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Willkommen beim Posaunen-Meisterkurs
für das YouTube Sinfonieorchester.
Ich bin Katy Jones
und spiele stellvertretende erste Posaune
beim London Symphony Orchestra.
Der erste Auszug, über den wir heute sprechen,
ist Wagners "Walkürenritt"
aus seiner Oper "Die Walküre".
Diesen Auszug hatte ich selbst vorzuspielen,
sowohl zu Schulzeiten als auch später, als ich Profi wurde.
Als einer der ersten Komponisten hat Wagner die Posaune
in einem melodischen Kontext eingesetzt
und nicht nur in sakralen Liedern oder in Chorälen.
Hier einige Vorschläge, wie ihr an diesen Auszug herangehen könnt.
Hört euch wenn möglich einige Aufnahmen an.
Achtet darauf, wie sich die Posaune
in das Gesamtorchester einfügt.
Die Streicher haben viele Passagen mit fließenden Sechzehntelnoten
während des Stückes,
sodass wir keinen Spielraum für viel Bewegung
oder Vibrato in unserer Melodie haben.
Haltet einen schönen, vollen Ton,
ohne spröde oder hart zu werden,
und artikuliert die untere Sechzehntelnote gut,
sonst hört man sie nicht aus dem Orchester heraus.
Falls ihr euch fragt, wie ihr euer Spiel
weiter verbessern könnt,
oder vielleicht sogar meins,
dann versucht, den Rhythmus zu unterteilen.
Versucht mal, nur Sechzehntel zu spielen.
Etwa so...
Achtet bei diesem Rhythmus darauf, dass ihr
den Zug zwischen der punktierten Achtelnote und der Sechzehntel
wirklich schnell bewegt.
Ihr könnt diese Melodie auch mal im Dreivierteltakt spielen.
Hierbei wird eine andere
Note in der Phrase betont,
sodass ihr richtig hören könnt, wie die Melodie verläuft.
Falls ihr Schwierigkeiten habt, den Zug und die Zunge
zu koordinieren, probiert es ganz langsam,
entweder nur mit Luftstößen mit dem Instrument,
oder ihr könnt es auch mal pusten.
Etwa so...
So setzt ihr
gleich am Ansatz der Note Luft ein
und die Zunge liegt genau richtig.
Der nächste Auszug, den wir uns ansehen,
ist der "Ungarische Marsch" aus "Fausts Verdammnis" von Berlioz.
Offenbar hatte Berlioz
den "Ungarischen Marsch"
schon vor "Fausts Verdammnis" geschrieben.
Deshalb spielt "Fausts Verdammnis"
von Anfang an in Ungarn.
Zu der Zeit, als Berlioz das Stück komponierte,
waren in Frankreich kleinere Posaunen üblich
als in Deutschland,
und wahrscheinlich auch kleinere als die, mit denen ihr spielt.
Manchmal ist es ganz gut, Berlioz auf einem
kleinen Instrument zu spielen.
Ich habe das bei der "Symphonie fantastique"
diesen Sommer so gemacht.
Berlioz war offensichtlich
kein großer Fan der Altposaune,
da er sagte, die meisten versierten Spieler
könnten die Töne auf einer Tenorposaune spielen.
Und ihm gefiel der Klang der Tenorposaune viel besser.
Das Wichtigste bei diesem Auszug ist die Unterteilung.
Man darf nicht zu spät aus den dichten Tönen herauskommen
und muss wirklich auf die Melodieführung achten,
auf den Unterschied zwischen den halben Tönen
und den ganzen Tönen.
Auch dieses Stück könnt ihr,
wie bei dem Wagner-Stück vorhin,
aus dem rhythmischen Kontext herausnehmen.
Dann wird der Unterschied, den ich erwähnt habe,
zwischen den halben und den
ganzen Tönen deutlich.
Spielt zum Beispiel mal in diesem Rhythmus.
Zwei Sechzehntel, dann eine Achtelnote.
Und genauso könnt ihr den Rhythmus auch umkehren:
Achtelnote, dann zwei Sechzehntel.
Oder spielt das Ganze als Triole.
Das soll nur die
häufig schlechte Melodieführung verdeutlichen.
Ich habe das in meine Übungen
für den Auftritt heute eingebaut.
Während eurer Taktpausen müsst ihr auch wirklich auf den
Rest des Orchesters hören.
Ein Stück mit Taktpausen zu spielen, ist immer schwierig.
Der Takt muss im Kopf weiterlaufen.
Ich will noch ein paar Worte
zu dem Ferdinand David- Stück sagen.
Es gibt viele Versionen dieses Stückes
und die Rhythmen sind ziemlich kontrovers.
Bitte gebt bei eurem Video an, welche Version ihr spielt,
damit wir Bescheid wissen.
Mit diesem Stück könnt ihr musikalisch glänzen,
etwas Interessantes mitteilen.
Denkt daran, dass jede Musik sich entweder enfernt
oder irgendwo hinführt.
Hört die Begleitung in eurem Kopf,
da ihr sicher keinen Begleiter haben werdet.
Und spielt dieses Stück während des Übens
nicht einfach nur durch.
Nehmt die schwierigeren Takte aus dem Kontext
und übt sie isoliert,
vielleicht mit einem anderen Rhythmus,
damit ihr euch selbst überlistet und die Töne auf andere Weise hört.
Der letzte Auszug, den wir heute besprechen,
ist Schumanns 3. Sinfonie.
Ich spiele dieses Stück am liebsten mit einer Altposaune,
aber falls ihr keine habt, macht es auch nichts,
wenn ihr mit einer Tenorposaune spielt.
Schumann war offensichtlich inspiriert von Szenen
entlang des Rheins,
als er seine 3. Sinfonie schrieb,
und insbesondere der vierte Satz
gilt als Beschreibung des schönen Kölner Doms.
Das passt eigentlich sehr gut, denn im 19. Jahrhundert
wurden Posaunen häufig zur Interpretation sakraler Musik
und bei Chorälen eingesetzt.
Alle Einzelteile des Posaunenabschnitts
liegen mehr oder weniger innerhalb eines Stimmregisters,
und die Hauptharmonie
ist im Posaunenabschnitt enthalten.
Natürlich müsst ihr auf eure individuelle Tonhöhe achten,
aber sobald ihr ins Orchester kommt,
müsst ihr auch sehr auf den Rest achten
und darauf, wo euer Ton innerhalb des Akkords liegt.
Spielt diesen Auszug möglichst gleichmäßig.
Spielt die Töne voll aus,
bevor ihr den Zug bewegt.
Und konzentriert euch nicht auf das hohe Es.
Das ist nicht der Höhepunkt der Phrase.
Wenn ich dieses Stück
oder das Tuba mirum aus dem "Requiem" von Mozart spiele,
übe ich es vorher immer
noch langsamer, als ich denke,
es später spielen zu müssen.
Und auch viel leiser
als man es im Orchester spielen muss.
Dazu müsst ihr eure gewohnte Bahn verlassen
und wenn ihr dann im Orchester steht,
wird es hoffentlich etwas einfacher.
Vielen Dank, dass ihr diesen Meisterkurs
für das YouTube Sinfonieorchester angesehen habt.
Ich hoffe, dass euch wenigstens ein Teil von dem, was ich gesagt habe,
bei eurer Vorbereitung hilft.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Videos, die
ihr bald einsendet.
Also viel Glück bei eurer Bewerbung!