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Vor Kurzem wurde ich für eine "Ask Emily" - Episode gefragt, ob ich in meinem Arbeitsfeld persönlich Sexismus erfahren hätte,
und habe das nicht besonders ernst genommen, weil das Field Museum Frauen im Bereich der Wissenschaft sehr unterstützt.
Wir haben hier sogar eine Gruppe namens "Women in Science" hier im Field Museum, welche sowohl aus Frauen, als auch Männern unserer Gemeinschaft besteht.
Wir treffen uns und überlegen, wie man die Arbeit von Forscherinnen in dieser männerdominierten Branche am besten promoten könnte.
Als ich allerdings über diese Frage - und auch über eine weitere Frage, ob mein Job etwas beinhaltet, worauf ich mich nicht freue - länger nachgedacht habe,
bin ich zum Schluss gekommen, dass es die frustrierend negativen und sexistischen Kommentare sind,
die ich täglich in meinen verschiedenen Posteingangsordnern durchkämmen muss.
Versteht mich nicht falsch: Der überwältigende Großteil der Kommentare, die ich bekomme, sind positiv und ermutigend,
aber ich muss mich trotzdem täglich mit einer Menge Gehässigkeit auseinandersetzen, wenn ich versuche, diese positiven, ermutigenden Videos zu machen.
Das fällt besonders auf, wenn ich eine Episode moderiere, oder etwas mit einer anderen Person auf deren Kanal co-moderiere,
und zwar für ein Publikum, das mich oder meine Arbeit oder Soon Raccoon nicht kennt.
Das hat mich veranlasst, mich zu fragen, ob es auch anderen Menschen so geht?
Wer sind die anderen Frauen, die einen S.T.E.M.-Kanal haben -
- einen Kanal, der sich hauptsächlich mit Wissenschaft (Science), Technik (Technology, Engineering) oder Mathematik beschäftigt?
Um auch nur eine Handvoll dieser Menschen aufzuzählen, habe ich peinlich lange gebraucht.
Ich habe herausgefunden, dass es mindestens 13 von Männern moderierte S.T.E.M.-Kanäle gibt,
die mehr als 400.000 Abonnenten haben (7 davon haben sogar mehr als eine Million) -
- aber es gibt nur 4 von Frauen moderierte Kanäle, die auch nur mehr als 160.000 Abonnenten haben. Keine von uns hat mehr als eine Million Abonnenten.
Als ich meine Twitter-Follower gebeten habe, ihre liebsten S.T.E.M.-Frauen zu nennen, sagten sie - ich zitiere - :
"Es gibt außer dir und Vi Hart noch andere? Hmm, ich muss mal nachforschen!",
oder: "Du und Vi Hart seid beide spitze, aber leider die einzigen beiden, die ich kenne."
Hier geht es nicht um "die gegen uns", und es ist auch kein Zahlenspiel. Ich möchte nur zeigen,
dass es deutlich und wahrnehmbar weniger Frauen gibt, die auf YouTube Bildungs-Kanäle zum Thema Wissenschaft und Technik haben.
Ich will damit auch nicht sagen, dass die Männer, deren Kanäle ich mir angesehen haben, diese Anzahl an Abonnenten nicht verdienen, denn ich denke, dass ihre Inhalte gut sind und gefeiert werden sollten.
Aber was hindert Frauen daran, dieselbe Anzahl an Menschen zu erreichen?
Ich glaube, im Allgemeinen haben Frauen nicht genug Zeit, diese Dinge zu machen, weil ein großer Druck herrscht, jede Episode makellos auszuführen.
Das könne natürlich sowohl Frauen, als auch Männer abschrecken, aber ich glaube, Frauen geben hierbei schneller auf, weil sie Kommentare wie die folgenden erhalten:
"Ich würde sie trotzdem total gerne vögeln."
Wir fürchten uns vor dem Feedback unserer Abonnenten und vor den Kommentaren, weil wir Angst haben,
dass unserem Publikum unser Erscheinungsbild wichtiger ist, als die Qualität der Inhalte, die wir produzieren.
Was noch schlimmer ist: Wir sind nicht überzeugt, dass unsere Inhalte überhaupt gut oder sachlich sein müssen,
weil wir nicht überzeugt sind, dass sich die Leute unsere Videos überhaupt der Inhalte wegen ansehen.
"Endlich habe ich ihren Körper gesehen ... oh mein Gott!! Wie kann es eine Frau geben, die heißer als Emily ist?"
"Falls du jemals eine sichere Unterkunft brauchst, wenn du das argentinische Patagonien studierst, bitte ... -"
"- kontaktiere mich ruhig, ich werde deine Reise komplett finanzieren, um dich bloß anstarren zu können!!!"
Wir haben Angst vor der Betretenheit, die auftritt, wenn wir zusammen mit jemand anderem in einem Video auftauchen,
weil manche dann annehmen, dass uns irgendeine persönliche Beziehung verbindet,
und das macht das Arbeiten mit dieser Person dann später unangenehm. Außerdem ist es mir dann unangenehm,
jemanden zu meiner Show einzuladen, weil ich Angst habe, sie könnten dann diese Kommentare sehen.
"Das hier ist der eigenartigste Lesben-***, den ich jemals gesehen habe."
"Während der ersten 7 Minuten hab' ich mir gedacht, dass Emily und Hank unbedingt rummachen sollten."
"Dann ist das Animal Wonders-Mädel dazugekommen, und ich hab' gedacht, sie sollten unbedingt einen Dreier miteinander haben."
Das verursacht Selbstkritik und ich denke dann, dass ich alleine nicht intelligent, witzig oder sympathisch genug bin.
"Sie braucht einfach Brillen, die sexier sind."
"Ich kann nicht aufhören, auf ihre Nase zu sehen... Sie sieht so eigenartig aus. Sie lässt sie irgendwie wie ein nerdiges Schwein aussehen."
Es macht einem Druck, ein Gesamtpaket bieten zu können.
Nicht nur intelligent und wortgewandt, auch attraktiv soll man sein.
"Emily, obwohl die Kleider, die du trägst, es irgendwie verstecken, siehst du aus, als wärest du darunter ziemlich heiß, - "
"- vielleicht solltest du dir überlegen, etwas rassigere Kleidung zu tragen ..."
"... abgesehen davon, dass es heterosexuellen Männern und homosexuellen Frauen gefallen würde, könnte es dein Selbstwertgefühl ankurbeln."
"Sie ist echt süß, aber es ist, als würde sie sich absichtlich unattraktiv machen."
"Sie könnte unsere Aufmerksamkeit ganz einfach aufrechterhalten, indem sie ihre Kleidung ändert ... Ich würde sie wirklich gerne in diesem neuen Look sehen."
Die anderen um dich erkennen diese negativen Kommentare nicht als das an, was sie sind -
sie meinen bloß: "Ah, es ist doch nur YouTube," oder: "Och, es sind doch nur anonyme Kommentare. Nimm sie nicht ernst."
Aber manchmal sind sie unglaublich persönlich ...
"Ich weiß nicht, was für Leute sich durch Komplimente gleich beleidigt oder beschimpft fühlen."
"Vielleicht hätte er sagen sollen, dass sie hässlich ist und sterben gehen soll."
Und dann gibt es noch den allgemeinen, unverfrorenen Sexismus.
"man würd denken, dass das ein männerjob is, keiner für 2 wunderschöne frauen"
"Daumen hoch für die Anspielung auf Skyrim, sie hat mich zum Glucksen gebracht. Ich nehme an, Michael hat das geschrieben?"
Das hab' ich nicht geschrieben.
Ich habe von männlichen Kollegen gehört, dass sie sich - obwohl sie Sexismus abscheulich finden und ihn sicherlich nicht unterstützen -
- so fühlen, als ob sie zur Diskussion nichts beitragen könnten.
Aber es beginnt damit, dass sowohl Männer, als auch Frauen sich eingestehen müssen, dass es hier um ernsthafte Probleme geht, die man diskutieren muss.
Wir können nicht einfach untätig herumsitzen und Internet-Mobbing tolerieren, egal, in welcher Form.
Das ist es nämlich: Internet-Mobbing.
Helft uns dabei, bekanntzumachen, dass diese Art von teilnahmsloser Haltung schädlich und inakzeptabel ist.
Wir müssen sicherstellen, dass wir es Menschen jedweden Geschlechts möglich machen, für ihre Beiträge Anerkennung zu erhalten,
und dass sie sich nicht durch etwas so Willkürliches wie ihre Gene oder ihr Erscheinungsbild zurückgehalten fühlen.
Aber wie ermutigen wir mehr Frauen dazu, Schöpfer solcher Inhalte zu sein?
Es beginnt damit, dass wir unsere schaffenden Kollegen unterstützen, und dass wir einsehen, dass wir anfangs alle viel dazulernen müssen,
und es nicht wegen unnötigen Drucks oder Negativität dabei belassen dürfen. Letzten Endes sind wir alle von einer Mission überzeugt,
nämlich, hochwertige Bildungs-Inhalte zu schaffen, um mehr Frauen ein Vorbild darin zu sein, diese Lücken zu füllen.
Und, Mädels: Es wird besser werden.