Tip:
Highlight text to annotate it
X
Die Winterreise - Wilhelm Müller - Franz Schubert
Die Wetterfahne
Der Wind spielt mit der Wetterfahne
Auf meines sch�nen Liebchens Haus.
Da dacht ich schon in meinem Wahne,
Sie pfiff den armen Fl�chtling aus.
Er h�tt' es eher bemerken sollen, Des Hauses aufgestecktes Schild,
So h�tt' er nimmer suchen wollen Im Haus ein treues Frauenbild.
Der Wind spielt drinnen mit den Herzen Wie auf dem Dach, nur nicht so laut.
Was fragen sie nach meinen Schmerzen? Ihr Kind ist eine reiche Braut.
Der Wind spielt drinnen mit den Herzen Wie auf dem Dach, nur nicht so laut.
Was fragen sie nach meinen Schmerzen? Ihr Kind ist eine reiche Braut.
Gefror�ne Tr�nen
Gefrorne Tropfen fallen Von meinen Wangen ab:
Ob es mir denn entgangen, Da� ich geweinet hab'?
Ei Tr�nen, meine Tr�nen, Und seid ihr gar so lau,
Da� ihr erstarrt zu Eise Wie k�hler Morgentau?
Und dringt doch aus der Quelle Der Brust so gl�hend hei�,
Als wolltet ihr zerschmelzen Des ganzen Winters Eis!
Ihr dringt doch aus der Quelle Der Brust so gl�hend hei�,
Als wolltet ihr zerschmelzen Des ganzen Winters Eis!
Der Lindenbaum
Am Brunnen vor dem Tore Da steht ein Lindenbaum;
Ich tr�umt in seinem Schatten So manchen s��en Traum.
Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort;
Es zog in Freud' und Leide Zu ihm mich immer fort.
Ich mu�t' auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab' ich noch im Dunkel Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten, Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle, Hier find'st du deine Ruh'!
Die kalten Winde bliesen Mir grad ins Angesicht;
Der Hut flog mir vom Kopfe, Ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde Entfernt von jenem Ort,
Und immer h�r' ich's rauschen: Du f�ndest Ruhe dort!
Nun bin ich manche Stunde Entfernt von jenem Ort,
Und immer h�r' ich's rauschen: Du f�ndest Ruhe dort!
Auf dem Flusse
Der du so lustig rauschtest, Du heller, wilder Flu�,
Wie still bist du geworden, Gibst keinen Scheidegru�.
Mit harter, starrer Rinde Hast du dich �berdeckt,
Liegst kalt und unbeweglich Im Sande ausgestreckt.
In deine Decke grab' ich Mit einem spitzen Stein
Den Namen meiner Liebsten Und Stund' und Tag hinein:
Den Tag des ersten Gru�es, Den Tag, an dem ich ging;
Um Nam' und Zahlen windet Sich ein zerbroch'ner Ring.
Mein Herz, in diesem Bache Erkennst du nun dein Bild?
Ob's unter seiner Rinde Wohl auch so rei�end schwillt?
Mein Herz, in diesem Bache Erkennst du nun dein Bild?
Ob's unter seiner Rinde Wohl auch so rei�end schwillt?
Ob's wohl auch so rei�end schwillt?
Irrlicht
In die tiefsten Felsengr�nde Lockte mich ein Irrlicht hin:
Wie ich einen Ausgang finde, Liegt nicht schwer mir in dem Sinn.
Bin gewohnt das Irregehen, 's f�hrt ja jeder Weg zum Ziel:
Uns're Freuden, uns're Leiden, Alles eines Irrlichts Spiel!
Durch des Bergstroms trock'ne Rinnen Wind' ich ruhig mich hinab,
Jeder Strom wird's Meer gewinnen, Jedes Leiden auch sein Grab.
Jeder Strom wird's Meer gewinnen, Jedes Leiden auch sein Grab.
Die Kr�he
Eine Kr�he war mit mir Aus der Stadt gezogen,
Ist bis heute f�r und f�r Um mein Haupt geflogen.
Kr�he, wunderliches Tier, Willst mich nicht verlassen?
Meinst wohl, bald als Beute hier Meinen Leib zu fassen?
Nun, es wird nicht weit mehr geh'n An dem Wanderstabe.
Kr�he, la� mich endlich seh'n, Treue bis zum Grabe!
Kr�he, la� mich endlich seh'n, Treue bis zum Grabe!
Der st�rmische Morgen
Wie hat der Sturm zerrissen Des Himmels graues Kleid!
Die Wolkenfetzen flattern Umher im matten Streit.
Und rote Feuerflammen Zieh'n zwischen ihnen hin;
Das nenn' ich einen Morgen So recht nach meinem Sinn!
Mein Herz sieht an dem Himmel Gemalt sein eig'nes Bild -
Es ist nichts als der Winter, Der Winter, kalt und wild!
Die Nebensonnen
Drei Sonnen sah ich am Himmel steh'n, Hab' lang und fest sie angeseh'n;
Und sie auch standen da so stier, Als wollten sie nicht weg von mir.
Ach, meine Sonnen seid ihr nicht! Schaut Andern doch ins Angesicht!
Ja, neulich hatt' ich auch wohl drei; Nun sind hinab die besten zwei.
Ging nur die dritt' erst hinterdrein! Im Dunkeln wird mir wohler sein.
Der Leiermann
Dr�ben hinterm Dorfe Steht ein Leiermann
Und mit starrem Finger Dreht er, was er kann.
Barfu� auf dem Eise Wankt er hin und her
Und sein kleiner Teller Bleibt ihm immer leer.
Keiner mag ihn h�ren, Keiner sieht ihn an,
Und die Hunde knurren Um den alten Mann.
Und er l��t es gehen Alles, wie es will,
Dreht und seine Leier Steht ihm nimmer still.
Wunderlicher Alter, Soll ich mit dir geh'n?
Willst zu meinen Liedern Deine Leier dreh'n?