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Intro Musik
Wir sind in Belvedere in Wien und wir sehen uns Gustav Klimts Der Kuss von 1908 an. Wahrscheinlich der berühmteste Klimt.
Und ich muss tatsächlich zugeben, dass ich vergessen hatte, dass das Bild ein fast vollkommen quadratisch ist,
weil ich habe so viele Reproduktionen gesehen, wo es zu einem Rechteck zugeschnitten wurde.
Es ist ein sehr großes Gemälde, und es gibt so viel Gold, dass es schwer ist, nicht an eine religiöse Ikone zu denken.
Und ich denke, dass Klimt versucht hat eine moderne Ikone zu erschaffen.
Etwas das ein Gefühl der Transzendenz vermittelt.
Ja, es ist keine Frage, dass einen das Gold an die byzantinische Tradition denken lässt,
vielleicht an einige der Mosaike aus Ravenna.
Es ist eine Methode dass das Mosaik, insbesondere um die Gesichter, eine Art Heiligenschein wird.
Klimt gestaltet das Gold; Er hat diese goldenen Kreise, sie treten tatsächlich von der Oberfläche der Leinwand hervor.
Und sie fangen das Licht ein, sehr nach der Art und Weise, wie Gold in mittelalterlichen Gemälden verarbeitet wurde.
Es gibt diese Gestaltungsweise der männlichen Figur, von Mustern, die einer direkten Linie folgen
und im Gegensatz stehen zu den gekrümmten Linien der Kreise und der Ovale, die wir in der weiblichen Form sehen.
Die Aussage, die du über den spirituellen Sinn triffst, ist in diesem Gemälde sehr beeindruckend.
Ich denke wir vergessen, dass der dunklere Goldhintergrund so stark wirkt, als ob die Figuren im Kosmos aufgelöst werden würden,
dass sie so verloren sind in der Intensität, in der Ewigkeit dieses Kusses.
Und vollkommen der Welt des Alltags entflohen.
Ich meine, dass wir daran denken müssen, dass in Wien eine Zeit unglaublicher Modernisierung herrschte.
Die Stadt Wien wurde in den letzen dreisig Jahren in einem moderne Großstadt verwandelt.
Hier, abstrahiert Klimt universelle Erfahrungen aus dem Trauma, den Schwierigkeiten und Ängsten des Alltaglebens.
Ich denke, es ist auch wichtig dies in Zusammenhang mit Klimts Beethovenfries zu sehen.
Wo die Figuren böse Mächte gegenübertreten, diese mythischen Figuren.
Und am Ende steht diese Umarmung, dieser Kuss, die Verwandlung von Bösem in Erfüllung Perfektion.
Vor einer Minute haben wir ein Gemälde von Egon Schiele, das Die Umarmung heißt angeschaut.
Doch es betont in einem viel stärkeren Sinne die Körperlichkeit der Leiber.
Die Art wie hier die Körper nicht wirklich präsent sind, und wie sie in diese dekorativen Formen gehüllt sind, erinnert uns sehr stark wie Klimt,
obwohl er diese Form der Sinnlichkeit untersuchen wollte, wie er sie auch verbarg und verdeckte durch eine Art dekoratives Mosaik.
Das ist vollkommen richtig, mit Ausnahme der Gesichter. Und dort ändert sich das gesamte Gemälde.
Die weibliche Figur ist vollständig nackt, aber horizontal,
so dass dieses wundervolle Gefühl entsteht von ihrer Passivität, wie sie diesen Kuss empfängt.
doch auch eine Art von tiefer innerer Gefühlsregung mit ihren geschlossenen Augen.
Ihre Finger berühren die seinigen ganz zart, als er ihren Kopf hält.
Und er streckt seinen Nacken aus und herum, und man bekommt ein Gefühl für die körperliche Stärke durch die Kraft des Nackens,
aber auch für die Intensität seines Begehrens.
Und natürlich sind sie beide gekrönt.
Auf seinem Kopf kannst du einen Kranz aus Blättern sehen; an ihrem beinahe als ob sie die Sterne des Himmels wären.
Schiele gibt uns das Bild eines Paares, das elekrisiert ist durch Arten erregter Konturen.
Schiele zeigt uns eine Art von Wahrheit durch die Energie des Augenblickes,
wohingegen Klimt nach einer Wahrheit zu streben scheint, die für alle Zeiten gilt.
Es ist so ästetisiert, dass es so wirkt, als hätte es einen Grad der absoluten Gegenwart erreicht.
Outro Musik