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Die Verbeugung beinhaltet, wie ich bereits gestern sagte, grundlegend ein Gespür dafür, wer Sie sind;
und das läßt sich dreifach untergliedern; der erste Teil heißt "Halten"; wo wir einfach da sind;
und dabei möchte ich betonen, weil mir bewußt ist, daß einige unter Ihnen vielleicht nicht damit vertraut sind,
sich in dieser bestimmten Form zu verbeugen,
möchte ich einfach nur sagen, daß ich aufgrund von Bekanntschaft mit verschiedenen Kulturen,
die Idee des Sich-Verbeugens für ziemlich universell halte.
Und ich habe ganz unterschiedliche Arten oder Versuche des Sich-Verbeugens gesehen,
aber ... so wie es in gewissen Kulturen vielleicht... wie es z.B. den (höfischen) Knicks in Europa gibt (Gelächter)
gibt es in der tibetisch/indischen Tradition manchmal dies, das namaskar, namaste, anjali.
Tibetisch ist es tashi deleg, " möge alles segensreich sein",
es geht also um die Verbindung mit dem Herzen.
Und dann ist da noch der Händedruck, der gute alte Händedruck;
Es gibt also eine gewisse Art menschlicher Kommunikation.
Und dann gibt es natürlich in einigen asiatischen Kulturen diese Krieger-Verbeugung.
Und was davon auch zutrifft ... manchmal ist es einfach nur
dieser simple "Kopfknicks" (Kopfnicken) wie ich ihn nennen möchte und zwar so ... (Gelächter)
Und dann habe ich auch noch Leute gesehen, die sich bei der ganzen Sache nicht wohl fühlen, und deswegen machen sie...
(Gelächter)
Dann ist da noch das bloße mit den Augen Zwinkern(Gelächter)
Also, ganz gleich, welcher Art das bei Ihnen ist, es ist in Ordnung.
Dann gibt es noch manche Menschen, die... es ist umständlich lang;
Egal, welche Situation jeweils zutrifft,
so denke ich doch, daß eine gewisse Verbindung stattfindet.
Und so geht´s also nicht bloß um eine Formalität
oder um eine Art altertümliches Ritual, das wir hier in die moderne Zeit hinüberzuschleppen versuchen;
sondern, es geht dabei um den Handschlag oder jede sonstige Art von Anerkennung, wie die auch aussehen mag.
Und ich weiß, daß dabei, auf jeden Fall in der japanischen Tradition,
die Vorstellung eine Rolle spielt, daß Sie keine Waffen bei sich haben,
und somit ist da ein Gefühl von Verletzbarkeit und Zugänglichkeit vorhanden.
Da findet also offensichtlich ein großes Bemühen um Kommunikation statt.
Und wenn Sie sich verbeugen oder sonstwie Ihre Anerkennung bezeugen, so geht es dabei darum, woran Sie glauben.
Und dabei ist die Idee des Haltens, die erste, von den dreien, wirklich wichtig,
weil wir, wenn es uns irgendwie peinlich ist,
dann irgendwie nur vornüber zusammenklappen, es nur irgendwie hinter uns zu bringen versuchen.
Welche Verbindung man auch hat, es ist da ein Gefühl des Haltens.
Und es ist auch sehr wichtig, gegenüber wem oder was Sie sich verbeugen.
Die ganze Sache hat also mit einem Gefühl von Kommunikation und Kraft zu tun.
Indem Sie etwas anerkennen, empfangen Sie tatsächlich
sehr große Macht und Anerkennung.
Wenn Sie andererseits sich gegenüber etwas verbeugen, was irgendwie
fehl am Platze oder unangemessen ist,
dann fühlen Sie sich, als ob man Sie reingelegt hätte.
In welcher Lage Sie auch sind, halten Sie einfach,
Also dieser erste Moment
und dann der nächste, der Gefühl genannt wird.
Und das ist einfach... ich verwende gern das Bild von Bäumen, die sich langsam im Wind wiegen,
einfach erster Moment und dann ein Gefühl von Berührbarkeit und Offenheit,
und Sie fühlen, woran Sie glauben,
und dann bringen Sie das zum Ausdruck.
Dieses Gefühl ist also der erste Teil, und wenn Sie sich dann nach unten beugen, so nennt man das geben.
Also, es ist halten fühlen und geben.
Und was beim Geben passiert, ist, daß da ein Austausch stattfindet.
Wenn Sie dann wieder hochkommen, so ist da ein Gefühl von Frische. und das Gefühl,
daß Sie einen Akt vollkommen ausgeführt haben.
Die Menschen verbeugen sich also gegenseitig voreinander, vor heiligen Bildern, je nachdem.
Und ich denke, schon auf einer ganz grundlegenden Ebene, nur um zu sehen, wer wir sind, geschieht das.
Und so wie wir jetzt hier sind, glaube ich,
daß das Wesentliche, womit wir es hier tun haben, grundlegende menschliche Gutheit ist,
und daß das praktisch das Grundprinzip ausmacht.
Wir haben also ein Gefühl von grundlegender Gutheit, wer ich bin, was tatsächlich geschieht.
Das ist Halten.
Dann fühlt man das und bringt es dann auf vollkommene Weise zum Ausdruck;
und es wird gesagt, daß man empfängt, wenn man gibt.
Dann richten Sie sich wieder auf, und dieser Akt ist damit vollendet.
Wollen wir es also einmal hier probieren?
Sitzen Sie einfach in einer guten Haltung.
mit dem, woran Sie gerade an diesem Punkt arbeiten und was Ihre Zuversicht weckt.
Also Ihren Boden halten,
und mag sein, Sie haben keine tiefe Klarheit oder Übereugung,
aber dennoch haben Sie ein Gespür dafür, worum es dabei geht.
Wir haben es hier also mit dem Begriff grundlegende Gutheit zu tun und damit, was das für jeden bedeuten mag.
Also Halten,
dann Fühlen, es ist ein wenig, ein klein wenig Sich-Hinbeugen.
Ein Gefühl von Offenheit, von Verbindung.
Dann ein wenig weiter und geben, also ein Gefühl von loslassen.
Auch wenn Sie einen langen Tag hatten, total verspannt sind, das gehenlassen,
geben, dann sich wieder aufrichten.
Und dann Frische.
Also so....auf diese grundlegende Art geschieht das.
Halten im Sinne von menschlicher Würde, Anerkennung, Achtung, Inspiration.
Gut.
Auszug aus dem Vortrag "Meditation zum Bestandteil unserer Kultur machen" von Sakyong Mipham Rinpoche vom Shambhala Retreat "Beherzt sein: unsere Welt verändern": 2011
DVD "Beherzt sein: unsere Welt verändern". Set von acht Vorträgen, zu beziehen über Shambhala Media unter hhht://www.shambhalamedia.org