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Wie machen Sie Frieden? Dann wäre es wohl angebracht, dies zu tun und auch das zu tun.
Durchaus, das finde ich großartig. Und ich finde, wenn Sie einer Person in einer Situation helfen können,
so haben Sie damit einem Leben geholfen.
Ich möchte einmal ein Bild zeichnen von meinem Verständnis von Gesellschaft,
und zwar fallen mir diese Grundzüge auf - wie wir uns selbst sehen, wie wir einander sehen, und wie wir Gesellschaft sehen,
und was Gesellschaft betrifft, geht´s, wie gesagt, ums Netzwerk, aber dieses Netzwerk ist sehr durch eine Eins-zu-Eins Beziehung gekennzeichnet,
in dem Sinne, daß wir alle, wenn wir eine Unterhaltung führen, ja jeweils nur eine Unterhaltung zur Zeit führen können.
Und diese Fähigkeiten, dem menschlichen Herz Ausdruck zu verleihen, beginnen mit der Geburt, das heißt, in unserer Kindheit, in der Beziehung zu unseren Eltern.
Gesellschaft ist also gewissermaßen ein weites Netzwerk von "Eins-zu-Eins": Und so wie eine Eins-zu-Eins Situation stattfindet, multipliziert sich das dann.
Wenn diese Eins-Zu-Eins Beziehung nicht auf gegenseitigem Respekt und auf Selbstachtung und auf der eigenen Würdigkeit,
sowie auf Achtung und Respekt dem anderen gegenüber gründet, so glaube ich, daß dann die Gesellschaft selbst beginnt, in die Brüche zu gehen.
Ich wurde heute Nachmittag nochmals vom CeaseFire (Waffenstillstand) eingeladen, ihr Zentrum auf der West Side zu besuchen und
mir ihre Berichte darüber anzuhören, was sie durchmachen, über ihre direkte Schnittstelle von Gewalt
und von Gewaltverhütung. Und dabei wird abermals sichtbar, wie sehr es sich um eine menschliche Geschichte handelt,
um die eigene, persönliche Identität von Menschen und darüber, wie wir
ein Gefühl menschlicher Würde, menschlichen Stolzes bewahren können und wofür wir als Menschen leben.
Und ich glaube, wenn diese Werte angegriffen werden , dann ist es offensichtlich, daß Gewalt und andere Dinge passieren.
Offenbar wird es dann sehr kompliziert und vielschichtig,
aber das führt dann zu einer Rückbesinnung darauf, wie wichtig es ist, daß Menschen sich um Menschen kümmern,
daß sie bemüht sind, herauszufinden, wie man sein Leben sinnvoll gestalten kann.
...den Menschen die Fähigkeit zu verleihen, ein wenig Selbstkontrolle und ein wenig Würde zu haben, und dies ist eine Methode,
um einfach mit Ihrem Geist zu arbeiten, weil der eigene Geist Ihr schlimmster Feind sein kann.
Und wie machen Sie ihn zu ihrem Verbündeten? Wie machen Sie ihn sich zum Freund? Wie machen Sie,
angesichts all der Dinge, die stattfinden... schließlich tun wir alle Dinge, die wir nicht mögen,
aber Meditation kommt aus einer Sicht, die besagt, daß ich in Ordnung bin, und daß ich zwar diese Gedanken habe und mit diesen Taten zu tun habe;
aber tief innen drin bin ich in Ordnung, und ich brauche nicht sofort zu reagieren und kann dem erst mal einige Augenblicke Luft verschaffen.
Der Sinn vom Sitzen und Meditieren ist, daß Sie stark werden, sodaß Sie in die Lage versetzt werden, sich aufzumachen und etwas zu tun. Genau darum geht es ja.
Jeder muß letztendlich irgendwann aufstehen. Und schauen Sie, ein typisches Beispiel dafür ist der Buddha selber, selbst er erhob sich,
nicht wahr, und es wird berichtet, daß er sieben *** machte., und darüber hinaus machte er noch viele weitere ***,
und die nächsten fünfzig Jahre reiste er umher und sprach über das, worüber wir hier reden.
Aber es ist...Meditation selbst ist tiefe Konzentration und tiefe Herzensbildung,
aber es geht auch darum, die persönlichen und gesellschaftlichen Mißstände anzuschauen und dann zu erforschen, welches Gegenmittel es gibt.
Frieden ist also von Natur aus mit Gewalt verbunden. Er ist von Haus aus mit Kampf verbunden.
Darum geht es im Wesentlichen.
Genauso wie Meditation in gewisser Weise eng mit dem Begriff von ungesundem Geist verbunden ist.
Das ist also vollkommen miteinander verknüpft.
Und eine Art, wie mein Vater darüber sprach, ist, daß man ihn fragte, "Ist erleuchtete Gesellschaft möglich?"
Und er sagte... und ich glaube, was sie eigentlich fragten, als sie die Frage stellten, war, "Erschaffen wir irgendeine Utopie?"
und er fährt fort,"Nun, erleuchtete Gesellschaft und unerleuchtete Gesellschaft gehen Hand in Hand":
Welche Vorstellung hierbei eine Rolle spielt, ist: wird es eine Zeit geben, wo die Dinge vollkommen sein werden? Wahrscheinlich nicht.
Aber das sollte nicht bedeuten, daß wir uns nicht weiter um eine Verbesserung der Situation bemühen,
denn es gibt eine innewohnende Kraft, die uns hilft, ständig mit der Herausforderung zu arbeiten.
Und das ist es, was eigentlich mit "Kriegerschaft" gemeint ist,
daß wir nicht nur nach einem Platz Ausschau halten, wohin wir uns zurückziehen können,
sondern wir schauen... Woraus die Idee von Kriegerschaft besteht, ist, daß wir uns ständig einsetzen.
Und das ist das, was wir als "in der Herausforderung leben" bezeichnen.
Die Haltung zu haben, sich ständig den Herausforderungen zu stellen, und wie wir wissen, ist bereits das Aufstehen eine Herausforderung.
Aufzustehen und dem Tag ins Auge zu blicken, und mit welcher Haltung? Wie gehen wir mit uns und der Welt um?
Und ich bin der Ansicht, wenn wir von einem Krieger sprechen, daß wir hier einen Krieger meinen, der aus einer tiefen Schicht
innerer Kraft und Verpflichtung gegenüber seiner eigenen Gutheit, seinem eigenen Wohlergehen und der daraus entstehenden Stärke lebt.
(SMR:) Okay? (Fotograf:) Danke. Wie sagt man denn "danke" auf Tibetisch?
(SMR:) Thu-jhe-che (Fotograf:) Thu-jhe-che? (SMR:) Thu-jhe-che.
Kommen Sie am 11. - 12. Mai nach San Francisco, um zusammen mit dem Sakyong Mipham Rinpoche Erleuchtete Gesellschaft zu erschaffen.