Tip:
Highlight text to annotate it
X
- Sie wollten mich sprechen? -Waren Sie schon bei Frau Vogler?
- Nein, noch nicht. - Dann informiere ich Sie jetzt...
Über die Gründe, warum Sie sich um sie kümmern sollen.
Sie wissen, dass Frau Vogler in Elektra als Darstellerin mitwirkte.
Mitten im Stück verstummte sie und sah sich um, als wäre sie überrascht.
Sie schwieg ungefähr eine Minute lang.
Danach entschuldigte sie sich, sie habe einen Lachanfall bekommen.
Am nächsten Tag rief das Theater an, ob sie die Probe vergessen habe.
Als die Haushälterin hereinkam, lag sie noch immer im Bett.
Sie war wach, aber antwortete nicht und bewegte sich nicht.
Das macht sie nun seit drei Monaten. Wir machten alle möglichen Tests.
Das Ergebnis ist eindeutig Sie ist psychisch und physisch völlig gesund.
Irgendwelche hysterischen Reaktionen kommen auch nicht in Frage.
Noch Fragen, Schwester Alma? Nein? Dann gehen Sie zu Frau Vogler.
Guten Tag, Frau Vogler. Ich bin Schwester Alma.
Meine Aufgabe ist es, mich um Sie zu kümmern.
Ich sollte Ihnen vielleicht etwas über mich erzählen. Ich bin 25, verlobt...
und ich legte vor zwei Jahren meine Schwesternprüfung ab.
Meine Eltern haben einen Bauernhof. Mutter war früher auch Schwester.
Ich hole das Essen. Es gibt Leber und Obstsalat. Sieht sehr gut aus.
Soll ich Ihnen hinten höher stellen? Ist es gut so?
Schwester Alma. Wie ist Ihr erster Eindruck?
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Auf den ersten Blick hat sie ein weiches Gesicht. Aber ihre Augen...
Sie schaut so ernst, finde ich.
- Ich weiß nicht, ich sollte... -Was dachten Sie?
- Ich sollte den Job lieber ablehnen. - Hat Sie irgendwas erschreckt?
Nein, aber sie sollte eine ältere, erfahrenere Schwester haben.
- Lebenserfahrung. Ich schaffs nicht. - Sie schaffen es nicht?
- Psychisch. - Psychisch?
Wenn Frau Voglers Schweigen und Ruhe ihre freie Entscheidung sind...
- muss man sie als gesund ansehen. - Und?
Diese Entscheidung erfordert mentale Stärke. Dagegen komme ich nicht an.
Sie möchten vielleicht das Abendrot sehen. Ich kann sie später zuziehen.
Soll ich das Radio anmachen? Es kommt eine Theateraufführung.
Verzeih mir, mein Liebling, Oh, du musst mir verzeihen,
Ich ersehne nichts anderes mehr, als dass du mir verzeihst,
Worüber lachen Sie, Frau Vogler? Spielt sie so komisch?
Was weißt du schon von Leidenschaft? Was weißt du schon?
Was weißt du schon von Leidenschaft?
Ich verstehe nicht viel von solchen Dingen, Frau Vogler.
Ich interessiere mich für Kino und Theater, aber gehe selten hin.
Ich bewundere Künstler sehr.
Ich glaube, Kunst ist von enormer Bedeutung im Leben.
Vor allem für Leute, die auf gewisse Weise in Schwierigkeiten stecken.
Ich sollte jetzt nicht über solche Dinge sprechen. Das ist dünnes Eis.
Ich suche mal, ob ich Musik finden kann.
Ist das gut so?
Gute Nacht, Frau Vogler. Schlafen Sie gut.
Verdammt!
Seltsam. Man wird einfach immer älter.
Man tut immer das Gleiche.
Ich heirate Karl-Henrik, wir bekommen ein paar Kinder und ziehen sie groß.
Das ist schon beschlossen, tief in mir drinnen.
Darüber denke ich nicht groß nach.
Das ist ein großes Gefühl der Sicherheit.
Ich habe eine Arbeit, die mir gefällt und mich zufrieden stellt.
Das ist auch gut. Aber auf eine andere Weise.
Aber es ist gut... gut.
Es ist gut.
Was wohl wirklich mit ihr los ist?
Elisabet Vogler...
Elisabet.
Soll ich den Brief für Sie öffnen, Frau Vogler?
Soll ich ihn lesen?
Soll ich ihn Ihnen vorlesen?
"Liebe Elisabet, da ich dich nicht besuchen darf, schreibe ich.
Wenn du meinen Brief nicht lesen willst, lass es sein.
Ich kann nicht umhin, zu dir Kontakt aufzunehmen...
da ich beständig von einer Frage gequältwerde:
Habe ich dir was angetan? Habe ich dich unwissentlich verletzt?
Gab es zwischen uns ein schreckliches Missverständnis?"
Soll ich wirklich weiterlesen?
"Wie ich es sehe, waren wir in letzter Zeit glücklich. Sind uns nie zuvor...
so nahe gewesen.
Weißt du noch, wie du sagtest: Jetzt verstehe ich erst, was Ehe bedeutet?
Du hast mir beigebracht..." Hier kann ich es nicht genau lesen.
"Du hast mir beigebracht..." Jetzt erkenne ich es...
"Du hast mir beigebracht, dass wir wie zwei ängstliche Kinder sind...
voller guten Willens und den besten Vorsätzen.
Aber gelei..:
Ah, jetzt. "Aber geleitet von Kräften, die wir nur teilweise kontrollieren.
Erinnerst du dich, wie du das alles gesagt hast?
Wir gingen durch den Wald, da bliebst du stehen, hieltst mich am Gürtel..."
Dem Brief liegt auch noch ein Foto bei.
Es ist ein Foto von Ihrem Sohn. Ich weiß nicht, ob...
Möchten Sie es, Frau Vogler?
Er sieht unglaublich süß aus.
Ich habe nachgedacht, Elisabet. Du solltest nicht in der Klinik bleiben.
Es schadet dir. Wenn du nicht heim willst, kannst du mit Alma...
in mein Sommerhaus am Meer ziehen. Hm?
Meinst du, ich verstehe es nicht?. Der hoffnungslose Traum des Daseins.
Nicht etwas vorspielen, sondern sein.
Jeden Moment bewusst. Wachsam.
Dieser Bruch zwischen dem, was andere in einem sehen und man selbst.
Das Gefühl des Schwindels und der ständige Wunsch, bloßgestellt...
durchschaut, eingeschränkt oder sogar vernichtet zu werden.
Verlogene Stimme, falsche Gesten, jedes Lächeln eine Grimasse.
Selbstmord begehen? Oh nein.
Das ist hässlich. Das tust du nicht.
Aber man kann still liegen, schweigen. Dann lügt man wenigstens nicht.
Man kann sich einsperren, sich abkapseln.
Dann muss man keine Rolle spielen, keine falschen Gesten mehr machen.
Du glaubst...
Aber die Wirklichkeit ist gnadenlos. Dein Versteck ist nicht wasserdicht.
Überall sickert das Leben hinein.
Du bist gezwungen, zu reagieren.
Niemand fragt, ob es echt oder unecht ist, ob du wahr oder falsch spielst.
Nur im Theater ist das von Bedeutung. Und nicht mal dort unbedingt.
Ich verstehe dich, Elisabet, dass du schweigst und dich nicht rührst.
Dass du diese Willensschwäche in ein fantastisches System eingebaut hast.
Ich verstehe und bewundere dich.
Ich denke, du solltest diese Rolle beibehalten, bis sie zu Ende ist.
Bis es nicht mehr interessant ist. Dann kannst du aufhören.
Wie du auch alle anderen Rollen allmählich hinter dir gelassen hast.
Frau Vogler und Schwester Alma zogen in das Sommerhaus der Äzttin,
Der Aufentkalt am Meer wirkte sich positiv auf die Schauspielerin aus,
Aus der Apathie in der Klinik werden lange Spaziergänge,,,
sie geht angeln, kocht, schreibt Briefe und betätigt sich,
Schwester Alma genießt die ländliche Abgeschiedenheit, umsorgt sie,
Weißt du nicht, dass es Unglück bringt, Hände zu vergleichen?
Elisabet? Darf ich dir was aus meinem Buch vorlesen?
Oder störe ich dich? Hier steht:
"Alle Ängste, die wir in uns tragen, unsere unerfüllten Träume...
die unverständliche Grausamkeit, unsere Angst vor dem Vergehen...
die schmerzliche Erkenntnis unserer irdischen Beschränktheit...
hat langsam unsere Hoffnung auf Rettung zunichte gemacht.
Der Aufschrei unseres Glaubens angesichts Dunkelheit und Stille...
ist einer der schrecklichsten Beweise unsererVerlassenheit...
und unseres verängstigten, unausgesprochenen Wissens."
Meinst du, dass das stimmt?
Ich glaube es nicht.
Etwas zu verändern... Das Schlimmste ist, dass ich so träge bin.
Ich habe ein schlechtes Gewissen. Karl-Henrik sagt, ich brauch Ehrgeiz.
Er sagt, ich laufe herum wie eine Schlafwandlerin. Das ist aber unfair.
Ich war bei der Prüfung die Beste. Er meint wohl etwas anderes.
Weißt du... Entschuldigung. Weißt du, woran ich manchmal denke?
In der Klinik, wo ich Examen machte, gibt es ein Schwesternaltersheim.
für solche, die immer für ihre Arbeit lebten, immer die Tracht trugen.
Dass man sein ganzes Leben nur einer Sache widmen kann?
Ich meine, dass man an etwas glaubt, etwas erreichen möchte?
Dass man glaubt, das Leben habe einen Sinn? Mir gefällt das.
Ich glaube, man sollte sich einer Sache völlig widmen, egal, was es ist.
Anderen etwas bedeuten. Glaubst du das nicht auch?
Ich weiß, dass es kindisch klingt, aber ich glaube daran.
Mein Gott, das regnet vielleicht!
Oh ja. Er war verheiratet. Wir hatten fünf Jahre lang eine Beziehung.
Dann wurde er der Sache natürlich überdrüssig.
Ich war sehr verliebt, ganz sicher. Aber er war der Erste.
In meiner Erinnerung ist das alles eine Qual.
Lange schmerzliche Zeitspannen und dann kurze Augenblicke, wenn...
Ich denke daran, wenn du mir das Rauchen beibringst. Er rauchte viel.
Daran später zu denken, kommt einem banal vor. Echte Schundliteratur.
Auf seltsame Weise war es irgendwie nie real.
Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich war nie real für ihn.
Doch mein Schmerz war real, das ist sicher.
Irgendwie war es, als ob er auf eine hässliche Art dazugehörte.
Als ob es einfach so sein musste.
Selbst die Dinge, die wir einander sagten...
Viele Leute sagten mir, dass ich gut zuhören kann. Komisch, nicht?
Niemand machte sich die Mühe, mir zuzuhören. So wie du jetzt zuhörst.
Ich glaube, du bist der erste Mensch, der mir zuhört.
Das ist bestimmt nicht interessant. Du könntest stattdessen was lesen.
Mein Gott, ich rede in einem fort. Stört dich das nicht?
Es ist so schön, zu reden. Es fühlt sich gut und warm an.
So habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nie gefühlt.
Ich wollte immer eine Schwester. Ich habe nur einen Haufen Brüder. Sieben.
Komisch, wie? Ich bin das ganze Lebens von Jungs umringt gewesen.
Ich mag Jungs. Du mit deiner Erfahrung als Schauspielerin weißt das ja.
Ich mag Karl-Henrik sehr. Aber man liebt nur einmal.
Ich bin ihm treu.In meinem Beruf gibt es viele Gelegenheiten. Weiß Gott.
Karl-Henrik und ich mieteten eine Hütte am Meer.
Es war im Juni, wir waren ganz alleine.
Eines Tages, als Karl-Henrik in der Stadt war, ging ich an den Strand.
Es war sehr schön und warm dort.
Ein anderes Mädchen war auch dort. Sie lebte auf einerlnsel in der Nähe.
Sie kam rüber, weil unser Strand nach Süden ging und ruhiger war.
Wir lagen also völlig nackt nebeneinander und sonnten uns.
Wir schliefen ein wenig, wachten auf und cremten uns ein.
Wir trugen Hüte auf dem Kopf, wissen Sie, solche billigen Strohhüte.
Ich hatte ein blaues Band an meinem Hut.
Ich lag da, schaute unter dem Hut hervor...
betrachtete die Landschaft, das Meer und die Sonne.
Es war so merkwürdig.
Plötzlich sah ich, wie zwei Gestalten in den Felsen über uns herumhüpften.
Sie versteckten sich und spähten hin und wieder heraus.
"Zwei Jungs schauen uns an", sagte ich zu ihr. Sie hieß Katarina.
"Lass sie halt schauen", sagte sie und drehte sich auf den Rücken.
Es war ein seltsames Gefühl.
Ich wollte fortrennen und den Badeanzug anziehen, aber ich lag da...
Aufdem Bauch, den Hintern in die Luft gestreckt, ohne Scham und ganz ruhig.
Die ganze Zeit lag Katarina mit ihren Brüsten und Schenkeln neben mir.
Sie lag einfach da und kicherte in sich hinein.
Dann sah ich, dass die Jungs sich genähert hatten. Sie schauten uns an.
Ich sah, dass sie sehr jung waren.
Einer von ihnen, der mutigste...
kam zu uns her und hockte sich neben Katarina.
Er tat, als wäre er mit seinem Fuß beschäftigt, popelte an den Zehen.
Es fühlte sich sehr komisch an.
Plötzlich hörte ich Katarina sagen:
"Willst du nicht rüberkommen?"
Dann ergriff sie seine Hand, half ihm, die Jeans und das Hemd auszuziehen.
Plötzlich war er auf ihr drauf, sie half ihm rein und hielt ihn fest.
Der andere Junge saß auf dem Abhang und beobachtete alles.
Ich hörte, wie Katarina ihm etwas ins Ohr flüsterte und lachte.
Sein Gesichtwar direkt neben mir.
Es war ganz rot und verschwollen.
Da drehte ich mich um und sagte: "Willst du nicht zu mir kommen?"
Katarina sagte; "Geh jetzt zu ihr." Er zog sich aus ihr zurück...
und fiel über mich her, völlig hart. Er ergriff eine meiner Brüste.
Mein Gott, das tat weh...
Ich war irgendwie bereit und kam sofort. Können Sie das verstehen?
Ich wollte ihm gerade sagen: "Pass auf, dass ich nicht schwanger werd"...
da kam er schon. Ich fühlte mich...
So hatte ich mich noch nie gefühlt, als er seinen Samen in mich spritzte.
Er hielt mich an den Schultern, beugte sich rückwärts. Ich kam mehrmals.
Katarina lag auf der Seite, sah zu und hielt ihn von hinten fest.
Als er kam, umarmte sie ihn und befriedigte sich mit seiner Hand.
Und als sie kam, schrie sie wie verrückt.
Dann fingen wir alle drei an zu lachen.
Wir riefen den anderen Jungen, der am Hang saß. Er hieß Peter.
Er kam ganz verwirrt runter und sah aus, als würde er trotz Sonne frieren.
Katarina knöpfte seine Hose auf und fing an, an ihm herumzuspielen.
Als er kam, nahm sie ihn in den Mund.
Er beugte sich hinab und fing an, sie auf den Rücken zu küssen.
Sie drehte sich um, nahm seinen Kopf in beide Hände und gab ihm die Brust.
Der andere Junge wurde so erregt, dass er mit mir wieder anfing.
Es war so schön wie beim ersten Mal.
Dann schwammen wir und trennten uns. Karl-Henrik war schon zu Hause.
Wir aßen zu Abend und tranken den roten Wein, den er mitbrachte.
Dann schliefen wir miteinander.
Vorher und danach war es nie so gut gewesen. Kannst du das verstehen?
Dann wurde ich natürlich schwanger.
Karl-Henrik, der Medizin studiert, ließ es von einem Freund abtreiben.
Wir waren beide glücklich. Wir wollten keine Kinder haben.
Jedenfalls nicht damals.
Wenn es nicht passt, ergibt es keinen Sinn.
Dann bekommt man ein schlechtes Gewissen wegen allem Möglichen.
Was passiert mit den Dingen, an die man glaubt?Ist es nicht notwendig?
Kann man zur gleichen Zeit ein und dieselbe Person sein?
Ich meine, ich war zwei Personen...? Gott, ich bin so albern...
Ich habe doch keinen Grund, jetzt herumzuplärren.
Halt, ich hole ein Taschentuch.
Der Morgen bricht an... es regnet immer noch.
Ich habe endlos geredet. Ich redete, und du hast zugehört.
Wie langweilig für dich. Was interessiert dich schon mein Leben?
Man müsste wie du sein.
Weißt du, was ich dachte, als ich deinen Film an jenem Abend sah?
Als ich heimkam und mich im Spiegel sah, dachte ich: Wir sind uns ähnlich.
Versteh mich nicht falsch. Du bist schöner, aber wir sind uns ähnlich.
Wenn ich mich anstrengen würde, könnte ich mich in dich verwandeln.
Ich meine, innerlich.
Und du könntest dich auch in mich verwandeln.
Aber unsere Seele würde zu groß. Sie würde überall herausragen!
Du musst jetzt ins Bett gehen. Sonst schläfst du noch am Tisch ein.
Nein, ich muss ins Bett gehen. Sonst schlafe ich noch am Tisch ein.
Das wäre ein bisschen ungemütlich.
Gute Nacht.
Hör mal, Elisabet...
Hast du gestern Abend mit mir geredet?
Warst du letzte Nacht in meinem Zimmer?
Soll ich deine Post auch mitnehmen?
Darf ich mal probieren?
Tschüss.
Meine Liebe: Ich würde gern immer so leben. Diese Stille, abgeschieden...
dieses Gefühl, wie die gequälte Seele sich allmählich wieder erholt.
Alma verwöhnt mich auf ganz bewegende Weise.
Übrigens glaube ich, dass sie es genießt und mich sehr mag...
als wäre sie unbewusst verliebt. Es macht Spaß, sie zu beobachten.
Manchmal beweint sie vergangene Sünden...
eine zufällige Orgie mit einem Fremden Jungen und dann die Abtreibung.
Sie beklagt sich, dass sie nicht gemäß ihren Vorstellungen handelt.
Du liest ein Theaterstück? Ein gutes Zeichen. Das sage ich der Ärztin.
Wir sollten bald von hier fort. Ich fange an, die Stadt zu vermissen.
Du nicht?
Möchtest du mich wirklich glücklich machen?
Ich weiß, es ist ein Opfer, aber ich brauche mal deine Hilfe.
Es ist nichts Gefährliches. Aber ich möchte, dass du mit mir redest.
Es muss nichts Besonderes sein, z.B. was wir heute Abend essen werden...
oder ob du findest, dass das Wasser nach dem Sturm kalt geworden ist.
Wir müssen nur ein paar Minuten reden. Nur eine Minute.
Du kannst aus dem Buch vorlesen. Nur ein paar Worte sagen.
Ich darf nicht ärgerlich werden. Es ist deine Sache, wenn du schweigst.
Aber ich brauche es, dass du mit mir sprichst.
Meine Liebe, kannst du nicht ein einziges Wort zu mir sagen?
Ich wusste, du verweigerst das. Du weißt nicht, wie ich mich fühle.
Ich dachte immer, große Künstler können sich in andere einfühlen...
auf der Grundlage großer Sympathie und dem Bedürfnis, zu helfen.
Das war sehr dumm von mir.
Du benutzt mich. Jetzt brauchst du mich nicht mehr und wirfst mich weg.
Ja, ich höre, wie das klingt, wie falsch das klingt!
Du hast mich benutzt und entledigst dich meiner. Jedes Wortes!
Und dann diese Brille!
Du hast mich verletzt. Du lachst hinter meinem Rücken über mich.
Ich las den Brief, den du der Ärztin schicktest. Er war nicht versiegelt!
Ich habe ihn gründlich gelesen!
Du brachtest mich dazu, Dinge zu erzählen, die ich niemandem verriet.
Und du erzählst das weiter. Schön, mich zu beobachten, was? Du bist...
Du wirst jetzt reden! Wenn du was zu sagen hast, dann tue das...
Nein, aufhören!
Du hast ganz schön Angst gehabt, wie?
Eine Sekunde lang hast du wirklich Angst gehabt, oder nicht?
Wirkliche Angst vor dem Tod, wie? Du dachtest, Alma ist verrückt geworden.
Was für ein Mensch bist du eigentlich?
Oder denkst du: Ich werde das Gesicht in der Erinnerung behalten?
Den Tonfall, den Ausdruck. Ich gebe dir etwas, das du nie vergessen wirst!
Du lachst, oder nicht?
Es ist nicht so einfach für mich. Und auch nicht so lustig.
Aber du hast ja was zu lachen.
Muss es so sein?
Ist es so wichtig, nicht zu lügen, die Wahrheit zu sagen...
in einem aufrichtigen Ton zu sprechen?
Kannst du überhaupt leben, ohne offen zu sprechen?
Lügen, verfälschen und vermeiden.
Sollte man sich nicht erlauben, faul, schlampig und unaufrichtig zu sein?
Vielleicht geht es dir besser, wenn du es zulässt, du selbst zu sein.
Nein, du verstehst das nicht, du verstehst nicht, was ich sage.
Du bist für alles unzugänglich.
Es hieß, du wärst psychisch krank, aber deine Verrücktheit ist schlimmer.
Du verhältst dich gesund. Du tust das so gut, dass es jeder glaubt.
Jeder, außer mir, weil ich weiß, wie verdorben du bist.
Was tue ich da?
Elisabet! Elisabet, verzeih mir.
Ich benahm mich wie eine Idiotin, ich weiß nicht, was in mich fuhr.
Ich bin hier, um dir zu helfen. Doch da war dieser schreckliche Brief.
Ich war so enttäuscht. Du hast mich gebeten, von mir zu erzählen.
Es war schön, du schautest verständnisvoll, ich trank viel...
Es war so schön, über all das zu reden.
Ich fühlte mich so geschmeichelt, dass eine große Schauspielerin mir zuhörte.
Irgendwie dachte ich, es wäre schön, wenn es dir was nützen würde.
Aber es ist schrecklich, oder nicht? Der reinste Exhibitionismus.
Elisabet, ich möchte, dass du mir verzeihst.
Ich mag dich so sehr, Du bedeutest mir so viel.
Ich habe so viel von dir gelernt. Wir sollten nicht als Feinde scheiden.
Du willst mir nicht verzeihen. Du bist zu stolz!
Du willst dich nicht herablassen, das hast du nicht nötig!
Ich werde nicht, ich werde nicht...!
Wir reden nicht,,, hören nicht zu,,, verstehen,,,
- Elisabet? - Das sollte heißen,,, zu ermöglichen,
Wenn du schläfst, ist dein Gesicht schlaff.
Dein Mund ist geschwollen und hässlich.
Du hast eine hässliche Falte auf der Stirn.
Du riechst nach Schlaf und Tränen.
Ich kann die Ader an deiner Kehle pulsieren sehen.
Du hast eine Narbe, die du normalerweise mit Make-up verdeckst.
Elisabet!
Er ruft schon wieder.
Ich versuche herauszufinden, was er von uns will.
Hier draußen, hier in unserer Einsamkeit.
Elisabet?
Elisabet? Tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe.
- Ich bin nicht Elisabet. - Ich stelle keine Forderungen.
Ich wollte dich nicht stören. Meinst du nicht, ich verstehe dich?
Die Ärztin erklärte mir eine Reihe von Dingen.
Am schwierigsten ist es, es dem Kleinen zu erklären. Ich versuche es.
Da ist noch etwas tiefer drinnen, das man nicht so leicht zu sehen bekommt.
Du liebst jemanden, genauer gesagt, du liebst vermutlich jemanden.
Das ist verständlich. So konkret, wie Worte nun mal sind.
Herr Vogler, ich bin nicht Ihre Frau.
Du wirst auch geliebt. Du hast eine kleine Gefolgschaft.
Das gibt Sicherheit. Siehst du die Möglichkeit, es auszuhalten, oder?
Wie kann ich alles sagen, was ich dachte, ohne dich zu langweilen?
Ich liebe dich, wie ich es immer tat.
Nein, sei nicht so ängstlich, mein Liebling. Wir haben doch uns.
Wir haben den Glauben, wir kennen die Gedanken des anderen.
Wir lieben einander. Das stimmt doch, oder nicht?
Die Bemühung ist wichtig, nicht das Ergebnis, oder nicht?
Sich als Kinder anzusehen, gequälte, hilflose, einsame Kinder.
- Elisabet. - Sag dem Jungen, ich komme bald.
Die Mama ist krank, aber sie sehnt sich nach ihrem kleinen Jungen.
Denk daran, ihm ein Geschenk von mir mitzubringen. Von Mami, vergiss nicht.
Du weißt, dass ich eine große Zärtlichkeit für dich empfinde.
Sie ist fast nicht zu ertragen.
Ich weiß nicht, was ich mit meiner Zärtlichkeit tun soll.
Ich lebe von deiner Zärtlichkeit.
Elisabet, bist du gern mit mir zusammen?.Ist es schön?.
- Du bist ein wunderbarer Liebhaber. - Mein Liebling...
Betäube mich. Wirf mich fort!
Nein, ich kann nicht, ich kann's nicht mehr ertragen!
Lass mich in Ruhe! Es ist eine Schande, eine Schande!
Lass mich in Ruhe! Ich bin kalt, verdorben, gleichgültig!
Es sind alles nur Lügen, Nachahmungen, alles!
Elisabet, was hast du da?
Was versteckst du da unter deiner Hand? Lass es mich sehen.
Es ist ein Foto deines kleinen Jungen. Dasjenige, das du zerrissen hast.
Wir müssen darüber reden.
Erzähl mir davon, Elisabet.
Dann werde ich es tun.
Es war bei einer Pam, nicht? Es wurde spät und ziemlich ausgelassen.
Gegen Morgen sagte einer der Gruppe:
"Elisabet, als Frau und als Künstlerin hast du praktisch alles erreicht."
"Aber dir fehlt es an Mütterlichkeit."
Du hast gelacht, weil du das albern fandest.
Aber nach einerWeile fiel dir auf, dass du darüber nachdachtest.
Wurdest immer beunruhigter. Du hast deinen Mann dich schwängern lassen.
Du wolltest Mutter sein.
Als du bemerktest, dass es so weit war, bekamst du Angst.
Angst davor, Verantwortung zu tragen und das Theater verlassen zu müssen.
Angst vor dem Schmerz, dem Tod, davor, dass dein Körper anschwillt.
Aber du spieltest die Rolle der glücklichen werdenden Mutter.
Alle sagten: "Ist sie nicht schön? So schön war sie noch nie."
Du hast mehrmals versucht, den Fötus abzutreiben.
Aber es gelang dir nicht.
Als du sahst, dass es nicht zu ändern war, hast du das Baby gehasst.
Du hast dir gewünscht, es wäre eine Totgeburt.
Du hast dir gewünscht, das Baby würde sterben.
Du hast dir ein totes Baby gewünscht.
Es war eine schwierige und lange Geburt.
Tagelange Wehen. Schließlich wurde das Baby mit der Zange geholt.
Du hast dein schreiendes Baby verächtlich angesehen und geflüstert:
"Kannst du nicht bald sterben? Kannst du nicht sterben?"
Aber der Junge blieb am Leben.
Er schrie Tag und Nacht.
Und du hast ihn gehasst. Du hattest Angst und ein schlechtes Gewissen.
Schließlich kam derJunge in die Obhut von Verwandten und einer Kinderfrau.
Du konntest vom Wochenbett aufstehen und ins Theater gehen.
Aber das Leiden war nicht vorbei.
Den Jungen ergriff eine große, unfassbare Liebe zu seiner Mutter.
Du wehrst ihn ab. Du wehrst ihn voller Verzweiflung ab.
Du spürst, du kannst die Liebe nicht erwidern. Du versuchst also...
Aber eure Begegnungen sind nur grausam und ungeschickt.
Du kannst das nicht tun. Du bist kalt und gleichgültig.
Er sieht dich an. Er liebt dich und ist so sanft zu dir.
Du willst ihn schlagen, weil er dich nicht in Ruhe lässt.
Du findest ihn abscheulich mit seinem dicken Mund, dem hässlichen Körper.
Mit seinen feuchten, flehenden Augen. Er ist abscheulich. Du hast Angst.
Was versteckst du da unter deiner Hand? Lass es mich sehen.
Es ist das Foto deines kleinen Jungen. Dasjenige, das du zerissen hast.
Wir müssen darüber reden.
Erzähl mir davon, Elisabet.
Dann werde ich es tun.
Es war eines Abends bei einer Pam, nicht?
Es wurde spät und ziemlich ausgelassen.
Gegen Morgen sagte einer der Gruppe=
"Elisabet, als Frau und als Künsterlin hast du praktisch alles erreicht.
Aber dir fehlt es an Mütterlichkeit."
Du hast gelacht, weil du das albern fandest.
Aber nach einer Weile fiel dir auf, dass du darüber nachdachtest.
Wurdest immer beunruhigter. Du hast deinen Mann dich schwängern lassen.
Du wolltest Mutter sein.
Als du bemerMest, dass es so weit war, bekamst du Angst.
Angst davor, Veranmortung zu tragen und das Theater verlassen zu müssen.
Angst vor dem Schmerz, dem Tod, davor, dass dein Körper anschwillt.
Aber du spieltest die Rolle der glücklichen werdenden Mutter.
Alle sagten: "Ist sie nicht schön? So schön war sie noch nie."
Du hast mehrmals versucht, den Fötus abzutreiben.
Aber es gelang dir nicht.
Als du sahst, dass es nicht zu ändern war...
hast du das Baby gehasst.
Du hast gewünscht, es wäre eine Totgeburt.
Du hast gewünscht, das Baby würde sterben.
Du hast dir ein totes Baby gewünscht.
Es war eine schwierige und lange Geburt.
Tagelange Wehen. Schließlich wurde das Baby mit der Zange geholt.
Du hast dein schreiendes Baby verächtlich angesehen und geflüstert:
"Kannst du nicht bald sterben? Kannst du nicht sterben?"
DerJunge schrie Tag und Nacht. Du hast ihn gehasst.
Du hattest Angst und ein schlechtes Gewissen.
Schließlich kam derJunge in die Obhut von Verwandten und einer Kinderfrau.
Du konntest vom Wochenbett aufstehen und ins Theater gehen.
Aber das Leiden war nicht vorbei.
Den Jungen ergriff eine große, unfassbare Liebe zu seiner Mutter.
Du wehrst ihn voller Verzweiflung ab. Du kannst die Liebe nicht erwidern.
Du versuchst also...
Aber eure Begegnungen sind nur grausam und ungeschickt.
Du kannst das nicht tun. Du bist kalt und gleichgültig.
Er sieht dich an. Er liebt dich und ist so sanft zu dir.
Du willst ihn schlagen, weil er dich nicht in Ruhe lässt.
Du findest ihn abscheulich mit seinem dicken Mund, dem hässlichen Körper.
Mit seinen feuchten, flehenden Augen. Er ist abscheulich. Du hast Angst.
Nein!
Ich bin nicht wie du. Ich fühle nicht wie du.
Ich bin Schwester Alma. Ich bin hier, um dir zu helfen.
Ich bin nicht Elisabet Vogler. Du bist Elisabet Vogler.
Ich möchte gerne...
Ich liebe...
Ich habe nicht...
Ich habe viel gelernt.
Wir werden sehen, wie lange ich es aushalte.
Ich werde nie wie du sein, niemals. Ich verändere mich ständig.
Du kannst tun, was du willst, du wirst nie an mich rankommen.
Das zu sagen, hilft nichts. Lösche eine Kerze.
Eine Art des Andersseins. Nicht jetzt, nein. Nein, nein.
Eine Mahnung, völlig unzeitgemäß. Unvorhergesehen.
Als es geschehen sollte, geschah es nicht, und du hast versagt.
Du selbst, wo du gerade bist. Aber ich sollte es tun.
Nicht innen drinnen, nein... Andere vereinnahmen, beraten...
Die Untröstlichen, vielleicht...
Nehmen, ja... Aber was liegt am nächsten...?
Wie heißt das...? Nein, nein, nein...
Uns, wir, mich, ich...
Viele Worte, solch eine Übelkeit. Unvorstellbare Schmerzen.
Versuch jetzt einfach, mir zuzuhören. Sprich mir nach.
Nichts...
Nichts. Nein, nichts...
Nichts.
Genau. So ist es gut. So muss es sein.