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Haben Sie auch so einen?
Ich bin schon ein bisschen besessen von meinem.
Ehrlich gesagt bin ich von all meinem Zeug ein bisschen besessen.
Aber haben Sie sich mal gefragt, wo dieses ganze Zeug herkommt
und was daraus wird, wenn wir es wegwerfen?
Das lies mich nicht mehr los. Also hab ich mal recherchiert:
Dem Textbuch nach durchlaufen alle Dinge einen Prozess
von der Rohstoffgewinnung über die Produktion, den Vertrieb and den Konsum bis hin zur Entsorgung.
Das ganze wird Materialwirtschaft genannt. Aber ich wollte es genauer wissen.
Also bin ich zehn Jahre lang um die Welt gereist,
um herauszufinden, woher unsere Produkte kommen und was aus ihnen wird.
Und wissen Sie was? Das ist nicht die ganze Geschichte.
Vieles bleibt hier unberücksichtigt.
Erstmal sieht das System gut aus. Kein Problem.
Aber tatsächlich steckt es in der Krise:
Es ist nämlich ein lineares System
aber unsere Erde ist begrenzt
und man kann ein lineares System auf einem begrenzten Planeten nicht endlos betreiben.
Jede Stufe hier beeinflusst unsere Wirklichkeit und umgekehrt;
das ist kein geschlossenes theoretisches Modell.
Es interagiert mit Gesellschaften, Kulturen, der jeweiligen Wirtschaft, der Umwelt
und stößt dabei ständig an Grenzen.
Grenzen die in diesem Schema einfach fehlen.
Also versuchen wir mal, die Lücken zu füllen.
Vorallem fehlen die Menschen.
Sie leben und arbeiten in allen Bereichen dieses Systems.
Einige sind wichtiger als andere
und haben mehr zu sagen. Und wer ist das?
Zuerst einmal die Regierung;
man könnte sie in vielen Ländern durch einen Panzer symbolisieren,
zunehmend auch in den U.S.A.,
denn immerhin über 50% ihrer Staatsausgaben kommen dem Militär zugute.
Ich wähle trotzdem lieber einen Menschen,
weil ich an der Vorstellung festhalte, dass die Regierung
aus dem Volk, durch das Volk und für das Volk handelt.
Es ist ihre Aufgabe auf uns aufzupassen und für unser Wohlergehen zu sorgen.
Dann gibt es da noch die Industrie.
looks bigger than the government Sie wirkt mächtiger als die Regierung
weil sie mächtiger ist.
Von den 100 weltweit größten Wirtschaftsmächten sind 51 Konzerne.
Je mächtiger sie wurden, desto mehr haben die Regierungen sich verändert.
Sie nehmen deren Interessen
wichtiger als unsere.
Aber sehen wir mal, was hier noch fehlt.
Fangen wir an mit der Gewinnung,
was besser klingt als Ausbeutung natürlicher Resourcen,
was wiederum besser klingt als Verwüstung der Erde.
Das geht so: Wir roden die Wälder, sprengen Berge zur Metallgewinnung,
Verbrauchen das ganze Wasser und rotten die wilden Tiere aus.
Hier stoßen wir an unsere erste Grenze.
Uns gehen die Rohstoffe aus. Wir verbrauchen zu viel.
Niemand hört das gerne, aber es ist die Wahrheit. Deshalb müssen wir handeln.
Alleine in den letzten drei Jahrzenten
wurde ein Drittel der weltweiten Rohstoffvorkommen verbraucht.
Wir roden, vermüllen and beuten unsere Erde so schnell aus
Das wir uns zunehmend das Überleben erschweren.
In den U.S.A sind weniger als 4% der ursprünglichen Waldbestände erhalten.
Vierzig Prozent der Wasserwege sind mittlerweile als Trinkwasser ungenießbar.
Wir verbrauchen nicht nur zu viel,
sondern mehr als uns im Vergleich zusteht. Die U.S.A. machen 5% der Weltbevölkerung aus,
haben aber einen Anteil von 30% am Verbrauch der Ressourcen und an der Abfallproduktion.
Wäre der Verbrauch überall so hoch bräuchten wir drei bis fünf Planeten.
Aber: Wir haben nur einen einzigen.
Die U.S.A. reagieren auf diese Einschränkung, indem sie sich bei anderen bedienen.
Das ist die Dritte Welt, die manche
für unser Eigentum halten, das sich auf fremdes Land verirrt hat.
Und was passiert dort? Die gleiche Zerstörung der Natur.
75% der Welt-Fischgründe werden stark be- oder sogar überfischt.
80% der ursprünglichen Waldbestände sind verschwunden.
Im Amazonasgebiet alleine verlieren wir zweitausend Bäume pro Minute.
Das entspricht sieben Fußballfeldern.
Und was geschieht mit den Menschen die hier leben?
Diesen Herren zufolge gehören ihnen die Ressourcen nicht,
selbst wenn sie dort seit Generationen leben. Sie verfügen nicht über Produktionsmittel
und sie kaufen nicht viel. Und in diesem System gilt:
Wenn Du nichts besitzt und nichts kaufst, dann bist Du nichts wert.
Als nächstes folgt die Produktion. Dabei nutzen wir Energie
um aus giftigen Chemikalien und natürlichen Rohstoffen schadstoffbelastete Produkte herzustellen.
Über 100,000 synthetische Stoffe werden heute im Handel eingesetzt.
Wenige wurden überhaupt auf ihre Gesundheitsschädlichkeit getestet,
kein einziger auf die Wechselwirkung
mit all den anderen Stoffen, denen wir täglich ausgesetzt sind.
Auch wenn wir die Schadstoffwirkung auf unsere Gesundheit und Umwelt nicht annähernd verstehen,
ist eines sicher: Gift rein, Gift raus.
Durch den Einsatz von Schadstoffen in der Produktion
bringen wir sie mit den Produkten in unser Haus, an den Arbeitsplatz,
in die Schule und damit auch in unsere Körper:
Wie die B.F.R.: bromierte Brandhemmer,
die die Brennbarkeit von Materialien herabsetzen, jedoch auch als hochgiftige Nervengifte
das Gehirn schädigen können. Wieso verwenden wir sie dann überhaupt?
Trotzdem setzen wir sie in Computern, elektrischen Geräten, Sofas, und sogar manchen Kopfkissen ein.
Tatsächlich tränken wir unsere Kissen in Nervengift,
um dann zuhause jede Nacht 8 Stunden lang darauf zu schlafen?!
In einer Welt mit so viel Potential sollte man meinen
uns würde etwas Besseres einfallen, um unsere Köpfe im Schlaf davor zu schützen, Feuer zu fangen.
Diese Gifte sammeln sich erst in der Nahrungskette und dann in unserem Körper an.
Raten Sie mal, welches Nahrungsmittel an der Spitze der Nahrungskette
am stärksten belastet ist? Die Muttermilch.
Damit sind wir an einen Punkt angekommen, an dem die Kleinsten unserer Gesellschaft - unsere Babies -
die höchste Giftdosis ihres Lebens über die Muttermilch zu sich nehmen.
Kann es etwas Schlimmeres geben?
Stillen ist wohl die bedeutendste Art und Weise sich um einen Menschen zu kümmern
und sollte darum besonders heilig und sicher sein. Stillen ist immer noch das Beste für das Kind
und Mütter sollten dabei bleiben, aber es müssen Schutzmechanismen geschaffen werden.
Durch uns, und durch sie. Den schlimmsten Belastungen durch diese Gifte
sind natürlich die Fabrikarbeiter ausgesetzt,
darunter viele Frauen im gebärfähigen Alter.
Sie arbeiten unter anderem mit fruchbarkeitsschädigenden und krebserregenden Stoffen.
Welche Frau im gebärfähigen Alter
würde freiwillig ihren Nachwuchs gesundheitsschädlichen Stoffen aussetzen,
wenn sie eine Wahl hätte? Und das ist eines der "schönen Dinge" an diesem System.
Durch die Zerstörung der Umwelt und Wirtschaft vor Ort
ist ein verlässlicher Nachschub an Menschen gesichert, die keine Wahl haben.
Weltweit wandern täglich 200,000 Menschen
aus ihrer angestammten Heimat in die Städte ab.
Viele leben in Slums und sind auf der Suche nach Arbeit, egal wie gesundheitsschädlich.
Wie man sieht werden nicht nur Rohstoffe ausgebeutet
sondern auch Menschen. Ganze Gemeinden sind betroffen.
Gift rein, Gift raus.
Viele Gifte verlassen die Fabriken in Produkten,
aber noch mehr in Form von Nebenprodukten und im besonderen Umweltverschmutzung
In den U.S.A. gibt die Industrie zu, über 1,8 Mio. Tonnen Giftstoffe pro Jahr freizusetzen.
Tatsächlich dürften es deutlich mehr sein als das.
Hier ist also eine weitere Grenze, denn
wer will schon diese ganzen giftigen Chemikalien sehen und riechen?
Also werden die dreckigen Fabriken ins Ausland verlegt und vergiften anderer Leute Land.
Komischerweise kommt ein Großteil dieser Luftverschmutzung wieder zurück, getragen von Windströmungen.
Was geschieht als Nächstes mit diesen Produkten?
Sie kommen in den Handel,
was bedeutet, dass der schadstoffbelastete Müll schnellstmöglich verkauft werden muss.
Ziel ist es mit niedrigen Preisen, die Käufer zu animieren und ständig Nachschub zu liefern.
Die niedrigen Preise werden durch niedrige Löhne
und Einsparungen bei der Krankenversicherung geschaffen. Die Kosten werden ausgelagert.
Das heißt, die tatsächlichen Produktionskosten werden nicht durch den Verkaufspreis gedeckt.
Kurz gesagt: Wir bezahlen nicht für das was wir kaufen.
Darüber habe ich erst neulich nachgedacht.
Um auf meinem Weg zur Arbeit die Nachrichten hören zu können,
ging ich in ein Geschäft um ein Radio zu kaufen.
Ich entschied mich für ein kleines grünes Radio für $4.99.
Als ich an der Kasse wartete, begann ich mich zu fragen,
wie diese $4.99 überhaupt die Kosten
von Herstellung und Transport decken können? Das Metall stammt vermutlich aus Süd Afrika,
das Erdöl aus dem Irak, das Plastik wurde vermutlich in China hergestellt
und zusammengebaut hat es vielleicht ein Fünfzehnjähriger in Mexiko.
Aber $4.99 decken nicht einmal die Lagerkosten,
von dem Lohnanteil des Verkäufers
und den Transportkosten der Einzelteile auf mehreren Frachtschiffen und LKWs ganz zu schweigen.
Da ich also nicht für das Radio zahle, wer dann?
Die Menschen hier bezahlen mit dem Verlust Ihrer Rohstoffe.
Diese hier bezahlen mit dem Verlust sauberer Luft und erhöhten Asthma- und Krebsraten.
Kinder im Kongo zahlen mit Ihrer Zukunft. In vielen Teilen des Landes gehen 30%
vorzeitig von der Schule ab, um Coltan zu schürfen,
ein Metallerz, das für billige Wegwerfelektronik benötigt wird.
Und die hier müssen sich selbst um Ihre Krankenversicherung kümmern.
Auf jeder Stufe zahlen andere mit drauf, damit ich dieses Radio für $4.99 haben kann.
Das taucht in keiner Kalkulation auf.
Das meine ich mit der Auslagerung der tatsächlichen Kosten durch die Unternehmer.
Damit kommen wir zum goldenen Pfeil des Konsums,
dem Herzen, das das System antreibt
und dessen Schutz höchste Priorität für diese beiden Herren hat.
Als nach dem 11. September die U.S.A. unter Schock standen,
forderte Präsident Bush das Land nicht zum
Trauern, Beten oder Hoffen auf, sondern zum Kaufen. Kaufen?!
Wir sind zu einer Nation von Kosumenten geworden, und sehen uns nicht in erster Linie als
Mütter, Lehrer, Bauern, sondern als Konsumenten.
Unser Wert misst und zeigt sich vornehmlich daran, wieviel wir zu dem Pfeil beitragen,
also wie viel wir konsumieren. Und wie wir konsumieren!
Wir kaufen und kaufen unentwegt und halten so den Warenfluss am Laufen.
Schätzen Sie mal, wieviel Prozent der Rohstoffe, aus diesem Schema 6 Monate nach ihrem Verkauf in Nordamerika noch in Produkten vorhanden oder in Gebrauch sind.
50 Prozent? 20 Prozent? Nein; 1 Prozent. Demnach werden 99 Prozent der Dinge,
die wir ernten, abbauen, verarbeiten, und transportieren, also die das System durchlaufen,
innerhalb von sechs Monaten zu Müll. Wie kann dieser Planet,
der so ausgebeutet wird, überhaupt überleben? Es war nicht immer so.
Der Pro-Kopf-Verbrauch in den U.S.A. hat sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt.
Zu Großmutters Zeiten galten Verantwortung, Einfallsreichtum und Sparsamkeit noch als Tugenden.
Was ist also passiert? Also zuerstmal ist es nicht einfach passiert. Es war geplant.
Kurz nach dem 2. Weltkrieg haben sich diese Herren überlegt, wie man die Wirtschaft wieder ankurbeln kann.
Einzelhandelsanalyst Victor Lebow beschrieb die Lösung,
die zur Norm für das ganze System wurde:
"Unsere enorm produktive Wirtschaft erfordert es, dass der Konsum
als Ritual unser Leben bestimmt, und wir unsere geistige Erfüllung
und Befriedigung im Konsum finden. ...
Wir müssen immer schneller konsumieren, verbrauchen, ersetzen und wegwerfen."
Präsident Eisenhowers Wirtschaftsberater sah den Hauptzweck
der amerikanischen Wirtschaft darin, mehr Konsumgüter zu produzieren.
Mehr Konsumgüter?
Hauptzweck der Wirtschaft? Nicht vielleicht ein Gesundheitssystem oder Bildung? Sichere Transportmittel,
Consumer goods? nachhaltige Entwicklung oder Gerechtigkeit? Konsumgüter?
Wie konnten sie uns nur dafür begeistern?
Ihre zwei wirkungsvollsten Strategien sind der "kalkulierte" und der "gefühlte Wertverlust".
Kalkulierter Wertverlust steht für "produziert für die Müllhalde".
Das heißt sie machen die Dinge möglichst kurzlebig,
damit wir sie wegwerfen und durch neue ersetzen.
Das leuchtet vielleicht mit Plastiktüten und Kaffeebechern ein, aber mittlerweile gilt das auch für große Sachen
wie Mopps, DVDs, Kameras, Grills, selbst für Computer.
Ist Ihnen aufgefallen, dass ein neuer Computer
nach nur wenigen Jahren schon wieder veraltet und nicht mehr kompatibel ist,
weil sich die Technologie so schnell ändert? Aus Neugier hab ich mal einen Blick
in ein Computergehäuse geworfen und festgestellt,
dass sich von Jahr zu Jahr nur ein kleines Teil ändert.
Das kann man allerdings nicht einfach austauschen da jede neue Version eine andere Form hat
und man stattdessen den ganzen Computer durch einen neuen ersetzen muss.
Ich habe mir Zeitschriften für Industriedesign aus den Fünfzigern vorgenommen.
Da kam der "kalkulierte Wertverlust" auf und Designer diskutierten ganz offen,
wie sie es erreichen können, das ein Produkt möglichst schnell kaputt geht,
ohne dass der Verbraucher das Vertrauen verliert und beim nächsten Kauf
zu einem anderen Hersteller wechselt. Das war so offen geplant.
Dass Produkte kaputt gehen, reicht jedoch alleine nicht aus, um diesen Pfeil aufrecht zu erhalten.
Deshalb gibt es den gefühlten Wertverlust.
Damit überzeugt man uns Dinge wegzuwerfen, die eigentlich noch gut zu gebrauchen sind.
Wie funktioniert das? Indem das Produktdesign regelmäßig geändert wird,
kann jeder sofort erkennen, ob Sie in der letzten Zeit
etwas zum Konsumpfeil beigetragen haben oder nicht.
Da wir über den Beitrag zu diesem Pfeil zeigen wer wir sind, kann das peinlich werden.
Ein Beispiel: Ich arbeite seit fünf Jahren am gleichen klobigen Bildschirm.
Meine Kollegin aber hat gerade einen neuen Computer gekauft.
Sie hat einen glänzenden, modernen Flachbildschirm
der zu ihrem Computer, ihrem Telefon und sogar ihrem Stifthalter passt.
Bei ihr sieht es aus wie in der Zentrale eines Raumschiffs und bei mir,
als hätte ich eine Waschmaschine auf meinem Schreibtisch.
Mode ist ein anderes gutes Beispiel. Wieso zum Beispiel wechseln die Schuhabsätze
ständig von Plateau- zu Keilabsatz und im folgenden Jahr wieder zu Plateauabsatz? Es geht nicht darum,
welcher Absatz am gesündesten für Frauenfüße ist. Plateauabsätze in einem "Keilabsatz-Jahr"
zeigen schlicht und einfach, dass man in letzter Zeit nicht zum Konsumpfeil beigetragen hat,
und damit nicht so viel wert ist wie die Trägerinnen von Keilabsätzen neben einem,
oder in irgendeiner Werbung. Es geht darum, uns zum Kauf neuer Schuhe zu bewegen.
Werbung und die Medien im Allgemeinen spielen dabei eine große Rolle.
Jeder Amerikaner ist über dreitausend Werbebotschaften am Tag ausgesetzt
und sieht damit in einem Jahr mehr als die Menschen vor fünfzig Jahren in ihrem ganzen Leben.
Der einzige Zweck der Werbung ist doch uns unglücklich über das zu machen was wir haben.
Dreitausend Mal am Tag heißt es: falsche Frisur, falsche Haut,
falsche Kleidung, falsche Möbel, falsches Auto. Wir sind falsch!
Aber alles wird gut, wenn wir nur einkaufen gehen.
Die Medien helfen auch das Ganze hier und das hier zu verbergen
damit das Einzige was wir von der Materialwirtschaft wahrnehmen das Kaufen ist.
Die Rohstoffgewinnung, Produktion und Entsorgung findet außerhalb unseres Blickfeldes statt.
In den U.S.A. besitzen wir mehr als je zuvor,
aber Umfragen zufolge sinkt unsere nationale Zufriedenheit.
Ihren höchsten Wert erreichte sie in den 1950ern, kurz bevor der Konsumrausch explodierte.
Komischer Zufall.
Ich glaube, ich weiß, warum. Wir besitzen mehr,
haben aber weniger Zeit für das, was uns wirklich glücklich macht:
Freunde, Familie, Freizeit. Wir arbeiten schwerer denn je
und verfügen laut einiger Analysen über weniger Freizeit als noch zu Zeiten der Feudalgesellschaft.
Und was sind die beiden Hauptbeschäftigungen
in unserer knappen Freizeit:
Fernsehen und Einkaufen.
Amerikaner verbringen drei-bis viermal mehr Zeit mit Einkaufen
als Europäer. Da gehen wir also arbeiten,
haben vielleicht sogar zwei Jobs, lassen uns erschöpft in unsere neue Couch sinken,
schauen fern und die Werbung sagt uns "Du bist ein Niemand".
Also müssen wir in die Stadt um etwas einzukaufen und uns besser zu fühlen, mehr arbeiten,
um für das Gekaufte zu bezahlen, und man wird noch müder
und sieht noch mehr fern und bekommt wieder gesagt einkaufen zu gehen.
Wir sind in diesem Arbeiten - Fernsehen - Geldausgeben Teufelskreis verloren. Dabei könnten wir einfach aufhören.
Was wird schließlich aus all dem Zeug, das wir kaufen?
Für solche Mengen haben wir einfach nicht genug Platz,
obwohl sich die durchschnittliche Hausgröße seit den Siebzigern verdoppelt hat.
Irgendwann landet also alles auf dem Müll.
Damit kommen wir zur Entsorgung. Diesen Teil der Materialwirtschaft
kennen wir alle gut, denn wir schleppen die Mülltonne selbst an den Straßenrand.
Jeder Amerikaner erzeugt 2kg Abfall pro Tag.
Das ist doppelt so viel wie noch vor dreißig Jahren.
Der ganze Müll landet entweder auf einer Halde, was nichts anderes ist als ein großes Loch in der Erde.
Oder noch schlimmer, er wird erst verbrannt und landet dann auf einer Halde.
Wie auch immer, beides verschmutzt die Luft, das Land, das Wasser und - nicht zu vergessen - verändert das Klima.
Die Verbrennung ist sehr schädlich.
Erinnern Sie sich noch an die Gifte aus der Produktion?
Während der Verbrennung werden die Gifte an die Luft abgegeben.
Schlimmer noch, es entstehen hochgiftige Verbindungen, wie Dioxin.
Dioxin ist die giftigste künstlich erzeugte Substanz, die wir kennen
und Müllverbrennungsanlagen sind die Hauptquelle dafür.
Das heißt, wir könnten die Hauptquelle für die giftigste künstliche Substanz beseitigen,
schlichtweg durch das Einstellen der Müllverbrennung, und zwar ab sofort.
Doch einige Firmen wollen sich nicht mit Deponien und Verbrennungsanlagen abgeben,
also exportieren sie den Müll einfach. Und Recycling? Hilft das?
Ja, das tut es. Es vermindert den Müll an diesem Ende
und es vermindert den Druck auf den Abbau und die Gewinnung neuer Stoffe an diesem Ende.
Ja, ja, ja, wir sollten alle recyclen. Aber Recycling ist nicht genug.
Es wird aus mehreren Gründen nie ausreichen.
Erstens: Der Hausmüll ist nur die Spitze des Eisbergs.
Auf jede Tonne Hausmüll, die wir auf die Straße stellen,
kommen 70 Tonnen Produktionsabfälle aus der Herstellung der Dinge,
die wir am Ende eben wieder wegwerfen.
Selbst wenn wir also 100% unseres Hausmülls recyclen könnten,
ließe sich damit das Problem nicht annähernd lösen. Ein großer Teil des Mülls lässt sich außerdem nicht recyclen
wegen seines hohen Schadstoffanteils oder weil er nicht dafür gemacht wurde.
Wie zum Beispiel diese Getränkekartons, die aus mehreren miteinander verschweißten
Schichten Metall, Papier und Plastik bestehen. Die bekommt man niemals ausseinander um sie zu recyclen.
Dieses System steckt offensichtlich in der Krise. Auf jeder Ebene stoßen wir an Grenzen.
Vom Klimawandel bis zur sinkenden Zufriedenheit: So funktioniert das einfach nicht.
Das gute an einem solch weitreichenden Problem
ist aber dass es so viele Angriffsstellen bietet.
Viele Menschen setzen sich hier für die Rettung der Wälder und hier für eine saubere Produktion ein.
Andere setzen sich für Arbeiterrechte, fairen Handel,
bewußten Konsum und gegen Deponien und Müllverbrennungsanlagen ein.
Und am Wichtigsten dafür dass die Regierung wirklich
von den Menschen für die Menschen ist.
Jede dieser Maßnahmen ist unglaublich wichtig. Wirklich etwas erreichen können wir aber erst,
wenn wir die Zusammenhänge, das große Ganze, verstehen.
Wenn alle entlang dieses Systems gemeinsam handeln, können wir dieses lineare System zurückerobern
und in ein neues System verwandeln das weder Ressourcen noch Menschen ausbeutet.
Dazu müssen wir uns von der alten Denkweise des Wegwerfens zugunsten einer neuen trennen.
Eine Denkweise die auf Nachhaltigkeit und Fairness beruht:
"Grüne" Chemie. Zero Waste. Geschlossene Produktionskreisläufe.
Erneuerbare Energien. Regionale Wirtschaftsmodelle.
Ein Anfang ist gemacht. Einige halten das für unrealistisch, zu idealistisch und nicht machbar.
Aber unrealistisch sind in Wirklichkeit diejenigen, die den alten Weg weitergehen wollen.
Das nennt man Träumerei.
Denken Sie immer daran, dass der alte Weg kein Zufall war oder so etwas wie Schwerkraft, mit der man sich abfinden muss.
Er wurde von Menschen geschaffen. Wir sind auch Menschen. Also lasst uns etwas Neues schaffen!