Tip:
Highlight text to annotate it
X
Dies hat mit Physik direkt nichts zu tun, aber - Gehen. Dies sind die Regeln: Gehe so, dass ein Fuss
immer den Boden berührt und halte dein vorderes Bein gerade.
Kurz, laufe komisch, und zwar schnell. Es gibt auch etwas bemerkenswertes in den Regeln
- Die Schiedsrichter die entscheiden ob ein Teilnehmer auch korrekt "geht", dürfen nur
an einem fixen Ort neben der Rennstrecke stehen und nur mit blossem Auge entscheiden ob der Teilnehmer
richtig zu gehen SCHEINT. Man müsste meinen, dass für einen Sport dessen Definition so technisch ist,
man alle möglichen Technologien heranzieht um die Regeln durchzusetzen.
Steckt Gehen also im Mittelalter fest? Natürlich gibt es auch andere Sportarten die
es dem Schiedsrichter verbieten Wiederholungen zu sehen, wenn man jedoch an die Elektronik beim Fechten denkt, die
Ziellinien-Kamera bei der Leichtathletik, die Berührungssensoren beim Schwimmen, und die 3D Ballverfolgung
und Flugbahn-Rekonstruktion beim Tennis… Geher-Schiedsrichter, auf der anderen Seite, machen es sich
sehr umständlich. Es ist Ihnen verboten vom Boden her zu schauen oder so moderne Technologien zu verwenden
wie Ferngläser oder Spiegel.
Was hat es mit diesem Kinderspiel auf sich?
Wie man, bei genauem hinsehen, bei Slow-Motion Aufnahmen erkennt oder eigentlich jedem Foto von Gehern selbst sieht,
sieht man, dass praktisch jeder den Boden nicht berührt… Nicht nur ab und zu, wegen
eines Stosses oder Stolperers, die erlaubt sind - sondern beihnahe bei jedem Schritt. Tatsächlich ist es WOHL
BEKANNT in der Geher-Gesellschaft, dass die meisten Geher regelmässig den Boden nicht berühren
und manche sind bis zu 10% der Zeit in der Luft… also bricht JEDER die Regeln.
Nun, es gibt haufenweise willkürliche Regeln im Sport… aber der Fakt, dass die meisten Athleten die
traditionelle DEFINIERENDE Regel des Sports brechen, ist, zumindest… überraschend.
Und das ist nicht zu vergleichen mit dem verdacht, dass fast alle professionellen Rennradfahrer sich dopen, weil
anders als beim permanenten Kampf die Doper zu testen und zu erwischen, haben wir sehr wohl die technologischen
Mittel um die "abgehobenen" Geher zu erwischen. Es scheint klar, dass die technophobie im Gehen
vom Fakt her stammt, dass wenn Geher beginnen würden High-Speed Kameras zu verwenden, sie nicht mehr länger
einen Sport hätten.
Da stellt sich gleich die Frage nach der eigentlichen Essenz des Sports - weil, wirklich alle Spiele bloss
ein willkürlicher Satz von Regel und Richtlinien sind, die wir zum Zweck haben um
Spass zu haben und uns selbst heraus zu forden. Natürlich gibt es einen Grund warum man bei der Leichtathletik Fahrräder,
im Radsport Motorräder und im Motorradsport Raketen verbietet.
Möglicherweise sind diese Gründe genau so willkürlich wie der Bann von Technologie beim Gehen… denn
das Ziel ist nicht mit den Füssen auf dem Boden zu bleiben - es ist, zu sehen, wer der schnellste ist im komisch
gehen, wie beim Dreisprung, wo es darum geht, wer am weitesten kommt mit einem lustigen Sprung, Hürdenlauf
gibt es um zu sehen wer am schnellsten laufen kann mit Plastikbarrieren im Weg, und im Tennis
wer am besten einen Ball über ein Netz schlägt, aber nur innerhalb bestimmten, sorgfältig gezeichneten Linien
und mit einem Racket, nicht eimem Ping Pong-Schläger oder Händen und Füssen. Schlussendlich geht es im Sport nicht um den Sport,
sondern um die Spieler und deren Anstrengungen. Es geht darum wie weit wir die Grenzen
der menschlichen Fähigkeiten treiben können… Innerhalb der Grenzen, die durch die Regeln vorgegeben wurden.
Ist Gehen ein verleugnender Sport, verzweifelt festhaltend an seiner Vergangenheit und offen dazu stehend
technologischen Fortschritt zu missachten, der im Prinzip die Beurteilung des Sports verbessern würden, aber in Wahrheit
ihre Grundfesten erschüttern würde? Ich weiss es nicht… Aber, sind Geher Athleten? Mit Sicherheit.