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Terra Preta Sanitation Part 1: Overview
Hallo, mein Name ist Ralf Otterpohl, ich bin Leiter des Instituts für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz
an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Wir präsentieren Terra Preta Sanitation und diese
Videoserie ist entstanden als studentisches Projekt von Andreas Swensson. Wir hoffen, Sie bekommen einen Überblick
über unser Vorhaben Wasser zu schützen und gleichzeitig Nährstoffe zurückzugewinnen.
Es basiert auf einem völlig neuen Toilettensystem, das Teil eines integrierten Sanitär-Ansatzes ist,
der Sanitäranlagen mit Landwirtschaft verbindet.
In unserer natürlichen, nachhaltigen Umwelt beziehen wir unser Trinkwasser von sauberem
Oberflächenwasser wie Flüssen und Seen. Außerdem Grundwasser, das aufgefüllt wird
durch Regen, der von der Humusschicht im Boden zurückgehalten wird und ins Grundwasser infiltriert.
Unsere Nahrung wächst auf den Feldern. Die Pflanzen gedeihen gut im fruchtbaren Boden,
der viel Wasser halten kann - wie ein Schwamm. Durch die Nährstoffe im Humusboden ist unsere Nahrung
gesund und versorgt uns mit Allem, was wir zum Leben brauchen. Nach dem Verzehr wird ein Großteil
der Nährstoffe wieder ausgeschieden - in unseren Hinterlassenschaften Kot und Urin. Aber wenn wir
krank sind enthält unser Kot außerdem gefährliche Krankheitserreger. Mikroorganismen im Boden
vertilgen und zerstören die Krankheitserreger. Unsere Exkremente werden hygienisiert und
umgewandelt in nährstoffreichen Humus. So gelangen die Nährstoffe, die wir bei der
Ernte dem Boden entzogen haben, wieder zurück. Sie werden nun z.B. von Bäumen aufgenommen,
die sie später erneut dem Boden zuführen - durch fallende Blätter, Äste oder nach ihrem
Absterben. Nach einiger Zeit bekommen so unsere Feldpflanzen wieder Zugang zu den Nähr-
stoffen und produzieren wieder Nahrung für uns. Der Nährstoffkreislauf ist geschlossen.
Und das Frischwasser ist nicht betroffen und bleibt sauber.
Aber oftmals sieht die Situation ganz anders aus und ist nicht nachhaltig. Der Nährstoffkreislauf
ist unterbrochen, weil wir die Nährstoffe nicht wieder dem Boden zuführen. Die Erde laugt aus.
Und die Humusschicht schrumpft. Dadurch verliert der Boden sein Wasserhaltevermögen.
Dies verschlechtert die Umstände für die Pflanzen noch mehr. Um auf dem trockenen und ausgelaugten
Boden Landwirtschaft zu betreiben wird viel Bewässerung und Kunstdünger eingesetzt.
Aber trotz aller Bemühungen ist der Ertrag viel geringer als auf humusreichem, schwammigem Boden.
Wenn der Boden weniger Wasserhaltevermögen hat wird weniger Regenwasser aufgesogen und gehalten.
Der Oberflächenabfluss nimmt zu. Dies führt zu Bodenerosion und Überschwemmungen.
Außerdem verdunstet mehr Wasser. Das Grund- wasser wird so nicht mehr aufgefüllt und der
Wasserstand sinkt. Die reduzierte Vegetation als Folge des schlechten Bodens hat zusätzlich
einen negativen Effekt auf das lokale Klima, was die Desertifikation beschleunigt. Dies sind
die Auswirkungen auf die Landwirtschaft durch den unterbrochenen Nährstoffkreislauf. Aber
wo landen die Nährstoffe, wenn wir sie nicht dem Boden und den Pflanzen zurückgeben?
Sie werden im Klo runtergespült - im wahrsten Sinne des Wortes. Wir leiten die Nährstoffe
ins Frischwasser - entweder indirekt durch Versickerung aus Fäkalientanks ins Grund-
wasser, oder tatsächlich direkt durch Rohre in die Flüsse.
Allein für den Abtransport der Fäkalien in einer Kanalisation wird viel Frischwasser benötigt,
dass durch die Fracht kontaminiert wird. Meistens wird das Abwasser nicht mal
geklärt um die organische Fracht zu reduzieren, bevor es in Oberflächenwasser eingeleitet wird.
Mit den Nährstoffen gelangen auch die Krank- heitserreger aus den Fäkalien ins Frischwasser.
So wird nicht bloß die Balance der aquatischen Ökosysteme durch den Nährstoffeintrag gefährdet
sondern auch unsere Gesundheit, wenn wir mit dem Trinkwasser Krankheitserreger aufnehmen.
In einem solchen Teufelskreis breiten sich gefährliche Krankheiten schnell aus.
Wir beschäftigen uns mit neuen Sanitär-Arten um Sanitärsysteme zu entwickeln für Menschen
weltweit, die noch keine angemessenen Sanitär- anlagen haben. Wir reden von rund 2.000.000.000
Menschen! Eine der vielversprechensten Entwicklungen in diesem Bereich nennen wir
"Terra Preta Sanitation". Terra Preta ist eine menschengemachte schwarze Erde, die im
Amazonasgebiet entdeckt wurde. Sie wurde durch Kompostierung von organischer Substanz
aber auch Fäkalien unter Zugabe von Holzkohle und holzigem Material hergestellt. Das Ergebnis
ist eine hoch fruchtbare Erde, die "Terra Preta" genannt wird. Terra Preta Sanitation ist ein
System, bei dem wir Exkremente sammeln und mit Milchsäurevergärung behandeln um Gestank
zu verhindern und eine gute Hygienisierung zu erhalten. Nach dem Transport zu einer Kompos-
tierungsanlage wird Holzkohle hinzugegeben und es entstehen große Mengen guten Komposts.
Vergleichen wir nun die beiden verschiedenen Systeme im Umgang mit Nährstoffen und Wasser,
um zu sehen, wie Terra Preta Sanitation umgesetzt werden kann. Das problematische System, bei dem
Nährstoffe ins Frischwasser geleitet werden, ist in rot auf der linken Seite dargestellt. Das nachhaltige
System eines geschlossenen Nährstoffkreislaufs ist in grün auf der rechten Seite. Im linken System
verursachen die Nährstoffe aus unseren Fäkalien eine Verschmutzung des Frischwasser, wohingegen
im rechten System damit der Humusboden regeneriert wird. Das Ergebnis des linken Systems
ist die Auslaugung des Bodens, was zu einem Rück- gang der landwirtschaftlichen Produktion führt.
Das rechte System verbessern den Boden und sichert somit die Möglichkeit über lange Zeit eine
hoch produktive, ökologische Landwirtschaft zu betreiben. Wie gezeigt werden wertvolle Nährstoffe
durch Spül- und Plumpsklos im linken System zu Wasserverschmutzung umgewandelt.
Auf dem Campus sind alle Toiletten Spültoiletten. Wenn sie nicht gespült werden, wird das sehr
unangenehm. Bei jedem Stromengpass oder -ausfall funktionieren die Wasserpumpen nicht.
Natürlich gibt es diese Mängel und Beschwerden.
Die Toiletten haben nicht 24 Stunden Wasser. Aber Wasser ist fundamental für die Toiletten.
Wir sind unangenehmem Gestank ausgesetzt durch die Wasserknappheit. Die sozialen Sanitär-Aspekte
sind wesentlich. Auf der einen Seite ist der Zugang zu Toiletten: es ist gegen die Menschenwürde keine
gute Toilette zur Verfügung zu haben. Das ist eine soziale Diskriminierung durch unsere Welt-
gemeinschaft, die enorme Geldmengen verfügbar hat und mit einem winzingen Teil davon das ganze
Sanitärproblem in vielleicht 10 Jahren lösen könnte. Unser Gesellschaft nimmt es einfach hin,
dass 2.000.000.000 Menschen auf der Welt überhaupt keine Toiletten haben oder
ecklige Toiletten, die eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Kinder sterben davon.
Die Leute nehmen das einfach nicht wahr. Du siehst hier eine Toilette, die 8 Haushalte
benutzen, für jeden Haushalt kannst du über 5 bis 6 Personen zählen. Also wird diese Toilette
von mehr als 48 Personen benutzt. (Es ist über- raschend zu sehen, dass sie nur aus einer Platte
besteht.) Wenn du genauer hinsiehst, kannst du Maden erkennen. Sie streuen Asche um den
Gestank und die Maden zu kontrollieren. Wir haben hier ein Sanitärproblem.
Es gibt einen See in der Nähe, der voller Lebewesen ist wie Fische und Krokodile.
Durch das Sanitärproblem landet alles auto- matisch unten im See. Heutzutage ist die
chemische Konzentration in beiden Seen einfach wahnsinnig! Jeden Tag verlieren wir unsere
Naturressourcen. Beide Seen sind jetzt bedroht.
Das verunreinigte Wasser mit den Krankheits- erregern führt zu Seuchen. Um die fehlenden
Nährstoffe im Boden zu kompensieren wird Kunst- dünger eingesetzt, der Humus nicht ersetzen kann.
und so schreitet die Bodenverarmung voran. Es gibt Hinweise, dass sie sogar beschleunigt wird.
Je erschöpfter der Boden ist, desto mehr Dünger wird gebraucht um noch anbauen zu können.
Somit entsteht eine Abhängigkeit vom Düngemittel. Es verzögert die Symptome der
Nährstoffarmut als Ergebnis einer nicht- nachhaltigen Landwirtschaft.
Traditionell war Kompostierung und das Verwenden von Fäkalien für den Boden ganz normal. Es war
ganz natürlich, aber nicht immer auf eine gute Art umgesetzt, besonders was Hygiene angeht.
Einfach Exkremente auf dem Feld aufzubringen ist keine gute Praxis. Als es dann durch die
Chemie möglich wurde Stickstoff und Dünger als Handelsware herzustellen wurde der ganze
Kompostprozess durch billige Rohstoffe total überrannt und die Leute wurden faul. Sie
bemühten sich nicht mehr um die Kompostierung sondern kauften einfach den Kunstdünger.
Besonders an Orten mit erschöpften Böden können viele Bauern sich den Kunstdünger
gar nicht leisten, denn er ist teuer. Wenn die Bauern jedes Jahr Dünger verwenden, werden
sie abhängig vom Kunstdünger. Aber wenn sie natürlichen Kompost verwenden entsteht keine
Abhängigkeit. Wir sehen viel Bodenverarmung, die auf diese
Art der chemischen Landwirtschaft folgt. Denn dies kann für ein paar Jahrzehnte gut gehen,
aber dann wird der Boden immer schlechter. Diese Chemie, besonders Kunstdünger, hat
Auswirkungen auf den Boden. Die Anwendung von Düngemitteln und Pestiziden tötet tendenziell
die Regenwürmer und das Bodenleben ab. Selbst wenn die Erträge kurze Zeit steigen
gibt es ein Problem mit dem Boden wegen der chemischen Bestandteile des Kunstdüngers.
Das Wasserhaltevermögen geht zurück, die Bodenerosion wird schlimmer.
Schon jetzt gehen viele Farmen außer Betrieb, die Ernteerträge sinken. Das Problem dieses
Landes ist der jährliche Rückgang der Produktion. Dadurch gibt es eine Bewegung zur ökologischen
Landwirtschaft. Die Anzahl der Bauernhöfe, die Bio-Landbau betreiben steigt sehr schnell.
Der steigende Bedarf nach Kunstdünger führt zu einem Preisanstieg. Die höheren Preise für
Dünger und die geschwächte Gesundheit der Bauern äußern sich in geringerer Wirtschaftsleistung
ihres Hofes. Auf diese Art tragen diese Neben- effekte zu einem Produktionsrückgang bei.
Ein Teufelskreis wird geschaffen, der die Bedingungen weiter verschlechtert. Wenn wir
dies alles berücksichtigen - wie können wir umsteigen vom problematischen System auf how can we convert from the problematical system to the sustainable
das nachhaltige? Sehen wir uns nun Terra Preta Sanitation als nachhaltiges Sanitärsystem
im Detail an, dass den Boden verbessert und gleichzeitig das Wasser schützt.
Also, was müssen wir tun, um von Verschmutzung zu Produktion zu wechseln?
Wie kommen wir von Bodenverarmung zur Bodenherstellung? Wenn wir hoch fruchtbare
Terra Preta statt chemischen Dünger produzieren wollen, müssen wir hauptsächlich zwei Dinge tun:
Wir müssen von den gewöhnlichen Plumpsklos oder Spültoiletten wegkommen und Terra
Preta Sanitation einführen, die Erde produziert. Zusätzlich müssen wir von der ineffizienten
Holzverbrennung auf dem Drei-Stein-Feuer zu Holzgasöfen kommen, die Holzkohle
produzieren können.
Terra Preta Sanitation fängt mit einer speziellen Sammeltoilette an. Die Terra Preta Toilette spielt
die Schlüsselrolle im gesamten System. Wir wollen Sanitäranlagen bauen, die Terra
Preta herstellen können. Dafür brauchen wir Toiletten, die Fäkalien sammeln können ohne
sie zu Verdünnen. Wir haben gerade eine Ent- wicklung gestartet, die auf eine Container-
Toilette zur Sammlung aller Fäkalien abzielt. Also, wie könnte eine solche Toilette aussehen?
Wir haben festgestellt, dass handelsübliche Camping-Toiletten unseren Anforderungen
sehr nahe kommen. Leider sind sie noch zu klein und so noch nicht geeignet für eine
Installation im Haushalt. Üblicher Weise gibt man giftige Chemikalien in diese Toilette und
spült dann. Das ist der normale Betrieb. Damit hätten wir eine zu große Verdünung. Spülen
kommt nicht in Frage. Aber dieser Toilettentyp ist brauchbar, denn er lässt sich mit einem Griff öffnen.
Also, wenn wir die Toilette benutzen wollen, öffnen wir den Verschluss. Gegen Gerüche geben wir
ein paar Milchsäurebakterien in die Toilette, bevor wir sie benutzen. Die Bakterien wandeln
die Fäkalien um, sodass sie nicht mehr stinken. So entstehen außerdem keine Gase.
Das Material ist luftdicht gelagert. Toiletten sind natürlich immer ein schwieriges Thema.
Sie müssen immer wirklich sauber und geruchsfrei sein. Normalerweise werden sie kaum dreckig.
Zur Reinigung der Toilette sollte eine Sprühflasche oder eine kleine Dusche verwendet werden.
So kann die Toilette mit sehr wenig Wasser ver- wendet werden und wir haben keine Verdünnung
und die Tanks werden nicht zu groß. Es ist eine gute Option eines Sanitärsystems, das komfortabel
billig und außerdem in verschiedenen Situationen anwendbar ist. Insgesamt funktioniert der
Prozess sehr gut. Jetzt ist die Herausforderung eine größere Toilette zu entwickeln, die die
Fäkalien einer Familie für mindestens eine Woche oder vielleicht sogar einen Monat speichern kann.
Im Moment entwickeln wir spezielle Toiletten- systeme, in denen Milchsäurevergärung
angewandt wird. Der Prozess der Fermentation soll Gestank vermeiden und Keime abtöten.
Wir geben Exkrementa in Milchsäure-Fermentation. Das ist ein Prozess, bei dem der pH-Wert auf 4
abfällt. Das ist eine sehr grundliche Hygienisierung. Die meisten Krankheitserreger werden reduziert.
Es besteht weniger Kontakt mit den Exkrementen. Das ist ein wichtiger Aspekt. Exkremente enthalten
schwer abbaubare Krankheitserreger, die schwierig zu beseitigen sind. Aber das
erreichen wir so auch. Wir machen seit 1,5 Jahren Experimente hier an der TU Hamburg-Harburg.
Es funktioniert sehr gut. Welches Material müssen wir hinzugeben? Normalerweise gibt es
in menschlichem Kot nicht viel Zucker, aber Milch- säurevergärung basiert auf Zucker. Also müssen
wir den Prozess mit Zucker versorgen. Welche Menge Zucker brauchen wir? Genau das
untersuchen wird. Wir sind dabei voran gekommen, wir kenne die "Ins and Outs", wir haben 3 bis 4
Milchsäurebakterien-Arten identifiziert, die ideal sind. Ohne eine zusätzliche Energiequelle -
es ist ein natürlicher Prozess. Wie gesagt muss man nur etwas Zucker zugeben, aber das ist
einfach zu bewerkstelligen.
Nach der Fermentation kompostieren wir. Bei der Kompostierung, die dem normalen
Kompost ähnlich ist, geben wir Holzkohle hinzu. Damit machen wir thermophile Kompostierung
und im Anschluss Wurmkompostierung. Wir haben noch immer kaum Kompost aus Fäkalien, die
meist in den Wasserkreislauf geleitet werden und dort Probleme machen: sie töten viele
Menschen durch die Krankheitserreger, die so ins Oberflächen- oder Grundwasser gelangen.
Wenn wir Fäkalien kompostieren können wir gleichzeitig das Wasser schützen und die Bodenqualität verbessern.
Wenn die Leute wirklich Kompost benutzen würden, gäbe das eine Garantie für guten Boden!
Wir haben den Bauern dem Kompost vorgestellt und sie haben es ausprobiert - sie bekommen
hohe Erträge durch den Kompost. Diese Abfälle, Kot und Urin, zu Kompost zu verarbeiten
ist sehr wichtig. Hier sehen wir den Kompostplatz der
Universität von Arba Minch. Dies ist der erste Komposthaufen, den wir vor 2 Wochen
angelegt haben und der jetzt umgegraben wird, damit der Prozess weiterläuft und zur besseren Belüftung.
Die Struktur ist locker. Es ist eine chinesische Methode zur Kompostierung von Fäkalien
weil sehr hohe Temperaturen erreicht werden. Es werden Bioabfälle aus der Küche oder Speisereste
mit Gras, Kuhdung oder menschlichen Fäkalien gemischt. Dann wird damit ein Haufen aufgebaut.
In den Haufen werden Bambus-Stöcke gesteckt, die nach einem Tag rausgenommen werden, damit
sich Lüftungslöcher bilden. Vor dem Herausnehmen wird der Haufen mit Matsch bedeckt um die
Temperatur und Feuchtigkeit zu halten. Nach 2 Wochen wird der Haufen umgegraben.
und für weitere 6 Wochen so gelassen. Dann normalerweise ist der Kompostierungsprozess fertig,
wenn alles gut gelaufen ist. Alle Bioabfälle aus der Landwirtschaft oder
aus Haushalten können eingesammelt werden, die überwiegend aus pflanzlicher Biomasse bestehen.
Um die Mischung zu verbessern geben wir Urin, Kot, Asche und etwas Erde hinzu.
Wir haben hier letztes Jahr einen Versuch gestartet. In diesem Jahr ist er fertig. Wir wollen dies
als Dünger für die Anzucht verwenden. Um Terra Preta zu bekommen, muss man Mikro-
organismen in die Holzkohle bekommen. Aber eine mit hoher Temperatur frisch produzierte Kohle ist steril.
Da ist kein Leben drin. Um den Terra Preta Effekt schnell zu bekommen, braucht man ein effizientes
Verfahren die Mikroorganismen in die Kohle einzubringen. Die Leute verwenden hierfür
verschiedene anaerobe biologische Prozesse wie Vergärung oder Fermentation.
Ich arbeite mit Kompostierung. Ich gebe einfach etwas Kohle in den Kompostierungsprozess.
Wir haben viele Mikroorganismen, die schnell in die Kohle eindringen und sie kultivieren können.
Dabei nimmt man frisches organisches Material mit niedrigem Energiegehalt, wie Blätter oder Gras.
In einer Toilette mit Würmern die Fäkalien zu kompostieren gibt gute Ergebnisse, besonders
mit Hinblick auf die Umwandlung zu Humus. Aber eine Herausforderung ist das Geruchsproblem
an der Toilette. Deshalb verwenden wir Wurm- kompostierung als weitere Stabilisierungsphase.
Wurmkompostierung hat sich als effiziente Hygieni- sierung für Fäkalien herausgestellt - selbst alleine.
In Kombination mit Milchsäure-Fermentation erwarten wir die Reduktion der meisten Krankheitserreger an
der Quelle. Also mit Milchsäurevergärung in der Toilette und der Wurmkompostierung hinterher
haben wir definitiv einen vorteilhaften Effekt auf Grundlage der Ergebnisse aus der
Wurmkompostierung.
Die erforderliche Holzkohle kann ganz einfach in Holzgasöfen hergestellt werden, wo sie als
Nebenprodukt beim hoch effizienten Kochen entsteht. Wir angefangen mit Gruppen zusammen
zu arbeiten, die sich mit Holzvergasungs-Technik beschäftigen. Das ist ein Ofen, der das Holz nicht
verbrennt, sondern vergast. Nach dem Kochen bleibt Holzkohle übrig. Diese Kohle ist ideal für
unseren Terra Preta Kompost. Und so verbinden wir uns mit Leuten, die mit Erneuerbaren Energien
arbeiten. Mit der richtigen Temperatur und anaeroben
Bedingungen kann man - mit oder ohne Wasser - jede Biomasse zu Holzkohle umwandeln.
Wenn man anfängt Holz oder andere Biomasse per Pyrolyseprozess zu verkohlen, werden viele
Pyrolyse-Gase produziert. Man braucht eine perfekte Zündung damit alle Gase verbrannt werden.
Dies kann mit Öfen gemacht werden. In diesem Ofen herrschen anaerobe
Bedingungen. Der große Vorteil ist, dass eine Vergasung stattfindet.
Es entstehen Pyrolysegase, die im oberen Teil des Ofens verbrannt werden.
Hier findet eine sehr saubere Verbrennung statt. Und dabei entsteht der willkommene Rest
im unteren Teil des Ofens unter anaeroben Bedingungen.
Überall auf der Welt, wo es holziges Material gibt, kann man das machen. Es entstehen
kleine Mengen. Holz ist ein reines Produkt, also bekommt man mehr oder weniger reinen Kohlenstoff.
Man muss Verwendung für die Wärme haben. Bei einer Pyrolyse entsteht immer Überschusswärme.
Und die sollte zum Kochen oder für industrielle oder andere Prozesse benutzt werden, bei denen man
Wärme braucht. Also kriegst du eine gute Verbrennung, einen guten Brennstoff aus dem
Holz. Du kannst die Wärme nutzen und bekommst die Kohle, die du hinterher auf dem Feld verwenden kannst.
Am Ende ist das Produkt der Kompostierung Terra Preta, dich sehr fruchtbar ist und als
Bodenverbesser benutzt werden kann. Um 100 % sicher zu gehen, dass keine pathogenen Keime
mehr enthalten sind, sollte die frisch Terra Preta zuerst für Nutzpflanzen oder Wiederaufforstung
verwendet werden. Nach ein paar Jahren ist der Einsatz auch für Nahrungspflanzen möglich.
Diese Methode ist ein weiterer Teil des Mehrbarrieren- systems, das eine vollständige Hygienisierung garantiert.
Kommen wir jetzt zum abschließenden Fazit und dem Ausblick.
Das Terra Preta System basiert, wie gesagt, auf dem EcoSan-System. Es wandelt Fäkalien in
Humus um. Aber wenn man die bisherigen Ansätze von EcoSan betrachtet, gab es keine angemessenen
Wege für die Behandlung und weitere Nutzung der Fäkalien. In den meisten Systemen gab es
ein Geruchsproblem, die Reduktion von Krankheits- erregern war nicht sehr effizient. Und die Nährstoff-
Konservierung war auch nicht effizient. In diesem System wird der Geruch an der Quelle
eliminiert, wo die Fäkalien gesammelt werden. Es wird eine signifikante Reduktion der pathogenen
Keime erreicht. Auch die Nährstoffe werden konserviert. Am Ende steht ein sicheres
Produkt, dass auf den Boden angewendet einen sehr vorteilhaften Effekt hat.
Der Hauptvorteil dieser Art der Sanitäranlagen ist, dass man überhaupt keinen Kontakt
zum Wasserkreislauf hat. Wir verschmutzen so kein Grundwasser, wir verschmutzen kein
Oberflächenwasser, und dies allein kann Millionen von Leben jedes Jahr retten.
Das endgültige Ziel wird die Einrichtung eines Sammel-Systems für menschliche Fäkalien aus
den Haushalten sein. Und eine passende Toilette zu entwickeln, die sich eignet für die
Milchsäurevergärung. Wir müssen auf einen Maßstab von vielleicht 100.000 Leute kommen, sodass
die Herstellung der Toiletten-Einheiten und die Gründung kleiner Service-Unternehmen
realisiert werden kann. Wir denken dabei an die Gründung zentraler Dienstleistungsunternehmen,
die die Mikroorganismen produzieren und sie den Haushalten zur Verfügung stellen.
Für den Transport der Materialien gibt es die Idee, dass Pumpfahrzeuge eingesetzt werden.
Über einen transportablen Tank oder ein mit der Toilette verbundenes Rohr könnte
die Toilette ausgesaugt werden. Das würde auch in mehrstöckigen Häusern funktionieren.
Sanitärtechnik ist nicht nur ein rein technisches Thema. Es ist ein Thema der sozialen Interaktion,
Hilfe zur Selbsthilfe, aber auch wirtschaftlicher Systeme, die zu angemessenen Kosten betrieben
werden können. Ich freue mich sehr, dass wir einen Prozess gefunden haben, der in günstige Toiletten
für unter 50$ implementiert werden kann. Der Betrieb solcher Systeme, die Sammlung und Kompostierung
wären ebenfalls sehr günstig. Das sind Systeme, die den ärmsten Menschen dienen könnten.
Dies hat auch viel mit Menschenwürde zu tun: Wir wollen Systeme entwickeln, die wir Entwickler
alle auch selbst in unserem eigenen Haus akzeptieren würden. Jeder von uns sollte - und
tut dies auch - Toiletten dieser Art benutzten. Bis jetzt haben wir herausgefunden, dass dies
wirklich sehr praktikabel ist.
So, dies ist zusammengefasst was wir Terra Preta Sanitation nennen. Dies könnte das
Standard-Sanitärsystem der Zukunft werden, wenn es um Rohstoffrückgewinnung und die
Produktion von guter Erde aus Sanitäranlagen geht. Und wir wollen natürlich das Wasser best-
möglich schützen, denn "wassergebundene Sanitär- anlagen werden immer Wasser verschmutzen".
Wir wollen davon weg und Toiletten entwickeln, die hoch fruchtbare Erde produzieren.
Dies war unser Überblick über das integrierte System von Terra Preta Sanitation.
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