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Vor elf Jahren spielte ich die Hauptrolle in einem neuen Theaterstück
in diesem Theater im West End.
Nach nur drei Vorführungen lief ich davon.
In den frühen Morgenstunden
verließ ich meine Wohnung in der Londoner Innenstadt in dieser Straße.
Ich ging in die Garage,
dichtete das Tor mit einer Bettdecke ab, die ich mitgenommen hatte
und stieg in mein Auto.
Ich saß dann mindestens zwei Stunden im Auto,
meine Finger am Zündschlüssel.
Es war ein fehlgeschlagener Selbstmordversuch - kein Hilferuf.
Ich fuhr an die Südküste und nahm eine Fähre nach Europa.
Ich wusste einfach, dass ich nicht daheim sein konnte,
nicht in London, nicht in England.
Ich habe wirklich geglaubt, ich würde nie wieder nach England zurückkommen.
Ausreißer Stephen Fry brach letzte Nacht sein Schweigen,
um zu offenbaren, welche Qualen er erlitt.
Sie fürchten tatsächlich alle, dass ich Selbstmord begangen habe.
Das ist das Schreckliche.
Nach einer Woche kehrte ich heimlich nach England zurück, in dieses Krankenhaus.
und ein Arzt sagte mir, ich sei bipolar.
Ich hatte das Wort vorher noch nie gehört, aber zum ersten Mal
im Alter von 37 Jahren hatte ich eine Diagnose,
die meine krassen Hoch- und Tiefphasen erklärte,
die mich schon mein ganzes Leben lang begleiten.
Ich habe zweifellos extremere Stimmungslagen
als fast jeder andere, den ich kenne.
Der Psychiater im Krankenhaus empfahl mir, eine lange Auszeit zu nehmen.
Ich kam hierher, nach Amerika,
und monatelang besuchte ich einen
Therapeuten und ging am Strand spazieren.
Ich stellte mir viele Fragen.
Bin ich jetzt verrückt geworden? Wie habe ich diese Krankheit bekommen?
Hätte man es verhindern können? Kann ich geheilt werden?
Seitdem habe ich entdeckt, wie schwerwiegend
eine bipolare Störung, auch manische Depression genannt, ist.
4 Millionen Briten sind bipolar
und viele der Schwerkranken bringen sich am Ende um.
Also habe ich beschlossen, öffentlich über
meine psychische Erkrankung zu sprechen.
Und es ist eine psychische Erkrankung.
Ich wollte mit anderen Betroffenen darüber reden,
was es bei ihnen ausgelöst hat, und wie es ihr Leben in Beschlag genommen hat.
Ich wollte Antworten auf Fragen finden, die mich immer noch beschäftigen.
War meine Diagnose korrekt?
Verbessert oder verschlechtert sich mein Zustand?
Lasst uns mit einem Kommentar eines Hollywood-Produzenten beginnen:
Du musst nicht schwul oder Jude sein, um hier Erfolg zu haben - nur bipolar.
Er meinte natürlich größer als das Leben selbst
unglaublich energiegeladen, grenzenlos kreativ.
Menschen mit Manien haben Erfolg in Hollywood, im ganzen Showgeschäft.
Euphorische Hochphasen und lähmende Tiefphasen scheinen dazuzugehören
und sind nicht so stigmatisiert wie sonst oft.
Ich habe seit meiner Diagnose weiter
gearbeitet und bin irgendwie zurechtgekommen.
Ich habe auch über meine Krankheit geschwiegen.
Nun möchte ich sie öffentlich ansprechen, um gegen das Stigma anzukämpfen
und diese psychische Krankheit, von der viele nur wenig wissen, klarer zu machen.
Ich besuche meine alte Freundin, Carrie Fischer,
der Welt bekannt als Prinzessin Leia in den Star Wars Filmen.
Sie ist am Rande der Zurechnungs- fähigkeit, sie ist ständig...
nicht verrückt genug um eingewiesen zu werden,
aber nicht gesund genug, um ein wirklich normales Leben zu führen.
Wenn man von dieser grandiosen Geschwindigkeit getrieben wird,
ist es besser als jede Droge, die man nehmen könnte.
Gott, wenn man so will, hält dir Parkplätze frei.
Im Radio werden Lieder nur für dich gespielt.
Man begeistert sich einfach für jeden
und jeder muss sich für dich begeistern.
Kommt schon, ich hab eine großartige, eine unglaubliche Idee.
Lasst uns nach Indien gehen!
Dann fängt man an, alles zu schnell zu machen.
Du bist schneller als jeder um dich herum.
Das macht keinen Spaß. Du bist zu lange am Telefonieren.
Du schläfst nicht mehr.
Nichts ist schnell genug für dich.
Kommt schon, Leute, haltet mit mir Schritt.
Es stimmt zwar nicht, dass man mehr Talent hat, wenn man manisch ist.
Aber man hat trotzdem das Gefühl, dass es so ist.
Und das ist schon die halbe Miete.
Ich stehe auf Felsen und halte flammende Reden an die Welt.
Weißt du, ich hab viel zu sagen.
Ich habe tatsächlich Botschaften aus den Tiefen des Weltall.
Ich blieb sechs Tage lang wach und ich verlor echt den Verstand.
Ein Freund fragte mich dann:
Weiß dein Arzt, dass du du dich so verhälst?
Wovon redest du? Dann stritten wir uns ein wenig.
Und ich weinte vier Stunden lang und konnte nicht aufhören.
Und ich weiß, dass das nicht normal ist.
Ich ruf also diesen Arzt an und ging dorthin.
Wir redeten und ich war am Lachen
und drehte mich auf Stühlen.
Und der Doktor sagt mir ...
Das ist die Diagnose, Sie sind bipolar, das ist eine manische Depression.
Carrie hatte jahrelang mit solchen
extremen Stimmungslagen und Gefühlen gelebt,
bevor Sie diese Diagnose erhielt.
Sie hat es echt schwer getroffen.
Das ist kein Accessoire für Rock- oder Filmstars.
Es ist eine echte psychische Krankheit,
die sie jeden einzelnen Tag ihres Lebens mit sich rumschleppen muss.
Sie nimmt Medikamente. Sie müssen sich vorstellen, wie sie sonst drauf wäre.
Ein Mediziner sagte mir, fast 50%
der von manischer Depression Betroffenen
erhalten überhaupt keine Diagnose.
Es macht mir Angst, darüber nachzudenken,
dass Menschen wie Carrie
solche Symptome durchleben ohne zu wissen warum.
Mir wurde gesagt, es ist erstaunlich schwierig, diese Krankheit
für eine Diagnose näher zu definieren.
Bei mir wurde eine bipolare Störung
diagnostiziert, eine Erkrankung des Gehirns.
Also wird ein Gehirnscan sicherlich Anzeichen meiner Krankheit offenbaren.
Hier im Maudsly Hospital in Südlondon wird Forschung betrieben,
die normale mit bipolaren Gehirnen wie meinem vergleicht.
Hier sehen wir die Vorderseite des Hirns - Oh mein Gott.
Ich packe die Vorderseite der Nase und scrolle zurück.
Das ist ja mein Gesicht.
Man sieht Ihre Pausbacken. - Meine kleinen Pausbäckchen.
Aber wenn Sie sich Proben eines Gehirns anschauen
können Sie nicht festellen, ob jemanden bipolar ist, oder?
Bei einer bipolaren Störung, würde ein Blick auf den strukturellen Scan
eines Patienten in diesem Stadium keine diagnostischen Informationen geben.
Sehen Sie irgendwas in meinem Gehirn,
dass Ihnen verrät, dass ich bipolar bin?
Nein, da kann ich Ihnen eine sehr kurze Antwort geben.
Es gibt also noch keinen Gehirntest, der Bipolarität diagnostizieren kann.
Aber ich habe von einem bipolaren Gen gehört.
Um mehr darüber herauszufinden, lasse ich mir eine DNA-Probe entnehmen
für die weltweit größte Studie zur bipolaren Störung an Cardiff University.
Sie hatten bereits 2000 Proben. Jetzt sind es 2001.
Krieg ich jetzt einen Lolli?
Das ist Ihre DNA - Meine DNA, vielen Dank.
Oh, wie hübsch. Ich wusste es. Eine wahre Schönheit, nicht wahr?
Also wohin jetzt?
Wir werden uns das Sequenom anschauen.
Bei dem Namen muss das ja toll sein. - Ja, ein fantastischer Name.
Willkommen im Sequenom, Mr Bond.
Wir haben herausgefunden, dass bei einem einfachen Vergleich von Menschen mit
bipolarer Störung mit Menschen ohne - der Kontrollgruppe -
keine übergreifenden Unterschiede festzustellen sind.
Wie Sie wissen veröffentlicht dann die Presse Berichte,
in denen sie vom 'bipolaren Gen' oder so etwas sprechen.
Das ist einfach nicht korrekt.
Viele Gene werden in der bipolaren Störung mit involviert sein.
Im Moment gibt es also keinen eindeutigen
Test, um festzustellen, ob jemand biploar ist.
Wie findet man es dann heraus?
Wie kam es vor Jahren zu meiner Diagnose?
Nun, ein Psychiater stellte mir einfach
viel Fragen bezüglich meines Verhaltens und meiner Gefühle.
In Cardiff geht Nick nach dem selben Schema vor, aber mit 200 Fragen.
und zeichnet so ein klares Bild einer Lebenszeit mit manischer Depression.
Wir haben eine Skala entwickelt.
Wenn Sie mir ein paar Informationen geben,
kann ich Ihnen sagen, wo Sie auf der Skala zu finden sind.
Erinnen Sie sich an eine Zeit, zu der Sie vielleicht dachten,
dass etwas Ungewöhnliches, etwas aus dem Rahmen fallendes,
ein Problem verursacht hat, dass Sie Behandlung bräuchten.
Nun, ich glaube das erste Mal als ich Behandlung benötigte war ich 14.
Rückblickend kamen meine Syptome erst hier richtig zum Vorschein.
Das Problem für alle aber war, dass es nur nach schlechtem Benehmen aussah.
Ich wurde fast von meiner 'Prepschool'
geschmissen, hier wurde ich rausgeschmissen.
Es ist seltsam, einen Ort wieder zu sehen, an dem man so unglaublich lebendig war.
Ich war geradezu permanent in einem kribbeligen, nervösen Zustand.
Heute würde man wohl manisch sagen.
Da ich bei den Spielen nicht mitmachte, war ich so oft allein.
Ich spazierte auf den Dächern.
Ich glaube ich bin über die Dächer gekrochen für dieser Mischung aus
Risiko und Macht, wenn man auf die Menschen herunterschauen kann.
Auf Grund meines Verhaltens war ich wirklich unerträglich.
Ich war ein Angeber, ein Großmaul,
nicht zu kontrollieren, ein Störenfried.
Schaut mal, schlank. Ich war zwar nie ein sonderlich gut aussehender Junge,
aber ich war einmal schlank.
Als ich meine ehemaligen Hauseltern traf
wurde ich natürlich unangenehmerweise an vergangene Schandtaten erinnert,
z.B. als sie mir erlaubten, nach London zu fahren, und dann nicht zurückzukehren.
Wir haben uns nur Filme angeguckt. Wir sind einfach ins Kino gegangen.
Unter anderem in Uhrwerk Orange
Ja, das stimmt.
Dein Vater dachte sich nur:
Oh Gott, außgerechnet, bei all den
Filmen, die ihr euch hättet anschauen können.
Er hat mich gepackt und mitgerissen.
Du hättest schon daheim sein müssen. - Schon längst.
Ich rief die Londoner Polizei an, um nach dir zu suchen.
Ich hab das nicht gewusst. Mir war das nie bewusst.
Stephen war ein Problemfall.
Hier ist ein Brief von Gerald Holme. - Diesem Psychiater.
Er schlägt Verschiedenes vor: Jugendliche Depression
leichte depressive Erkrankung, nicht nur Traurigkeit.
Verhalten: Er ist oft recht infantil.
Ich glaube Herr Fry, dein Vater, hat mal erwähnt,
dass die Ärzte in London vorgeschlagen haben,
dass ein gewisser Hirnschaden dafür verantwortlich ist.
Das ist etwas plump ausgedrückt.
Ach du meine Güte.
Uns ist allerdings nichts von Drogenkonsum
oder sexuellen Übergriffen bekannt.
Wir wussten also noch lang nicht alles?
Und das Schrecklichste war das Stehlen.
Es hat mich einfach gepackt.
Du brauchtest kein Geld. Du hattest es nicht nötig.
Nein, sehr merkwürdig.
Also wusstest du nicht, dass ich der Dieb war?
Nein, ich hätte dich niemals verdächtigt, Stephen.
Ihr habt eine Falle gestellt im Zimmer der Hausmutter.
Das haben wir. Und Elizabeth... - Das warst du. Du hast dich dort versteckt.
Ich war in ihrem Badezimmer.
Es war ein ungeheurer Schock, dich zu sehen.
Ich hatte merkwürdige Gefühlsturbulenzen.
Ich stahl Dinge, die ich nie haben wollte.
Nunja, und Geld, das muss man dazusagen.
Das wollte ich wahrscheinlich schon haben.
Habe ich mich beim Stehlen geschämt? Ich denke schon.
Aber...
es ist einfach unglaublich aufregend in ein Zimmer zu gehen,
in dem man nicht sein sollte, um nach Dingen zu suchen.
Das ist wie, wenn man in einem Film sieht,
wie der Protagonist in eine fremde Wohnung einbricht oder so.
Unglaublich nervenaufreibend, dein Herz schlägt dir bis zum Hals.
Es ist so aufregend.
Man muss bedenken, ich habe überhaupt kein Sport oder so betrieben,
also gab mir das diesen Adrenalin-Kick
den normaleweise Sport mit sich bringt.
Vielleicht ging es mir darum.
Ich weiß nicht, ob das mit meiner Krankheit
zusammenhing, für die ich jetzt einen Namen habe.
Aber es war für mich schon schwer genug, überhaupt zu einem Psychiater zu gehen.
Mir wurde trotzdem keine manische Depression
diagnostiziert, wahrscheinlich weil
genauso wie die Schulbehörden, wie meine Eltern
und um ehrlich zu sein genauso wie ich damals
man keinen Grund sah, anzunehmen,
dass all das mehr als nur schlechtes Benehmen war.
Also wurde ich der Schule verwiesen
und habe mich stehlend weiter durchlaviert.
Zu dem Zeitpunkt besorgte ich mir eine Kreditkarte, gestohlen
aus der Jackentasche eines Freundes meiner Eltern.
Das führte zu meiner nächsten ausgeprägten manischen Episode,
in der ich das Geld auf grandiose Art und Weise verprasste.
Im Alter von 17 Jahren, als ich mit der gestohlenen Kreditkarte durch London lief,
versuchte ich mich irgendwie auf eine fantastische Weise neu zu erfinden.
Ich kaufte lächerliche Anzüge mit steifen Kragen
und Seidenkrawatten aus den 1920ern.
Wir gingen ins Savoy und das Ritz und tranken Cocktails.
Ich habe nie über die moralischen Konsequenzen nachgedacht.
Ich glaube, wenn man von so einer manischen Fantasie quasi gepackt wird,
glaubt man nicht wirklich daran, dass andere Menschen auch existieren.
Dein Universum dreht sich nur um dich. Ich wollte dort sein. Stephen Fry sitzt hier.
Und die weißen Jacken sind so angemessen,
nicht wahr? Die Barkeeper.
Als wären sie Krankenpfleger in einer wundervollen psychiatrischen Klinik.
Natürlich hielt das nicht ewig an. Nach monatelanger Reise durchs Land
auf Kosten der gestohlenen Kreditkarte
wurde ich festgenommen
und ins Pucklechurch Untersuchungsgefängnis gebracht.
Zu meiner Zeit wäre hier ein langer steriler Korridor mit Zelltüren.
Es schaut heute so anders aus.
Ich hatte praktisch die letzten 10 Jahre meines Lebens
in irgendwelchen Internatsschulen verbracht.
Für mich war es hier also wirklich nicht so schlimm. Um ehrlich zu sein
wurden die Präfekten und Rektoren einfach
zu Gefängnisaufsehern und -wärtern
Das Einzige, was mir wirklich den Magen umdrehte war, als meine Mutter
zu Besuch kam, am ersten Tag an dem sie mich besuchte.
Ich liebte es früher das kryptische Kreuzworträtsel in der Times zu lösen.
Und in all der Zeit, in der ich weg war, schnitt sie dieses Kreuzworträtsel aus
An jedem einzelnen Tag.
Und dieser simple Beweis ihrer Liebe
und dass sie für mich da war und an mich dachte,
das brachte mir echt einen Kloß im Hals.
Wie oft im Laufe Ihres Lebens hatten Sie eine solche Episode?
Ich denke 4 oder 5 mal zu so einem extremen Ausmaße.
Wenn ich mir so meine Vergangenheit anschaue, glaube ich, dass sich
vielleicht alle fünf Jahre ein Sturm zusammenbraut.
Ich weiß auch nicht, aber das ist oft so.
Wann hatten Sie zum ersten Mal eine Depression?
Ich glaube, dass war ungefähr
sechs Monate vor dieser manischen Episode.
Wenn Sie so depressiv sind, wie steht es da um Ihr Selbstwertgefühl?
Oh, das ist nicht existent.
Vom Sofa aufzustehen und zum Kühlschrank
zu gehen ist schon unglaublich anstrengend.
Alles was passiert, passiert, weil du so ein Drecksack bist.
Weil ich so ein Wichser bin, weil ich so ein Arschloch bin.
Wenn man sich selbst beschreibt, ist es als hätte man das Tourette-Syndrom.
Du denkst ständig über den Tod nach, und auch
wenn du nicht selbstmordgefährdet bist,
bist du dir doch ständig des Sterbens bewusst.
Wie es ist wenn du tot bist, wie du es willkommen heißen würdest.
Damals habe ich versucht mich umzubringen.
Damals waren Sie... - Siebzehn
Es waren Tabletten, oder?
Ja, ich nahm so viele wie ich konnte und so viele Verschiedene wie ich konnte,
um den Mix so giftig wie möglich zu machen.
Leider führte das nur dazu, dass ich mich schwallartig erbrach.
Ich erinnere mich klar daran, dass es ein Selbstmordversuch war, kein Hilferuf.
Wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken
wie viele solche depressive Episoden
denken Sie, dass Sie durchlebt haben nur ungefähr?
Ich denke so 5 oder 6.
ich glaube Nick Craddock kann nach und nach
ein klareres Bild zeichnen, aber ich auch.
Das Aufsummieren all dieser extremen Verhaltensweisen bereitet mir Sorgen,
wie mein schlussendliches Ergebnis lauten wird.
Was mich schon lange umtreibt ist die Frage, ob manche dieser
grauenvollen Momente hätten verhindert werden können,
hätte ich meine Diagnose früher erhalten.
Das ist derzeit tatsächlich eine sehr kontroverse Diskussion.
denn in Amerika, scheinen Psychiater nur allzu bereit, Kindern Diagnosen zu stellen.
So hat Suzy Jensen, die außerhalb von San Francisco wohnt,
vor fünf Jahren herausgefunden,
dass ihre zwei Söhne im Teenageralter bipolar sind.
Gibt es Aussagen, wie 'Sie wissen, dass Ihr Kind bipolar ist, wenn es...'
Sie wissen, dass Ihr Kind bipolar ist,
wenn es in einem Wutanfall ein Glasfenster zertritt
einem Wutanfall, der schon 3 Stunden andauert.
und Sie können sich nicht mal mehr daran erinnern, was der Auslöser war.
Definitiv auch risikoreiches und gefährliches Verhalten.
Wir hatten ein Giebeldach und er versuchte
entlang der dünnsten Linie auf dem Giebel zu laufen.
Mit geschlossenen Augen. Das ist schon recht extrem.
Sie wissen, dass Ihr Kind bipolar ist, wenn sein Verhalten so extrem ist
dass ich ihn zu einer neuro-psychologischen
Untersuchung brachte.
Als ich dann die Testergebnisse abholte
sagte der Psychiater, der mich im Empfangsbereich traf
In all den Jahren, die er diesen Beruf schon ausübt,
haben mich Testergebnisse noch nie so besorgt.
Und er erzählte mir eine Geschichte, die Ian ihm erzählt hatte:
Er ging barfuß in einen Raum
und konnte etwas unter seinen Füßen spüren,
das er nicht erkannte. Plötzlich schaut er runter und realisiert,
dass mein zergliederter Körper auf dem ganzen Boden verstreut war.
Und er ist dadrüber gelaufen.
Sowas möchte man nicht wirklich hören. - Das ist beunruhigend.
- Wie alt war er damals? - Sechs.
Sechs Jahre alt?
Genießt du manchmal deine Manie oder findest du es belastend?
Nein, also ich mag es überhaupt nicht.
Wenn du dich schlecht benimmst und etwas rumwirfst oder so...
Wenn ich schlecht drauf bin oder während einem Streit?
Genau, denkst du dann, dass du es bist und
ein gutes Recht darauf hast, schlecht drauf zu sein,
und dass die restliche Welt scheiße ist?
Ja schon, manchmal, ja.
Ian wurde mit 11 diagnostiziert und ist heute 16.
In dem Alter war ich bereits der Schule verwiesen worden.
Wenn ich ihm zuhöre, erinnert mich das an meine eigene Einstellung.
Es ist wie ein Drang.
Als ob es ein Bedürfnis erfüllt, dass er hat. Man kann das erkennen.
Ja, es ist irgendwie wie ein Drang. Etwas, das ich brauche, das passiert.
Ians Bruder ist 13. Er erhielt eine Diagnose im Alter von 8 Jahren.
Sogar an den Sonderschulen, an denen Suzy für beide ihre Jungs einen Platz
ergattern konnte, verursacht sein Verhalten Probleme.
Während meines Besuches erhielt sie einen Anruf von der Schule
Normalerweise komm ich erst um 14:30 hierher, aber ich habe einen Anruf
von der Verwaltung bekommen. Todd hatte
anscheinend einen schwierigen Morgen.
Er hat tatsächlich leider einen Stuhl auf einen Mitarbeiter geworfen und getroffen.
Gab es einen Grund dafür oder warst du einfach sauer?
Ich wollte einfach nur spazieren gehen, weil
ich irgendwie aufgekratzt und wütend war.
Und sie ließen mich nicht gehen.
Also wurde ich einfach irgendwie wütend
frustriert
Ja, und schmiss mit dem Stuhl nach dem Typen.
Ich glaube ich war ungefähr 8 oder 9. Wir
hatten eine Krankenschwester an unserer Schule.
Und ich versuchte meine Schuhe zu binden und sie sagte mir, ich solle eine
Doppelschleife binden und ich wusste nicht, was das heißt.
Und ich habe ihr tatsächlich eine Ohrfeige gegeben, direkt ins Gesicht.
Ich hatte noch nie zuvor so eine krasse Wut in mir gespürt.
Und das war nur so eine Kleinigkeit, sie
sagte mir bloß, wie ich meine Schuhe binden soll
Nach einem Ausbruch, insbesondere nach großen,
fährt er oft einfach komplett herunter.
Ich mein, ich weiß, dass er für drei Tage vom Unterricht suspendiert ist.
Er wurde für drei Tage suspendiert?
Ich weiß, Todds Schule interpretiert sowas als schlechtes Benehmen.
Aber ich muss sagen, ich spüre einen Anflug von Sympathie.
Ich kenne diesen Zorn, wie es ist, von so mächtigen Gefühlen gepackt zu sein.
Und die Schande, die danach hochkommt.
Aber es gibt einen entscheidenden
Unterschied zwischen Todd und Ian und mir
als ich in ihrem Alter war. Sie wissen, dass sie eine Krankheit haben.
Andererseits weiß ich von Psychiatern in Großbritannien,
dass sie dagegen sind, Kindern in so jungem
Alter eine Krankheit zu diagnostizieren.
In Großbritannien liegt die Norm bei 19.
Also wollte ich mit dem Arzt sprechen, der Ian und Todd diagnostizierte.
Kiki Chang ist der richtige Mann, um darüber zu reden.
Er leitet nicht nur ein Forschungsprojekt
an der hochangesehenen Stanford University,
kurz außerhalb von San Francisco, sondern hat auch ein zweijähriges Kind.
und weiß, dass manche seiner Kollegen bereits in dem Alter Diagnosen stellen.
Bei Zwei- oder Dreijährigen ist es ganz normal,
dass sie keine Kontrolle über ihre Stimmungslage haben.
Wut- und Heulanfälle in einer Minute, ein Lachanfall in der nächsten.
Aber manche meiner Kollegen sind plötzlich davon überzeugt,
sie können solche Krankheiten bereits bei Dreijährigen feststellen.
Ich habe sicherlich schon Kindern gesehn, die viereinhalb waren,
und die Kriterien einer bipolaren Störung erfüllten.
Sie haben krasse Stimmungsschwankungen
und zeigen unsicheres Verhalten.
Sie funktionieren nicht gut genug, um sich korrekt zu entwickeln,
Sie verlieren viel Zeit für ihre normale Entwicklung.
Jeder erinnert sich an den Anstieg von ADHS in den 80ern und 90ern.
Tatsächlich werden Zyniker immer sagen:
Das ist jetzt die modische neue Bezeichnung
für ein ungehorsames, aufmüpfiges Kind.
Ich wäre vorsichtig mit sowas. Ich denke nicht, dass wir zu viele Diagnosen stellen.
Dadurch, dass wir mehr Diagnosen stellen, erreicht man mehr Menschen.
Das ist gut, denn das führt sie dann
zu einer diagnostizierten bipolaren Störung
und sie stellen fest, dass da etwas mit ihnen passiert,
was man vielleicht behandeln kann und dass sie nicht Schuld daran sind
Ian, komm her, nimm deine Medikamente.
Für Kiki Chang sind Diagnosen gut.
Für Ian und Todd bedeutet es Medikamente.
Ian zeigte mir, wie viel er an nur einem Tag schluckt.
Willkommen in unserer Apotheke. - Wir sind stolz darauf.
Das hast also Prozac, Lamictal, Pederol Klonapin, das ist ein Beruhigungsmittel?
Ich merke, dass sie mir helfen, wenn ich eine schwierige Phase habe.
Das hier ist Ambien, das nehme ich auch. - Das ist Schlafmedikation, oder?
Ja, und Concerta nehm ich morgens. Concerta ist ähnlich wie Ritalin.
Ich brauche fast eine Stunde, um die Medikamente der beiden aufzufüllen.
All das um das wilde Verhalten eines 16-Jährigen zu besänftigen.
Was ich davon halten soll, weiß ich nicht.
Ich weiß, dass britische Psychiater sich um den Schaden Sorgen machen,
den starke Medikamente auf junge Gehirne haben könnten.
Insbesondere wenn sie sich mit der Diagnose nicht 100% sicher sind.
Aber wenn die Pillen Ian und Todd davon abhalten, ihr Leben zu ruinieren
und das ihrer Mutter, dann ist es sicherlich ein guter Schritt.
Hätte ich eine Diagnose mit 16 gewollt, wenn
ich seither Medikamente hätte nehmen müssen.
Ich habe das Gefühl, dass mir meine
manische Depression teilweise geholfen hat.
Und das verkompliziert die Situation. Wäre ich ohne sie erfolgreich geworden?
Heißen Sie bitte unseren heutigen Gastgeber willkommen, Mr. Stephen Fry.
Würden Sie mich kennen, wenn mich ihre Energie
nicht zur Kreativität angetrieben hätte?
Oh, ist ja gut, vielen vielen Dank. Wie nett von Ihnen.
Es ist mir eine wahre Freude
und Ehre - und reden wir mal nicht um den heißen Brei herum -
auch eine kleine Finanzspritze ...
Es ist eine stressige Zeit, denn
man macht sich mit Absicht öffentlich zum Idioten
während man vor Menschen steht, die man verehrt.
Stress ist oft ein Schlüsselfaktor, von dem viele Menschen sagen,
dass er sie in die manische Depression drängte.
Und als ich meine Diagnose erhielt
sagte mir mein Psychiater auch tatsächlich,
ich solle nicht so hart arbeiten.
Entspann dich, vermeide stressige Situationen.
Und wie Sie sehen können, habe ich mir seinen Rat zu Herzen genommen
Manche Menschen denken vielleicht, das ist eine angenehme Erfahrung.
Das sind die Art Menschen, die denken, es ist angenehm, wenn jemand
Zigaretten auf ihren Nippeln ausdrückt in gewissen zwielichtigen Etablissments,
die man glaub ich Foltergarten nennt und in den fragwürdigeren Vierteln
des West Ends findet. Herein.
Und in der Woche vor dem Auftritt hatte ich die entsetzlichsten Angstträume,
in denen mir alle Kleider vom Leib fallen
oder ich mir vorne auf der Bühne in die Hose mache.
Ich weiß nicht, ob Stress mich in diesen Zyklus von Manien und Depression drängt.
Denn ich kann mich nicht daran erinnern, jemals
nicht unter Stress gestanden zu haben.
Glücklich?
Glücklich, hah. Daran kann ich mich erinnern.
Sieben Jahre alt, Eiscreme, Ferien.
Damals war ich glücklich. Seitdem nicht mehr wirklich.
Ich kann nicht ohne Stress leben.
Andererseits ist Stress gefährlich.
Keine Katastrophe bisher, aber es ist harte Arbeit.
Und ehrlich gesagt kann ich es kaum erwarten,
dass der Scheiß endlich vorbei ist.
Oh Gott, es geht wieder los.
Es ist mir eine wahre Freude und Ehre -
und lasst uns mal nicht um den heißen Brei herumreden -
eine kleine Finanzspritze,
Sie heute abend zu diesem höchst angesehenen...
Unverblümte Ehrlichkeit scheint auch dieses Jahr Erfolg zu haben.
Ich funktioniere trotz meiner manischen Depression
Und ich bin mir sicher, dass sie mir auch zu Erfolg verhilft.
Und das ist das Problem, wenn man Stress mit dem Beginn einer
manischen Depression in Verbindung bringt.
Was für den einen Stress ist, ist für den nächsten ein lockerer Tag im Büro.
Eine Person kommt zurecht, die andere dreht durch.
Ich bin nach Cornwall gekommen, um zu sehen, wie manische Depression
die Karriere, die Heirat
und fast das Leben eines Mannes zerstörte,
der einmal ein Korvettenkapitän
auf der königlichen Jacht Britannia war.
Hier sehen wir Prinzessin Margaret auf einer
Seite, Korvettenkapitän Harvey
und ihre Majestät, die Queen.
Vor 22 Jahren.
Und Ihnen ging es damals gut, nicht wahr? Oh ja, mir ging es gut.
Vier Jahre auf der königlichen Jacht bedeuteten eine Führungsposition
in der NATO. Unter dramatischem Druck bei seiner Arbeit in einem Atombunker
wurde Rod so schwerwiegend depressiv, dass er einen Zusammenbruch hatte.
Mein Selbstbewusstsein schien sich in nichts aufzulösen, so auch mein Selbstwertgefühl
Ich konnte nicht schlafen, schreckliches Gefühl, Hoffnungslosigkeit.
Er wurde in der Marine schließlich für dienstunfähig erklärt,
wurde aber trotzdem Vorsitzender des Royal Yacht Clubs in Plymouth.
Dies ging gut, bis Rod, mittlerweile manisch, bei einer Preisverleihung
der falschen Person den Preis verlieh.
Der tatsächliche Sieger wollte Rods Entschuldigung nicht akzeptieren.
Und zum Schluss verlor ich einfach die
Fassung, und brüllte vorm gesamten Publikum
entschuldigen Sie den Ausdruck, Leck mich.
und marschierte ab in die Nacht.
Ich hatte tatäschlich Halluzinationen und sah den Teufel,
die brennende schwarzen Kohlen der Augen des Teufels.
Das habe ich gesehen. Es war angsteinflößend.
Ich glaubte damals ich sei Jesus,
aber ich konnte es niemanden erzählen, denn dann wäre ich nicht mehr Jesus.
Rod wurde nach England zurückgebracht
und in diese psychiatrische Klinik in Plymouth eingewiesen.
Er war nun von seiner Depression überwältigt.
Ich spürte Schmerzen in meinem Kopf. Mir wurde
ein Vorgeschmack auf die Hölle gegeben.
ich war dazu bestimmt herauszufinden, wie sich die Hölle anfühlt.
Also fädelte ich meine Flucht aus dem Krankenhaus ein.
Ich durfte die Abteilung verlassen, um nach oben zu gehen,
dann nach rechts in die Abteilung für Beschäftigungstherapie.
Unbewacht.
Also ging ich nicht nach rechts.
sondern lief weiter, aus dem Haupteingang heraus
zur Schnellstraße
lief noch ein Stück weiter weg vom Kreisverkehr
damit die Fahrzeuge etwas Zeit zum Beschleunigen haben,
wartete auf einen vorbeifahrenden LKW
und lief ihm vor die Nase.
Ich zog mir komplizierte Brüche in beiden
Beinen und jedem einzelnen Beinknochen zu.
Ich muss meine Hose etwas runterziehen, um das volle Ausmaß zu zeigen.
Ich habe viele Marineoffiziere so gesehen, keine Sorge.
So bin ich nicht.
Oh mein Gott, nein, wow. Das ist wirklich außergewöhnlich.
Können Sie sich kurz umdrehen?
Das ist ein Hinweis darauf, was für eine brutale Verletzung das gewesen sein muss.
Das ist nun über 10 Jahre her.
Und dank seiner Medikation, so Rod, ist sein Zustand heute stabil.
Aber zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst,
fühlt er, wie sich eine Manie anbahnt.
Und trotz seiner Erfahrungen,
widerstrebt es ihm, zusätzliche Medikamente
zu nehmen, um das zu kontrollieren.
Ich glaube es gibt eine andere Welt, die
parallel zur normalen in Anführungszeichen
meiner Ansicht nach langweiligen Welt läuft.
Es gibt eine andere Welt
und der Vorhang lüftet sich, der Schleier hebt sich,
wenn ich eine psychotische Manie habe.
Dann betrete ich diese Parallelwelt
und dann sehe ich Dinge auf eine komplett andere Weise.
Ich gehe dann in einen Pub und sehe Engel.
Ich weiß, dass sie wissen, wer ich bin.
Und ich weiß wer sie sind.
Und dann haben wir diese atemberaubende Bindung
auf Grund unseres geteilten Wissens.
Bereust du es, mit dieser seltsamen Erkrankungen geboren worden zu sein?
Mit einer bipolaren Störung oder manischen Depression?
Das ist eine einfache Frage und ich habe eine einfache Antwort.
Nein - Du bereust es nicht. - Nein, nicht mal für eine Sekunde.
Wenn du mit Engeln gelaufen bist,
dann ist aller Schmerz und alles Leid es wert gewesen.
Es wird Sie freuen zu hören, dass ich keine Engel sehe.
Oder den Teufel. Oder denke, dass ich Jesus bin.
Andererseits stimme ich mit Rod überein.
Wir manisch Depressiven lieben unsere manischen Episoden.
Und ich weiß, dass das bei der Diagnose nicht hilfreich ist.
In unseren Hochphasen sind wir nicht krank, das ist doch albern.
Uns geht es gut, wir brauchen keinen Arzt.
Aber trotzdem müssen wir einsehen, dass Rod sich fast umgebracht hat.
Und dass er das klar beabsichtigte, als ihn die andere Seite
seiner Krankheit gepackt hatte.
Die Hinterlassenschaft für die Familie
jedes Selbstmörders ist extrem schmerzhaft.
Aber wenn der Grund eine manische Depression
war, hinterlässt Selbstmord auch Angst.
Die Angst, dass das Selbe mit einem
anderem Familienmitglied passieren könnte.
Denn manische Depression ist eine Krankheit,
die immer in der Familie vererbt wird.
Und deswegen bin ich der Küste Cornwalls weiter gefolgt, um einen alten Freund,
der mit diesen Gedanken seit seinem 18. Lebensjahr leben muss, zu besuchen.
Damals fand er heraus, dass sein Vater bipolar ist.
Und hier seit ihr immer in den Sommerferien hergekommen?
Ja, genau. Ich hab einige tolle
Kindheitserinnerungen an diesen Ort, muss ich sagen.
Wir saßen normalerweise dahinten auf Liegestühlen.
Mit Unmengen an Limonade?
Das erinnert sehr an die 'Fünf Freunde'. Wunderschön.
Stell dir nur mal vor, jede Sommerferien hier zu verbringen
Also, ich nehme an, du hast gemischte Gefühle darüber, hierher zurückzukommen.
Ja, mein Vater hat sich hier tatsächlich umgebracht.
Dort drüben war das. Also ist es sicher nicht mein Lieblingsort.
Das Herzzereißende an seinem Selbstmord war
unter anderem, dass er tatsächlich
mit seiner Schwester deiner Tante, rausging
und vor ihren Augen die Klippe runtersprang.
Weißt du, er ist wirklich einfach gesprungen,
das waren keine Fisimatenten.
Ich fürchte, die sind alle etwas zerbrochen.
Versuchen wir ein gutes Bild von ihm zu finden.
Da ist er. - Das ist dein Vater.
Die Vorstellung, einen bekloppten Vater zu haben ist irgendwie sehr
peinlich und beschämend, wirklich.
Ich war 18 und war so darauf bedacht, das Ganze einfach zu vertuschen.
Man möchte in dem Alter einfach nur normal sein, weißt du?
Ich war mir dessen einfach krankhaft bewusst und wurde sehr, sehr depressiv.
Und man bekommt diese Panikattacken.
Ich habe versucht, damit umzugehen, indem
ich fast vorgab, dass nichts passiert ist.
Kurz nach seinem Tod ging ich für zwei Jahre
nach Australien, Amerika und Mexiko.
Ich lief einfach davon.
Rick kehrte zurück und baute sich eine unglaubliche Erfolgsgeschichte auf.
Nur ein paar Meilen vom Ort, an dem sein Vater starb.
Aber er fragte sich auch sein ganzes Leben lang,
ob er die Erkrankung, die seinen Vater zum Selbstmord trieb, geerbt hatte.
Ich war damals immer so besorgt, dass ich so enden würde wie er.
Es war so, dass er fand, dass ich ihm ganz besonders ähnlich war
und ich glaube, ihn hat das unglaublich beunruhigt.
Meine Vater hatte seine ersten Anzeichen erst mit Mitte 40.
Da bin ich mittlerweile weit drüber, aber dann denke ich an meine Söhne.
Meine Söhne sind zur Zeit Mitte Zwanzig, sie haben also noch viel Zeit.
Gehst du zu einem Psychotherapeuten? - Ja, das tue ich.
Und das ist hilfreich?
Ja, ich glaube schon
Das einzige Problem mit Psychotherapeuten ist,
dass das, was du als Kind erlebt hast,
sich unauslöschlich in deinem Hirn einbrennt.
Die verkorksen einen, Mama und Papa.
Die Forschung zeigt, dass wenn man manisch depressiv ist,
jemand in deiner Familie es vor dir schon hatte.
Das könnte der Großvater, der Onkel oder ein Elternteil sein.
Oft kann es sein, dass es bei ihnen nicht diagnostiziert wurde.
Es gibt also anscheinend keine Vorwarnung, aber es wird jemanden geben.
Andererseits, wie Ricks Erfahrung zeigt,
heißt ein betroffener Vater nicht gleich, dass du auch unbedingt krank wirst.
Aber bipolare Eltern machen sich trotzdem Sorgen: 'Werde ich es vererben?'
Und Forscher haben eine weitere für bipolare
Mütter niederschmetternde Entdeckung gemacht.
Schwangerschaft und das tatsächliche Gebären eines Kindes sind nun
erwiesenermaßen enorm gefährlich für die psychische Verfassung von
Frauen, die bereits bipolar sind.
Als ich Sie sah, Gaynor, sagte ich, dass meiner Meinung nach
das Risiko, dass sich Ihr Zustand während oder zumindest nach der
Geburt verschlechtern würde, sehr hoch sei.
Ich denke wahrscheinlich so um die 60%.
Bei so einem hohen Risiko, sollte man auf alle Fälle darüber nachdenken.
Gaynor Thomas lebt in Wales und ist Teil
der gleichen Forschungsstudie, an der auch ich teilnehme.
Sie versucht sich zu entscheiden, ob sie eine weitere Schwangerschaft wagen sollte,
im Wissen, dass ihre manische Depression
bereits zu ungewöhnlichem Verhalten führte.
Ich hatte... Größenwahn.
Dachtest du, du wärst reicher, als du
tatsächlich warst oder aus besserem Hause?
Manche glauben, sie sind Prinzessinnen
Meine hatten einen recht religiösen Charakter.
Während einer der Episoden dachte ich, ich wäre einer
der von Gott Auserwählten, in Ermangelung eines besseren Wortes.
Ich dachte, ich könnte Menschen heilen.
Ich dachte ich hätte besondere Kräfte
und ich dachte, ich wurde entsendet,
um eine Gruppe von Menschen um mich zu sammeln,
um die Welt irgendwie zu verändern.
Ich besuchte damals eine Psychotherapeutin
und ihr wurde klar, dass meine Vorstellungen sehr merkwürdig wurden
und schaltete ein Team von Gesundheitsdienstleistern ein,
das mich daheim behandelte.
Mit Medikamenten? - Ja, mit Medikamenten.
Und dann passierte etwas Dramatisches.
Etwas Wunderbares für die meisten Menschen: Schwangerschaft.
Du hattest eine manische Episode während
deiner Schwangerschaft. Wie zeigte sich das?
Der religiöse Charakter kam zum Vorschein,
nach Thomas' Geburt.
Ich dachte nicht nur, dass er ein besonderes Baby ist,
sondern ein GANZ besonderes Baby.
Eine Art Messias? - Fast. Fast in dem Ausmaß, ja.
Und dass ich auserwählt wurde, ihn zu gebären
und zusammen würden wir die Welt ändern.
Es ist nur ein kleiner Schritt, aber ein großer, wenn man sich
bedenkt, wie peinlich es wäre auf einem Fest so etwas zu sagen.
Man kann sagen: Mein Universum dreht sich nur um mein Kind.
Wenn man dann sagt: Das Universum dreht sich nur um mein Kind ...
Anfangs war es nur postnatale Euphorie, aber es wurde zu einer postnatalen Manie.
Ich konnte nicht schlafen, ich war so aufgeregt.
Ich ruf den Psychiater an und sagte, ich glaube ich brauche professionelle Hilfe.
Die Dinger geraten hier etwas außer Kontrolle.
Gaynor wurde für einen Monat in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
Die Pillen, die ihr dort verabreicht wurden, halfen dabei, sie zu beruhigen.
Nun hat sie Angst, dass das Gleiche
nochmal passiert, wenn sie schwanger wird.
Ian Jones sagte mir, dass Gaynor zu Recht Angst hat.
Frauen mit bipolarer Störung haben ein viel größeres Risiko,
eine viel schwerwiegendere Episode
in Verbindung mit der Geburt zu erleben,
oft begleitet von psychotischen Symptomen
wie Halluzinationen oder Wahn.
Diese Episoden können einige der schwerwiegendsten Krankheitsepisoden
sein, die wir in der psychiatrischen Praxis erleben.
Wirklich? In der ganzen psychiatrischen Praxis?
Die letzten zwei vertraulichen Nachforschungen
im Bereich der Müttersterblichkeit zeigten,
dass in Großbritannien Selbstmord die führende
Todesursache für Frauen um die Geburt herum ist.
Gaynor wünscht sich einen Bruder oder eine Schwester für Thomas.
Aber die Informationen von Ian Jones kann man schlecht ignorieren.
Ich habe die ganze Idee überdacht, nochmal ein Baby zu haben.
Und es macht mich traurig, dass ich kein Kind mehr haben kann.
Vielleicht auch wegen Thomas.
Aber ich muss akzeptieren, dass das Risiko wahrscheinlich zu hoch ist.
Wie gesagt, man weiß ja nicht was passieren könnte.
Nein, genau.
Ich liebe die Ferse seiner Schuhe.
Auf Grund des Potenzial der manischen Depression, das Leben von Menschen
zu zerstören, ist es noch wichtiger,
sie früh zu diagnostizieren, aber oft bleibt sie unbemerkt.
Denn die meisten Betroffenen,
um mit den Stimmungsschwankungen umzugehen,
vertuschen ihre Symptome.
Ich habe das fast 20 Jahre lang gemacht.
Man nennt das Selbstmedikation oder, wie Sie
es zu Recht wahrscheinlich nennen würden,
exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum.
Wodka und Kokain in meinem Fall.
Kokain wirkt stimulierend und Alkohol ist angeblich ein Beruhigungsmittel.
Und ich bin von Natur aus oft so manisch und energiegeladen,
dass ich Kokain nahm, um herunterzukommen.
Ich fand es sehr schwierig zu irgendeiner Party zu gehen, ohne ein paar Gramm
in meinem Geldbeutel. Ich musste sie einfach dort haben.
Mir ist es etwas peinlich, das als Selbstmedikation zu bezeichnen,
denn das klingt irgendwie, als würde man nach einer Ausrede suchen,
wenn man sagt, ich tue es für einen hehren Zweck.
Ich fand tatsächlich und darum ging es ja,
dass es die Gefühle von einem fernhielt, auf eine seltsame Weise.
Man ist nicht mehr depressiv oder manisch.
Man läuft einfach. Man ist eingeschalten.
Genau das tat ich während meiner erfolgreichen 80er und 90er.
Meine Freunde, wenn sie überhaupt darüber nachgedacht haben,
hätten gesagt, ich hab ein Drogenproblem, keine manische Depression.
Sie hätten die Symptome mit der Ursache verwechselt.
Und das passiert häufig.
Das ist einem Kollegen passiert, mit dem ich auf der Uni war,
auf der Bühne und im Fernsehen arbeitete, und sogar einen Film drehte.
Das erste Mal offenkundig wurde es
als ich einen Film drehte - Peter's Friends.
Ich hatte eine sagenhaft glückliche Zeit.
Ich hatte Arbeit, ich hatte Geld,
privat lief alles blendend.
Auf Papier hatte ich also überhaupt keinen Grund, um plötzlich abzusacken
in diese Art Abgrund von abnormaler Psychologie, diese Niedergeschlagenheit
Ich habe weder exzessiv getrunken,
noch nahm ich irgendwelche psychotropen Substanzen,
weder verschriebene noch illegale. Es kam aus heiterem Himmel.
Weißt du, wenn du traurig bist und dir der Grund, warum du traurig bist, klar ist,
dann bringt das eine gewisse Klarheit.
Aber wenn es keinen Grund gibt, fragt man sich:
Warum zum Teufel fühl ich mich so? Ich verstehe das nicht?
Ist man sich selbst überlassen, kann man oft versuchen, den Zyklus von
Hoch- und Tiefphasen mit Selbstmedikation zu stoppen.
Konsum von Alkohol, Rauschgift, insbesondere Kokain.
Aber bei mir kam die Depression vor dem Drogenmissbrauch.
Jeder denkt, dass Depression eine traurige, verzweifelte Stimmungslage ist.
Aber es gibt auch agitierte Depression, psychomotorische Agitiertheit,
bei der man rastlos hin und her läuft, nicht schlafen kann und unbeherrscht ist.
Ich mietete eine große Lagerhalle an der Themse
und blieb einfach alleine dort drin und öffnete keine Briefe,
nahm keine Anrufe an, monatelang.
Und inmitten dieser rasanten
Abwärtsspirale von Verzweiflung und Manie
drei volle Barflaschen Wodka,
um einen zum Einschlafen zu bringen. Man hat 3 Tage lang nicht geschlafen,
verbringt seine Zeit damit, den Mond anzuheulen,
seine Möbel in die Themse zu schmeißen.
Das habe ich gemacht - Wirklich?
Ja, ich habe meine Elektrogeräte in die Themse geworfen,
das ist mittlerweile schon lange her,
und die Wasserschutzpolizei lief auf und ab
und rief durch ihr Megafon
'Tony hör auf, Dinge in die Themse zu werfen.'
Wussten sie wer du bist? - Jaja, sie kannten mich.
Das ist dieser Tony Slatterly - Das ist der aus dem Fernsehen.
Ja, das ist glücklicherweise schon lange her.
Das war eine dunkle Stunde.
Ich denke die Frage auf die ich hinauskommen möchte ist:
Hier ist ein Schalter und wenn ich diesen Schalter umlegen würde
würdest du jeglichen Aspekt deiner bipolaren
Störung, deiner Zyklothymie wegnehmen
Es hätte dir nicht das größte Glück über die Jahre beschert,
aber vielleicht hing das einfach damit zusammen wer du bist. Legst du ihn um?
Nein würde ich nicht.
Da ich derzeit in stabilier Verfassung bin, entscheide ich mich dafür,
den Schalter nicht umzulegen, aber ich hätte gerne die Möglichkeit.
Das sagt fast jeder, mit dem ich bisher gesprochen habe.
Das verrät uns etwas über die manische Depression
Obwohl es die tödlichste aller psychischen Krankheiten ist,
würden sie viele der Betroffenen, hätten sie die Möglichkeit,
nicht loswerden wollen.
Um ehrlich zu sein, ich auch nicht,
Aber ich habe eine Frau getroffen, die sofort den Schalter umlegen würde.
Connie Perris lebt in Birmingham and ist gerade Anfang 40.
Ihre Symptome sind so krass, dass sie ihr Leben
in vor und nach bipolarer Störung aufteilt.
Es ist schwierig für mich herzukommen, ich komme her und werde leicht paranoid.
Ich denke plötzlich, dass mich jemand anschaut.
Warum schaut er mich an? Warum beobachtet er mich?
Sie verfolgt mich.
Und dann denke ich, er schaut mich komisch an
Und dann kommt der Gedanke: Ich werde wieder paranoid.
Die Menschen schauen mich komisch an, weil ich sie komisch anschaue.
Früher war sie ein Anwalt,
Hauptmann der Territorialarmee
hatte einen schwarzen Gürtel in Aikido
und war in der Gemeinde aktiv.
Jetzt kann Connie kaum noch einkaufen gehen.
Wenn ich sehr depressiv bin, werd ich immer
langsamer und langsamer und langsamer.
Und irgendwann bewege ich mich überhaupt nicht mehr.
In meinem Kopf kann ich sehen und hören,
aber irgendwie fehlt mir die Energie, der Antrieb um mich zu bewegen.
Es kann etwas unangenehm sein, wenn ich im Laden bin
und dann einfach stecken bleibe und mich nicht bewegen kann.
Können wir... - Bevor wir anfangen
kann ich vorher etwas den Korridor hoch- und runterlaufen.
Ich werde gerade ganz zitterig. - Aber natürlich, tut mir leid.
Ich merke, das Zittern wird etwas schlimmer.
Ja, laufe etwas herum und atme tief durch.
Oh wow, das ist ja ein ganzes Arsenal an Medikamenten. - Ja.
Es gibt zwei verschiedene, die mich vor krassen Hochs und Tiefs bewahren sollen.
Eine verlangsamt die Schwankungen und eine verhindert die Hochs.
Es gibt Pillen für meine Schilddrüse,
denn das verlangsamt die Schwankungen auch.
Etwas um mir beim Einschlafen zu helfen,
Pillen, die mit Paranoia und Psychosen zu tun haben
und dann gibt es noch die Mineralstoffe, die verhindern sollen,
dass meine Haare ausfallen auf Grund der Phasenprophylaktika.
Donnerwetter, jeden Tag? - Jeden Tag.
Hast du während deiner Depressionen, du weißt schon,
das Schlimmste in Betracht gezogen, also Selbstmord?
Innerhalb von vier Tagen
nahm ich eine Überdosis, lief direkt vor einen fahrenden Zug,
versuchte mit einem Elektrobohrer ein Loch in meinen Kopf zu bohren
und schnied mir die Handgelenke auf.
Mit einem Elektrobohrer ein Loch in den Kopf bohren, das ist extrem.
Ich war so absolut verzweifelt, ich dachte, ich halt das nicht mehr aus.
Wie schaust du in die Zukunft?
Ich schaue überhaupt nicht. Ich lebe von Minute zu Minute, denn
zur Zeit sehe ich keine Zukunft.
Ich würde gerne. Ich wünschte ich könnte es,
aber zur Zeit kann ich nicht.
Ich verabscheue es so bitterlich, dass ich manisch depressiv bin.
ich wünschte ich könnte was anderes sagen,
aber so fühle ich mich. Ich verabscheue es zutiefst.
Es ist ein harter Fakt, aber ein Fakt, dem wir begegnen müssen.
Von den Menschen, die eine schwere bipolare Störung haben und nicht
behandelt werden, versuchen 50% Selbstmord zu begehen.
Und 20 Prozent gelingt es.
Nachdem ich Connie getroffen hatte, war mir klar, dass ich Glück hatte,
dass mir ursprünglich nur eine milde bipolare Störung diagnostiziert wurde.
Aber das war vor 11 Jahren.
Nun möchte ich wissen, wie die Art, wie ich damit umgegangen bin,
mein Ergebnis auf Professor Craddocks Skala für Manie beeinflusst.
Eine Null auf der Skala heißt,
man weist absolut keine Merkmale einer bipolaren Störung auf.
Zwischen 1 und 39 rangiert jemand
der, wie wir es nennen, subklinische manische Episoden erlebt.
40 bis 59 auf der Skala sind Menschen,
die nur hypomanische Episoden haben. Das sind die milderen Episoden.
und ab 60 haben wir Menschen, die volle manische Episoden haben.
Basierend auf Ihren Erzählungen, hätten Sie wahrscheinlich um die 70.
Ehrlich gesagt frage ich mich, ob Sie nicht fast schon Größenwahn hatten,
in dieser ersten Episode.
Wenn dem so wäre, wären Sie auf der Skala bei über 80.
Nun, es ist gut zu wissen, dass ich zumindest ihre Zeit nicht verschwende
und das meine kleinen Gene für Ihre Forschung hilfreich sein werden.
Das war unerwartet. Es ist beunruhigend, dass
sich meine Verfassung anscheinend verschlechtert.
Selbstverständlich sollte ich jetzt Behandlung in Betracht ziehen.
Ich habe seit meiner ursprünglichen Diagnose keine Medikamente genommen.
Sollte ich?
Ich glaube mein Leben muss sich dramatisch ändern.
Deutsche Untertitel: Claudia Glemser