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Das Periodensystem ist sofort zu erkennen.
Man findet es nicht nur in jedem Chemielabor weltweit,
sondern auch auf T-Shirts, Kaffeebechern und Duschvorhängen.
Aber das Periodensystem ist nicht einfach nur ein modernes Icon.
Es ist ein Meilenstein des menschlichen Genies,
zusammen mit dem Taj Mahal, der Mona Lisa, und dem Eiscreme-Sandwich –
und der Erfinder des Systems, Dimitri Mendelejew ist ein echtes Mitglied der Hall of Fame.
Aber warum? Was ist so toll an ihm und seinem System?
Vielleicht, weil er eine umfangreiche Liste der bis dahin bekannten Elemente erstellt hat?
Nee, man verdient sich nicht einfach einen Platz im „Wissenschafts-Himmel“, nur weil man eine Liste erstellt hat.
Außerdem war Mendelejew bei weitem nicht der Erste, der das getan hat.
Vielleicht, weil Mendelejew die Elemente mit ähnlichen Eigenschaften zusammen angeordnet hat?
Eigentlich auch nicht, denn das wurde auch bereits getan.
Was war also Mendelejews Genie?
Schauen wir uns einmal eine der ersten Versionen des Periodensystems von 1870 an.
Hier sind die Elemente in einem System angeordnet und durch Symbole mit je zwei Buchstaben gekennzeichnet.
Seht euch den Eintrag in der dritten Gruppe, fünfte Periode an.
Dort steht ein Strich.
Von diesem bescheidenen Platzhalter geht das wahre Genie Mendelejews aus.
Dieser Strich ist Wissenschaft.
Indem er den Strich dort hinschrieb, stellte Mendelejew eine kühne Behauptung auf.
Er sagte – und ich zitiere –
Ihr habt dieses Element noch nicht gefunden. Derweil gebe ich ihm einen Namen.
Es ist ein Feld von Aluminium entfernt, also nenne ich es „Eka-Aluminium“.
„Eka“ ist Sanskrit und bedeutet „eins“.
Niemand hatte zuvor Eka-Aluminium gefunden, also wissen wir nichts darüber, nicht wahr?
Falsch! Aufgrund seiner Stelle im System kann ich euch alles darüber erzählen.
Zunächst hat ein Atom von Eka-Aluminium ein Atomgewicht von 68,
also etwa 68 Mal schwerer als ein Wasserstoffatom.
Wenn Eka-Aluminium galvanisch getrennt wird, ist es bei Raumtemperatur fest.
Es glänzt, leitet Wärme sehr gut,
es kann zu einer Platte geglättet werden, zu einem Draht lang gezogen werden,
aber sein Schmelzpunkt ist sehr niedrig, verdammt niedrig.
Oh, und ein Kubikzentimeter davon wiegt sechs Gramm.
Mendelejew konnte all diese Dinge nur allein von dem Ort bestimmen, wo die Lücke war,
und verstand, wie sich die Elemente um ihn herum verhielten.
Ein paar Jahre nach dieser Vorhersage
entdeckte ein Franzose namens Paul Emile Lecoq de Boisbaudran
ein neues Element in Erz-Proben
und benannte es nach Gallien, dem historischen Namen Frankreichs.
Gallium ist im Periodensystem ein Feld von Aluminium entfernt.
Es ist Eka-Aluminium. Waren Mendelejews Vorhersagen richtig?
Galliums Atomgewicht liegt bei 69.72.
Ein Kubikzentimeter davon wiegt 5.9 Gramm.
Es ist bei Raumtemperatur fest,
aber es schmilzt bei läppischen 30 Grad Celcius,
umgerechnet 85 Grad Fahrenheit.
Es schmilzt im Mund und in der Hand.
Mendelejew hatte nicht nur völlig Recht mit Gallium,
sondern sagte auch andere Elemente voraus, die zu seiner Zeit noch unentdeckt waren,
wie Skandium, Germanium und Rhenium.
Das Element, das er Eka-Magnesium nannte, heißt heute Technetium.
Technetium ist so selten, dass es erst 1937 bei einer Synthese in einem Teilchenbeschleuniger entdeckt wurde,
fast 70 Jahre nachdem Mendelejew seine Existenz vorhergesagt hatte,
also 30 Jahre nach seinem Tod.
Mendelejew starb 1907, ohne einen Nobelpreis, aber schließlich erhielt er etwas viel Wertvolleres.
1955 erschufen Wissenschaftler an der UC Berkeley erfolgreich 17 Atome von einem noch unbekannten Element.
Dieses Element füllte eine Lücke im Periodensystem an der Stelle 101
und wurde 1963 offiziell Mendelevium genannt.
Es gibt mehr als 800 Nobelpreisträger,
aber nur 15 Wissenschaftlern wurde die Ehre zuteil, dass ein Element nach ihnen benannt worden ist.
Wenn du also das nächste Mal ein Periodensystem anschaust,
egal, ob es an der Wand eines Hörsaals hängt oder es sich auf einem 5-Dollar-Kaffeebecher befindet,
wird dich Dimitri Mendelejew, der Architekt des Periodensystems,
auch anblicken.