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Erde, die uns dies gebracht
Sonne, die es reif gemacht
Liebe Sonne, liebe Erde, Euer nie vergessen werde.
Liebe, Licht und Frieden für alles, was ist, und Dich unsere liebste Alma Lucia
und lieben Dank fürs schöne Essen
Guten Appetit
Ok Alma
Das sind Alma, Raphael und Nieves
Alles, was sie essen, wäre eigentlich in der Mülltonne gelandet,
wenn Raphael es nicht bei einem Biosupermarkt abgeholt und damit als Lebensmittel gerettet hätte.
Alma, guck mal hier!
Sie Leben im Geld- bzw. Konsumstreik.
Ich habe auch die ganz große Hoffnung und eigentlich das Vertrauen, dass wir
als Spezie über das Geldzeitalter, das monitäre System, was wir eben heute haben,
hinweg gehen, dass wir irgendwann sagen, wir brauchen gar kein Geld mehr,
weil jeder seine Begabungen und Qualitäten einbringt.
Ich habe in meinem Studium in Barcelona,
Erich Fromm gelesen, über Sein oder Haben.
Das ist die Frage, oder?
Und für mich ist das Wichtigste das Sein - mit anderen Leuten oder mit mir.
Wichtiger, als etwas Materielles zu haben
Nö, ein bisschen
Als junge Familie ein Zeichen gegen die Verschwendergesellschaft setzen.
Na, sollen wir dir hier so eine Ecke
Was wollen sie erreichen und wie kann es funktionieren?
Eine junge Familie auf neuen Wegen
Ein Film von Susanne Bausch
Mit einem Freund ist Raphael in dieser Nacht unterwegs
zu verschiedenen Supermarkttonnen in Berlin
Chiquita, klar.
Für eine neue Internetplattform, WasteLeaks, wollen sie dokumentieren,
was alles wo im Müll landet.
Lebensmittel wegzuwerfen ist in Deutschland nicht verboten,
sie aus der Tonne zu holen dagegen schon.
Ist ja echt noch alles ziehmlich gutes Zeug. Ja ...
Unglaublich, was sie da so herausfischen.
All dies wurde achtlos weggeworfen, hat bei der Produktion bereits viel Energie und
Wasser verbraucht, betont Raphael.
Da ist sogar Saft, auch wieder Blumen - die sehen doch aus wie neu, oder?
Pure Verschwendung unserer Ressourcen.
Aha Holzofenbrot, aha!
Dagegen will er mit seinen Mitteln kämpfen.
Es muss doch möglich sein, dass Menschen umdenken und sich weiterentwickeln.
Daran glaubt Raphael fest.
Tofu ... das ist sogar noch in mindestens 3-4 Wochen gut.
Erst mal einen wunderschönen guten Morgen Euch.
Ich bin seid 29 Jahren als Gast hier auf Erden,
so wie ihr auch bestimmt schon ein paar Jährchen hier verweilen dürft.
Ich bin sehr froh, hier einer der lieben Erdenbürger zu sein...
Raphael ist mit seinen provizierenden Thesen in ganz Deutschland unterwegs
Wie kann es eigentlich sein, dass wir als Menschheit, die wir doch so ähnliche Bedürfnisse haben
Heute hat ihn die Berufs- und Fachoberschule Augsburg eingeladen.
Ethikunterricht, mehr als 100 Schüler.
Hat jemand schon mal die Zahl gehört, dass wir mehr als eine Milliarde Menschen haben,
die tagtächlich an Hunger leiden?
Dass ist jeder siebte Erdenbürger!
Million Menschen sterben sogar an Hunger
und trotzdem könnten wir heute mit dem, was wir an Essen produzieren, über 14 Milliarden Menschen ernähren.
Das heißt, auch da gibt es wieder eine sehr große Diskrepanz:
Dieser Überfluss zum einen, wir schmeißen sehr viel weg,
aber wir geben auch sehr viel den Tieren.
Den Schülern soll bewusst werden, dass bereits die Produktion der Konsumgüter
viel Energie verschlingt.
Könnt Ihr Euch vorstellen, was ein Auto an Energie verbraucht?
Ein Auto verbraucht so viel wie ein Vier-Personen-Haushalt in 10-15 Jahren.
Am Abend zuvor ist Raphael von Berlin hergetrampt.
Voll lieb von Dir!
Der freundliche Fahrer hat sogar einen Umweg gemacht
Gute Zeit Dir. Grüß Deine Mutter und Deine Familie!
Mach ich, alles klar, tschüssie.
Alles Liebe, ciao!
und setzt ihn direkt bei seiner Couchsurfingadresse ab.
Über ein weltweites Netzwerk werden kostenlose Schlafplätze angeboten.
Und steck die Leute mit Deinen Ideen weiterhin so an!
Werde ich tun!
Ohh schön. Gut hergefunden?
Melanies Wohnung ist im Haus der Eltern.
Und dann habe ich ein bisschen Brötchen mitgebracht, die sind auch frisch gerettet von Bio Company.
Das ist für Deine Eltern hier. Lebkucken?
Lebkuchen. Da werden die sich freuen.
Von Edeka aus der Tonne gerettet.
Ich mach Dressing immer so mit Sonnenblumenkernen. Super!
Räume wie Essen teilen, für junge Leute ganz normal.
Also, die sind echt bio und echt gerettet,
Wenn man von anderen Menschen etwas bekommt, muss es ja trotzdem produziert werden,
also ist es ja im Endeffekt auch bei diesem Trampen und so, trotzdem nötig, dass jemand ein Auto hat?
Richtig, wenn ein Auto sich bewegt, dann sitzen im Schnitt in Deutschland 1,3 Personen drinnen
sprich, 3,7 Plätze sind noch frei.
und so ist das eigentlich mit allen anderen Ressourcen genauso, dass heißt darüber wollen wir gerade die Menschen zum nachdenken anregen.
Konsequent nimmt Raphael für Vorträge kein Geld und keine Spesen an.
Hallo, hallo. Entschuldigung ich bin auf dem Weg nach Berlin
und wollte fragen ob Du vielleicht in die Richtung fährst?
Ja, aber ich bin mit Familie unterwegs, die sind zur Toilette.
Ach so, kein Problem.
Entschuldige ich bin auf dem Weg nach Berlin und wollte fragen ob du vielleicht in die Richtung fährst?
Das Auto ist rammelvoll und die Familie ist dabei. Kein Problem.
Mühsam, wäre da nicht doch ein Zugticket manchmal ganz nett?
Aber gerade wenn man eine Stunde gewartet hat, dann freut man sich noch mehr,
dass jemand so lieb ist und einen mitnimmt. Das heißt von daher steigt auch mit jeder Minute
der Zufriedenheitsgrad, wenns dann klappt.
Entschuldigung, ich bin auf dem Weg nach Berlin und wollte fragen ob du vielleicht in die Richtung fährst?
Ich fahr in die Richtung, ja.
Glaubst du, du kannst mich ein Stück mitnehmen?
Könnte ich bestimmt machen. Ja, super!
Und dann hat er doch noch Glück, manche Fahrer sind froh einen Gesprächspartner zu haben auf einer langen Strecke -
das hilft vor Übermüdung.
Raphaels Mission begann eigentlich mit einer großen Reise.
Er hatte in Den Haag, European Studies studiert und nebenbei gejobbt.
Mit Freunden wollte er zu einer Hochzeit in Mexiko,
dann zum Klimagipfel, bewusst ohne Geld.
Eine erste Demo für die Einsparung von Ressourcen.
Nach neun Monaten, 500 Fahrzeugen und vielen herzlichen Kontakten
waren sie am Ziel, im Glück und Nieves schwanger.
Raphael, Nieves und Alma wohnen in Dahlem, im Martin Niemöller
Friedenszentrum der evangelischen Kirchengemeinde - mietfrei.
Dafür machen sie sich in Haus, Garten und Büro nützlich,
engagieren sich mit Veranstaltungen.
Nachher findet ein öffentlicher Veganer Brunch statt.
Sie steuern eine Gemüsesuppe bei.
Sieht nicht perfekt aus, aber wenn Du die ersten, "wie sagt man"? Blätter
Blätter abmachst, sind sie OK.
Also so wird das keiner mehr kaufen, von daher ist das dann
vielleicht eher für Leute, die ein wenig mehr Zeit haben.
Zeit, Gesundheit, Glück - kann man sowieso nicht kaufen.
Für Raphael und Nieves ist weniger eindeutig mehr.
Einfach die ersten Blätter abmachen, so.
Tja, Mensch, Alma, da hast Du ja genau hingeschaut, oder?
Mensch, Alma, dass Du das schon alles kannst. Du Engel!
Weil sie viele Leute zum Brunch erwarten, müssen sie Bänke aus dem
Gartenhaus holen.
Im Martin Niemöller Friedenszentrum engagieren sich Leute ehrenamtlich in Gruppen
wie dem Internationalen Versöhnungsbund oder dem Weltladen.
Ich glaube, dass wir hier auch sehr gut reinpassen,
wir fühlen uns hier sehr wohl und auf der anderen Seite
füllen wir da vielleicht auch so
eine Nische, die irgendwie noch nie so bedacht wurde.
Das vielleicht die Ernährung auch was mit Frieden zu tun hat, zum Beispiel,
oder der Konsum.
Raphaels unermüdliches Credo:
Vorhandenes besser verteilen.
Wir müssen Getreide und Soja selbst essen, anstatt damit Tiere zu mästen;
das schont das Klima und schützt vor Hungerkrisen.
Bis vor einem Jahr war Raphael selbst noch Mülltaucher,
dann hatte er einen Bio Supermarkt angesprochen:
Könnten wir nicht die Reste der Reste direkt bekommen?
Hey, grüß Dich, freut mich, Enrico. Schön.
Tatsächlich, er fand Kooperationspartner,
abgeschriebene Lebensmittel, die die Mitarbeiter nicht wollen und
Organisationen, wie die Tafelläden, nicht abholen, darf er mitnehmen und dann weiterverteilen.
Da dachten wir, so 'ne schöne Fenchelsuppe...
Ja, sehr gu.t
Wir wollen es einfach nicht wegschmeißen.
Da bin ich froh, dass jemand vorbeikommt und es persönlich noch abholt. Das ist super!
Weil jeder Artikel, den wir sonst noch wegschmeißen, ist ein Artikel zu viel.
Deswegen finde ich es echt genial, super!
Im Hof einer anderen Filiale sortiert eine Lebensmittelretterin Bereitgestelltes aus.
Hundert Engagierte konnte Raphael gewinnen,
die nun aus 30 Berliner Filialen abholen dürfen.
Das ist alles wunderbar, das ist eine Gruppe von etwa zehn Personen
insgesamt, die hierher kommen und wir haben uns auf Tage verteilt.
Und da gibt's so Kalender bei Googlemail, wo man sich dann eintragen kann oder eben
fixe Tage, wo man kommt und sagt, so ich bin jetzt z.B. dienstags und freitags immer da.
Was sie nicht selbst benötigen, geben sie weiter.
Da gibt's sogar Cous-Cous, super!
Trockenware mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum hält eigentlich ewig.
Also das gebe ich dann auch nicht weiter an den
Umsonstladen, denn das ist natürlich für uns als Familie, das gehört zur Grundnahrung
und da es das sehr selten gibt und auch nicht so schnell schlecht wird, behalten wir das sehr gerne.
Fette Beute, die sonst im Müll gelandet wäre.
Zurück im Martin Niemöller Haus.
Einmal im Monat laden Nieves und Raphael zum veganen Brunchen ein.
Jeder bringt was mit.
Es gibt ja auch so Phasen im Leben, weißt Du?
Raphaels Mission, das eigene Konsumverhalten zu
verändern und dadurch etwas zu bewirken
tierisches Eiweiß zu reduzieren und so auch Treibhausgase und Hungerkrisen.
Für die Leute, die hier neu sind,
auch ganz herzlich Willkommen. Ihr befindet Euch im Martin Niemöller Friedenszentrum,
das war einmal ein Pfarrhaus, ein altes, wo der Martin Niemöller,
ein alter Kämfer für die Freiheit und den Frieden, gelebt hat.
Und es gibt hier immer wieder Veranstaltungen.
Nieves macht einmal der Woche den Spanischkonversationskurs,
wo auch ein paar Leute von Euch schon waren, aber ihr seid immer alle herzlich eingeladen.
Wann ist der Amor?
Immer donnerstags und immer umsonst.
Das ist von Thomas. Ja!
Falafel aus Kichererbsen und Saubohnen mit orientalischen Gewürzen
dazwischen sind ein paar Zuchinischeiben und ganz unten noch kleine Tomaten,einfach zur Deko.
Wie immer, ein Renner!
Raphael und Nieves meinen, wie viele andere auch,
dass unser Wirtschaftssystem an seine Grenzen stößt.
Stattdessen suchen sie nach neuen zukunftsfähigen Formen
Das ist Quinoa, glaube iche ...
des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Wach zu sein in seiner Zeit, dass ist das Vermächtnis Pfarrer Niemöllers, der
sich stark in der Friedensbewegung engagiert hatte.
Im Foyer haben die Brunchgäste einen Umsonstladen aufgebaut;
jeder kann bringen und mitnehmen, was er will.
Freies Geben und Nehmen wollen sie ein üben.
Nieves schaut auch nach den Sachen, aber sie braucht nicht mehr.
Windeln und Klamotten für Alma habe ich nicht gekauft,
weil es so viel gibt, das kannst du hier sehen.
Aber, wenn ich eine Medizin oder so für Alma brauche, dann werde ich sie kaufen, weil
das Wichtigste die Gesundheit ist, oder?
Nieves ist nicht im Geldstreik, sondern im Konsumsreik.
Vom Kindergeld finanziert sie eine Krankenversicherung. 40 Euro bleiben übrig,
davon leistet sie sich auch mal die U-Bahn
Mit Alma kann ich nicht so radikal wie Raphael sein.
Meine Priorität ist pünktlich hier zu sein, um Alma zu füttern,
oder Alma ins Bett ... wie sagt man? Bringen. Bringen
Aber ich versuche, nicht so viel Geld zu benutzen.
Ich glaube, dass das Allerwichtigste ist, dass auch dass was Nieves tut, dass das aus freien Stücken kommt.
und nicht irgendwie von oben von mir oder irgendjemand anders aufdoktroniert ist,
deswegen freut es mich, dass sie sich auch die Freiheit nimmt
und zu sagen, ich will jetzt dies und ich gönne mir das jetzt oder ich mache mir es jetzt leichter.
und nimmt die U-Bahn anstatt mit dem Fahrrad durch die Kälte zu fahren,
find ich super.
Raphael hat einen Bäcker in der Nachbarschaft angesprochen.
Er erhält jetzt die Brötchen am Abend und sie werden nicht an Tiere verfüttert.
Super, ja Mensch, wieder vielen Dank und grüß Deine lieben Kollegen.
Ja, lass dich mal drücken. Ciao und einen schönen Abend noch.
Ja, Dir auch. Ciao - Ciao
Zu Hause im Büro des Niemöller Hauses, stellt er alles gleich ins Netz
So, da sieht man ihn jetzt, der ist jetzt quasi reingestellt.
Seit Mitte Dezember gibt es die bundesweite Plattform foodsharing,
sie wurde in Köln gegründet und Raphael ist für Berlin zuständig.
Man kann Lebensmittel anbieten aber auch zu erntende Obstbäume und alles, was
sonst nicht verwertet werden würde.
Das freiwillige Geben und Nehmen ist Raphaels großes Thema und fester Glaube,
dass das die Zukunft ist.
Also, hier sind wir zum Beispiel.
Also ist der Mensch nicht so schlecht, also nicht immer ausbeuterisch?
Der Mensch ist so wunderbar gut, Du kannst es Dir nicht vorstellen!
Aber geschichtlich?
Geschichtlich - Du kannst immer irgendetwas finden, was nicht so gut ist,
Du kannst auch morgens aufstehen und sagen: Mensch, das ist ja wieder mieses Wetter hier, es regnet,
jetzt muss ich dem wieder dieses Gesicht sehen!
Und der grüßt mich nicht... Du kannst im ganzen Leben immer irgendetwas finden, was
gegen Dich ist, was schlecht ist. Aber Du kannst das Gute in den Menschen sehen in der
menschlichen Entwicklung und auch in dem Heute, wie unsere Menschheit zusammenwächst.
Ich wollte mal fragen, was Deine Eltern dazu gesagt haben.
Ob die da mit Deinem Lebenswandel einverstanden waren oder ob die sich gedacht haben, mai was haben wir da falsch gemacht?
Glaubst Du sie haben was falsch gemacht? Glaubst Du sie haben was falsch gemacht?
Sonntagsspaziergang zu den Eltern.
Ja, ich freue mich.
Etwa fünf Kilometer Fußmarsch liegen vor ihnen,
den Kinderwagen haben sie dafür von einer Freundin ausgeliehen.
Co-Konsum nennt sich das auf Neudeutsch.
Raphaels Vater ist Architekt, die Mutter Kunsttherapeutin.
Sie haben sich von Raphaels Essensgewohnheiten anstecken lassen.
Heute gibt es Kürbissüßkartoffelcurry.
Ich fang schon mal an? Ja.
Vielen dank Mami.
Und dann sind sie auf Raphaels Schulevent neugierig.
Was war das Interesse? Und wo konntest Du sie erreichen und abholen?
Ganz unterschiedlich.
Hatten die sich schon im Vorfeld mit Dir beschäftigt? Also die wussten schon worum es geht und hatten Fragen?
Aber hatten Null Ahnung, graue Energie natürlich wieder nicht, virtuelles Wasser so ein ganz paar.
Dann ist noch ein Grüppchen geblieben, die wollten noch mehr wissen.
Wie sieht die Familie Raphaels Leben ohne Geld?
Viele auch aus der Verwandtschaft sagen,
ja, das kann ja gar nicht sein,
das kann man mal kurz machen, aber jetzt ist er doch in der Verantwortung,
jetzt muss er doch für die Familie Verantwortung tragen und er tut es ja, denk ich, in vielen Bereichen
viel mehr als nur der normale Mensch vielleicht so kann.
Ich kann das sehr sehr sehr gut nachvollziehen, bin sehr dankbar, dass
er das übernimmt auch ein Stück weit
sich da so einsetzt und voller Enthusiasmus voranprescht.
Es ist natürlich alles auch schwierig, wenn man
genau sieht, was man alles machen muss dafür;
aber der Ansatz, dass einer sagt, ich verändere mich selber,
das ist schon ein Ansatz, den ich sehr hoch schätze.
Also Raphael mutet seiner Umwelt ja schon durchaus was zu, aber das Wort zumuten impliziert ja auch,
ich habe den Mut, dem anderen zu vertrauen, dass die Fähigkeit in ihm liegt
und Raphael, glaube ich, kann das ganz gut so rauskitzeln an den Menschen.
Termin beim Chef der Bio Company.
30 Filialen mit 80,5 Millionen Umsatz.
Vor einem Jahr begann Georg Kaiser mit Raphael zu kooperieren.
Mein Elternhaus war ein kleiner Edeka-Laden mit angeschlossener
Fleischerei und alles was in irgendeiner Form noch verwertbar war, wurde verarbeitet
und bei uns, wir als Kinder, mein Bruder, meine Schwester und ich
durften nur die Sachen essen, die wegmussten.
Ich hab das von Kind auf so erlebt und deswegen
ist es für mich nichts Fremdes und deswegen war auch Raphael mit seinem
Anliegen für mich nichts Fremdes, sondern wo ich sage,
endlich mal einer, der das Thema aufgreift! Und da habe ich Spaß dran, dass mitzugehen.
Einer der Ausweise.
Jeder der 100 Berliner Lebensmittelretter hat jetzt einen Ausweis.
Raphael würde gerne in Zukunft auch weitere Supermärkte einbeziehen,
das geht Georg Kaiser aber zu schnell.
Wir haben ja auch gesagt, Raphael, Du bist verantwortlich, dass das auch seriöse Menschen sind, die dann
auch keinen Unsinn damit machen oder so. Aber für uns haben wir jetzt erstmal ein System
geschaffen. Da bin ich froh, dass das läuft. Ja.
Das Ziel ist ja, bis 2014 Berlin die Stadt mit der geringsten
Lebensmittelverschwendung Verschwendung pro Einwohner werden zu lassen.
Bis 2014?
Ja, das ist in einem Jahr - da sind wir super mit dabei.
Ja, wenn Du da weiter so Gas gibst.
Ja, Ja, ich geb Gas.
Auf jeden Fall!
Raphael hat seine Berufung gefunden.
Unermüdlich engagiert er sich für Lebensmittelrettung und Verteilung.
In der Markthalle Neun, in Kreuzberg, ist ganz neu, der erste öffentliche
Foodsharing Fair-Teiler eingerichtet mit einem frei
zugänglichen Kühlschrank.
Jeder kann dort was rein tun oder herausnehmen,
niemand braucht einen Berechtigungsnachweis, keiner wird als arm abgestempelt.
Weiter so mein Großer, wir sind alle stolz auf Dich!
Ja, ich auch auf Dich!
Der Hausmeister schaut nach dem Stand und hält ihn sauber.
Viele Leute, die kommen fünf, sechs mal am Tag und gucken, ob das gefüllt ist.
Manche Leute bringen auch was mit,
aber die meisten wollen was haben.
In eineinhalb bis zwei Stunden ist alles weg, weil viele Leute hier sind auch sehr arm.
Wenn was da ist, dann bitte schön, bedient Euch!
Fair-teilen gegen die Verschwendung -
der Gedanke ließe sich weiter spinnen.
Ein Kuss für Mami.
Nieves benutzt gebrauchte Stoffwindeln für Alma
und lebt mit Kleidung und Möbeln, die andere nicht mehr wollen.
Mit ihrem Konsumstreik will sie vor allem die Umwelt schonen.
Stolz zeigt Nieves ihre Kosmetikecke.
Das ist auch alles gerettet,
zum Beispiel das war ein Tester,
das war ein bisschen kaputt
und es gibt auch Sachen für Babies, für Alma
Creme, oder für mich Brustwarzensalbe.
Und das ist eine Alternative für OBs und Tampons:
die Menstruationstasse. Die kannst Du 10 Jahre benutzen, eine andere Alternative.
Hat sie einen speziellen Wunsch?
zum Beispiel das, das brauche ich immer im Winter, aber das war auch aus der Tonne.
Ich habe, ich weiß nicht, 10 Stück.
Das ist mein einziger Wunsch und hab ich einfach. - Danke!
Im Moment mangelt es an nichts und Alma ist noch klein,
aber was ist mal später?
Wovon wollen sie leben, wenn sie alt und pflegebedürftig sind?
Wenn meine Mutter jetzt krank wird,
natürlich helfe ich ihr da und so helfe ich, wenn Nieves krank wird
und vielleicht wenn ich krank werde, gibt's auch einen Freund, der mir hilft.
Oder, ich glaube, dass wir uns wirklich mehr als Gemeinschaft verstehen sollten und uns
dementsprechend auch verhalten.
Und deswegen diese Idee: Ich zahle jetzt in irgendeine komische Versicherung ein,
die gibt mir dann irgendwann mal Geld, also
das ist absoluter Quatsch, also wer daran noch glaubt,
der hat entweder das Wirtschaftsystem nicht verstanden oder lebt in einer Illusion.
Aber er macht eine gute Arbeit, glaube ich, und das ist wichtig
und ich unterstütze Raphael - immer.
Raphael geht seinen Hausmeisterpflichten nach,
im Geist aber spinnt er seine Ideen weiter.
In einem Jahr hat er mit der Biokette alles klar gekriegt,
man könnte doch jetzt die Fäden weiterstricken und an die anderen Supermärkte herantreten usw.
Jeder Traum, wie jede Vision, die beginnt irgendwo im Kopf und im Herzen,
Ist es vielleicht auch mit dem Frieden so?
Mein Traum ist immer noch, dass wir wirklich in Frieden auf der Welt leben,
alle zusammen und ich glaube, das geht auch so seine Kreise
und das dauert ein bisschen länger, noch als ein Jahr vielleicht.
aber ich glaube, dass wir alle auf dem guten Weg sind.
Es braucht wohl solche Idealisten, die zum Nachdenken anregen.
Was für ein Zufall, dass unten auf dem Friedhof
ein anderer großer Idealist ruht,
einer aus dem letzten Jahrhundert.
Es ist ein sehr schöner Platz, wir sind sehr froh, dass wir hier leben dürfen.
Und in dem Haus einfach auch ein guter Geist. Seit 30 Jahren
bemühen sich hier die Menschen für Frieden und es fühlt sich einfachg gut an, hier auch Teil zu sein.
Das Büro des Friedenszentrums nutzen alle ehrenamtlichen Mitarbeiter.
So auch Uli Sonn, der sich für den Internationalen Versöhnungsbund engagiert.
Was hält er vom jungen Aktivisten im Hause?
Wir haben ja hier auch als Friedenszentrum diese Losung,
"Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung"
und der Raphael deckt sozusagen diesen Bereich im besonderen Maße auch ab.
Das ist im Grunde auch das, wofür wir dankbar sind, dass der Raphael in diesem Bereich
Bildungsarbeit und ganz konkrete Aktionen auch miteinander verbindet.
Das ist auch eigentlich charakteristisch für dieses Haus.
Raphael hat gleich ein Skypedate
Luis
Hola
Mein Lieber Freund, wie willst Du anfangen? Willst Du mir erst mal ein bisschen erzählen, was Du schon machst?
Luis aus Spanien will alles über foodsharing wissen
und es nach Spanien übertragen.
Übers Internet zieht es seine Kreise,
einige haben sogar schon ihre Übersetzungsdienste angeboten.
Ebenfalls, ciao mein Guter.
Ich glaube, das zeigt einfach die Motivation, die da bei den Leuten einfach in den Adern
steckt und die raus will,
das heißt die wollen aktiv werden.
Und das ist schön zu sehen, dass es einfach immer mehr so ein
Gemeinschaftsprojekt wird
Und dann geht es Schlag auf Schlag.
Vielleicht ist es für sie auch in Ordnung auf Englisch.
Auf Deutsch ist es kein Problem.
Du kannst auch super Deutsch!
Raphael wird regelrecht überschwemmt von Journalisten.
Alle wollen etwas über foodsharing wissen, das seit zwei Monaten am Start ist.
Der Reuters Mann wird drinnen auf eine wartende Kollegin von der Berliner Morgenpost stoßen
und dann soll Raphael auch noch fürs Radio ein Telefoninterview geben.
Die anderen Journalisten müssen sich derweil draußen gedulden. Zum Glück
taucht jetzt auch noch ein leibhaftiger Foodsharingnutzer auf.
Das ist eine ganz feine Sache, am Sonntag war ich unterwegs und da habe ich mir Kartoffeln geholt,
4 Kilo, einwandfrei.
Und sie machen das auch übers Internet, sozusagen?
Das läuft ja nur übers Internet.
In anderen Ländern wird gehungert und bei uns schmeißen wir das in den Müll.
So etwas dürfte nicht sein, das zeigt, in welcher Gesellschaft wir leben.
Ich komme ja sowieso aus einer anderen Gesellschaftsordnung,
ich sehe hier sowieso die ganze Sache kritisch.
Und aus was für einer Gesellschaftsorndung kommen Sie?
Ich komme aus der ehemaligen DDR
Ich komme wegen der Brötchen, aber nur ein paar, nur n'paar
Ja, ja.
Gestern Abend, um sieben, waren sie noch im Laden zum Verkauf.
Ja, das ist super frisch
Teilen, das ist für Raphael die Zukunft.
Von daher kann man dies noch sehr weit spinnen, diesen Teilungsgedanken,
diese neue Kultur, wo es nicht mehr darum geht ich besitze, ich habe, sondern
wir haben und wir nutzen gemeinsamen, möglichst intelligent und effizient, so
wie es uns als Menschheit möglich ist.
Und wie soll es mit Alma weitergehen?
Wo sehen sie als Familie ihre Zukunft, wenn es keine Lebensmittelverschwendung
mehr gibt? Die Antwort: in einem Ökodorf.
In Gemeinschaft und autark.
Wir denken in Spanien oder Italien oder Frankreich, aber nicht in Deutschland -
ist zu kalt für mich.
So wie wir irgendwie vom Schicksal hierher geführt worden sind, in dieses wunderbare Haus,
so ist das Haus oder der Bauernhof
oder das Grundstück, wo dann das Ökodorf sein wird, ja auch schon da.
Es muss jetzt nur noch uns finden, oder andersrum, das heißt
auch da ist alles schon vorhanden,
man muss nur die Verbindung herstellen.