Tip:
Highlight text to annotate it
X
Herz, kleines Ding,
uns zu quälen,
hier in diese Brust gelegt.
Wüsste mancher, was erträgt,
würde wünschen, tät's ihm fehlen.
Schwester, weißt du nicht,
wie schreibt man Madame?
M-a - ma, t-a-mm -tamm, m-e - me?
So'st recht.
Deine Schläge,
wie so selten mischt sich *** hinein,
und wie sind sie schnell mit Pein,
jede *** ihm zu vergelten.
Ich will dir vorlesen, ob's so angeht, wie ich schreibe.
»Meine liebe Matamm.«
»Wir sein gottlob glücklich in Lille arriviert.«
Ist's recht so, »arriviert«?
Dennoch weder *** noch Qualen
wär weit schröcklicher als das,
lieber schmelzt mein Herz zu Glas
meines Schicksals heiße Strahlen.
Schwester, Schwester!
Hör doch:
»Ihro alle die Politessen und Höflichkeit wieder zu erstatten.«
»Weil aber es nicht in unsern Kräften steht als bitten,«
»um fernere Kontinuation.«
»Bitten wir um fernere...«
Lass doch sein, was fällst du mir in die Rede?
»Wir bitten um fernere Kontinuation! «
Ei, was red'st du doch,
der Papa schreibt doch auch so.
Nun, so les sie doch aus!
Das übrige geht dich nichts an.
Sie wollt' mir den Schluss nicht vorlesen.
Gewiss hat sie was Schönes
vor den Herrn Stolzius.
Lass mich zufrieden mit dem Stolzius!
Ich weiß ja doch, dass du verliebt in ihn bist,
und dass du nur nicht leiden kannst,
wenn ein ander ihn nur mit Namen nennt.
Lieben, hassen, streben, zittern,
hoffen, zagen bis ins Mark.
Ach, das Leben wär ein Quark,
tätest du es nicht verbittern.
Mir ist nichtwohl, Mutter.
Ich glaube, ihm steckt das verzweifelte Mädel im Kopf,
darum tut er ihm so weh!
Seit sie weggereist ist,
hat er keine vergnügte Stunde mehr.
Aus Ernst, Mutter, mir ist nicht recht.
Nu, wenn du mir gute Worte gibst,
so will ich dir das Herz wohl leichter machen.
Sie hat Euch geschrieben?
Da kannst du's lesen!
Aber, hör!
Der Obriste will das Tuch ausgemessen haben.
Lasst mich den Brief beantworten!
Hans Narr!
Ich rede vom Tuch,
das der Obrist bestellt hat, bestellt hat für die Regimenter.
Meine göttliche Mademoiselle!
Oh, Herr Baron!
Hören Sie auf,
ich weiß doch, dass das alles nur Komplimenten sein.
Ich schwöre Ihnen, dass ich noch in meinem Leben
nichts Vollkommeneres gesehen habe, als Sie sind.
Mein Vater hat mir doch gesagt...
Seh'n Sie, wie falsch Sie sind!
Ich, falsch? Können Sie das von mir glauben,
göttliche Mademoiselle?
Ist das falsch, wenn ich mich vom Regiment wegstehle
und jetzt riskiere, dass man mich in Prison wirft, wenn ich zurückkomme?
Ist das falsch, nur um das Glück zu haben, Sie zu sehen?
Vollkommenste!
Alle Schmerzen, die ich leide,
sind nichtwert der Augenweide,
atemlos vor dir zu stehn.
Will mein Stolz sich drüber kränken,
gleich geb ich ihm zu bedenken:
Kann man Engel ohne Schmerzen sehn!
Ei sieh doch, gehorsamer Diener.
Herr Baron,
wie kommt's denn, dass wir wieder einmal die Ehre haben?
Ich bin nur auf einige Wochen hier,
einen meiner Verwandten zu besuchen.
Ich bin nicht zu Hause gewesen, werden verzeihen.
Mein Mariel wird Sie ennuyiert haben.
Erlauben Sie,
dass ich die Ehre haben kann,
Ihre Mademoiselle Tochter einmal in die Komödie zu führen?
Ach, Papa!
Herr Baron!
Um Vergebung!
Nein, nein! Durchaus nicht, nehmen Sie mir's nicht ungnädig.
Davon kein Wort mehr!
Meine Tochter ist nicht gewohnt,
in die Komödie zu gehen.
Das würde nur Gerede bei den Nachbarn geben,
und mit einem jungen Herrn von den Milizen dazu!
Aber, Papa!
Willst du's Maul halten!
Werden pardonnieren, Herr Baron,
so gern als Ihnen den Gefallen tun wollte.
In allen anderen Stücken haben zu befehlen!
So empfehl ich mich denn, Herr Wesener!
Adieu, Jungfer Marie.
Herr Baron.
Aber sag er mir doch, Papa, wie ist er denn auch?
Na, hab ich dir schon wieder nicht recht gemacht.
Was verstehst du doch von der Welt,
dummes Keuchel.
Er hat gewiss ein gutes Gemüt,
der Herr Baron.
Weil er dir ein paar Schmeicheleien und so und so.
Einer ist so gut wie der andere.
Lehr du mich die jungen Milizen nit kennen.
Da laufen sie in alle Aubergen und in alle Kaffeehäuser
und erzählen sich, und eh man sich's versieht,
wips, ist ein armes Mädel in der Leute Mäuler.
Ja, und mit der und der Jungfer ist's auch nicht zum Besten bestellt,
und die und die kenne ich auch, und die hätte ihn auch gern...
Er ist auch immer so grob.
Du musst mir das so übel nicht nehmen.
Du bist meine einzige Freude.
Narr, darum trag ich auch Sorge für dich.
Ich bin doch kein klein Kind mehr.
Das ist nun wieder so in den Tag hinein räsoniert.
Herr, ich behaupte Ihnen hier, dass eine einzige Komödie...
...zehnmal mehr Nutzen, ich sage nicht unter den Offiziers...
...sondern im ganzen Staat angerichtet hat, als alle Predigten zusammen genommen...
...die Sie und Ihresgleichen in Ihrem ganzen Leben
gehalten haben und noch halten werden.
Meine lieben Kameraden!
Ich bitte Sie,
beantworten Sie mir eine einzige Frage:
Was lernen die Herren dort?
Ei, was muss man denn immer lernen?
Wir amüsieren uns,
ist das nicht genug?
Wollte Gott, dass Sie sich bloß amüsieren, dass Sie nicht lernen.
Lieber Herr Pastor!
Ihr Enthusiasmus ist löblich,
aber er schmeckt nach dem schwarzen Rock!
Dass ein Mädchen einmal ein Kind kriegt,
das es nicht besser haben wird...
Eine Hure, eine Hure
wird immer eine Hure,
sie gerate unterwelche Hände sie will.
Kennen Sie das andere Geschlecht so genau?
Sie werden es mich nicht kennen lehren!
Sie kennen es von den Meisterstücken Ihrer Kunst vielleicht,
aber erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen:
Eine Hure wird niemals eine Hure,
wenn sie nicht dazu gemacht wird.
Meint er, Herr, denn,
wir hören auf, Honette hommes zu sein,
sobald wir in Dienste treten?
Solang ich noch unglückliche Bürgerstöchter sehen werde,
kann ich meine Meinung nichtzurücknehmen!
Das ist unerhört!
-Ach, Herr Jesus! - Na, so mach sie doch das Kind nicht.
Hör, Mariel!
Du weißt, ich bin dir gut,
sei drum nur recht aufrichtig gegen mich,
es wird dein Schade nicht sein.
Sag mir, hat dir der Baron was von der Liebe vorgesagt?
Papa!
Er ist verliebt in mich, das ist wahr.
Hier sind auch Verse,
die er auf mich gemacht hat.
Du höchster Gegenstand von meinen reinen Trieben,
ich bet dich an,
ich will dich ewig lieben,
weil die Versicherung von meiner Lieb und Treu,
du allerschönstes Licht, mit jedem Morgen neu.
Er denkt doch honett, seh ich.
Nur keine Präsente von ihm angenommen, Mädel, um Gottes willen.
Ich weiß wohl, dass der Papa mir nicht übel raten wird.
Na, so denn.
Kannst noch einmal gnädige Frau werden, närrisches Kind.
Ja, man kann nicht wissen,
was einem manchmal für ein Glück aufgehoben ist.
Aber Papa!
Was wird der arme Stolzius sagen?
Du musst darum den Stolzius nicht gleich abschrecken.
Hör einmal.
Nu, ich will dir schon sagen,
wie du den Brief an ihn einzurichten hast.
Unterdessen, schlaf sie gesund, Meerkatze.
Gute Nacht, Papuschka.
Das Herz ist mir so schwer.
Ich glaube, es wird gewittern die Nacht.
Wenn es einschlüge...
Gott!
Was hab ich denn Böses getan?
Stolzius...
Ich lieb dich ja noch...
Aber,
wenn ich nun mein Glück besser machen kann...
...und Papa selber mir den Rat gibt
und ich mein Glück...
Das Herz ist mir so schwer.
Gott,
was hab ich denn Böses getan?
Trifft's mich, so trifft's mich.
Ich sterb nicht anders als gerne.
Wenn ich eine Frau habe,
geb ich dir die Erlaubnis, bei ihr zu schlafen,
wenn du sie dahin bringen kannst!
Es ist lächerlich,
wie die Leute alle um den armen Stolzius her schwärmen,
wie Fliegen um einen Honigkuchen.
Der zupft ihn da,
der stößt ihn hier,
der geht mit ihm spazieren,
der spielt Billard mit ihm.
Wie Jagdhunde, die Witterung haben!
Woher kommt's, Herr Pfarrer,
dass die Leute nicht denken?
Es ist ein vollkommenstes Wesen.
Dieses vollkommenste Wesen kann ich beleidigen
oder nicht beleidigen.
Nun, fängt er schon wieder an?
Kann ich es beleidigen,
so würde es aufhören,
das Vollkommenste zu sein.
Kann ich es nicht beleidigen.
Pirzel, zum Teufel! Redst du mit uns?
Meine lieben Kameraden!
Ihr seid verehrungswürdige Geschöpfe Gottes,
also kann ich euch nicht anders als respektieren und hochachten.
Das wollten wir dir auch geraten haben!
Ich bin auch ein Geschöpf Gottes,
also müsst ihr mich gleichfalls in Ehren halten.
Vergebung, Herr Pfarrer!
Herr Hauptmann, ich bin in allen Stücken Ihrer Meinung. Nur war die Frage,
wie es den Leuten in den Kopf gebracht werden könnte,
vom armen Stolzius abzulassen
und nicht Eifersucht und Argwohn in zwei Herzen zu werfen,
die vielleicht auf ewig einander glücklich gemacht haben würden.
Wie ich Ihnen die Ehre und das Vergnügen hatte zu sagen, Herr Pfarrer:
Das macht, weil die Leute nicht denken!
Denken, was der Mensch ist!
O Angst! Tausendfach Leben, zu taumeln, zu wirbeln, zu schweben.
O Mut! Den Busen geschwellt, als ging's sofort aus der Welt.
Kürzer die Brust, atmet in ***, alles verschwunden,
was uns gebunden, frei wie der Wind!
Götter wir sind!
He! Leute!
- Nun hab ich ihn! - Wen, Herr Major, wenn's erlaubt ist?
Nichts, er ist ein Freund von mir.
Wird die Hochzeit bald sein?
Mein Pfiff ist, ihm Zutrauen zu seinem Weibe beibringen.
Das sei euch also zur Nachricht,
dass ihr mir den Menschen nicht verderbt!
Meine werten Brüder und Kameraden,
tut niemand unrecht.
Eines Menschen Leben ist ein Gut,
das er sich nicht selber gegeben hat...
Ah! Mein Bester! Kommen Sie!
Meine Herren, Sie werden mir vergeben,
dass ich so dreist bin, auf Ihr Kaffeehaus zu kommen.
Oh, gehorsamer Diener.
Es ist uns eine besondere Ehre.
Es geht ein so scharfer Wind draußen,
ich meine, wir werden Schnee bekommen.
Ich glaub es auch.
Haben Sie neulich Nachrichten aus Lille gehabt?
Wie befindet sich Ihre Jungfer Braut?
Zu Ihren Diensten, meine Herren.
Ich weiß noch von keiner Braut,
ich habe keine.
Der Desportes hat es mir doch geschrieben!
Die Jungfer Wesener aus Lille?
Der Herr Desportes müsste es denn besser wissen als ich.
Ich versichere Ihnen, Herr Stolzius:
Desportes ist ein ehrlicher Mann.
- Ich kenne den Desportes. - Er ist ein Spitzbube,
der nichts sucht, als sich zu amüsieren.
Was macht er so lang in Lille?
Er wird ihm deshalb seine Braut nicht gleich abspenstig machen.
Meine Herren,
ich habe die Ehre,
- mich zu empfehlen. - Was ist, wohin?
Sie werden mir verzeihen,
aber ich kann keinen Augenblick länger bleiben.
Oder, ich falle um.
Das ist die Rheinluft!
Leben Sie wohl.
Da haben wir's, mit euch verfluchten Arschgesichtern!
Was fehlt Ihnen, mein goldnes Mariel, was haben Sie?
Um's Himmels willen, was ist das für ein Brief?
Sehen Sie nur, was mir der Mensch, der Stolzius, schreibt!
Das ist ein impertinenter Esel.
Aber sagen Sie mir,
warum wechseln Sie Briefe mit so einem Hundejungen?
Ich will Ihnen nur sagen, Herr Baron,
es ist, weil er angehalten hat um mich
und ich ihm schon so gut als halb versprochen bin.
Er um Sie angehalten?
Wie darfsich der Esel das unterstehen?
Warten Sie, ich will ihm den Brief beantworten.
Ja, mein lieber Herr Baron!
Ich kenneja des Menschen seine Umstände. Und kurz und gut,
- Sie sind für keinen Bürger gemacht. - Nein, Herr Baron, davon wird nichts.
Das sind nur leere Hoffnungen, mit denen Sie mich hintergehen.
Ihre Familie wird das nimmermehr zugeben.
Das ist meine Sorge. Haben Sie Feder und Tinte?
Ich will dem Lumpenhund seinen Brief beantworten.
- Warten Sie einmal. - Nein, ich will selber schreiben.
So will ich Ihnen diktieren.
Das sollen Sie auch nicht.
Monsieur... Flegel, Flegel setzen Sie hinzu.
Oh, Herr Baron!
Kindlein mein, o Kindlein mein!
Willst du denn nicht schlafen gehen, du gottloser Mensch!
So red doch, so sag, was dir fehlt!
Das Luder ist deiner nichtwert gewesen!
Ein Mädle jung, ein Würfel ist wohl auf den Tisch gelegen.
Das kleine Rösel aus Hennegau,
wird bald zu Gottes Tisch gehen.
- Um eine solche Soldatenhure! - Mutter!
Was ist sie denn anders, du, und du auch,
dass du dich an solche Menschen hängst?
Was lächelst so froh, mein liebes Kind?
Dein Kreuz wird dir'n schon kommen.
Was grämst du dich?
Wenn's heißt, das Rösel aus Hennegau
hab' nun einen Mann genommen.
O Kindlein mein, wie tut's mir so weh,
wie dir dein' Äugelein lachen,
und wenn ich die tausend Träne lein seh.
Liebe Mutter,
schimpft nicht auf sie,
sie ist unschuldig.
Der Offizier hat ihr den Kopfverrückt.
Die werden dein Bäcke lein waschen.
Seht einmal, wie sie mir sonst geschrieben hat!
Ich muss den Verstand verlieren darüber.
Solch ein gutes Herz!
Solch ein Luder! Was soll daraus werden?
Was soll da herauskommen?
Mariel, nein! Sie ist es nicht mehr, sie ist dieselbe nicht mehr.
Lasst mich.
Wohin, du Gottvergessener?
Ich will dem Teufel, der sie verkehrt hat...
Oh, was soll da herauskommen?
Du sollst mir's bezahlen!
Ein Tag ist wie der andere,
was nicht heut kommt,
kommt morgen,
und was langsam kommt,
kommt gut.
Wie heißt's in dem Liede, Mutter,
wenn ein Vögelein von einem Berge
alle Jahr ein Körnlein wegtrüge,
endlich würde es ihm doch gelingen.
Ich glaube, du fantasierst schon.
Endlich... alle Tage ein Sandkorn,
ein Jahr hat zehn, zwanzig, dreißig, hundert...
Lasst mich, Mutter, ich bin gesund.
Herr von Mary will das Semester in Lille zubringen.
Was mag das zu bedeuten haben?
Er ist auch keiner von denen, die es weghaben. Flüchtig...
Weh mir, wie bring ich den Menschen aus seiner Metaphysik zurück?
Um den Menschen zu kennen,
müsste man meines Erachtens bei dem Frauenzimmer anfangen.
Was die anderen zu viel sind, ist der zu wenig.
Sie meinen beim Frauenzimmer? Das wär grad,
als ob man bei den Schafen anfinge.
Nein, was der Mensch ist...
Der philosophiert mich zu Tode.
Ich habe die Anmerkung gemacht,
dass man in diesem Monat keinen Schritt vor's Tor tun kann,
wo man nicht einen Soldaten mit einem Mädchen karessieren sieht.
Das macht, weil die Leute nicht denken.
Aber hindert sie nicht das Denken zuweilen im Exerzieren?
Ganz und gar nicht, das geht so mechanisch.
Ein ganzes Regiment mit verrückten Köpfen muss Wundertaten tun.
Wer da?
Stolzius?
Ja, Herr!
Wo zum Element kommt Ihr denn her? Und in diesem Rock?
Wie verändert,
wie abgefallen, wie blass?
Ihr könntet mir's hundertmal sagen,
Ihr wärt Stolzius, ich glaubt' es Euch nicht.
Das macht der Schnurrbart, gnädiger Herr.
Ich hörte, dass Euer Gnaden einen Bedienten brauchten,
und weil ich dem Herrn Obristen sicher bin,
hat er mir die Erlaubnis gegeben,
hierherzu kommen und Sie zu bedienen.
Bravo!
Ihr seid ein braver Kerl!
Und das gefällt mir, dass Ihr dem König dient.
Was kommt auch heraus bei dem Philister leben.
Und Ihr habt was zuzusetzen.
Ihr könnt honett leben und es noch einmal weit bringen.
Ich will für Euch sorgen,
das könnt Ihr versichert sein.
Es ist eine Schande,
wie du mit ihm umgehst.
Ich seh keinen Unterschied.
Wie du dem Desportes begegnet bist,
so begegnest du dem Mary auch.
Was soll ich denn machen, Lotte,
wo der Desportes weg ist
und er nun sein bester Freund ist
und uns allein noch Nachrichten von ihm verschaffen kann?
Wenn er dir nicht so viele Präsente machte,
würdest du auch anders mit ihm sein.
Soll ich ihm denn die Präsente ins Gesicht zurückwerfen?
Kurz und gut, du sollst nun nicht ausfahren mit diesem...
Ich leid es nicht.
Ich muss doch höflich zu ihm sein,
da er ja noch der Einzige ist, der mit ihm korrespondiert.
Soldatenmensch!
Wer kann dir helfen, du machst es danach.
Ihre Dienerin, Herr von Mary!
Haben Sie wohl geschlafen?
Unvergleichlich,
meine gnädige Mademoiselle.
Ich habe das ganze gestrige Feuerwerk im Traum ein andermal gesehn.
Es war doch recht schön, Herr von Mary.
Es muss wohl schön gewesen sein, weil es Ihre Approbation hat.
Oh, ich bin keine Connoisseuse von diesen Sachen.
Ich sag nur wieder, wie ich es gehört habe.
Sie sehen uns hier noch ganz in Rumor.
Meine Schwester wird gleich fertig sein.
Mademoiselle Wesener kommen also auch mit?
Wieso? Ist kein Platz für mich da?
- Oh ja. Ich steh hinten auf, - Und Ihr Bursche?
und mein Kaspar kann zu Fuß vorangehen.
Hören Sie, Ihr Soldat gleicht sehr einem gewissen Menschen.
Und Sie gaben ihm ein Körbchen.
Daran ist auch der Desportes wohl schuld gewesen.
Er hat mir's eingetränkt.
Wollen wir?
Ist der junge Herr noch nichtzurückgekommen?
- Nein, gnädige Frau. - Gebt mir den Hauptschlüssel und legt Euch schlafen.
- Ich werde dem jungen Herrn selber aufmachen. - Jungfer Kathrinchen hat...
- Was macht Jungfer Kathrinchen? - Sie hat den Abend große Hitze gehabt.
Geht nur noch einmal hinein und seht, ob die Mademoiselle auch noch munter ist.
Sagt ihr nur, ich gehe nicht zu Bett.
Um ein Uhr werde ich kommen und sie ablösen.
Jawohl, gnädige Frau.
Muss denn ein Kind
seiner Mutter bis ins Grab Schmerzen schaffen?
Er fängt an, mir trübe Tage zu machen.
Ich habe ihn nie eingeschränkt,
mich in alle seine Sachen gemischt als seine Freundin, nie als Mutter, nie.
Warum fängt er mir denn jetzt an,
ein Geheimnis aus seinen Herzensangelegenheiten zu machen,
da er doch sonst keine seiner jugendlichen Torheiten vor mir geheim hielt
und ich, weil ich selbst ein Frauenzimmer bin,
ihm allezeit den besten Rat zu geben wusste.
Wenn er nicht mein Einziger wäre
und ich ihm kein so empfindliches Herz gegeben hätte...
Muss denn ein Kind
seiner Mutter bis ins Grab Schmerzen schaffen?
Aber gnädige Mutter! Wo ist denn der Bediente?
Die verfluchten Leute!
Und wenn es nicht so spät wäre,
ich ließe den Augenblick nach der Wache gehen.
Ich selbst habe ihn zu Bette geschickt.
Ist's nicht genug,
dass der Kerl den ganzen Tag auf dich aufpassen muss?
Soll er sich auch die Nachtruhe entziehen um deinetwillen?
Ich muss ernsthaft mit dir reden, junger Mensch.
Gnädige Mutter, ich schwöre Ihnen,
ich habe kein Geheimnis für Sie.
Sie haben mir nach dem Nachtessen mit Jungfer Wesener begegnet.
Sie haben aus der Zeit und aus der Art, mit der wir sprachen,
Schlüsse gemacht.
Es ist ein artig Mädchen, und das ist alles.
Ich will nichts mehrwissen,
sobald du Ursache zu haben glaubst, mir was zu verhehlen.
Ich weiß, dass Jungfer Wesener
nicht in dem besten Ruf steht, ich glaube nicht
aus ihrer Schuld.
Das arme Kind soll hintergangen worden sein.
Eben das, gnädige Mutter,
eben ihr Unglück, wenn Sie die Umstände wüssten...
Ja, ich muss Ihnen alles sagen.
Ich fühle, dass ich einen Anteil an dem Schicksal des Mädchens nehme.
Und doch, wie leicht ist sie zu hintergehen gewesen,
ein so leichtes, offenes, unschuldiges Herz.
Es quält mich, Mama!
Mein Sohn,
überlass das Mitleiden mir.
Reis aus der Stadt und sei versichert,
dass es Jungfer Wesener hier nicht übel werden soll.
Du hast ihr mit mir ihre zärtlichste Freundin zurückgelassen.
Versprichst du mir das?
Beruhige dich nur.
Es ist ein unglückliches Mädchen,
das ist gewiss.
Lass sie nur sein, ich will ihn recht quälen.
Ach geh doch, was? Er hat dich vergessen.
Er ist in drei Tagen nicht hier gewesen und die ganze Welt sagt,
er hab sich verliebt in die kleine Madame Duval dahinten in der Brüsseler Straße.
Sie kann nicht glauben, wie kompläsant der Grafgegen mich ist.
Ei was, der soll ja auch schon versprochen sein.
Wenn uns doch der Mary nur einmal begegnen wollte
mit seiner Madame.
Die Gräfin La Roche lässt fragen, ob Sie zu Hause sind?
Ach Himmel, die Mutter vom Herrn Grafen. Sag er nur...
Schwester, so sag doch, was soll er sagen?
Sag er nur, es wird uns eine hohe Ehre...
Kannst du denn das Maul nicht auftun?
Sag er, es wird uns eine hohe Ehre sein.
Wir sind zwar in der größten Unordnung hier...
Nein, nein, wart er nur.
Ich will selber an den Wagen herabkommen.
Sie werden verzeihen,
gnädige Frau.
- Mein liebes Kind... - Es ist alles in der größten Rappuse.
Sehen Sie mich als Ihre beste Freundin an.
Ich versichere Ihnen,
dass ich den aufrichtigsten Anteil nehme an allem,
was Ihnen begegnen kann.
Ich weiß nicht, womit ich die besondere Gnade verdient habe.
Wissen Sie denn auch, meine neue, liebe Freundin,
dass man viel, viel in der Stadt über Sie spricht?
Ich weiß wohl, dass es allenthalben böse Zungen gibt.
Nicht lauter böse, auch gute sprechen von Ihnen.
Aber sagen Sie mir, ich bitte Sie, wie kamen Sie doch dazu,
sich über Ihren Stand heraus nach einem Mann umzusehen?
Schönheit ist niemals ein Mittel, eine gute Heirat zu stiften,
und niemand hat mehr Ursache zu zittern als ein schön Gesicht.
Ach, gnädige Frau, ich weiß wohl, dass ich hässlich bin.
Sie sind schön, der Himmel hat Sie damit gestraft.
Armes Kind!
Wie glücklich hätten Sie einen rechtschaffenen Bürger gemacht.
Er liebt mich aber.
Entschließ dich, bestes Kind!
Unglückliches Mädchen,
lassen Sie sich alle Anschläge auf meinen Sohn vergehen.
Er ist versprochen.
Aber kommen Sie in mein Haus.
Ihre Ehre hat einen großen Stoß bekommen.
Das ist der einzige Weg,
sie wiederherzustellen.
Gnädige Frau...
Ach, ihr Wünsche junger Jahre
seid zu gut für diese Welt!
Unsre schönste Blüte fällt,
unser bester Teil gesellt lange vor uns sich zur Bahre.
Ach, ihr Wünsche junger Jahre seid zu gut für diese Welt...
Werden Sie meine Gesellschafterin!
Ach, gnädige Frau, erlauben Sie mir,
dass ich mich darüber bedenke.
Gut, liebes Kind,
tun Sie Ihr Bestes, ich muss fort.
Adieu, liebes Kind.
Marie fortgelaufen!
Meine lieben Kameraden!
Ich bitte Sie, beantworten Sie mir eine einzige Frage...
Und müssen denn die zittern, die Unrecht leiden,
und die allein fröhlich sein, die Unrecht tun?
Wer weiß, was Desportes mit uns tut!
Wie ich dir sage,
es ist eine Hure von Anfang an gewesen,
und sie ist mir nur darum gut gewesen, weil ich ihr Präsente machte, kurzum.
Herr Bruder, eh ich mich's versehe,
krieg ich einen Brief von dem Mädel.
Sie will zu mir kommen nach Philippeville.
Nun stell dir das Spektakel vor,
wenn mein Vater die hätte zu sehen gekriegt.
Was zu tun,
ich schreib meinem Jäger,
er soll sie empfangen
und ihr so lange Stubenarrest auf meinem Zimmer ankündigen.
Nun, mein Jäger ist ein starker, robuster Kerl.
Die Zeit wird ihnen schon lang werden auf einer Stube allein.
Hör, Desportes, das ist doch malhonett.
Was malhonett, was willst du?
Ist sie nicht gut versorgt, wenn mein Jäger sie heiratet?
Und für so eine...
Sie war doch sehr gut angeschrieben bei der Gräfin.
Und hol mich der Teufel, ich hätte sie geheiratet,
wenn mir nicht der junge Graf in die Quere gekommen wäre.
Da hättest du ein schön Sauleder an den Hals bekommen!
Mach, dass der Herr bald seine Weinsuppe bekommt!
Zwar, wie ich hörte, dass sie von der Gräfin weggelaufen sei...
Was reden wir weiter von dem Knochen?
Ich will dir sagen, Herr Bruder,
du tust mir einen Gefallen, wenn du mir ihrer nicht mehr erwähnst.
Es ennuyiert mich, wenn ich an sie denken soll.
Wirklich?
Ich kriege Stiche!
Marie!
Ich bin vergiftet!
Geben Sie sich keine Mühe,
es ist schon geschehen.
Ich sterbe vergnügt, da ich den mitnehmen kann!
Und ich bin Stolzius, dessen Braut du zur Hure machtest.
Sie war meine Braut.
Wenn ihr nicht leben könnt,
ohne Frauenzimmer unglücklich zu machen,
warum wendet ihr euch an die,
die euch nichtwiderstehen können,
die euch aufs erste Wort glauben.
Meine Marie!
Gott
kann mich nicht verdammen.
Pater noster, qui es in coelis...
Lass sie mich!
Ich bin kein Liebhaber von solchen Sachen.
Geht!
Lauft Euern Soldaten nach!
Um Gottes willen, ein klein Almosen, gnädiger Herr.
Es sind hier der lüderlichen Bälge die Menge.
Wenn man allen Almosen geben sollte, hätte man viel zu tun.
Gnädiger Herr!
Ich bin drei Tage gewesen,
ohne einen Bissen Brot in Mund zu stecken.
Ihr lüderliche Seele, schämt Ihr Euch nicht,
einem honetten Mann das zuzumuten?
Wer weiß, wo meine Tochter jetzt Almosen heischt.
O Gott!
...sed libera nos a malo.