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(Musik)
[Ted und Eds Karneval; immer geöffnet; Eingang vom Google Highway]
[John Lloyds Vorrat an Unsichtbarem]
[Nachbearbeitung des TEDTalks von John Lloyd 2009]
Dieser Redner hat sich der Erkundung des Zauberhaften verschrieben.
Willkommen John Lloyd. (Beifall)
Die Frage lautet: Was ist unsichtbar?
Da gibt es mehr, als du vielleicht glaubst.
Ich würde sagen, alle Dinge sind von Bedeutung –
außer Dingen und Materie.
Gegenstände sehen wir,
aber wir sehen den Grund nicht.
Wir sehen die Sterne und die Planeten, aber wir sehen nicht, was sie zusammenhält
oder auseinandertreibt.
Bei Gegenständen als auch bei Menschen, sehen wir nur die Oberfläche.
Den Antrieb dahinter sehen wir nicht, also wie die Menschen ticken,
zumindest nicht so leicht
und je näher wir etwas betrachten,
desto mehr verschwindet es.
Wenn wir Gegenstände bis auf ihre tiefliegende Struktur betrachten,
gibt es nichts mehr. Elektronen scheinen zu verschwinden, und da ist nur noch Energie.
Interessant am Unsichtbaren ist, dass wir das, was wir nicht sehen,
auch nicht verstehen.
Die Schwerkraft sehen und verstehen wir nicht.
Sie ist eine der unverstandensten der vier Grundkräfte
und eine der schwächsten, und niemand weiß, was sie ist, noch warum es sie gibt.
Sir Isaac Newton, der größte Wissenschaftler aller Zeiten,
glaubte, Jesus sei auf die Erde gekommen, um die Schwerkraft zu beeinflussen.
Das dachte er zumindest.
Heller Kopf, lag hier vielleicht falsch, aber wer weiß. (Lachen)
Bewusstsein. Ich sehe eure Gesichter; aber ich weiß nicht, was ihr denkt.
Ist es nicht erstaunlich, dass wir Gedanken nicht lesen können,
obwohl wir uns berühren und schmecken können, wenn man ganz nah ist.
Das ist doch faszinierend.
Im Sufismus, die große Religion des Nahen Ostens, die angibt, der Ursprung
aller Religionen zu sein, können die Sufi-Meister Gedanken lesen,
aber scheinbar machen sie uns telepathisch glauben, dass so etwas gar nicht existiert.
Deshalb glauben wir nicht daran, weil die Sufis unsere Gedanken manipulieren.
Bei der Frage nach Bewusstsein
und künstlicher Intelligenz hat uns die Wissenschaft bislang
nirgendwohin gebracht, wir haben keinen Schimmer wie Bewusstsein funktioniert.
Weder künstliche Intelligenz
noch künstliche Dummheit konnten bislang erzeugt werden.
Die Gesetze der Physik: unsichtbar, ewig, omnipräsent, übermächtig.
Kommt euch das bekannt vor?
Interessant. Wie ihr erraten könnt, bin ich kein Materialist, ich bin ein Immaterialist.
Ich bin auf ein nützliches Wort gestoßen – Ignostizismus. Klar, ich bin ein Ignostiker, [Gott?]
Ich frage nicht nach der Existenz Gottes,
solange der Begriff nicht definiert ist.
Noch etwas, das wir nicht sehen, ist das menschliche Genom.
Und das wird immer kurioser, weil vor 20 Jahren,
als das Genom erstmals erforscht wurde, man davon ausging, dass es
ungefähr 100.000 Gene enthält. Jedes weitere Jahr
werden sie nach unten korrigiert, sodass wir jetzt nur noch von 20.000
menschlichen Genen ausgehen.
Das ist außergewöhnlich, denn Reis – passt auf –
Reis hat tatsächlich 38.000 Gene.
Kartoffel haben 48 Chromosomen, zwei mehr als die Menschen,
und gleichviel wie ein Gorilla. (Lachen)
Ihr könnt diese Dinge nicht sehen, aber sie sind schon merkwürdig.
Die Sterne bei Tag, das fasziniert mich immer wieder.
Das Universum verschwindet. Je mehr Licht es gibt, desto weniger sehen wir.
Zeit. Niemand sieht Zeit.
Ich weiß nicht, ob ihr das wisst. Moderne Physiker gehen davon aus,
dass Zeit nicht existiert, weil es einfach nicht zu den Zahlen passt.
Es macht alles einfacher, wenn es sie nicht gibt.
Ihr könnt die Zukunft nicht sehen
und ihr könnt die Vergangenheit nicht sehen, außer in der Erinnerung.
Besonders interessantest an der Vergangenheit ist, dass man vor allem nicht sehen kann...
Mein Sohn fragte mich: "Kannst du dich erinnern wie ich mit 2 Jahren war?"
Ich sagte ja und er fragte, warum er das nicht könne.
Ist das nicht außergewöhnlich? Du kannst dich nicht an die Zeit vor deinem 2. oder 3. Lebensjahr erinnern.
Was gut für Psychoanalytiker ist, weil sie sonst arbeitslos wären.
Da entscheidet es sich,
wer ihr seid.
Wir sehen auch nicht das Netz, aus dem wir bestehen.
Das ist wunderbar. Wie manche von euch wissen, erneuern sich die Zellen ständig.
Haut schält sich, Haare, Nägel und all das wächst –
aber jede Zelle in eurem Körper wird irgendwann ersetzt.
Geschmacksknospen alle 10 Tage etwa.
Leber und innere Organe brauchen etwas länger.
Die Wirbelsäule braucht mehrere Jahre.
Aber nach sieben Jahren ist jede Zelle
in eurem Körper durch eine andere ersetzt worden.
Die Frage ist also: Wer sind wir also? Was sind wir? Woraus bestehen wir?
Sind das wir?
Atome, unsichtbar. Sie sind kleiner als die Wellenlänge des Lichts.
Gas, unsichtbar. Interessant, im Jahre 1600
wurde Gas von dem niederländischen Chemiker Van Helmont erfunden.
Es ist wohl die erfolgreichste Wort- schöpfung von einem einzelnen Menschen.
Beeindruckend. Er erfand auch das Wort "Blas", das für astrale Strahlung steht.
War nicht so erfolgreich, leider. (Lachen)
Aber Hut ab. Licht – sehen wir nicht.
Wenn man euch bei Dunkelheit im Vakuum Licht direkt in die Augen scheint, würdet ihr es nicht sehen.
Etwas technisch, und nicht alle Physiker stimmen zu. Aber seltsam, dass wir nicht den Lichtstrahl sehen,
sondern nur worauf er scheint.
Elektrizität, ist unsichtbar. Lasst euch von keinem einreden, sie würden Elektrizität verstehen.
Keiner versteht sie. (Lachen) Vielleicht denkt ihr, die Elektronen im Kabel bewegen sich ständig,
mit Lichtgeschwindigkeit, wenn man das Licht anschaltet.
Tun sie nicht. Elektronen wursteln sich im Kabel herunter, so langsam wie Honig.
Galaxien – Man geht von 100 Milliarden aus. 100 Milliarden.
Wieviele davon können wir sehen? Fünf mit bloßem Auge, nur fünf von 100 Milliarden.
Und eine davon sieht man nur mit unglaublich guter Sehkraft.
Radiowellen. Als Heinrich Hertz 1887 die Radiowellen entdeckte,
benannte er sie aufgrund der Strahlung so.
Man fragte ihn: Was ist denn der Sinn dieser Radiowellen, Heinrich?
Er sagte: Keine Ahnung, aber irgendwem werden sie mal was nützen.
Das größte unsichtbare Phänomen ist das, was wir nicht wissen.
Es ist unglaublich, wie wenig wir wissen.
Thomas Edison sagte einst, wir wüssten nicht einmal ein Millionstel.
Und ich schließe daraus –
aufgrund der Frage, was wir alles nicht sehen.
Wir fragen alle nach dem Sinn?
Der Sinn – jedenfalls gibt es zwei fundamentale Fragen.
Warum sind wir hier und was sollen wir tun?
Ich gebe euch noch etwas mit, von zwei großartigen Philosophen,
wahrscheinlich die herausragendsten des 20. Jahrhunderts.
Einer war Mathematiker und Techniker, der ander Poet.
Der erste, Ludwig Wittgenstein, sagte:
"Ich weiß nicht, warum wir hier sind, aber ich bin mir ziemlich sicher, nicht um uns zu amüsieren."
Was für ein fröhlicher Fiesling, nicht wahr? (Lachen)
Und W. H. Auden, einer meiner Lieblingsdichter, sagte:
"Wir sind hier auf der Erde, um anderen zu helfen. Warum die anderen da sind, das weiß ich nicht."
[Hier bekommt ihr eure Erinnerungsfotos. Setzt eure Reise ins Ungewisse fort!]