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Marzapane: Die Erfahrungen eines italienischen Start-ups mit Sitz in Berlin
Ich heiße Fabio, bin 26 Jahre alt und wurde in Apulien geboren.
Nach meinem Studium in Mailand und Toronto (Kanada) bin ich zusammen mit ein paar Kollegen und Freunden für dieMarkteinführung von Zalando Italien nach Berlin gezogen.
Noch vor drei Jahren schien es fast undenkbar, dass man in ein fremdes Land zieht, nur um Schuhe an den italienischen Markt zu verkaufen.
Uns war zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, was in Berlin wirklich passierte.
Im April 2013 beschloss ich meine Arbeit bei Zalando aufzugeben, um mein eigenes Unternehmen zu gründen.
Marzapane ist im E-Commerce von Lebensmitteln aktiv. Wir haben einen Katalog mit mehr als 100 Rezepten auf unserer Webseite.
Der deutsche Nutzer sucht sich eins dieser Rezepte aus und wir schicken ihm ein Paket mit allen Zutaten,
die er benötigt, um dieses Rezept für ein Abendessen zuhause zu kochen.
Wir sind also eine Brücke zwischen kleinen italienischen Lebensmittelherstellern
und einem großen Markt, und zwar nicht nur dem deutschen Markt, sondern auch dem Markt des Onlinevertriebs.
Ökosystem Start-up: die Unterschiede zwischen Italien und Deutschland
Welche Unterschiede gibt es zwischen Italien und Deutschland?
Der gewaltigste Unterschied ist die große Präsenz digitaler Unternehmen und Kompetenzen hier in Berlin.
Und diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis verschiedener Maßnahmen seitens der Politik und Regierung, die in den letzten Jahren umgesetzt wurden.
Ein Beispiel dafür ist die Unternehmergesellschaft (UG), die mit nur 1€ Startkapital gegründet werden kann.
Ich weiß, dass dies in Italien erst seit August/September letzten Jahres möglich ist, in Deutschland hingegen schon seit 2008.
Wenn in Deutschland ein Arbeitsloser sein eigenes Unternehmen gründen möchte, kann er vom Start dafür 6 Monate lang einen Lohn beziehen,
der fast 70% seines letzten Monatsgehalts entspricht. Von der Übertragung öffentlicher Gelder an private Personen profitiert also derjenige, der versucht, seine Situation zu ändern.
Auch [in Italien] werden im Rahmen der italienischen Arbeitslosenunterstützung „cassa integrazione“ öffentliche Gelder an Privatpersonen verteilt.
Im Prinzip ist es genau das Gleiche. Das Geld geht von der Öffentlichkeit an die Unternehmen, die ihre Angestellten aufgrund von bestimmten Ineffizienzen oder bedingt durch die Krise kurzfristig nicht länger beschäftigen können.
Der Staat zahlt also das Gehalt von Personen, die gar nicht zur Arbeit gehen. So wird der Status Quo beibehalten.
Die Mehrwertsteuer wird [in Deutschland] jeden Monat rückerstattet. Das mag für einen Deutschen selbstverständlich sein, aber nicht für einen Italiener.
Gerade in den ersten 5 Monaten nach der Gründung häufen sich bei einem Start-up die Investitionen, da Computer,
ein Büro, Schreibtische, usw. angeschafft werden. Wenn dann die Mehrwertsteuer jeden Monat rückerstattet wird, macht das einen sehr großen Unterschied.
Das Start-up-Unternehmen Codemotion: ein Kurzporträt
Codemotion ist das größte Tech-Event für Entwickler in Italien und Spanien.
Mobile, Web, Big Data und Cloud sind nur einige der Themen, um die es bei unseren Events geht.
Unser wichtigstes Event ist Codemotion in Rom.
Im März letzten Jahres konnten wir 3.800 Teilnehmer und mehr als 120 Referenten verzeichnen,
die aus der ganzen Welt und von den wichtigsten IT-Unternehmen wie Google, Microsoft, usw. kamen.
Nach 6 Jahren harter Arbeit, vor allem nachts und am Wochenende, um die Events zu organisieren,
haben wir die Herausforderung, Codemotion im Ausland auszuweiten, angenommen.
Der finanziellen Unterstützung der Lventure Group sei Dank.
Wir gaben unsere alte Arbeit auf und gründeten das Start-up-Unternehmen Codemotion.
Wir haben zunächst mit zwei sehr erfolgreichen Events in Italien begonnen, in Rom und in Venedig,
inzwischen gibt es Codemotion World mit drei Hauptevents in Rom, Madrid und Berlin,
und in zwei Wochen findet zum ersten Mal ein Event in Mailand statt.
Aber die größte Veränderung ist, dass Codemotion jetzt nicht mehr nur eine große Konferenz ist, sondern auch noch andere Aktivitäten anbietet.
Wir haben die do!lab school gegründet. Wer noch kein Programmierer ist,
kann dort Programmieren lernen und hat dann später gute Chancen, in unserem Start-up-Netzwerk mitzuarbeiten.
Wir arbeiten auch mit Kindern, denn wir denken, dass Programmieren genauso wichtig ist wie Lesen und Schreiben.
Im Rahmen unseres Projekts Codemotion Kids machen wirKinder zwischen 5 und 12 Jahren mit den Technologien und dem Programmieren vertraut.
Wir haben also zunächst mit kleineren Events begonnen, heute bieten wir große Konferenzen in ganz Europa sowie 5 weitere Aktivitäten an.
Und vor allem verfügen wir über ein internationales Netzwerk von 30.000 Entwicklern.