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Ich war völlig schwach. Ich konnte überhaupt nicht mehr denken, noch nicht einmal mehr an meine Mutter.
Ich hab mich einfach fallen lassen. Ich hab auf der Erde gehockt.
Ich wollte nur eins: Ich wollte nur einmal noch die Sonne sehen.
Und wirklich es hat nicht lange gedauert. Man ist über mich weggetrampelt und man hat mich umgerissen.
Ich hab mir den Kopf angeschlagen, man ist mir auf die Hände getreten und ich hab nur eins gewollt:
Ich wollte die Sonne noch einmal sehen. Und ich hab die Sonne gesehen.
Das war mir so ein Trost. Ich war keinen Moment verzweifelt.
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im September 1943.
Die 19-jährige Erna de Vries kniet im Hof des berüchtigten Todesblocks 25.
An diesem Morgen soll sie in den Gaskammern ermordet werden.
Während um Sie herum Todesangst und Verzweiflung herrschen,...
...hat sie noch einen letzten Wunsch:
"Ich wollte noch einmal die Sonne sehen"
Die Stadt Kaiserslautern in der Pfalz.
Hier kommt Erna de Vries am 21.Oktober 1923 als Erna Korn zur Welt.
Sie ist das einzige Kind von Jacob und Jeanette Korn.
Ihr Vater ist Protestant, ihre Mutter Jüdin.
Der Familie geht es gut. Jacob Korn ist Mitinhaber eines Speditionsbetriebes.
So verlebt Erna eine schöne frühe Kindheit.
1931 stirbt ihr Vater.
Ihre Mutter muss allein für den Lebensunterhalt sorgen.
Mit dem Teilhaber führt sie die Geschäfte des Speditionsbetriebs weiter.
1933 kommen die Nationalsozialisten an die Macht.
Die Diskriminierung der Juden beginnt.
Schritt für Schritt werden sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen.
Auch die junge Erna Korn bekommt das immer mehr zu spüren:
Kinder sagten nicht mehr irgendein Schimpfwort, sondern immer "Du Jude, Du Jude!"
Wenn irgendeine kleine Auseinandersetzung war, hieß es immer "Du Jude!"
Gut, wir waren Juden, wir sind Juden, aber es wurde damals als Schimpfwort gebraucht.
Das hat mich immer sehr angegriffen...
...dass andere Kinder nicht mehr mit uns spielen wollten.
Wir kriegten sehr zu spüren, dass wir ausgegrenzt waren.
"Ganz Deutschland boykottiert die Juden"
Bereits 1933 rufen die Nationalsozialisten reichsweit dazu auf, jüdische Geschäfte zu boykottieren.
Auch in Kaiserslautern sollen die Juden aus der Wirtschaft verdrängt werden.
Die Geschäfte der Spedition laufen immer schlechter.
Schließlich - 1935 - wird Jeanette Korn aus dem Speditionsverband ausgeschlossen.
Sie ist gezwungen, ihren Anteil des Betriebs an den Teilhaber abzugeben.
Die Familie muss von den Ersparnissen leben.
Erna Korn besucht mittlerweile die Volksschule.
Aufgrund der äußeren Umstände wird ihr jedoch von den Lehrern geraten,
zum Institut der Franziskanerinnen - einer katholischen Privatschule - zu wechseln.
Dort verbringt sie zwei unbeschwerte Jahre.
Doch das Schulgeld wird zu einer Belastung - auch ihre Noten werden immer schlechter.
Meine Mutter hat dann gesagt, es hat keinen Sinn, dich auf dieser Schule zu lassen,
Wir müssen jede Mark sparen, wer weiß, wie lang das noch dauert...
...und du weißt, wir müssen vom Ersparten leben.
Ich hab sehr darunter gelitten, dass ich von dieser Schule, die mir sehr lieb gewesen ist, weg musste.
Und ich bin dann in die so genannte jüdische Sonderklasse gekommen.
Das war 1937: eine Klasse in Kaiserslautern von 28 jüdischen Kindern.
28 jüdische Kinder vom ersten Schuljahr bis zum letzten-
Unterrichtet von einem einzigen Lehrer.
Das war ein schweres Lernen, ein schweres Unterrichten.
Der Lehrer musste jeden Morgen von Zweibrücken nach Kaiserslautern kommen.
Inzwischen wurden wir auch immer mehr ausgegrenzt, immer einsamer.
Wir konnten nicht mehr, christliche, also nicht-jüdische Familien kontaktieren,...
...weil wir Angst haben mussten, dass die darunter zu leiden hatten.
Und wir wurden außerdem auch gemieden.
Die Ereignisse überschlagen sich.
Bereits im August 1938 wird in Kaiserslautern mit dem Abriss der Synagoge begonnen.
Der orientalische Bau soll aus dem Stadtbild verschwinden.
An gleicher Stelle errichten die Nationalsozialisten einen Aufmarschplatz.
Am 07. November wird in Paris ein Attentat auf den deutschen Botschaftsangehörigen Ernst vom Rath verübt.
Der Täter ist ein polnischer Jude - Herschel Grynspan.
Zwei Tage später hetzt die nationalsozialistische Presse im ganzen Land:
Nicht Grynspan allein, sondern das gesamte Judentum trage die Schuld.
Ernst vom Raths Tod am 9. November ist die Rechtfertigung für landesweite Ausschreitungen gegen Juden.
Die Reichspogromnacht.
Es war sechs Uhr, ich wollte gerade aus dem Haus gehen, da klopfte es ganz heftig an unserer Tür.
Meine Mutter öffnete mit Zögern, man wusste ja nie, was los war zu so früher Stunde.
Draußen stand ein ehemaliger Fahrer, ein Chauffeur, der bei uns im Geschäft gearbeitet hat.
Er erzählte ganz aufgeregt, was er beim Gang durch die Stadt zu seiner Arbeitsstelle gesehen hat:
Wie der Pöbel - so nannte er es - mit Spitzhacken und Vorschlaghämmern Schaufensterscheiben von jüdischen Geschäften eingeschlagen hat.
die Schaufensterscheiben von jüdischen Geschäften eingeschlagen hat.
Wie die Ware auf die Straße geschmissen wurde. Wie manche Leute sich etwas davon rafften.
Wie Kleinmöbel aus Fenstern flogen.
Er war ganz aufgeregt und wollte uns warnen, aber wir konnten gar nichts tun.
Trotz der Warnungen geht sie zur Arbeit.
Von den Ausschreitungen bemerkt sie nichts.
Doch in der Näherei herrscht eine aufgeregte Stimmung.
Nach etwa einer Stunde hieß es auf einmal: "Alles heraustreten aus dem Arbeitsraum!"
Wir mussten uns dann anstellen auf eine Treppe. Die ging nach unten, dazwischen war eine Plattform.
Da haben wir uns aufgestellt. Plötzlich kamen ein paar Männer an und riefen: "Juden raus! Juden raus"
Wir waren vielleicht noch sechs oder sieben jüdische Angestellte. Es war natürlich ein jüdischer Betrieb.
Ich hatte nur eins im Kopf: Was ist mit meiner Mutter?
Und: Nach Hause, nach Hause.
Ich bin mit den anderen jüdischen Menschen die Treppe herunter gegangen.
Als ich unten war, bin ich einfach weggerannt.
Aus Angst fliehen sie und ihre Mutter auf den christlichen Friedhof.
Am Grab des Vaters hoffen sie, vor dem Pöbel sicher zu sein.
Nach einiger Zeit hält es Erna Korn nicht mehr aus.
Sie möchte sehen, was mit ihrem Zuhause passiert.
Ich ging auf den Hof, ich wäre lieber umgedreht, aber es hat mich angezogen wie magisch.
Ich konnte gar nicht anders. Ich musste da einfach hin.
Unglücklicherweise stand ich neben einer Frau, die mich immer angefeindet hat.
Wo ich stand, hat sie entweder ausgespuckt, ein Schimpfwort gerufen...
...oder, wenn ich im Geschäft war, den Besitzern gefragt: Verkauft ihr den Juden immer noch?
Wenn ich gesehen habe, dass sie da reinging, bin ich schon rausgegangen oder gar nicht erst herein gegangen.
Und die Frau stand ausgerechnet an dem Tag neben mir.
Ich wollte stark sein, den Gaffern, wie ich sie bei mir nannte, nicht meine Schwäche zeigen.
Die sollten nicht sehen, dass ich weinte. Und ohne das ich es wollte, liefen mir die Tränen herunter.
Da schrie die Frau: "Jetzt heult sie! Schmeißt sie rein in den Krempel! Schmeißt sie ein in den Krempel!"
Das hat sie immer wieder geschrieen. Aber es hat sich keine Hand gerührt.
Ich hatte auch Angst, dass sie mich wohlmöglich anpacken wird.
Ich musste mitanhören, wie drinnen alles zerstört wurde.
Ich hörte das Krachen von Holz und das Splittern von Geschirr.
Das war schrecklich. Draußen zu stehen und zu wissen, man ist völlig hilflos.
Als meine Mutter die Zerstörung sah, ist sie buchstäblich zusammengebrochen. Sie hat sich irgendwo hinfallen lassen.
Es war wirkich schrecklich. Was sie zum Mittag gekocht hatte, das klebte an der Wand.
Im Schlafzimmer fand ich es am schlimmsten: Die Betten waren aufgeschlitzt.
Damals hatte man noch so Mamorabdeckplatten auf den Nachtischen. Alles war zerschlagen.
Alles, was im Schlafzimmer zerbrechlich war, war zerstört.
Der Kleiderschrank lag auf die Betten gekippt, die Rückwand war eingeschlagen.
Es sah entsetzlich aus.
Ihnen bleibt keine Zeit, den Schrecken zu verarbeiten.
Noch am selben Abend werden sie aus Kaiserslautern ausgewiesen.
Die Stadt soll 'judenfrei' werden.
Sie fliehen zu Verwandten nach Köln.
Jeanette Korn geht kurze Zeit später zurück nach Kaiserslautern.
Erna Korn bleibt in Köln. Sie arbeitet ab 1933 in einem Altersheim.
Ihr Traum, einmal Medizin zu studieren, bleibt ihr als Jüdin im Deutschen Reich verwehrt.
Stattdessen bemüht sie sich um eine Ausbildung zur Krankenpflegerin.
1941 erhält sie einen Platz in einem großen jüdischen Krankenhaus -
dem Israelitischen Asyl in Köln.
Zur Kennzeichnung und Demütigung müssen alle Juden ab 1. September 1941 den gelben Judenstern tragen.
Auch Erna trägt diesen Stern. Auf ihrer Schwesternkleidung ist er deutlich zu erkennen.
Eines Tages bin ich in die Stadt gegangen...
Ich erzähle das, weil es mir heute noch wichtig ist und damals ganz besonders wichtig war.
Ich musste etwas in einem Geschäft abholen.
Die Tür lag zurück, rechts und links Schaufenster. Und als ich dort hereinging, kam mir eine Frau entgegen.
Nichts ungewöhnliches, aber als ich aus dem Geschäft herauskam, stand sie immer noch da.
Das hat mich merkwürdig berührt.
Und auf einmal fasst sie mich ganz fest am Handgelenk. Ich dachte: "Was kommt nun?", aber sie sprach schon:
"Schwesterchen, tragen Sie den Stern mit Stolz!"
Ich muss sagen: Solche Begebenheiten, die haben mich später über Wasser gehalten, die haben mir geholfen.
Ich dachte, es sind nicht alle Menschen so, wie der ganze braune Sumpf.
Es gibt noch Menschen, die wie Menschen denken, die menschlich geblieben sind.
1941 beginnen die Deportationen aus dem Deutschen Reich.
Die noch in Deutschland verbliebenen Juden werden mit Zügen aus ihrer Heimat verschleppt.
Aus Angst, von ihrer Mutter getrennt zu werden, kehrt Erna Korn nach Kaiserslautern zurück.
Nach einigen Tagen erreicht sie dort ein Brief aus dem Israelitischen Asyl.
Das gesamte Krankenhaus wurde geräumt,...
...alle jüdischen Angestellten und Patienten verhaftet und in Konzentrationslager eingewiesen.
So entgeht Erna Korn nur knapp ihrer eigenen Deportation.
Ihre Ausbildung wird sie nie beenden.
So blieb ich nun in Kaiserslautern.
Um nicht den ganzen Tag zuhause zu sitzen, habe ich dort wieder eine Arbeit angenommen.
Und zwar in einer Eisengießerei.
Eine stupide und schmutzige Arbeit. Aber der Vorteil war: Sie lag in der Nähe meines Zuhauses.
Ich hatte ungefähr sieben Minuten zu laufen.
Da war mir jede Arbeit recht. Hauptsache, ich war in der Nähe meiner Mutter.
Ich hatte mir immer vorgestellt:
Sie wird weggeholt und ich weiß nichts davon und komm Stunden später nach Hause.
Ich hab' dort gearbeitet, den ganzen Sommer von 42 bis 43.
Am 6. Juli 43 kommt auf einmal ein Nachbar an...
Ich muss das erwähnen: Der brachte sich auch in Gefahr, weil er Juden kontaktiert hat.
So etwas war mir immer wieder in Erinnerung, was jemand damit riskiert hat.
Der Nachbar kam zur Fabrik gefahren.
Der Vorarbeiter sagte: "Geh schnell raus, da steht ein Mann, der Nachbar, der will Sie sprechen."
Er [der Nachbar] sagte: "Fahr schnell nach Hause, man will deine Mutter wegholen."
Ich bin schnell nach Hause gefahren mit seinem Fahrrad - ich weiß gar nicht wie.
Ich seh, da sind zwei Leute von der Krimi... von der Geheimen Staatspolizei in Saarbrücken.
Ein Fahrer und ein Angestellter. Und ich sah wohl, da war nichts zu machen.
Ich hab unsere Koffer aus dem Schrank geholt.
Wir hatten immer zwei Koffer gepackt mit allem, von dem wir glaubten, wir würden es brauchen.
Dass wir im Moment, wenn wir verschickt würden, in der großen Aufregung alles mögliche herein werfen.
Dinge, die man nicht braucht und dabei wichtige Dinge vergisst.
Als ich die Koffer nun herausgeholt habe, sagte der Beamte:
"Nein, Sie nicht, nur ihre Mutter soll deportiert werden."
Ich hab ihn angefleht, und ihm gesagt: Er soll mich doch wenigstens mitnehmen bis Saarbrücken.
Letztendlich hat er eingewilligt.
Ich konnte mit meiner Mutter ins Auto steigen.
Mit einem einfachen Personenwagen haben sie uns abgeholt. Nur uns beide.
Im Gefängnis in Saarbrücken werden beide eine Woche lang festgehalten.
Einen offiziellen Verhaftungsgrund gibt es nicht.
Die betreffende Zeile wird einfach freigelassen.
Nach einigen Tagen führt man Erna Korn zu einem Gestapo-Beamten.
Der sagte mir: "So, Sie wollen also mit Ihrer Mutter?"
Ich sag: "Ja!"
"Wissen Sie, wo ihre Mutter hinkommt?"
Ich sag: "Nein, das weiß ich nicht!"
"Ihre Mutter kommt nach Auschwitz!"
Und er sagte: "Wollen Sie immer noch mit Ihrer Mutter?"
Und ich sagte: "Wo meine Mutter hingeht, möchte ich auch hingehen."
Und er sagte ganz zynisch: "Sie wären ein schlechtes Kind, wenn es nicht so wäre."
Er wusste doch, dass es unser Tod sein sollte.
Das es anders gekommen ist für mich, das konnte er nicht ahnen. Das konnten wir beide nicht ahnen.
Erna und Jeanette Korn werden deportiert.
Der Transport in verriegelten Personenwagen dauert mehrer Tage.
Ende Juni 1943 erreicht der Zug seinen Bestimmungsort:
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in der Nähe von Krakau.
Auschwitz - das größte Konzentrations- und Vernichtungslager des Dritten Reiches.
Symbol für den Holocaust - den größen Völkermord der Geschichte.
Über eine Million Menschen wurden hier ermordet.
Die meisten von ihnen waren Juden.
Die Überreste des Lagers sind heute als Mahn- und Gedenkstätte zugänglich.
Die Verbrechen, die hier stattfanden, bleiben jedoch unvorstellbar.
Wir kamen in Auschwitz an mit Lastwagen von der Rampe aus...
...und kamen in eine großen Raum, das nannte sich "Sauna".
Ich hab da kein Wasser gesehen, außer diese trübe Brühe, mit der wir nachher desinfiziert wurden.
Dort standen Tische und hinter den Tischen standen Frauen.
Die waren ganz normal mit Zivilkleidung bekleidet waren.
Wie wir nachher erst sehen konnten, waren die alle mit einem schwarzen großen Kreuz gezeichnet.
Damit man nicht flüchten konnte, oder wenn man flüchtete, dass man schnell erkannt wurde.
Wir mussten nun unsere Koffer auf die Tische stellen.
Wir wurden gefragt, ob das unsere Sachen seien, ob wir die selbst eingepackt hätten usw. Also Formalitäten.
Dann wurden wir registriert.
Wir wurden rasiert - alle behaarten Körperstellen wurden rasiert.
Dann wurden wir tätowiert. Das hier ist meine Nummer.
Ja, ... dann wurden wir auch eingekleidet.
Wir mussten jeden eigenen Faden, alles was wir eigenes an uns hatten, mussten wir ablegen.
Erna und Jeanete Korn kommen in das Frauenlager in Birkenau.
Die nächsten vier Wochen müssen sie in Quarantäne verbringen - angeblich, um Seuchen vorzubeugen.
Diese Maßnahme dient jedoch nur dazu, die Häftlinge zu schikanieren.
Sie schlafen in einem völlig überfüllten Block.
Die Tage müssen sie auf einer vertrockneten Wiese verbringen.
Es ist Hochsommer.
Die Sonne brennt.
Die Häftlinge bekommen kaum zu trinken, fast nichts zu essen.
Hunger und Durst sind unerträglich.
Nach der Quarantäne werden Erna und Jeanette Korn zum Arbeitsdienst gezwungen.
Diesen müssen sie in einer Fischzucht außerhalb des Lagers verrichten.
Meine Mutter und ich wir wurden zu einer ganz schlimmen Arbeit herangezogen.
Und zwar mussten wir jeden Morgen ungefähr 1 1/2 Kilometer laufen.
Zu einem Fischteich, der lag in einem Ort, der nannte sich 'Hermanse' [Harmense].
Als wir ankamen, war das Schilf schon gemäht und schwamm auf dem Wasser.
Wir mussten das mit Harken herausholen.
Nun war ich damals gut 19 Jahre alt, meine Mutter war 49.
Wir jungen gingen dann nach vorne und standen bis unter die Achseln im Wasser.
Die älteren Frauen waren rückwärts [dahinter] und haben das Schilf, das wir dort hinschoben ans Ufer gebracht.
Das haben wir eine Weile gemacht.
Inzwischen hatte ich meine Schuhe verloren und Holzpantinen gekriegt.
Meine Knöchel waren schon ganz entzündet.
Und der Block war voll mit Ungeziefer.
Wir mussten uns zudecken,... wir lagen inzwischen auf solchen Pritschen.
Nach dem Krieg wurden die fotografiert, vorne guckten so die Köpfe raus.
Fünf, sechs konnten auf solch einer Pritsche liegen.
Wir lagen auf dem blanken Holz und hatten zum Zudecken eine Decke
Das war einmal eine Steppdecke. Die Wolle quoll heraus. Sie war ganz zerrissen.
Und sie war voll mit Ungeziefer: Läuse, Flöhe, Wanzen - alles konnte man da sich einfangen.
Und das hab' ich auch: Verlaust waren wir...
Ich hab gekratzt, ganz kräftig gekratzt durch die Wanzenstiche - und das hat sich alles entzündet.
Wenn man einen kleinen Stich hatte, das weitete sich aus zu einer größeren Wunde.
Ich hab gekratzt und durch das schmutzige Wasser, in dem wir arbeiten mussten, ist das noch viel schlimmer geworden.
Es hat sich alles entzündet und ich hatte große, fünf-Mark-Stück große, eitrige Wunden.
Das war eine Phlegmone, eine eitrige Bindegewebsentzündung.
Das wurde auch nicht besser und mir schwahnte schon nichts Gutes. Das konnte nichts Gutes bedeuten...
Regelmäßig kommt es im Lager zu den gefürchteten 'Selektionen'.
Ein Arzt bewertet die Arbeitsfähigkeit der Gefangenen.
Er entscheidet über Leben und Tod.
Wer alt, krank oder schwach ist, wird in den Gaskammern ermordet.
Erna Korns Befürchtungen werden wahr:
Sie wird selektiert und von ihrer Mutter getrennt.
Man verlegt sie in den Block 25 - den berüchtigten Todesblock.
Hier werden die Häftlinge eingesperrt, die vergast werden sollen.
Durch hohe Mauern sind sie vom Rest des Lagers getrennt.
Manche von ihnen sind schon seit Wochen dort, da mit der Ermordung gewartet wird, bis das Block 'voll' ist.
Der Block war überbelegt.
Ich hab' keinen Platz mehr gefunden, wo ich hätte liegen können für die Nacht.
Es war auch schon ziemlich gegen Abend.
Und wir wussten - ich hab mit ein paar Mädchen gesprochen - dass am nächsten Tag Vergasung war.
Wie konnten wir das wissen?
Im Block und auch im Lager wurde jeden Abend um eine bestimmte Zeit, wenn Lagerruhe war, möglichst viel Licht ausgemacht.
So dass man die Dinge im Block gerade noch erkennen konnte.
Alle Lichter wurden gelöscht. Dort [im Block 25] nicht, dort brannte die ganze Nacht das helle Licht.
Und wir kriegten nichts mehr zu essen, wir durften nicht mehr zur Toilette...
Im Block waren zu diesem Zweck Eimer verteilt, auf denen sich ungefähr 600 Frauen entleeren mussten.
Da kann man sich vorstellen, wie der Block aussah.
Erna Korn erlebt dort eine schreckliche Nacht.
Eine Nacht in der Gewissheit, dass sie am nächsten Tag vergast werden soll.
Am Morgen müssen sich die Frauen auf dem Innenhof versammeln.
Das Tor wird aufgestoßen.
Lastwagen fahren vor.
Aufseher treiben die verzweifelten Frauen auf die Ladeflächen.
Es war ein schreckliches Tohubawohu: Es war eine schreiende, eine weinende, eine verzweifelte Menge.
Die Frauen sind auf die Knie gefallen, haben sich die Haare gerauft, soweit sie welche hatten.
Sie haben geschrieen - es war fürchterlich.
Und ich war völlig schwach, Ich konnte überhaupt nicht mehr denken, noch nicht einmal mehr an meine Mutter.
Ich hab mich einfach fallen lassen. Ich hab auf der Erde gehockt.
Ich wollte nur eins: Ich wollte nur einmal noch die Sonne sehen.
Und wirklich es hat nicht lange gedauert. Man ist über mich weggetrampelt und man hat mich umgerissen,
ich hab mir den Kopf angeschlagen, man ist mir auf die Hände getreten und ich hab nur eins gewollt,
ich wollte die Sonne noch einmal sehen. Und ich hab die Sonne gesehen.
Das war mir so ein Trost. Ich war keinen Moment verzweifelt.
Und ich habe gebetet: "Lieber Gott, ich möchte leben, aber wie du willst..."
Ich hockte nun da und betete und ich bin umgerissen worden...
Plötzlich hörte ich jemanden meine Nummer rufen.
Dass ich das in meiner Versunkenheit überhaupt gehört habe, das wundert mich noch heute.
Ich hab aufgesehen und sehe wie ein SS-Mann ganz nah am Eingang vom Block steht.
Mit einem Karteikasten unterm Arm, mit einer Karteikarte in der Hand.
Und er ruft meine Nummer.
Da musste man ankommen. Da musste man hin. Das war wie ein Befehl.
Ich hab mich aufgerafft und bin auf ihn zugegangen.
Es waren inzwischen vielleicht noch 40, 50 Frauen auf dem Hof - meist jüngere, die nach hinten gedrängt haben.
Ich bin auf ihn zugegangen. Er vergleicht die Karteikarte mit meiner Nummer auf dem Arm.
Packt mich an der Schulter, macht die Blocktür auf und sagt: "Mensch, du hast mehr Glück als Verstand!"
Und er schubst mich da rein. Was das heißen sollte, wusste ich nicht.
Draußen war dieses Geschrei von den Menschen, drinnen war Totenstille.
Da kommt auf einmal eine junge Frau auf mich zu - eine Decke über dem Kopf und ganz schneeweißem Gesicht.
Und sagt mir: "Kommst du auch nach Ravensbrück?"
In letzter Sekunde entgeht Erna Korn dem sicheren Tod.
Sie soll mit anderen Frauen in das Konzentrationslager Ravensbrück verlegt werden.
Warum erfährt sie nicht.
Zunächst wird sie in einem anderen Block untergebracht.
Ich hab der Blockältesten dann gesagt: "Ich muss meine Mutter nochmal sehen!"
Und sie sagt: "Du kannst hier nicht einfach so rumlaufen wie du möchtest!"
Und ich sag: "Ich kann! Ich geh' auf den Block meiner Mutter."
Und ich bin auch losgelaufen. Sie konnte nichts daran tun.
Ich bin auf den Block gekommen und hab' meine Mutter getroffen.
Ich war glücklich, dass ich sie nochmal gesehen hab' und sie war froh, dass ich aus Auschwitz rauskam.
Sie ist noch auf der Lagerstraße ein Stück mit mir gegangen.
Und da hat sie mir zum Ende dann gesagt: "Du wirst überleben, und dann wirst du erzählen, was man mit uns gemacht hat."
Und das mach' ich immer, wenn ich dazu aufgefordert werde - so wie heute.
Wir haben uns verabschiedet in dem Wissen, dass wir uns nie mehr wieder sehen werden.
Was das heißt, das überlasse ich Ihrem Vorstellungsvermögen.
Das Konzentrationslager Ravensbrück.
80 Kilometer nördlich von Berlin, in der Nähe der Brandenburgischen Kleinstadt Fürstenberg.
Das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Boden.
Erna Korns Transport erreicht das Lager am 16. September 1943.
Mit ihr werden 83 weitere Frauen aus Auschwitz nach Ravensbrück verlegt.
Alle Frauen gelten als so genannte "Mischlinge".
Nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 werden alle Personen als Mischlinge bezeichnet,..
...die sowohl jüdische als auch nicht-jüdische Vorfahren haben.
Da Erna Korns Vater nicht-jüdisch war, gilt auch sie als "Mischling" -
als "Mischling ersten Grades".
Durch diesen Umstand gelangt sie auf den Transport nach Ravensbrück und entkommt so der Vergasung.
Die Ankunft in Ravensbrück verläuft ähnlich wie in Auschwitz.
Auch hier ist die erste Station die Sauna.
Die deutsche Gründlichkeit: Unsere Koffer kamen von Auschwitz nach Ravensbrück mit.
Es wurde wieder geöffnet. Die Häftlingsfrau fragte: "Sind das Ihre Sachen? ... Sind das deine Sachen?"
Und ich sah die Sachen, die meine Mutter genäht, gehandarbeitet hatte, jedenfalls eingepackt hatte...
...und ich fing bitterlich an zu weinen, wenn ich an meine Mutter dachte, die ich in Auschwitz zurückgelassen hatte.
Ich hab diese Frau gebeten, sie möchte mir doch irgendetwas aus dem Koffer geben.
Sie sagte: "Das darf ich doch nicht! Das darf ich doch nicht!"
Wenn ich so einen Wunsch geäußert hätte, auch nur überhaupt von mir aus jemanden angesprochen hätte in Auschwitz,
dann hätte ich schon auf der Erde gelegen nach den ersten zwei Worten.
Sie sagte mir: "Nein, ich darf das nicht! Ich darf das nicht!"
Und auf mein Flehen hin hat sie mir doch so einen Waschlappen, einen Waschhandschuh, gegeben.
Den hab' ich lange, lange aufbewahrt. Es war einfach ein Stück, das meine Muter schon in der Hand gehalten hatte.
Im Frauenkonzentrationslager trifft Erna Korn eine Bekannte wieder- Libusé Ingrova.
In Auschwitz-Birkenau waren sie im selben Block untergebracht.
Dort entstand eine Freundschaft zwischen den zwei Frauen.
Libusé Ingrova wurde bereits einen Monat zuvor nach Ravensbrück verlegt.
Hier unterstützt sie Erna Korn, wo sie kann.
Einmal pro Woche steckt sie ihr eine zusätzliche Ration Brot zu.
Brot ist im Lager knapp und lebensnotwendig.
Nachdem ich Libusé Ingrova getroffen hatte, habe ich mich einmal richtig beobachtet
und habe gesehen, dass ich mich ziemlich hab gehen lassen im Lager.
Ich wollte einfach nicht so herunterkommen.
Das war doch gegen meinen - meinen Sinn.
Ich hab sie jede Woche getroffen und wollte nicht, dass sie sich mit mir schämen musste.
So hab ich viel mehr auf mich geachtet.
Ich hab meine Hände geschrubbt und gewaschen, wo ich nur konnte.
Jeden Fleck aus meinem Kleid hab ich rausgenommen.
Und eines Tages hab ich sogar Brot gegeben, um mir ein Stück Leder zu kaufen.
Das Leder war irgendwo in der Effektenkammer "organisiert" worden.
Das war das Rücktenteil von einer Tasche.
Ich hab das [Stück Leder] in Streifen geschnitten.
Und hab mir für Brot eine Gürtelschnalle gekauft.
Und hab mir einen Gürtel genäht, damit ich nicht mit so einem Strick um den Bauch laufen musste.
Damit ich der Libusé so begegnen konnte - von außen sauber...
Auch in Ravensbrück müssen die Häftlinge Arbeitsdienste verrichten.
Erna Korn wird zunächst keine feste Arbeit zugeteilt.
Sie gilt als "verfügbar". "Verfügbare" müssen wechselnde Tätigkeiten verrichten.
Diese sind besonders hart, sinnlos und gefährlich.
Inzwischen war mein zwanzigster Geburtstag. Und da hab ich geglaubt...
Selbst unter diesen schrecklichen Unständen ist der zwanzigste Geburtstag doch etwas besonderes.
Ich hab am Abend vorher meine Ration Brot weggesteckt und nichts gegessen.
Ich wollte einmal - an meinem zwanzigsten Geburtstag - das Gefühl von satt sein haben.
Ich hab die Ration in einen Beutel gesteckt. Da war mein Löffel drin, ein Messer...
Zahnbürste und so Kleinigkeiten, die man haben durfte.
Und hab das schön unter mein "Pfüdel" getan.
Am nächsten Morgen, als ich danach greifen wollte, war es weg - gestohlen!
Ich hatte so gemischte Gefühle:
Einerseits, wenn ich an meine Mutter dachte, Trauer.
Dann die Wut auf eine Kollegin, irgendjemanden, der mir das angetan hatte.
Ich war völlig durcheinandergebracht.
Ich hatte überhaupt nichts eigenes mehr, das war alles weg.
Ich hatte auch noch das Pech, an dem Tag wurde ich genommen zum "Walze ziehen".
Das war eine schreckliche Arbeit.
Die Walze steht heute noch in Ravensbrück.
In Gedanken ist sie mir allerdings größer als sie in Wirklichkeit ist.
Aber es war damals eine gefährliche Sache, das Ding zu ziehen.
Viele Frauen haben sich daran verletzt.
Und ich hatte mir vorgenommen: So hungrig wie du bist...
...und bei allem, was dir heute schon geschehen ist...
"Du wirst nicht Walze ziehen, du wirst nicht Walze ziehen!"
Aber wie ich das machen sollte, das nicht zu tun, wusste ich auch noch nicht.
Ich hab jedenfalls angefangen zu ziehen - ein paar Mal hin und her...
Auf einmal ging eine Gruppe ganz nah an uns vorbei...
Da hab ich einfach losgelassen, mich dazwischen gemischt und bin mit denen weggegangen.
Niemand hat es beanstandet.
Entweder hat es keiner gemerkt - Oder niemand wollte mich verpfeifen. Ich weiß es nicht...
An diesem Tag beweist sich Erna Korn, dass sie immer noch ein Mensch ist.
Ein Mensch, der eigene Entscheidungen treffen kann.
Hätte man sie erwischt, wäre sie auf schlimmste Weise bestraft worden.
In Ravensbrück haben Häftlinge die Möglichkeit, sich nach Angehörigen in anderen Lagern zu erkundigen.
Erna Korn will erfahren, wie es ihrer Mutter geht.
Im Frühjahr 1944 erhält sie die erschütternde Nachricht:
Ihre Mutter wurde bereits am 8. November 1943 in Auschwitz ermordet - wenige Wochen nach ihrem Abschied.
Trotz dieses schweren Schicksalsschlages verbessert sich ihre Situation.
'44 bin ich dann endlich auch zu Siemens gekommen.
Ich hab dort eine Arbeit gehabt, die war "ganz ordentlich".
Vor allen Dingen war es deshalb gut, bei Siemens zu arbeiten...
Es war Zwangsarbeit ... und wir mussten für die Rüstung arbeiten.
Wir arbeiteten ja im Telefon- und Mikrofonbau für Unterseeboote.
Das heißt ... wir mussten. Uns blieb nichts anderes übrig...
Das ging so durch das ganze Jahr.
Und es war entschieden besser, wir brauchten nicht unten im Stammlager zu sein.
Oben war dann ein Siemenslager eingerichtet.
Da brauchten wir diesen Weg nicht mehr hin- und her zu laufen.
Auch die Verpflegung war etwas besser:
Wir kriegten auch eine Scheibe Brot zusätzlich... Aber ich hab' die Libusé dann nicht mehr gesehen.
Wie viele Industriebetriebe nutzt auch Siemens die billige Arbeitskraft in den Konzentrationslagern aus.
Erna Korn bleibt im Siemenslager, bis die Produktion am 14. April 1945 eingestellt wird.
Sie muss zurück ins Stammlager.
Zu diesem Zeitpunkt hat Deutschland den Krieg bereits verloren.
Die Alliierten rücken immer weiter vor.
Die Konzentrationslager nahe der Front werden geräumt, die Häftlinge in andere Lager verlegt.
Auch nach Ravensbrück.
Dort verschlechtern sich die Bedingungen radikal.
Die Baracken sind überfüllt, es gibt kaum Lebensmittel.
Der Tod ist allgegenwärtig.
Im April des Jahres 1945 kommen die alliierten Truppen dem KZ Ravensbrück so nahe, dass auch dieses evakuiert wird.
Wer noch gegen kann, wird in Marsch gesetzt.
Die Restlichen werden zum Sterben zurückgelassen.
Die Häftlinge marschieren Tag und Nacht Richtung Nordwesten.
Viele von ihnen überleben die Strapazen dieses "Todesmarsches" nicht.
Auch Erna Korn ist am Ende ihrer Kräfte.
Ich sagte zu meinen Freundinnen: "Ich geh nicht mehr weiter! Ich kann einfach nicht mehr"
Ich sah gar keinen Sinn zum Weiterlaufen. Das war eine einzige Quälerei.
Ich sah: Ich bin am Ende, ich hatte keine Kraft mehr.
Und ich denk: Wozu soll ich mich jetzt noch quälen?
Für wen? Meine Mutter ist nicht da, Vater hatte ich keinen, Geschwister nicht.
Ich stand ganz allein. Ich konnte entscheiden. Ich wollte einfach nicht mehr. Ich konnte auch gar nicht mehr.
Und die Mädchen, die waren so schlapp und so schwach:
Die konnten auch nicht. Aber, die haben mich schließlich am Ellenbogen gepackt.
Sie haben mich weder gezogen, noch konnten sie mir irgendwie helfen. Sie waren selber zu schwach.
Aber sie haben mir zugeredet - die Älteste war 16, 17 Jahre alt -
"Du hast bist jetzt durchgehalten. Und jetzt willst du aufgeben?" sagten sie mir.
Da hab ich mich aufgerappelt und bin weiter gelaufen - trotz meiner schmerzenden Füße.
Was heißt gelaufen? Wir haben uns geschleppt...
Wir sind mit hängenden Köpfen über die Straße gelaufen.
Ich weiß nicht wie lange - vielleicht eine halbe Stunde, eine Stunde. Wir schleppten uns nur noch so dahin.
Und auf einmal hören wir, wie vor uns alles in Bewegung gerät.
Wie die rufen und schreien und lachen und weinen und sich umarmen ...
Und da kommen auf einmal amerikanische Panzerwagen uns entgegen.
Das war die Befreiung...
Erna de Vries lebt heute in Lathen, einer kleinen Gemeinde im Emsland.
Nach der Befreiung lernt sie Josef de Vries kennen, den sie 1947 heiratet.
Er ist ebenfalls Jude.
Sechs Jahre überlebt er in Konzentrationslagern - unter anderem in Sachsenhausen und Auschwitz-Birkenau.
Mit ihm kann sie über die schrecklichen Erlebnisse reden.
Die gemeinsamen Gespräche helfen ihnen, diese Zeit zu verarbeiten.
Beide bleiben in Deutschland und gründen eine Familie.
Zusammen haben sie drei Kinder.
1981 stirbt Josef de Vries.
Seit 1998 erzählt sie ihre Geschichte.
Dabei ist es ihr besonders wichtig, immer wieder auf...
..die kleinen Gesten der Menschlichkeit hinzuweisen, die ihr stets Mut gemacht haben.
Sie erfüllt den letzten Wunsch ihrer Mutter Jeanette.
Ich freu' mich auch über Ihr zahlreiches Kommen.
Als ich 1943 von meiner Mutter getrennt wurde in Auschwitz,...
...sagte sie mir noch, fast in den letzten Momenten unseres Zusammenseins:
Du wirst überleben - und dann wirst du erzählen, was man mit uns gemacht hat...
Und das tu ich seit 1997 - da bin ich zum ersten Mal dazu aufgefordert worden - so oft ich es kann.
Und darum bin ich immer sehr zufrieden, wenn möglichst viele Menschen das hören.
Denn mir liegt daran, dass diese Zeit nicht vergessen wird.
Und so lange ich es kann, werde ich das tun.