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»Durch die Seiten von beliebten Opern«
Kameraden, seht Euch bitte dieses Fernsehspektakel an: die Oper von Eduard Frantzevich Nápravník, »Dubrowsky.«
Aus der Serie »Durch die Seiten von beliebten Opern«
Libretto von Modest Tschaikowsky, nach einem Roman von Puschkin
Personen der Handlung und Darsteller:
Andrey Dubrowsky- Verdienster Künstler der Republik Georgy Dudarev
Wladimir, sein Sohn - Verdienter Künstler der UdSSR Sergei Jakowlewitsch Lemeshev
Kyrill Petrowitsch Trojekuroff - Verdienter Künstler der UdSSR Alexei Iwanow Petrowitsch
Mascha, seine Tochter - Vera Kudriavtseva
Fürst Werejsky - Pawel Mokeev
Capitain der Gensdarmrie - Michael Turemnih
Gutachter - Wladimir Popow
Desforges, Franzose - Verdienter Künstler der Republik Nikolai Timtschenko
Schabaschkin, Sekretär- Roman Krasnoiurchenko
Jegorowna, Pflegerin - Anna Vasilleva
Archipp, Dubrowsky's Leibeigener - Jewgeni Korneew
Grischa, Dubrowsky's Leibeigener - Ivan Zorin
Anton, Dubrowsky's Leibeigener - Leonid Boldin
Tanya, Mascha Trojekurow's Zofe - Ruslana Oreschkina
Chor und Orchester von Stanislawski und Nemirovich-Danchenko Moskauer Akademisches Musiktheater
Dirigent - Peter Slavinsky
Chorleiter - Verdienter Meister der schönen Künste Alexandr Stepanov
Regisseur - Vitaly Golovin
Maler - Wladimir Vahromeev
Konzertmeister - Eugenia Koritova
Balletmeisterin - Ludmila Yudina
»Ich, deine alte Wärterin, wage es, dir über die Gesundheit deines Vaters zu berichten.
Es geht ihm sehr schlecht. Komme schneller zu uns, mein lieber Falke.
Man sagt, das Landgericht schickt zu uns seine Beamten, um uns dem Trojekuroff zu übergeben
Ich verbleibe deine treue Magd Arina Jegorowna Busyrojowa.«
»...über die Gesundheit deines Vaters.«
»Es geht ihm sehr schlecht.«
»...dem Trojekuroff zu übergeben.«
»...Magd Busyrojowa.«
Wladimir Dubrowsky las diese wenig verständlichen Zeilen einigemal hintereinander mit ungewöhnlicher Erregung.
Der Gedanke an die Möglichkeit, den Vater zu verlieren, zerfleischte ihm schmerzhaft das Herz.
Am gleichen Tage fing er an, sich um einen Urlaub zu bemühen,
und saß schon nach zwei Tagen im Postwagen.
Von der Station zum Kistenjowka der alte Kutscher Anton fuhr ihn auf Dorfwegen,
und unterwegs entspann sich zwischen ihnen folgendes Zwiegespräch:
»Sag mir bitte, Anton,
was hat mein Vater mit dem Trojekuroff?«
»Das weiß Gott allein, Väterchen Wladimir Andrejewitsch.
Unser Herr hat sich mit Kirila Petrowitsch irgendwie nicht vertragen können,
und jener verklagte ihn bei Gericht,
obwohl er meistens selbst sein eigener Richter ist.«
»Dieser Kirila Petrowitsch macht also hier bei euch alles, was er will?«
»Gewiß, Herr.«
Nach zehn Minuten fuhr er schon in den Gutshof ein.
(Andrej Dubrowsky) So ist es doch kein Traum!
Der gütige Gott vergönnt
mir wieder dich zu
schauen,
Wolodia!
mein Sohn!
Ja,
sieh, alt bin ich
und Tränen fliessen vor Freuden mir...
nicht glaubt ich
reckt zu sehen...
(Iegorowna) Doch Herr, Ihr werdet müde sein!
Fürwahr Andrej Gawrilowitsch,
pfleget jetzt der Ruhe!
Ihr sehet gar so bleich, das ängstet mich!
Lass nur!
jetzt hab zu ruhen ich nicht Zeit.
Sehr wichtig hab' zu sprechen ich mit meinem Sohn!
Geh! Troll Dich!
stör' uns nicht!
So geh!
Sieh!
Was mich brach, war weder Krankheit,
mein Sohn,
noch Alters
schwere Last
den Geist mir und den Leib zerstörte
der Menschen schändlicher Verrath!
Wladimir!
Man hat mich entehret!
Dich?!
Wer vermass sich solcher That!
Schnell, seinen Namen nenne mir,
Dich zu rächen!
Ja!
mich entehrte ein Freund ältester Zeiten und weshalb?
weil ich im eklen Staub nicht kriechen
kann vor einem Narren!
Wer ist der Schurke?
Trojekuroff!
Kyrill Petrowitsch?
Ja!
Er selbst!
Ich traue meiner Ohren kaum!
Wer hätt' es jemals glauben mögen,
dass unsrer Freundschaft droh' Gefahr!
Wir wollten in einander
legen
der Kinder Hände am Altar...
Wir hofften, dass der Bund der Alten
durch Euch sich herrlich
möcht entfalten
und dass im Lenze
zaubrisch quellender Saft
dem alten Stamm gäb'
neue Kraft!
Doch hör!
Voll Bosheit
eines Tages verhöhnte mich sein Hundeknecht.
Ich glaubte, dass nach altem Brauch
er den Leibeignen für die Frechheit mir gäb' in meine Hand!
Dass er mein würdig Haupt nicht liess entehren!
Da ich ihm völlig ebenbürtig,
da ich kein Narr—
ein Edelmann!
Doch er, umgeben von Schmarotzern
und von leibeigner Sklavenschaar,
verhöhnte mich in wüstem Lachen.
Und warum?
Weil ich nicht reich, wie er!
Der freche Hohn bracht mich in Wuth!
Nicht duld' ich Spott, oh meiner Ehre,
und hab verfochten stets mein Recht!
Doch Trojekuroff,
Rache brütend,
erdachte
teuflisch bösen Plan!
Zu rauben all mein Gut,
das Gott von Alters her einst meinem Vätern vererbt.
Bestochne Richter kamen
und machten bübischen Prozess,
die Leute mir, mein Gut
zu rauben,
und auch Dein Erbschaftsrecht, mein Sohn.
Das warf mich hin!
Die Kräfte schwanden
in solchem Kampfe
und Du siehst, ich gleiche
dem getroffnen Hirsch
der wankt zur letzten Ruhestätte.
Mein Sohn!
Mein Sohn! Du musst es mir versprechen,
zu züchtgen schändlichen Verrath!
An meinem Feinde mich zu rächen,
der mir meiner Ehre heiligen Schild besudelt hat!
Bestraf die Tücke und Gemeinheit.
Gott leite Dich zu rechtem Thun,
Schaff meiner Ehre
Sühn' und Reinheit,
Lass mich gerächt
im Grabe ruh'n!
Mein Vater, Dir will ich versprechen, - Mein Sohn, Du musst es mir versprechen,
zu züchtgen schändlichen Verrath. - zu züchtgen schändlichen Verrath,
An Deinem Feinde Dich zu rächen, - An meinem Feinde mich zu rächen,
der Deine Ehr' besudelt hat. - der meine Ehr' besudelt hat.
Ich strafe Tücke und Gemeinheit, - Bestrafe Tücke und Gemeinheit,
Gott leite mich zu rechtem Thun! - Gott leite Dich zu rechtem Thun.
Der Ehre schaff ich Sühn' und Reinheit, - Schaff Deiner Ehre Sühn' und Reinheit,
Du sollst gerächet im - lass mich gerächet im
Grabe - Grabe
ruhn! - ruhn!
Nun ist's geschehn...
Ich bin ermüdet,
Lieber!
Ich möchte ruhen nun...
Lass mich allein.
Und halt' in Ehren Deine sel'ge Mutter.
Ich hätte selbst Dich hingeführt,
doch leider,
mir fehlt die Kraft.
O mein Sohn!
So lässt Du nicht mein graues Haupt beschimpfen?
nein?
nicht wahr?
O Väterchen!
Von nun an hab' ich einen Gedanken nur, ein Endziel meines Lebens.
Deinem Gemüth
zu schaffen Fried' und Ruh!
Ja, das versprichst Du?
(Archipp) Jegorowna!
Wo bist du?
Jegorowna!
Was giebt's?
Der General kommt eben an!
Wie? Er! Er! Ach, er fährt
wohl vorüber...
Nein, nein, er kommt zu uns!
Der arme Herr!
Man darf ihn nicht erregen!
(Grischa) Archipp! Trojekuroff kommt!
Was brüllst du so?
Wir wissen's, schweig doch...
Weckt den Herrn nicht auf...
Erwache!
Väterchen, es nahet
ein unverhoffter Gast.
Was? Wer?
Ach Herr, nicht wag' ich es zu sagen...
Die Richter?!
Nun, so sprich doch endlich...
Nein, Väterchen...
(Trojekuroff) Andrej, ich grüss Dich!
Höre, grolle nicht!
Nicht als dein Feind,
als Freund bin ich gekommen,
Vernimm denn,
der Prozess ist nun zu End!
Rechtlich ward zuerkannt mir Kistenewka.
O Gott im Himmel! schütz uns, sei uns gnädig!
Nach dem Gesetz bin hier nun ich der Herr!
O Gott im Himmel! schütz uns, sei uns gnädig!
Du siehst nun,
Alter,
wahr hab ich gesprochen,
dass ich allmächtig hier,
Und dass zum Kampf
mit mir Dir doch die Kraft nicht würde reichen...
Du unterlagst!
Doch meinen Zorn meisternd,
will ich von meinem Recht mich nicht benutzen und von dem Richterspruch,
Doch nütz' die Lehr!
Sonst wahrlich Böses lag mir nicht im Sinne.
Ich komme selbst zu Dir,
schenk Dir dein Eigenthum zurück...
Ich will verzichten,
hörst Du?
Vor Allen laut ich's wiederhole...
Ich schenk Dir zurück dein Eigenthum...
Wie? Bist Du stumm?
oder gar taub?
so sprich doch!
Soll ich Verzeihung gar erflehn?
Auch das!
Nun, ich bin Schuld!
Verzeihe mir, Andrej...
Und sein wir nun die alten Freunde wieder.
Nein!
Nein!
Nimmer mehr!
Jetzt verräthst Du dich!
Ich sehe, dass ich viel zu milde strafte!
So jag' ich Dich davon, von Haus und Hof,
wenn Du nicht bittend nahst
auf deinen Knieen.
Fort,
fort
von hinnen!
Er stirbt uns!
Väterchen!
Andrej Gawrilitsch!
Vergieb uns unsre Schuld,
o gnäd'ger Gott!
Gefährten
lassen wir so frech den Herrn beschimpfen!
Voran!
Werft nieder ihn!
Verjagt ihn! Fort!
Zurück!
Vergesst Ihr,
dass Ihr seit heute mir leibeigen?
Gut denn!
Gut, ich geh'!
doch wartet, Ihr sollt es bald recht gründlich fühlen, wer Ihr seid!
Platz Gesindel!
Was ist geschehen, Leute?
(Grischa, Anton und Archipp) Trojekuroff war hier
und hatte Streit mit deinem Vater!
Denk, das Gericht erkennt ihm
Kistenewka und uns Leibeigne auch...
Was that Vater?
Dein Vater bäumte sich in wildem Zorne
und stürzt dann nieder.
Eilt, o Herr, unser Vater stirbt uns...
Gott im Himmel!
so bestraf mich nicht!
Soeben ist
Andrej Gawrilowitsch,
mein Vater, sanft in Gott
entschlafen...
Nun betet für sein Heil!
Die Beerdigung fand am dritten Tage statt.
Der Besuch Trojekurows und der Empfang, der ihm zuteil geworden war,
waren schon in der ganzen Nachbarschaft bekannt geworden,
und die Dorfpolitiker prophezeiten die ernstesten Folgen.
Was auch kommen mag,
es wär' schade, wenn wir nicht Wladimir Andrejewitsch zum Herrn bekämen.
Denn er ist ein trefflicher junger Mann, das muß ich sagen.
Wer soll denn unser Herr sein, wenn nicht er?
Kirila Petrowitsch regt sich vergebens auf.
Viel zu stolz ist dieser Kirila Petrowitsch!
Es ist alles eitel!
Auch dem Kirila Petrowitsch wird man einst die ewige Ruhe singen,
wie heute Andrej Gawrilowitsch.
Höchstens wird die Beerdigung prunkvoller sein
und man wird auch mehr Gäste zusammenrufen,
aber vor Gott ist das ganz gleich.
(Gerichtsperson) Nun, weshalb brüllt Ihr so?
Ihr dummen Tölpel, Ihr!
Ward Euch befohlen nicht, fort hier zu gehn!
(Schabaschkin) Noch einmal lies zur Warnung den Gerichts befehl.
Wohl!
Ja, das kann ich thun!
Nun denn höret!
Gebt Acht! Also so vernehmet denn
noch mals den Befehl!
»Laut Entscheidung unsres hohen Kreisgerichts
zugehört Kistenewka und alle
Leibeigne Ihr von heute
dem General und Edlen
Kyrill Petrowitsch Trojekuroff!«
Wisst Ihr's nun, Tölpel?
Ja, noch eins: als Stellvertreter des Gerichts
steht hier Herr Schabaschkin!
Ja, noch eins: als Stellvertreter des Gerichts steht hier Herr Schabaschkin!
Wisst Ihr's nun?
Darum seid gehorsam stets
seinen Befehlen...
Und namentlich Ihr, Weiber!
Thut Alles zu Lieb ihm, was er begehrt.
O, er versteht
sich auf die Liebe!
Spassvogel Du!
Ha, ha, ha!
Du sagst's...
O, er versteht
sich auf die Liebe
Ach Du!
»Komm, mein Käthchen, lass dich küssen,
Verwerfliche! Verächtliche! - (Schabaschkin) schenk Dir diesen Ring!
lass uns schwelgen in Genüssen,
Verworfene! Betrunkene! - (Schabaschkin) bis Tag und Nacht verging!
(Schabaschkin) Komm, mein Käthchen...«
Verwerfliche!
Verächtliche!
Verdorbene!
Betrunkene! - Verworfene!
Betrunkene!
Verdorbene!
Verächtliche!
Verwerfliche!
Wer wagt es hier zu opponirn?
Halt's Maul!
wer muckst?!
S'ist Rebellion!
S'ist Rebellion!
Verwerfliche!
Verächtliche!
Verdorbene!
Verworfene!
Ergreifet sie!
erschlaget sie!
Nur frisch drauf los!
Vernichtet sie!
Schlagt
sie
todt!
(Wladimir) Ihr Thoren!
Besinnet Euch!
So haltet inne!
Stehet
Brüder!
Schämt Euch!
Lass uns hinein, wir strafen sie!
Zurück, sag' ich,
zurück!
Wollt Ihr auch gegen mich
die Hände gar erheben?
Nein, niemals!
Herr! für Dich
wird Jeder sterben gern.
Befiehl!
Wir gehn für Dich in's Wasser
und durch's Feuer!
So hört auf meinen Rath!
Und geht stille nach Haus!
Verderbet nicht Euch selbst
und mir
unsere Sache!
Und glaubet mir, ich dulde
Euch zu kränken nicht...
Jedoch zur Strafe ist
die Zeit noch nicht gekommen!
Nun, also kommt
nach Hause...
Was Du befiehlst,
gescheh'!
So geht also nach Haus
in Frieden und in Ruh!
Leb' wohl,
Du lieber Herr,
leb' wohl,
leb' wohl,
Gott schütze Dich!
So ist alles nun aus...
Den Vater ohn Erbarmen
mit rauher Hand raubt mir der Tod...
Mit rauher Hand von Haus und Hof stösst man mich Armen,
und jetzt umgähnt mich bittre Noth!
Das theure Grab
der Eltern muss ich lassen,
Mein Haus, die Wiege goldner Jugendzeit,
und schleppen nun durch
fremde Gassen
mein unverschuldet herbes Leid!
Nur Du bist mir geblieben!
Mutter!
Mutter!
O könnt ich vergessen, Du Reine,
wie einstens, fest an Dich geschmiegt.
Vergessen das irdisch Gemeine,
in selige Träume gewiegt!
Nun lieg ich in Sorgen und ***,
mich fliehet erquickender Schlummer
und nirgends ein liebender Blick!
Wer giebt mir den Frieden der Kindheit zurück?!
O leih' eines Engels Gefieder,
Verklärte im himmlischen
Schein!
Und schwebe zu mir
hernieder, mir
Schutz und
Segen zu verleihn!
Mir Segen zu verleihn,
mir Segen zu verleihn,
mir Schutz
zu leihn!
(Schabaschkin) So trinkt,
trinket, trinkt u. singt
und lasst
uns tanzen!
(Schabaschkin, Gerichtsperson und Beamter) »In dem Gärtchen ist ein Hüttchen,
vor dem Hüttchen ist ein Thor,
vor dem Hüttchen in dem Gärtchen ist
ein Gitter davor!
Und ich warte vor dem Thore auf die Herzliebste mein,
doch sie lässt mich nicht durchs Gitter in ihr Hüttchen hinein!«
Schon wieder sie!
Und grade dort,
wo mir mein Vater starb;
wo alles mich
an meine Mutter fromm gemahnt!
Nein!
Nein!
Es sei endlich ein End gemacht!
Reif ist die Saat!
Der Schnitter naht!
»Endlich öffnet sich das Thor
und mein Mädchen tritt hervor!
aus dem Thore, aus dem Gitter
tritt mein Mädchen hervor!«
Verfluchet seid!
Warum hielt ich die Leute auf,
in Stücke sie zu reissen?
Wie?
Besudeln
meine selgen Eltern?
Nein!
O nein!
fahre hin Geduld und Langmuth!
Wie? leg' Feuer ich an?
Nicht doch!
Unsinniger!
Fort...
furchtbarer Schreckenswahn!
Sei ruhig, Seele!
sei ruhig, Seele,
und trage die Leiden
ohne Klagen!
Ja,
Morgen roth scheucht Nacht gedanken...
Und Schlaf find ich vielleicht.
Nein, ich vermag's nicht, hinein zu gehn...
Wo starb mein theurer Vater,
lärmt jetzt wüstes Trinkgelag!
Wer dort?
Was wollt Ihr hier?
(Anton) Wir wollten sehen, ob sie All im Hause!
Jedoch wozu das Beil?
(Grischa) Wehrlos kann man nicht sein.
Wer kann den falschen Hunden traun!
Wer da?
Archipp ist's, der Schmied.
Was liegt Ihr nicht und schlafet?
Schlafen? Ha!
Was soll uns Schlaf!
Ihr trankt wohl?
Trinken!..
Nein!
bei Gott nicht, Herr! Zum Trinken ist uns heute zu Muthe nicht...
Ach!
Was sollt Wein uns jetzt,
wo schurk'sche Rechtsverdreher uns bedrücken,
vom angestamten Erb' den Herrn verjagen,
im Uebermuth
ihn schänden und beschimpfen.
Wo heut der Sarg noch stand...
O Schande!
Schande dem Sohn! Sie sind empört,
und ich,
ich schwank' und zaudre noch.
So will es al'so Gott!
Wir woll'n sie allesamt vertilgen...
Nein!
Menschenleben will ich nicht gefährden!
Doch, wenn die Hand Ihr reichen wollt zur Rache,
so thut, was ich befehl!
Bereit sind wir zu folgen Dir in's Wasser und in's Feuer!
Wo ist Jegorowna?
Im Erkerzimmer.
So wecke sie und bringe sie hierher...
Und was von unsern L'euten drin noch ist im Haus,
gieb Acht, dass mir von uns kein Einz' ger fehle!
Und Du schaff Stroh genug zur Stelle,
und Heu auch
und leg' es an die Treppe...
Leise!
Leise!
und sprecht kein Wort,
damit Ihr sie nicht weckt,
Doch den Beamten öffne jene Thür!
Ich wär' ein Narr! Ich schliess erst recht sie ein!
O Himmel! sag, was geht hier vor?
Sei still!
Sind alle
Alle hier?
Ja, Alle, Herr!
Und hast die Thüren Du geöffnet?
Ja wohl.
So brennet an!
O Gott!
O Gott
im Himmel!
Sag, was beginnst Du?
Rache!
Rache!
Fahrt wohl, der Heimath traute Plätze!
Mein Dach ist nun das
Himmelszelt!
Ich spreng' die Fesseln
der Gesetze,
frei zieh ich hinaus in die freie Welt!
Ich spreng' die Fesseln
der Gesetze,
frei zieh ich hinaus in die freie
weite Welt!
Lebt wohl, Ihr Lieben!
Ich zieh jetzt meinen Weg,
wohin es Gott gefällt.
Bleib unser Herr, wir folgen Dir!
Wir folgen Dir treu in den Tod!
(Schabaschkin, Gerichtsperson und Beamter) Rettet, rettet, helfet, rettet!
Bald
daraus gaben andere Gerüchte der Neugier und dem Gerede neuen Stoff.
Eine Räuberbande war aufgetaucht,
die in der ganzen Umgegend Schrecken verbreitete.
Die von den Behörden ergriffenen Maßregeln
erwiesen sich als
ungenügend.
Weder auf den Landstraßen,
noch in den Dörfern war man sicher.
Räuber fuhren am hellichten Tage
in einigen Troikas im ganzen Gouvernement herum,
raubten die Herrenhäuser aus
und steckten sie in Brand.
Der Anführer der Bande
zeichnete sich durch Klugheit,
Kühnheit
und sogar eine eigentümliche
Großmut aus.
Man erzählte sich von ihm Wunderdinge.
Dubrowskijs Name war in aller Munde.
Man wunderte sich nur über einen Umstand:
Trojekurows Besitz blieb verschont;
die Räuber hatten keine seiner Scheunen geplündert
und keine seiner Fuhren angehalten.
(Mascha Trojekurow) Wohin verirrt ich mich...
Will weiter nun nicht gehn...
Wie herrlich ist es hier!
Wie üppig wunderschön!
Geheimnissvoll umweht
mich Gottes heil'ger Odem...
Schwellendem Moos entsteigt...
Süss duftend würz'ger Brodem,
der Wind heimlich umkost
das Laub mit lindem Hauch...
Ein Zauber
mich umfängt
und doch ein Grauen auch!
Sonnige Matten,
zitternder Schatten,
Rings um mich her
flüsternde Mär'!
Wachendes Träumniss,
schlumernd Geheimniss
Göttlicher Macht!
Wunder und Pracht.
Ird'schem entrücket,
himmlisch verzücket,
schlürft meine Brust...
selige ***.
Ird'schem entrücket,
himmlisch verzücket...
Schlürft
meine Brust,
selige ***...
Schlürft meine Brust,
selige
***...
(Tanja) Marja Kirilowna!
Fräulein, wo sind Sie?
Hier ist sie ja!
Hierher!
Hier ist das Fräulein!
So kommet doch!
Wo haben Sie sich verstecket?
Kaum, dass wir Sie noch entdecket!
Stiess Ihnen gar etwas zu?
Nein!
pflegte hier nur der Ruh,
fühlte der Erd mich entrücket,
selig
in Träumen verzücket!
Wohl eine Ohnmacht?
O nein!
Gab Euch doch Antwort waldein!
Nichts drang zu unseren Ohren,
glaubten schon, Ihr gingt verloren!
Wie könnte das hier geschehn!
Und Euer Fund?
Sollen sehn, welch eine Fülle!
Näher, Ihr Leute!
und zeigt unsre Beute!
Hier sind Steinpilze, bräunlich und gut, - Pfefferling mit dem gelben Hute, - Hier Röthlinge, hier sind Röthlinge!
hier sind Gelchen, mit gelbem Hut... - hier sind Reizker mit rothem Hut... - Schmerlinge mit dem grauen Hute...
O rettet Euch, fliehet! Dubrowsky!
Dubrowsky!
Beruhigt Euch!
Ich habe nur gescherzet!
Ei Tanja,
Tanja...
sage mir,
wozu Du mich an ihn gemahnt?
Wo sel'ge Ruh
beglückend mich umfing!
Sie dürfen, Fräulein, ihn wahrlich
fürchtennicht...
Denn, wie man sagt—
Ich fürcht ihn nicht.
Sag, schlanke, bleiche Birke mein,
Im dunkeln Haine, im dunkeln Hain, - Im dunkeln Haine,
sag, warum weinest Du
bittre Thränen in's
grüne Gras, sag Birke mein!
Er thät uns wahrlich nichts zu Leide,
den Schwachen ist er Freund,
nicht Feind!
Sein Name bringt mir keine Freude,
manch' bittre Thrän' hab ich geweint.
Ei, sieh doch, dort sind - (Mädchen) Sag, schlankes,
schmucke, Dirnen.
Halt stille Dich...
sie hören fein!
O heil'ge heil'ge Mutter Gottes!
Das muss das gnädge Fräulein sein! - (Mädchen) wo ist der Liebste,
Wer?
Trojekuroff's Töchterlein. - (Mädchen) der Liebster Dein?
Verzeihn Sie, Fräulein, mir,
nicht ahnt ich, dass solches Sie bewegen könnt. - (Mädchen) Sag, warum weinest Du
Ach Tanja, - (Mädchen) bittre Thränen in's
glaube, sein Bedrängniss ist - grüne
meinem Herzen schwerster Bann! - Gras!
Dem Feinde naht jetst das Verhängniss! - (Mädchen) Sag, Mägdelein!
Geschwind! Sag unsern Brüdern an, - (Mädchen) Ach!
dass in der Nähe
sie verweilen.
Ich pfeife, wenn es Zeit.
Schnell fort!
O wenn ich ihn doch einstens fände!
Glaub,
Tanja,
Angst ich nicht empfände,
nein!
wie
zum Freunde spräche ich,
zum Bruder,
voll Reu herzinniglich,
dass ich tief im Herzen ihn beklage,
dass ich ihn nicht verdammen kann,
da tiefe Schmach ihm angethan...
dass ich mein Leben freudig wage
zu sühnen
meines Vaters Schuld!
dass ich in brünstigem Gebete
vor Gottes Mutter täglich trete,
Es mög' ihn schützen vor Verdammniss ihre Huld!
Ich brächt so gerne ihm Befreiung
und rühren würd ihn die Verzeihung.
Er fände neuen Lebensmuth
und würde wieder
rein
und gut!
Was hör ich,
o güt'ger Himmel!
Geschah, was ich befohlen?
Ja!
doch wo sind
die Jüngferlein?
O weh!
Sie sind entflohn!
Ich schaff sie wieder!
Nein! Archipp, nein, lass nur!
Und höre! Verrath hiervon kein Sterbenswörtchen!
Verstanden?
Sprachest Du davon?
Nein! nur hab ich bestellt, was Du befahlst!
Das hast Du gut gemacht!
Ich traf die Bande in tollem Uebermuth.
Es fiel soeben in ihre Hand
ein droll'ger Kauz!
Man führe ihn hierher!
Das sind zu tolle Sachen!
Ha, ha, ha, ha, ha, ha!
Man könnte todt sich lachen!
Ha, ha, ha, ha, ha, ha!
(Desforges) Schade!
Schade!
Ich...
Ich bin...
Ich bin ein armer Teufel...
Ja, ja, wirklich! - Ha, ha!
Ja, ja, wirklich! - Ha, ha!
Sie zu verpflichten,
messieurs,
messieurs les brigands,
Ich...
Ich überlasse Russland!
Ha, ha!
Ja, ja, wirklich! - Ha, ha!
Ja, ja, wirklich! - Ha, ha!
Aber...
Aber verschonen meines Lebens! - Ha, ha!
messieurs,
messieurs les brigands!
Das sind zu tolle Sachen!
Ha, ha, ha, ha, ha, ha!
Man könnte todt sich lachen!
Ha, ha, ha, ha, ha, ha!
Pitié!
Pitié!
Je...
Das sind zu tolle Sachen!
Ha, ha, ha, ha, ha, ha!
Still!
Seht,
der Herr ist da!
Lasst Euer Brüllen, Bande!
Man führ den Fremden vor!
Der Hauptmann will ihn sprechen.
Welch Spass fürwahr!
Zu närrisch!
Gefährten, höret mich!
Ich bitte Euch,
thut mir die Lieb
und Freundschaft,
führt den Fremden nun
ohn jede Kränkung aus dem Walde!
Er hat mir einen grossen Dienst erwiesen.
Zudem ist er verarmet, so wie wir
und würdig unsres Mitleids.
Er ist Lehrer,
und war zu Trojekuroff auf dem Weg.
Doch ich hab das verhütet...
Und er kehrt nun nach Haus zurück.
Ich gab ihm Geld dazu...
Doch wer ihm was zu Leide thut,
dem schwör ich ewige Feindschaft!
Sei beruhigt...
Herr! wir kränken ihn nicht.
So dank ich Euch!
Ich muss Euch, Brüder, einge Zeit verlassen.
Archipp begleitet mich.
Und Du,
Anton, vertrittst indessen
mich als Hauptmann hier so lang!...
Lebt wohl, Ihr Brüder!
Wenn Ihr nöthig mir seid,
so schicke ich nach Euch.
Lebt wohl denn,
Gefährten!
Und hütet Euch
zu kränken den Franzosen!
Leb, Hauptmann, wohl! Glück auf
den Weg! - Leb, Hauptmann,
Leb wohl denn, - wohl denn!
viel Glück auf den Weg!
Und kehret bald wieder!
Nun, so gehet denn...
Adieu, monsieur Desforges!
Adieu,
adieu!
mon bienfaiteur!
Welch ein Schatz!
Welch ein Schatz!
für alles in der Welt gäb'
ich dich nicht her!
Du sollst mich eiligst hingeleiten,
zum Paradies der Seligkeiten,
Wo glückverheissend,
fromm und mild
zum Sein erwacht mein
Traumgebild.
Du folgest mir!
Zu ihr!
Nachdem sich Dubrowskij auf diese Weise in den Besitz der Papiere des Franzosen gesetzt hatte,
meldete er sich ohne Bedenken bei Trojekurow.
»Komm mal her, Mascha.«
»Ja, Papa.«
»Sag' diesem Musje,
daß ich ihn nehmen will,
doch unter der Bedingung, daß er sich ja nicht untersteht, meinen Mädeln nachzustellen.«
»Papa...«
»Sonst werde ich ihn, den Hundesohn...«
»Papa...«
Mehr als ein Monat vergangen,
und kein Mensch ahnte,
daß der bescheidene junge Franzose
niemand anders sei als
der schreckliche Räuber.
Musikstunden
beschäftigten Marja Kirilowna.
Sie langweilte sich ohne Deforges;
in seiner Gegenwart beschäftigte sie sich unausgesetzt mit ihm,
wollte seine Meinung über alle Dinge hören
und stimmte mit ihm immer überein.
Vielleicht war sie noch nicht verliebt;
aber bei dem ersten zufälligen Hindernis
oder einem unerwarteten Schicksalsschlag
mußte das Feuer der Leidenschaft
in ihrem Herzen emporlodern.
[Singen in Französisch]
»Ne jamais la voir, ni l'entendre,
Ne jamais tout haut la nommer;
Mais, fidèle, toujours l'attendre,
Toujours, toujours l'aimer.
Ouvrir les bras et las d'attendre
sur le néant les refermer,
Mais d'un amour
toujours,
toujours plus tendre,
toujours,
toujours
l'aimer!«
Wie schade, Fürst,
Sie wolln uns schon verlassen!
(Fürst Werejsky) Die Sonne sinkt, ich muss nach Haus!
Noch viel zu früh, da wird nichts draus!
Hör, Mascha!
Der Fürst will sich empfehlen.
Solch holder Seraphsstimme,
dem süssesten Mund entquollen,
Müsst ich schuldgen
Dank wohl durch mein Bleiben zollen!
Doch, wer ist das?
Ein Franzos, Gesangesmeister,
der Lehrer Mariens,
ein Vielgereister!
Berühmt als Erster in der Welt!
Ja! er vollbringet wahre Wunder!
Zwar kostet er mich schweres Geld,
doch geb ich nichts auf diesen Plunder,
nur muss man's richtig wenden an...
Und sehr gebildet ist der Mann!
In Allem ist der Kerl zu Hause!
Und tapfer auch!
Um nach dem Schmause gestern mich etwas zu zerstreun,
Stiess ich ihn, der nichts Arges dachte
zum Bären in's Verliess hinein.
Das thaten Sie?
Schon öfters macht ich manchem Nachbarn solch Plaisir!
Doch ihn hat's keineswegs verdrossen,
Er schloss von innen fest die Thür,
verdarb mir so den gauzen Scherz,
Mit der Pistole kurz entschlossen schosser ihn mitten durch das Herz!
Solch kühner Muth Achtung erwecket!
Und hat der Bär ihn
nicht erschrecket? - Obwohl
Franzose
von Geblüt,
So hat er doch kein feig Gemüth!
Wer vornehm und von edlem Denken,
entwürdigt sich zur Posse nicht.
Ein freier Geist lässt sich nicht kränken,
sein Menschenrecht er stolz verficht!
(Dubrowsky) Es glühen anmuthsvoll die keuschen holden Wangen - (Trojekuroff) Als ob ihr Herze wär - (Fürst) Als ob ihr Herzchen wär
(Mascha) Als wär in hellen Flammen plötzlich aufgegangen - (Dubrowsky) in jungfräulicher erster Liebesgluth! - (Trojekuroff) umfangen - (Fürst) umfangen,
(Mascha) mein Herz, er füllt von - (Dubrowsky) Es glühen ihre keuschen Wangen - (Trojekuroff) von jungfräulicher - (Fürst) als ob ihr Herzchen wär umfangen von erster,
(Mascha) heilger Liebesgluth! - (Dubrowsky) in jungfräulicher erster Liebesgluth! - (Trojekuroff) erster Liebesgluth! - (Fürst) mächtiger jungfräulicher Liebesgluth!
Den Bären tödten ist Verdienst nicht,
gut schiessen keine Heldenthat.
(Dubrowsky) [für sich] Hätt er zu freien sie die Absicht? Sie wäre für den Geck zu Schad!
Hör, Mascha, singt dem Gast zu Ehren
noch ein
Duett, bevor er geht!
Der Fürst trägt dar nach kein Begehren.
Begehren, welch ein hartes Wort!
Als Sklav gehorchen möcht ich Ihnen,
als Priester
meiner Gött in dienen!
»Ne jamais la voir, ni l'entendre,
Ne jamais tout haut la nommer,
Mais, fidèle, toujours l'attendre,
Toujours, toujours l'aimer...
Ouvrir les bras et las d'attendre:
Sur le néant les refermer,
Mais encore toujours les lui tendre,
toujours,
toujours l'aimer...
Ah!
ne pouvoir que les lui tendre
Et dans les pleurs se consumer!
Mais ces pleurs, toujours les répandre,
toujours,
toujours l'aimer!
Ne jamais la voir, ni l'entendre,
Ne jamais tout haut la nommer,
Mais d'un amour toujours, toujours plus tendre
Toujours,
toujours
l'aimer!«
Brava,
brava!
Zwar bin ich Feind seriöser Lieder und nervöser...
Zu unsrer Zeit sang man graciöser!
Da singen Sie uns, lieber Freund,
selbst eines Ihrer alten Lieder.
Ach leider gönnt mir's
nicht die Zeit...
Es sinkt schon nächtlich grau Gefieder,
Gefährlich ist mein Weg und weit.
Sie haben Furcht wohl?
Welch Gedanke!
Dubrowsky
auch verliess den Wald.
[für sich] Komm Du mir einstens in die Pranke!
Wer gäb sich gern ihm in Gewalt!
Ich lasse Sie von meiner Schwellen
zu später Stund nicht ohn Geleit.
Sag Mascha dem, er soll bestellen,
dass das Gespann sogleich be reit!
Er wagt mir zu befehln!
Mariechen!
Hör also,
ich künde Dir eine wicht'ge Neuigkeit,
ich foffe, dass erfreut ich drob Dich finde!
Der Fürst erzeigte mir die Ehr',
bat heut um Deine Hand!
So schwige doch!
Ich bin's zufrieden.
Des Fürsten Antrag und Entschluss Dich freilich überraschen muss.
Doch
bei Vernunft preis'st Du
das Glück, das Dir beschieden.
Jung ist er nicht, doch klug
und Geld hat er
genug, galant und höchstem Stamm entsprossen,
und dann zum Wahnsinn ganz in Dich verschossen!
Welch Ideal von Ehemann!
Weshalb verharrst Du so in Schweigen?
Du wirst Dich mir gehorsam zeigen,
und wirst erfüllen die Kindespflicht!
Gerechter Gott! Ich liebe ihn ja nicht.
Ach! dummer Schnack! Glaub mir, Du wirst ihn
schon lieben, wenn Du erst Frau Fürstin.
O
fürchterliche
Forderung!
Nein! Nein!
Ich werd ihn niemals lieben.
Ich bin für ihn
doch viel zu jung.
Wird Handel denn mit mir getrieben?
Soll ich im Zorn und Hasse gar
schwören Meineid ihm am Altar?
Was soll mir Reichthum, Prunk und Pracht?
Ich trachte nicht nach Ehr' und Macht!
Vor solchem falschen Glück mir graut!
Mir würde Glanz und
Fürstenwürde
zu unerträglicher Last und Bürde!
Nie werd Gemahl ich ihm noch Braut!
Die alte abgedroschne Leier!
Sie drang schon oft an unser Ohr!
So lange Ihr nicht prangt
in Kranz
und Schleier, werft den Eltern Ihr Härte vor!
Du kannst jetst
meinen Willen.
Dabei bleibt est!
Nein!
Nein! Nicht fort!
Sie werden nicht so grausam sein!
O Vater, haben Sie doch Erbarmen!
O Vater!
Geliebter!
Bester!
Gnade!
Gnade!
Verschone mich und lass mich gehn!
Nein, nicht von hinnen!
Sonst wird Sie's gereuen!
Vater!
Du wagst es mir zu drohn?!
Ich wag' es!
Hören Sie!
Zur Ehe lass ich mich nicht zwingen.
Dies Opfer werd ich niemals bringen!
Ich fliehe vor Ihrer Gewalt!
Erfleh' im Kloster Aufenthalt.
Und wenn ich Ihnen so entgangen,
Wird freundlich mich
das Grab
umfangen!
Du bist von Sinnen ganz!
Und sehr vermessen!
Das werd' ich nimmer Dir vergessen!
Des halb
schon morgen verlob ich Dich dem Fürsten!
O Gott, hab Du Erbarmen!
O Gott, hilf mir Armen!
»Ne jamais la voir, ni l'entendre,
Ne jamais tout haut la nommer,
Mais d'un amour,
toujours, toujours plus tendre
toujours,
toujours
l'aimer!«
Was soll dass?
Ein Zettel?
Alles weiss er!
Woher denn?
Und von wem?
Er bietet Hilfe mir!
O Gott,
ja mir lebt ein Freund!
Wer mag er sein, da er so kühn, verwegen?
Gleichviel! Mein Herz
strebt Dir in Lieb' entgegen!
Mein Herz hat
Dich sogleich verstanden!
Retten will er mich!
Mir blinkt ein Hoffnungsstrahl!
Gott voll Erbarmen bewahret gnädig
vor Schanden mich und vor tiefster
Erden qual!
Auf Deine Hilfe will ich bauen,
Dir Ehr' und Leben anvertrauen!
Ich will
Dir Ehr'
und Leben vertraun!
Die Verlobung des Fürsten Werejskij
war für die Nachbarn kein Geheimnis mehr.
Kirila Petrowitsch - Viel' Jahre seien Euch beschieden!
nahm Glückwünsche entgegen; - Hurrah! Hurrah!
alle Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier wurden schon getroffen. - Viel' Jahre seien Euch beschieden!
Hurrah!
Hurrah!
Hurrah!
Hurrah!
Viel' Jahre mögen Euch gnädig beschieden sein!
Hurrah!
Hurrah!
Welch seltner Gast!
der Capitain der Gensdarmrie!
Du bist willkommen hier!
Was führt Dich her?
(Capitain) Höchst wichtige Geschäfte!
Freund, die passen heut nicht hierher!
Hier herrscht nur Fröhlichkeit...
Geschäfte müssen schweigen!
Trink lieber mit uns auf die Gesundheit meines Brautpaars!
Und vergiss den Dienst!
O herzlich gern!
Doch bei dem Schmaus,
wenn meiner Pflicht ich wollt vergessen,
könnt Unheil unterdessen
erwachsen Euch und mir daraus!
Plant gar Dubrowsky einen Streich?
Er ist verschwunden aus den Bergen!
Doch könnt vielleicht er sich verbergen
beim Fest hier mitten unter Euch!
Dubrowsky hier?
Spassvogel Du! Du scherzest...
Dubrowsky! Habt Ihr es gehört?
Er wäre hier?!
Ha, ha, ha, ha!
Wie, wer? Dubrowsky?
Wär es möglich?
Wie, Dubrowsky?
Was ist denn geschehen?
Ein Mord? An wem? So sprecht doch!
Drei ermordet!
Wo? und wann?
So sprecht doch!
Wo Dubrowsky?
Hoch leben die Verlobten!
Ha, ha, ha, ha!
Seht doch den Schalk!
Ihr wollt uns schrecken nur!
Hoch leben die Verlobten!
Ha, ha, ha, ha!
Wer
ist der Fremde dort?
Ein Franzos, der Lehrer.
Sie sind überzeugt davon?
Was meinst denn Du, droll'ger Kauz?
So lass Dir sagen doch,
er ist Franzos!
Ja,
Franzos!
Desforges!
Wie wär er denn Dubrowsky?
So? Und warum denn nicht?
Du hast verwechselt
die Namen!
Ja! Desforges –
Dubrowsky!
Ich bitte leiser!
General!
sie können was hören,
verloren wär das Spiel!
Du Schalk! Du Narr!
Ein Narr
bis Du!
Hör,
Mascha!
Geleite nun mit Deinem Bräutigam die Gäste
mit der Polonais' in's Haus.
Ich bitt mir zu verzeihn,
vom Tanze fühl ich mich zu erschöpft...
Mir schwindelt...
Schwindel?
Ja!
'S ist, Schwindel, was Du redest!
Ich beschwör Sie!
Gehorche jetzt und mach keine Dumheit weiter!
Ich bitt, Kyrill Petrowitsch,
Du vergisst,
nicht Du allein,
ich habe jetzt auch Rechte!
Du heiliges
Madonnenbild,
Dein Glanz mir Herz und
Hirn erfüllt! Mit treuem Sinn
ich stets Dein Sklave bin!
O fliehet,
Hauptmann!
Binnen Kurzem sind wir umzingelt hier.
Der Capitain weiss Alles!
Wir müssen eiligst fliehen!
Nein,
nein, ich bleib'!
Ich warte hier auf Mascha.
Ruf Du die Bruder her zu unsrer Rettung!
O flieht, so lang es Zeit noch!
Nein, gehorche! - Wir sind verloren!
Und sag mir's, wenn Ihr da seid!
Geschwind!
Schnell fort!
Monsieur Desforges, est ce vous?
Ja,
ja, ich bin's!
Sie? Sind?!
Der unglücklichste Mensch,
von grausem Schicksal
hart verfolgt,
verwaist und heimathlos...
Ich
bin
Dubrowsky!
Sie?
Dubrowsky?
Heilger Gott!
»O, wenn ich ihn doch einstens fände...
Nein, wahrlich, Angst ich nicht empfände!
Nein! Wie zum Freunde spräche ich,
zum Bruder, voll Reu' herzinniglich
dass ich im Herzen ihn beklage,
dass ich ihn nicht verdammen kann...
dass ich mein Leben freudig wage,
zu sühnen meines Vaters Schuld!
Dass ich in brünstigem Gebete
vor Gottes Mutter täglich trete,
Es mög' ihn schützen vor Verdammniss ihre Huld.
(Mascha und Wladimir) Ich bracht' so gerne ihm Befreiung
und rühren würd' ihn die Verzeihung,
Er fände neuen Lebensmuth, ja,
er fände
neuen Lebensmuth,
und würde wieder rein und gut!«
Doch sag, wie kam's,
dass mein Geheimniss im
tiefsten Herzen Du erlauscht?
Ich sah Dich jüngst in
sel'ger Träum niss lind von
Waldeswehn umrauscht!
Was dort entflohen Deinem Munde,
flüsternd trug's
zu mir des Windes Hauch!
Ein Unhold bis zu jener Stunde
hat mich bekehrt Dein frommes Aug'!
Und jetzt sieh' mich zu Deinen Füssen
inbrünstig und in Reu' zerfliessen!
Von neuem Hoffen nun erfüllet,
Lockst Du in's Leben
mich zurück!
Aus meinem Aug' die Thräne
quillet,
und draus ent spriesset mir
Lieb und
Liebesglück!
Aus der Zeitten Dunkel taucht empor,
wie aus mond durchtränktem Nebelflor,
klar und klarer, lichterfüllt,
Deiner Züge treues Bild!
Oft von magisch
tiefem Schlaf umflossen,
in Träumen süss dem Paradiese
entsprossen
Stahlst als lichter Cherub Du
Dich des Nachts in meine Ruh'.
Du erschienest
im Strahlenkranze,
in Deinem Glanze,
in Deinem Glanze
fühlte ich
die Seligkeit,
Dein zu sein
in Ewigkeit!
Du bist mein eigen?
Ewig Dein!
Mein lichter Engel!
Du bist mein eigen?
Ewig Dein!
O selge Stunde!
Du die Befreiung,
Du die Verzeihung
der kranken Seele neues Leben Glück und Heil!
Deiner Bereuung
wird nun Verzeihung
in dieser
weihevollen Stunde zu Theil!
Ehrlich zu streben,
Weih ich mein Leben
in Treuen Dir,
in Treuen Dir!
Ewig in Treuen,
will ich nun weihen
mein Leben Dir,
mein Leben Dir!
nur Dir!
Mund so an Munde, - Mund so an Munde,
Selige Stunde, - Selige Stunde,
o weile, o weil'! - o weile, o weil'!
Du die Befreiung,
Du die Verzeihung
und ewges
Heil!
Doch nun,
leb' wohl!
Ich lasse nimmermehr dem Fürsten Dich als Weib!
Und nimm hier diesen Ring.
Wenn es nöthig, dass Du von hier müsstest flüchten,
so birg geschwind den Ring
hier in die Höhlung dieser alten Eiche.
Ich bin bereit zur Hilfe!
Lebwohl!
Allmächtger!
beschütze ihn!
O Mutter Gottes, rette ihn!
Man kommt hierher!
O Himmel!
Wo nur bleib ich?
Ich kann nicht mehr...
Ach!
ach, ich sterbe...
'S ist Alles vorbei!
O Mascha,
Mascha!
O, wo bist Du?
O, könnte ich nur einmal
zum letzten Abschied Dich noch sehen!
O Mascha,
wo bist Du?
Wer verlangt nach mir?
Wladimir!
Heil'ger Gott!
Bin ich von Sinnen?
Bist Du's wirklich,
Wladimir? sprich!
Mascha!
Freude!
Wonne!
O Theure!
Heissgeliebte!
Ach!
ich muss sterben!
Das kann nicht sein!
Das darf nicht sein!
O unglückseliges Geschick!
Kaum öffneten sich mir des Paradieses Pforten,
kaum sagtest Du...
»Dein bin ich ewig, Aermster!«
so wirst Du wieder mir entrissen.
Leb' wohl!
Ach, ich muss sterben!
Wladimir, hör!
Erwach!
Ich bin ja bei Dir!
Kein Mensch wird je uns trennen!
Ich bin Dein!
Wladimir!
Kommt zu Hilfe!
Schnell zu Hilfe!
Lasst ihn nicht sterben!
Zu Hilfe!
Zu Hilfe!
Was geschieht hier?
Eine Frau rief hier um Hilfe.
Und zwei Todte liegen dort!
Wo?
Bringt Licht!
Bringt Licht hierher!
fort, auseinander!
Platz da!
Platz da!
Mascha!
(Capitain und Fürst) Dubrowsky?
Leise,
leise!
Er erwachet.
Kommt mir nicht nahe!
Niemandem gebe ich ihn, er gehört
nur mir!
O mein Wladimir!
mein Gemahl!
Erwach! erwach!
Du bist mein?
Ja, Dein!
Und keinem werd jemals ich angehören.
Deiner Bereuung - Meiner Bereuung
wird nun Verzeihung - wird nun Verzeihung
in Gnaden zu Theil, - in Gnaden zu Theil,
Du die Befreiung, - Du die Befreiung,
Du die Verzeihung - Du die Verzeihung
und ew'ges Heil! - und ew'ges Heil!
Du mein... - Ja Dein!
Wladimir!
Allmächtiger!
Allgütiger!
Sei gnädig!
Sei gnädig, hab' Erbarmen!
Dubrowsky hörte aber ihre Worte nicht mehr:
der Schmerz der Wunde
und die heftige seelische Erschütterung
beraubten ihn seiner Kräfte.
Sie gingen alle, ohne etwas zu stehlen
und ohne auch einen Tropfen Blut aus Rache
für das Blut ihres Hauptmanns vergossen zu haben.
Die grausamen Überfälle,
Brandstiftungen und Plünderungen
hatten aufgehört;
die Landstraßen waren wieder sicher.
Informationen erhalten, daß Dubrovsky war nicht mehr unter den Räubern.
Aus anderen Quellen erfuhr man,
daß Dubrowsky ins Ausland geflüchtet sei.