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Wir wissen, dass Europa eine der Regionen der Welt darstellt, die am meisten unter der Wirtschaftskrise leiden.
Millionen von Menschen befinden sich aufgrund der Rezession in ernsthaften Schwierigkeiten:
finanziellen Anpassungen, Ausgabenkürzungen, Arbeitslosigkeit.
Doch so trostlos die Lage zurzeit auch sein mag;
es gibt jemanden, der überraschende und positive Auswege daraus gefunden zu haben scheint,
um trotz alledem voranzuschreiten
und nebenbei Anderen zu helfen.
Carlos de Vega, unser Europa-Korrespondent, berichtet
wie mittels Vorstellungskraft und der Unterstützung durch das Internet,
eine Bürgerinitiative gerade dabei ist, die Konsumnetze zu revolutionieren
und Nahrungsmittel nutzt, die andernfalls im Müll landen würden.
Aber schauen Sie selbst!
In diesem Berliner Garten ist gerade Erntezeit.
Raphael Fellmer lebt hier zusammen mit seiner Frau und seinem Kind.
In diesem Haus, das ihm von einer Wohltätigkeitsorganisation überlassen wurde.
Sie essen das, was sie selber anbauen
und all das, was sie dort aufsammeln, wo es sonst übrig bleiben würde.
Es ist eine Familie, die sich im Geldstreik befindet.
Raphael hat seit drei Jahren keinen einzigen Euro für Essen ausgegeben.
"Irgendetwas läuft hier mächtig schief.
Es gibt Menschen, die an Hungersnot leiden
und denen es an Grundbedürfnissen fehlt,
während wir tagtäglich Millionen und Abermillionen Tonnen Lebensmittel wegschmeißen."
Diese Philosophie brachte ihn dazu, "foodsharing" zu gründen.
Ein Netzwerk, in dem jeder Einzelne übriggebliebene Lebensmittel anbieten kann,
so dass benachbarte Anwohner vorbeikommen können, um diese abzuholen.
Kostenlos
Anstatt im Müll zu landen, wird das Essen geteilt.
"Es schließen sich viele Leute an, die Zeit und Energie für einen guten Zweck investieren,
da sie die Vision haben, dass jeder von uns in der Lage ist, tatsächlich etwas zu verändern."
"Foodsharing" startete in Deutschland und hat mittlerweile Tausende von Mitgliedern
sowie Pläne, sich auch auf andere Länder Europas auszubreiten.
Das erste Projekt: Spanien
Wir befinden uns im Norden, León.
Etwa 100.000 Einwohner
Keine Industrie
Die Stadt wuchs mit dem Baugewerbe.
Die Krise vernichtete viele Arbeitsplätze.
Immer mehr Familien aus der Mittelschicht (so wie diese hier) haben heutzutage Probleme, über die Runden zu kommen.
"Es ist nicht leicht, da nur mein Mann arbeitet.
Und mit seinem Gehalt würden wir es, ohne die zusätzliche Unterstützung seitens der Familie, finanziell gesehen nicht bis zum Monatsende schaffen."
Für die ganz schwierigen Fälle werden in diesem kirchlichen Speisesaal,
dank Spenden, täglich rund 500 Menüs serviert.
"Einige Leute sind bereits Stammgäste hier.
Personen mit einer Mindestrente, z. B. mit etwas über 300 oder 400 Euro können nicht überleben."
Allein in Barcelona wurden 3.000 Fälle von Mangelernährung bei Kindern registriert.
Achtung!
In der Dritten Welt sterben, laut "Aktion gegen Hunger", jeden Tag weiterhin um die 10.000 Kinder.
Gehen uns etwa die Lebensmittel aus?
Werden sie deshalb immer teurer?
Nicht wirklich.
Die erste Überraschung:
Es gibt ausreichend landwirtschaftliche Nutzfläche auf der Erde.
Es ist allerdings weder leicht noch billig, diese auch zu nutzen.
Die Hälfte dieser ungenutzen Fläche liegt, erstaunlichweise in Afrika.
Sudan, Uganda, aber auch Indonesien oder Argentinien verkaufen ihren Boden an Saudi Arabien, Indien oder China.
Nur 10% des Bodens in China sind landwirtschaftlich nutzbar
und das bei einem Land, das 20% der gesamten Weltbevölkerung beherbergt.
Die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) verweist darauf,
dass dieser globale Markt den Ländern, die ihren Boden verkaufen, nicht zugute kommt,
da sie es zu Niedrigpreisen machen und die Gesamternte letztendlich in anderen Ländern landet.
Die zweite Überraschung:
Die Gesundheitsvorschriften schließen alles, was nur den kleinsten Defekt aufweist, aus der Nahrungskette aus.
Das hier sind Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm "Samsara".
Es werden Massen an identischen Lebensmitteln produziert.
Allein in den USA werden jährlich 40 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen.
In einigen Ländern fehlt es an Nahrungsmitteln,
in anderen gibt es wiederum zu viele.
Dieses Ungleichgewicht kann man bereits mithilfe einiger kleiner Initiativen versuchen zu vermeiden.
Dadurch, dass wir unserem Essen beispielsweise mehr Bedeutung beimessen
und das, was an Essen übrig bleibt, nicht verschwenden.
Dieser Supermarkt in der deutschen Hauptstadt Berlin wäre ein gutes Beispiel dafür:
Ein kleines Experiment in vollem Gange, welches uns das Essen wieder wertschätzen lassen soll
und gleichzeitig Solidarität mit denjenigen fördert, die weniger haben.
Sehen Sie, wie es gemacht wird!
Alle Lebensmittel sind ökologisch, stammen aus kleinen Bauernhöfen und haben jeweils zwei Preisangaben.
Der Kunde entscheidet selbst, ob er mehr zahlen möchte.
Diejenigen, die nicht so viel haben, zahlen weniger.
Es ist nur ein Experiment.
Genauso wie Raphael Fellmers Idee des "foodsharing".
Vorschläge, die aus Deutschland - einem reichen Land - kommen,
aber auch darauf aus sind, etwas in der Dritten Welt zu bewirken.
"Ein großer Bestandteil des Essens, den wir hier in Europa konsumieren und auch wegwerfen, wird importiert.
Aus Afrika, Lateinamerika, Asien.
Orte, an denen Milliarden Menschen tagtäglich an Hungersnot leiden.
Raphael denkt nicht daran, einen Rückzieher zu machen.
Sein jetziger Plan ist es, ein Buch zu schreiben,
in dem er nach wie vor die Tatsache anprangert, dass kein Lebensmittelmangel besteht, sondern lediglich eine falsche Verteilung.
Indessen bebaut er weiterhin seinen Gemüsegarten.
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