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(Sretensky Kloster Chor singt Ps 33/34): Ich will den Herrn zu jeder Zeit preisen,
Sein Lob sei immer
auf meinen Lippen
Hallo. Ich bin Schwester Vassa, und trinke jetzt meinen Kaffee
hier in Wien in Österreich. Die zweite Woche der Fastenzeit beginnt,
und heute trinke ich meinen Kaffee mit Mandelmilch,
denn sie ist sehr reich an Eiweiß und auch
kalorienarm. Wenn Sie nach den Regeln des byzantinischen Fastens
vorgehen, die vegan sind, und auch
ölfrei an Wochentagen, dann müssen Sie sicherstellen, dass
Ihre Ernährung genug Proteinquellen enthält, weil Sie sich
ansonsten zustopfen werden mit Sachen wie Brot und verschiedene Arten
von Zucker,
und Sie werden sich ständig hungrig fühlen - ja, Sie könnten sogar an Gewicht zunehmen!
Nehmen Sie also genügend Protein zu sich, wie Bohnen und Linsen,
so dass Sie gesund und schön bleiben und genug Kraft haben für die
Fastenzeit.
Ich dachte, ich fange mit einem Schönheits-Tipp an, weil
ich stets mit Anfragen nach Tipps überschwemmt werde
- wie Sie sich wohl vorstellen können.
Apropos Schönheit, an diesem Sonntag -
der erste Sonntag der Fastenzeit, auch bekannt als "Sonntag der Orthodoxie" -
gedenkt die byzantinische Tradition der Verehrung heiliger Bilder,
"Ikonen" genannt, wie diese, die Sie immer hinter mir sehen können.
Genauer gesagt, feiern wir an diesem Sonntag ein historisches
Ereignis, "Triumph der Orthodoxie", als im Jahr
843 eine Lehre, genannt der "Bildersturm",
also die Verfolgung der Ikonenverehrung, schließlich im byzantinischen
Reich verurteilt wurde. Heute sprechen wir
ein wenig über den Bildersturm und dann
über Ikonenverehrung, und was sie über unser Leben in Christus
aussagt. (MEHR ZUM BILDERSTURM)
Es gab zwei
Zeiten des Bildersturms, als die Bischöfe
und Kaiser des Byzantinischen Reiches Ikonen
aus allen Kirchen warfen, und jene verfolgten,
die sie verehrten. Die erste Zeit des Bildersturms
lag zwischen 726 und 787,
die unter Kaiser Leo dem Isaurier begann, und mit dem
7. Ökumenischen Konzil 787 endete.
Und die zweite Zeit des Bildersturms war zwischen
814 und 843,
und diese Zeit endete mit dem bereits von mir erwähnten Ereignis,
das wir an diesem ersten Sonntag der Fastenzeit feiern, als die Kaiserin
eine Synode in Konstantinopel einberief, die den Ikonoklasmus
ein für alle mal beendete. Beachten Sie bitte
die überraschende Tatsache, dass die meisten der theologisch
gebildeten Bischöfe der ikonoklastischen Zeiten
tatsächlich mit dem Ikonoklasmus sympathisierten. Was an ihrer Theologie
ließ sie Ikonen strikt ablehnen?
Um es ganz einfach auszudrücken - und dies ist natürlich kein einfaches
Problem - war es die Tatsache, dass Ikonen auf der Geschichte
basieren. Und diese Theologen akzeptierten die Bedeutung
der Geschichte für das Christentum nicht in vollem Umfang.
Aber lassen Sie mich erklären. Und bitte haben Sie Geduld, es
wird ein wenig kompliziert und philosophisch, aber wir werden
sehr bald zum leichteren Teil übergehen. Die byzantinischen
Theologen waren in der klassischen griechischen Philosophie ausgebildet
und benutzten deren Sprache, die sich der gesamten
sichtbaren, materiellen Welt, so wie auch konkreten
historischen Ereignissen, die in dieser
sichtbaren Welt erfolgten, als etwas annäherte, das
der höheren, geistigen, ewigen Welt
unterlegen war. Christliche Theologen christianisierten allmählich
die Sprache und die Konzepte
des antiken griechischen Denkens. Dies war jedoch nicht ein Prozess, der über
Nacht erfolgte. Einige altgriechische Konzepte
- nichtchristliche - erhielten zum Beispiel die Abwertung
des Historischen und des Materiellen. Das ist insbesondere
im Denken des großen und sehr einflussreichen frühchristlichen
Theologen namens Origenes von Alexandria verbreitet,
der die byzantinische Theologie jahrhundertelang
beeinflusste. Gemäß dieses Denkens - also des origenistischen Denkens -
waren historische Ereignisse wie die Inkarnation des Gottessohnes,
Sein Kreuz und Seine Auferstehung - obwohl
in der realen Zeit erfolgt - als Zeichen zu werten,
die auf eine höhere Zukunft, eine ewige und geistige
Realität hinwiesen, wo der leibliche Körper Christi und die der
Heiligen überwunden sein werden. Aus diesem Grunde fragten die Ikonoklasten
bei der Bildersturmsynode 754, fragten:
"Können wir die Heiligen darstellen,
die jetzt in ewiglichem Glanz erstrahlen, und sie somit
zurück auf die Erde ziehen?"
Die große Gefahr einer solchen Vorgehensweise, inspiriert von einer neoplatonischen
Abwertung der sichtbaren Welt, ist die Abwertung des historischen Christentums
zu einer Art symbolischen Mythos.
Die orthodoxe Lehre über Ikonen verwendet ebenfalls eine Sprache, die von der platonischen Philosophie übernommen
wurde.
Eine Ikone repräsentiert oder
vergegenwärtigt die Person, die darauf dargestellt wird, bzw
seinen "Prototyp". Und nach Johannes von Damaskus,
einem großen Ikonentheologen, hat eine Ikone Anteil
in der Gnade, weil sie eine Person voll der Gnade vergegenwärtigt.
So gesehen sind Ikonen Kanäle,
aber keine Quellen der Energie (energeia) des Heiligen Geistes.
Die Verehrung einer Ikone oder "proskynesis"
im Griechischen - nicht "latreia" bzw Anbetung, die nur Gott allein gebührt -
die "proskynesis" bzw Verehrung einer
Ikone gilt nicht dem Holz oder der Farbe
auf der Ikone, sondern der darauf abgebildeten heiligen Person.
Der große, entscheidende Unterschied zwischen Platons
Ideen und der christlichen Lehre über die Ikonen ist, dass jede
Ikone in der Geschichte verwurzelt ist. Man kann z.B. nicht etwas darstellen,
was wir in der Geschichte körperlich nicht gesehen haben.
Aus diesem Grund ist es nicht kanonisch, Gott Vater als bärtigen
Mann darzustellen - auch wenn wir es natürlich trotzdem tun - weil Ihn nie jemand gesehen hat.
Deshalb ist es in der orthodoxen Ikonographie gemäß Kanon 82
des Konzils von Trullo (691/692) verboten,
Christus als Lamm darzustellen. Denn Er ist uns in der Geschichte
nicht auf diese Weise erschienen. (Gedanken für heute)
Sinnieren wir etwas mehr über die historische Tatsache
der Menschwerdung, über den körperlichen und persönlichen
Eintritt Gottes in die Geschichte in der Person seines Sohnes;
über die gute Nachricht "...und das Wort ward Fleisch..."
"O Logos sarx egeneto", wie das Johannesevangelium sagt (Joh 1,14);
über die Tatsache, dass Christus unter uns geboren wurde und weilte,
gekreuzigt und begraben wurde und auferstanden ist, und über Seinem Senden
einer anderen Person der Heiligen Dreifaltigkeit, des Heiligen Geistes,
in unsere Welt. Denn all dies ermöglicht uns unsere
sehr persönliche, intime und kontinuierliche, - und ja -
körperliche Gemeinschaft mit Gott in unserem gnadenreichen,
sakramentalen Leben, durch gnadengefüllte, materielle Symbole
wie heilige Ikonen, wie heilige Menschen, wie Wasser in der Taufe,
wie Brot und Wein in der Eucharistie... Das ist nicht nur eine geistliche Gemeinschaft,
sondern auch eine körperliche. Wir als Christen haben keine
Gemeinschaft mit Gott, noch werden wir bessere Menschen
aufgrund eines toten Regelsatzes, den Er uns hinterließ
und dann einfach irgendwie wegflog, um weit entfernt von unserem Leben zu sein.
Nein, uns ist viel mehr als das gegeben. Weil Gott persönlich und
in der echten Zeit zu uns kam, sowohl durch körperliche wie auch durch geistige Kanäle.
Denn unsere historische Wirklichkeit ist nicht nur geistig,
sondern auch physisch. Aus diesem Grund beziehen wir
unsere Körper in unsere Bemühungen mit ein, unseren Fokus auf die Gemeinschaft mit Gott durch Fasten
wieder
zu erlangen. Und wie wir nach geistigem Fortschritt streben,
nach Erlangung von Tugenden wie Keuschheit,
Demut, Geduld, Liebe ... streben wir nicht nach irgendwelchen
abstrakten "Systemen moralischer Werte", sondern nach persönlicher
Gemeinschaft mit der Person des Geistes, wie wir im Gebet
des Hl. Ephraim beten, welches durch körperliche
Niederwerfungen begleitet wird. Wir sagen: "Schenke vielmehr..."
"...mir, Deinem Diener, den Geist..."
"... der Keuschheit, der Demut, der Geduld und der Liebe." Denn
unser Gott ist ein persönlicher Gott und Gemeinschaft mit Ihm bezieht
unsere ganze Person mit, die geistige und die körperliche.
Das war es für heute, meine Damen und Herren!
Glückliche Zweite Woche der Fastenzeit! Danke.