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Ich habe mir etwas ganz besonderes einfallen lassen.
Was denn? Eine Komposition
Du hast komponiert papa? Ja, ein Streichquartett.
Und das wird heute Abend zu Ehren des Ministers uraufgeführt, gespielt von meinen Angestellten.
Du bist ein Genie. Da können diese Caterpiller-Karajans, diese
Schüttbeton-Chopins alle baden gehen. Die Konzerthalle bauen wir.
Jawohl. Tini?
Bitte Herr Direktor? Es werden vier Musiker kommen.
Die Herren sollen hier im Wintergarten Platz nehmen, servieren Sie Ihnen was zu trinken.
Alkoholfrei! Und wir machen noch einen Inspektionsgang
durch's Haus, heute darf es keinen Regiefehler geben, sonst fällt das Riesen-Geschäft.
'N Abend. Ja Herr Maier, so eine Überraschung.
Wieso Überraschung, ich bin eingeladen. Als Buchhalter?
Nein, als Musiker. Ooh.
Jaja, ein Angestellter muss flexibel sein. Hätte mein Chef einen Nachtclub, würde ich
Striptease machen. Hätte er einen Zirkus, dann wäre ich Elefant.
Heute spielt ein Streichquartett. Das bin ich.
Ich hab geglaubt ein Quartett sind vier? Ach so. Ja das wäre großartig!
Aaa, der Herr Maier. Haben Sie Ihre Geige mitgebracht?
Ja, Geige mit Kasten, alles inklusive. Mein Personalchef hat Ihnen ja gesagt was
heute gespielt wird. Ja, er hat gesagt: "Maier, Sie wissen was
für Sie heute auf dem Spiel steht." Mehr hat er nicht zu sagen brauchen, da bin ich.
Die drei anderen Herrn werden gleich kommen. Das freut mich, ich spiele ja für mein Leben
gern Quartett. Märchenquartett, Tierquartett, Städtequartett,...
Ich hoffe Sie spielen auch Musik? Wenn Sie wollen auch das.
Können Sie vom Blatt spielen? Von wem bitte?
Ob Sie vom Blatt spielen können!? Achso vom Blatt! Jaja, vom Blatt spiele ich
alles. Vom Beethoven, vom Bach und vom Blatt... Die Sachen vom Blatt spiel ich sogar am liebsten.
Da steht er ja, der arme Blatt. Ich sehe, Sie sind sehr gut aufgelegt. Aber
Spaß beiseite, Sie spielen die erste Geige. Neinnein, das ist schon meine zweite. Die
erste haben haben die Holzwürmer gefressen.
Nehmen Sie den ersten Satz ganz piano. Äh, ja.
Der Minister soll merken, dass ich etwas von Akustik verstehe.
Jaja. Sie haben doch hoffentlich Ihren Dämpfer
mitgebracht? Mein was, bitte?
Ihr Sordino! Achso, mein Sordino. Jaja, ohne Sordino geh
ich überhaupt nicht außer Haus (Sordino=Regenmantel). Meine Frau hat mir noch auf der Stiege nachgerufen:
"Erich, hat sie gerufen, es regnet draußen. Vergiss dein Sordino nicht!"
Sie haben einen sonnigen Humor. Noch...
Wenn die anderen drei Herren kommen, machen Sie eine Probe, das Konzert beginnt um 9.
Herr Maier, sie werden wirklich Geige spielen? Ich kann mir das bei Ihnen nicht vorstellen.
Ich auch nicht. Ich hab nämlich meinen Bogen vergessen.
Aber ohne Bogen können Sie nicht spielen! Mit Bogen auch nicht.
Sie können gar keine Geige spielen? ich kann überhaupt kein Instrument spielen.
Und warum haben Sie dann ausgerechnet... Von allen Instrumenten, die ich nicht kann,
ist mir Geige am sympathischsten. Und was machen Sie, wenn der Herr Direktor
darauf kommt? Oh, der wird nicht drauf kommen, ich hab ja
keinen Bogen mit. Und ohne Bogen kane Muse, da solln die andern drei ein Triett spielen.
Raffiniert! Ja, das ist sehr raffiniert von mir.
Entschuldigen Sie, Herr Blatt. Aber an allem ist nur der Krömmer schuld, unser Personalchef.
"Maier, hat er gesagt, nach der Bilanz, die Sie mir gestern geliefert haben, kann Sie
nur noch eines retten! Können Sie Geige spielen?"
Hätten Sie da "nein" gesagt, Herr Blatt?
Bitte nur einzutreten, ein Viertel Streichquartett ist schon da.
Maier. Gleichfalls.
Sie heißen gleichfalls? Nein, ich heiße gleichfalls Maier. Sie arbeiten
auch in der Firma? Ja, in der Filiale in Linz.
Und Sie können Geige spielen? Ja, das ist so. Der Personalchef hat mich
angerufen... Danke, das genügt! Sie können also nicht
Geige spielen? Keinen Ton.
Kennen Sie wenigstens den Blatt? Von welcher Filiale?
Von keiner Filiale, da steht er, Ah, das ist der Blatt! Merkwürdig, der steht
auch am Beethovenplatz. Nur besser frisiert. Sordino... haben Sie wohl auch keinen mit?
Nein, ich bin mit der Bahn gekommen. Sie haben kein Sordino, Sie kennen den Blatt
nicht, sagen Sie was machen Sie wenn das Konzert beginnt?
Ah, das fängt von alleine nicht an, und dann ich lach mich tot!
Auch eine Möglichkeit. Um Punkt neun Uhr wird meine Tante krank.
Woher wissen Sie das? Meine Tante wird immer pünktlich krank, um
Punkt neun Uhr werde ich telefonisch abgerufen und dann können Sie alleine geigen.
Ja was fällt Ihnen denn ein, Sie Hochstapler, sie Schwindler! Sie Gauner Sie!
Ja, was hätt' ich denn machen sollen? Nicht jedem ist die Violinkunst in die Wiege gelegt
worden. Gehen Sie weg mit Ihrer Hand von meiner Wiege,
Sie Hochstapler Sie! Ihre Geige stinkt ja zum Himmel!
Ja, aber der Trick mit der Tante ist doch gut. Ich hab mir gesagt, wenn schon ein Schwindel,
dann wenigstens ein guter. Bin ja nicht so blöd, wie der Kollege aus Linz, der dem Chef
bei der Weihnachtsfeier etwas hätte vorgeigen sollen. Wissen Sie, was der für eine Ausrede
gebraucht hat? Der hat gesagt, er hat seinen Bogen vergessen!
Was gibt's da zu lachen, wenn einer seinen Bogen vergisst?
Der Chef hat ihn natürlich gefeuert. Nein.
Und damit er nicht glaubt, ich will mich drücken, habe ich gleich zwei Bögen mitgebracht.
Zwei Bögen? Herr Kollege, darf ich Sie um einen Gefallen
bitten? Um jeden außer Geige spielen.
Wenn Sie weggehen, nehmen Sie alle Ihre Bögen mit.
Guten Abend. Wo bratscht man hier? Müller, was machen Sie denn hier?
Ich werde heute Bratsche spielen. Ich fress einen Besen, wenn Sie Bratsche spielen
können. Also, wenn nichts dazwischen kommt. Den guten
Willen hab ich. Was soll denn dazwischen kommen? Haben Sie
vielleicht eine kranke Tante? Nein.
Sagen Sie ja nicht, Sie haben Ihren Bogen vergessen, er hat nämlich zwei.
Aah, da sind Sie ja, jetzt haben wir schon zwei Violinen.
Und eine Bratsche. Herr Müller, freut mich, dass Sie gekommen
sind. Wo haben Sie Ihr Instrument? Die Bratsche?
Ja, die Bratsche. Die hab ich eingesteckt. Oh Gott, meine Bratsche
ist weg. Sie muss mir gestohlen worden sein. Auch nicht schlecht.
Aber meine Tante ist besser. Das gibt's doch nicht!
Ja, sie ist mir sicher beim Laufen herausgefallen. Eine Bratsche? Das ist doch ausgeschlossen.
Das ist eine läufige Bratsche. In wenigen Minuten kann der Minister da sein
und wir haben kein Streichquartett. Papa, ich versteh nicht, wieso Du dich so
aufregst, der Krömer hat doch heute Nachmittag eine Bratsche und ein Cello herbringen lassen.
Sie stehen in der Garage. Gott sei Dank!
A propos Cello. Wo ist der Cellist? Oh Gott. Des hab ich ganz vergessn. Der Schwarz
aus der Legislatur hat angerufen er kann nicht kommen, er lässt sich den Blinddarm herausnehmen.
Auch nicht schlecht. Aber meine Tante ist besser.
Aber eines sage ich Ihnen gleich Herr Direktor. Ohne Cello spiele ich nicht!
Bravo! Keine Kompromisse, wenn es um die Kunst geht.
Was tun wir jetzt? Ich weiß es nicht Schatz.
Papa, ich hab die Lösung. Du kennst doch diesen reizenden hochbegabten Ingenieur Dorn
aus der Planungsabteilung. Also reizend ist er nicht und können tut
er einen Schmarrn. Ich weiß, was er kann.
Mhm, Dir den Hof machen. Er ist ein Virtuose.
Inwiefern mein Kind? Auf dem Cello!
Ist das wahr? Jaja, der Dorn, hochbegabt!
Ja, der müsste da sein, dann wären wir gerettet. Er ist hier!
Was? Ich hab ihn eingeladen, ich hol ihn schnell
herein. Das Kind!
Also, worauf warten wir meine Herren, holen Sie die Instrumente aus der Garage.
Ausgerechnet der Dorn, dieser Heiratsschwindler. Der war mir schon immer ein Dorn im Auge.
Glaub mir Liebling, das ist die beste Gelegenheit um Eindruck auf meinen Vater zu machen.
Ja aber ich weiß doch nicht einmal wie ein Cello ausschaut.
Du sagst ganz einfach, Du hast Dir den Arm verstaucht.
Wie ich deinen Vater kenne, lässt er mich mit der anderen Hand spielen.
Das fällt mir schon irgendetwas andres ein. Naa, endlich. Das Streichquartett wär komplett.
Was haben Sie an der Hand? Ääh, verstaucht.
Das macht nix, spielen Sie mit der anderen. Meine Herren, nehmen Sie Ihre Plätze ein,
Sie können in wenigen Minuten beginnen. Seit wann....
spielen Sie Cello?