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Richards: Hallo, YouTube!
Willkommen beim Klarinetten-Meisterkurs
für das YouTube Sinfonieorchester.
Ich bin Chris Richards und spiele
Klarinette im London Symphony Orchestra.
Das ist kein echtes Klarinettensolo,
sondern ein Duett mit den Hörnern.
Genauer, ein Trio mit den Hörnern.
Manchmal spielt ihr mit ihnen.
Manchmal antwortet ihr auf ihre Phrasen.
Da muss man sehr genau wissen,
was die Hörner spielen.
Wenn ihr das wisst,
steht ihr beim Vorspiel gut da.
Es zeigt, dass ihr gut vorbereitet seid.
Was die Hörner angeht -
Ihr müsste einen Klang wählen,
der gut zu ihnen passt.
Die Klarinette spielt hier sehr hoch.
Da kommt man leicht in den Vordergrund.
Das ist hier aber nicht gefragt.
In diesem Trio setzt ihr ganz elegant
das Sahnehäubchen auf.
In der Partitur seht ihr, dass das
Cello durchgehend Triolen spielt -
während des gesamten Trios.
Eure Tempi sind also festgeschrieben.
Vielleicht könnt ihr hier oder da
ein wenig variieren.
Im Großen und Ganzen steht das hier aber fest.
Der Schlüssel zu diesem Auszug
ist Beethovens Anweisung: "dolce".
Er vermerkt das hier mehrmals.
Das bedeutet "lieblich".
Das weist ziemlich genau
auf das Wesen des Spiels hin.
Wir wollen hier nicht auffallen.
Hier gibt es ungewöhnlich große Sprünge.
Wir müssen diese aber
in den Gesamtcharakter
des Stücks einfügen.
In der Partitur von
Mendelssohns Mittsommernachtstraum
seht ihr, dass das ganze Scherzo
vom Flötenklang dominiert wird.
Dies ist ein Klarinettenauszug, der aber
dem Wesen der Flöte folgen muss.
Das ist sehr wichtig.
So etwas findet man bei Mendelssohn oft.
Sehr leichte, blitzschnelle
Scherzos und rasche Sätze.
Hier müssen
- obwohl wir uns hier nicht in solchen
Feinheiten verlieren dürfen -
Zunge und Finger schnell sein.
Wichtig ist es, das Wesen der Musik
richtig zu erfassen.
Sie ist sehr leicht.
Man kann das sehr bedeutsam spielen.
Das wird schnell zu virtuos,
zu schwerfällig.
Als erstes solltet ihr euch also
mit dem Flötenklang vertraut machen.
Die scheinen das auch
im Kopfstand zu können.
Ich denke, bei dem Auszug ist auch
das Tempo sehr wichtig.
Beim Vorspiel habe ich oft erlebt,
dass das zu schnell gespielt wird.
Das ist kein presto.
Das ist nur allegro vivace.
Findet also ein gutes Tempo.
Mit gutem Fluss, ohne Hektik.
Das ist wichtig und trägt auch zum
Wesen der Musik bei.
Eines möchte ich noch zur technischen
Vorbereitung sagen...
Wenn man sich die Phrasierung
und den Klang des Stücks vorstellt,
dann passt das alles zusammen.
Wenn man sich die Takte einzeln ansieht,
dann kommt man nicht weiter.
Wenn man in 4- oder 8-taktigen Phrasen
denkt, dann bekommt man
ein besseres Gefühl dafür.
Hierfür verwende ich eine "A"-Klarinette.
Das Alborada aus
Rimsky-Korsakovs "Capriccio Espagnol"
ist ein sehr lebhaftes Stück.
Bisher haben wir eher
sehr intime Stücke gespielt.
Das hier ist groß, treibend,
und es sollte absolut Spaß machen.
Der Schlüssel zu diesem Auszug sind
toll klingende Triller.
Triller spielen ist leicht, wenn man die
Finger so schnell wie möglich bewegt.
Was einen Klang aber virtuos macht ist,
wenn man, ohne die schnelle Bewegung,
einfach den Luftstrom aufrecht erhält.
Dann kann man beide Noten hören.
Wenn man das so spielt,
kann das wirklich umwerfend klingen.
Bei diesem Auszug
wird die Hauptstimme des Stücks manchmal
gespielt, manchmal nicht.
Da muss man etwas improvisieren.
Wird die Hauptstimme nicht gespielt,
bleibt die Phrasierung dennoch wichtig.
Auch wenn das ganz langweilig scheint -
nur ein paar Achtel.
Die Phrasierung muss dem Stück genügen.
Man muss ein Teil des Ganzen werden.
Bei diesem Auszug sollte man immer
das Stück im Ohr haben und entsprechend
spielen, egal, wie wenig man hat.
Aber spielt mit echter Überzeugung.
Ich möchte jetzt zu Takt 10 springen.
So etwas findet sich hier häufig -
ein Achtel und zwei Sechzehntel.
Bei dem Triller auf einem Achtel
dürft ihr nicht zu spät rauskommen.
Gebt den Sechzehntel genug Zeit,
damit das Ohr sie wirklich hört.
Würdet ihr in einem Orchester spielen,
würden eure Sechzehntel auch sitzen.
Beim Vorspielen solltet ihr das
ganz klar zeigen.
Bei Buchstabe "A" ist es plötzlich laut,
und viele Instrumente steigen aus.
Wir bleiben mit der Melodie allein.
Rimsky-Korsakov vermerkt "con forza".
Das kann sehr voll, sehr laut sein.
Besonders, wenn es Konkurrenz gibt.
Wir tragen als einzige die Melodie, über
den Hörnern, Fagotts und Streichern.
Da muss man sich durchsetzen.
Das darf hier recht extrovertiert sein.
Habt Spaß dabei.
Das war der Klarinetten-Meisterkurs
für das YouTube Sinfonieorchester.
Ich hoffe, der Kurs war hilfreich für euch.
Ich freue mich auf eure Videos.