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MANIK GUPTA: Früher war es die Aufgabe eines Kartografen, anderen zu helfen,
von A nach B zu gelangen. Karten waren für Entdecker gedacht,
die mit dem Schiff reisten und eine Karte brauchten, um sich zu orientieren. Wenn man aber
die Entwicklung der letzten Jahre betrachtet, sieht man, dass wir alle zu Entdeckern geworden sind.
Wir unternehmen heute vielleicht keine sechsmonatigen Schiffsreisen mehr und entdecken dabei
eine neue Welt, aber wir haben großes Interesse an den kleinen Welten um uns herum.
PETER BIRCH: Google Maps ist im Prinzip die Kartografie der Gegenwart.
MICHAEL WEISS-MALIK: Früher war eine Karte flach und aus Papier. Man konnte sie falten und
ins Handschuhfach stecken. Heute sind Karten dynamisch, online, interaktiv und personalisiert.
Die Nutzer erhalten Standort- und Routeninformationen, die speziell für sie interessant sind.
CHIKAI OHAZAMA: Als Google Maps online ging, war diese Technologie völlig neu.
Man musste nicht mehr klicken und warten, bis die Karte angepasst wurde, sondern konnte die Karte
durch Ziehen direkt im Webbrowser verschieben. Das hatte es bis dahin nicht gegeben.
BRIAN MCCLENDON: Wir nannten sie "Slippy Map" (schnelle Karte) und aufgrund ihrer Reaktionsschnelligkeit
war die Karte auch so attraktiv für die Nutzer. Zu diesem Zeitpunkt fing man an, Karten ganz anders zu nutzen.
Dann fügten wir Satellitenbilder hinzu. So wurde es für die Nutzer interessant, sich Orte anzusehen,
an denen sie noch nie vorher gewesen waren.
PETER BIRCH: Und wir integrierten Street View. Dadurch kann man sich noch genauer mit Orten vertraut
machen, die man besuchen möchte.
LUC VINCENT: Street View war eigentlich eine Idee von Larry Page. Der Gedanke war, dass
Aufnahmen auf Straßenebene viele interessante Informationen enthalten.
Er dachte, dass es interessant wäre, Autos mit Kameras auszurüsten, herumzufahren und die
Informationen dann geordnet bereitzustellen. Aber es war nicht einfach. Wir entwickelten eigene Kameras
und konnten die Aufnahmetechnik im Laufe der Zeit deutlich verbessern.
Zurzeit nutzen wir verschiedene Fahrzeuge, um die Aufnahmen für Street View zu machen.
Am häufigsten kommen natürlich Autos zum Einsatz, wir haben aber auch Schneemobile und das Trike.
Das Trike wird auf Schiffen und Zügen montiert. Vor Kurzem sind wir für Street View sogar
in einige Höhlen gegangen. Wir versuchen wirklich, überall hinzukommen.
MICHAEL WEISS-MALIK: Die eigentliche tolle Leistung von Google besteht darin, dass wir die Aufnahmen
zu einem großen Gesamtbild der Welt zusammenfügen, in dem man mit dem Zoom problemlos den Maßstab ändern kann.
MANIK GUPTA: Unser Ziel ist es, eine hochdynamische Karte zu erstellen, die sich
zusammen mit der Welt verändert. Deshalb wurde 2008 der Google Map Maker eingeführt.
Mit diesem Produkt können Nutzer Kartendaten bearbeiten und hinzufügen.
PETER BIRCH: Bei der Verbesserung der Karten sind wir auf unsere Nutzer angewiesen. Wenn ein
lokales Unternehmen schließt, erfahren die Menschen in der Umgebung zuerst davon und können uns darauf
hinweisen. Wir machen die Veränderung dann für alle sichtbar.
CHIKAI OHAZAMA: Natürlich wollten wir immer schon, dass man Google Maps auch über das Telefon nutzen kann.
Das ist naheliegend. Wenn man unterwegs ist, ist es schließlich immer gut,
den eigenen Standort und den richtigen Weg zu kennen.
MANIK GUPTA: Zum Beispiel ist die Navigationsfunktion für Autofahrer in Google Maps für Android sehr hilfreich.
SEBASTIAN THRUN: Die meisten von uns verbringen den Großteil ihrer Zeit aber in Gebäuden und nicht außerhalb davon.
Deshalb war es für uns wichtig, Google Maps auch in Gebäuden verfügbar zu machen.
BRIAN MCCLENDON: Hunderte von Einkaufszentren und Unternehmen in den USA und Japan wurden schon erfasst.
Wir hoffen aber, dass schon in naher Zukunft der gesamte öffentliche Raum in den USA
und auf der ganzen Welt kartografiert sein wird und man sich dort ziemlich exakt orientieren kann,
wenn man mit einem Mobiltelefon in einem Gebäude unterwegs ist.
CHIKAI OHAZAMA: Es ist schon ein kleines Wunder, dass ich dazu nur mein Telefon aus der Tasche ziehen
muss. Davon konnten wir vor 10-12 Jahren nur träumen.
PETER BIRCH: Wir haben beim Modellieren der Welt schon viel erreicht, aber es gibt noch
sehr viel zu tun. Es klingt vielleicht verrückt, aber unser Ziel ist es,
die ganze Welt in 3D nachzubilden. Und um das zu verwirklichen, arbeiten wir ständig an Innovationen.
Wir entwickeln zum Beispiel gerade eine Technologie, mit der wir ganze 3D-Städte aus
hochauflösenden Luftaufnahmen modellieren können. Dies ermöglicht eine noch umfassendere 3D-Abdeckung,
es hilft uns aber auch, ein realistischeres und eindrucksvolleres Abbild der Welt zu schaffen.
Natürlich ist es eine gewaltige Aufgabe, eine Karte für die heutige Zeit zu erstellen, aber es liegt uns
sehr viel daran und wir machen große Fortschritte.