im Sudan,
wusste ich, dass es Schwule gab, ich wusste, es gibt Homosexualität.
Aber das war das erste Mal,
dass ich jemanden offen sagen sah: "Ich bin schwul,"
und "mein Ehemann."
Und ich war daran beteiligt, weil ich seinen TEDTalk übersetzt hatte.
(Lachen)
(Beifall)
Ich befand mich für eine Weile in einem Konflikt.
Es ging nicht um die Überwindung von Sprachgrenzen.
Es ging nun um die Überwindung meiner inneren Grenzen.
Meiner Ansichten ...
Meiner kulturellen Erziehung ...
Sollte ich das meinen Freunden erzählen?
Sollte ich das mit denen teilen, die die Vorträge
in der arabisch sprechenden Welt ansahen?
Die arabische Sprache wird von 300 Millionen Menschen gesprochen.
TED feierte gerade den 1-Milliardsten Klick auf einen TEDTalk.
Ein großer Teil davon
kam aus den arabisch sprechenden Ländern.
Darauf bin ich so stolz.
Aber sollte ich das mit meiner Gemeinschaft teilen?
Das hier hat noch eine andere Dimension.
Es geht nicht um Atheist sein
oder jüdisch oder Christ.
Ich habe Vorträge von allen möglichen Rednern übersetzt.
Es geht ums Schwulsein in meiner Kultur,
wie meine Kultur dieses spezifische Detail wahrnimmt.
Da gilt es eine Grenze zu überwinden.
Stimmt's?
Der Vortrag, den ich übersetzt hatte, ist immer noch derselbe.
Die Idee, die ich übersetzt hatte, ist immer noch dieselbe.
Das Einzige, was sich geändert hatte, war meine Wahrnehmung.
Richtig?
Richtig?
Also was soll's?
(Lachen)
Was soll's?
Was soll's?
Ich musste meine eigene innere Grenze überwinden.
Ich musste das mit meiner Gemeinschaft teilen.
Mit jedem.
Meine innere Grenzen überwinden.
Die Idee war immer noch dieselbe.
Die Lehre daraus?
Welche Lehre habe ich aus dieser Erfahrung gezogen?
Es geht nicht darum, wie viele Übersetzungen ich veröffentlicht habe,
es geht eher darum, was ich als das Wesentliche meiner Arbeit verstehe.
Und das Wesentliche meiner Arbeit?
Ich übersetze Ideen.
Ich verbreite Wissen.
Ich personifiziere das nicht.
Ich habe meine innere Grenze also überwunden.
Ich habe meine innere Grenze überwunden.
Würden Sie das tun?
Und Sie?
Und Sie?
Und Sie?
Danke.
(Beifall)