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Es war einfach einer der Gründe, warum ich die Grünen mitbegründet habe. Die Natur finden wir vor, die haben wir ja nicht selber gemacht. Und sie zu erhalten, ist einfach eine Verpflichtung, und zwar eine der wichtigsten. Denn Arten, die ausgerottet sind, die entstehen nicht wieder. Also das gehört zu den ganz entscheidenden Gründungsimpulsen. Und es ist klar: Wenn ich jetzt Ministerpräsident bin, rückt dieses Thema vom Rand in die Mitte der Politik, und genau da gehört es auch hin.
Wir wollen, dass die großen Vorhaben der EU, etwa „Natura 2000“, die Vogelschutzrichtlinie, dass die auch wirklich umgesetzt werden. Wir müssen ja immer sehen, solche Richtlinien oder die Ausweisung von Naturschutzgebieten sind ja nur Mittel zum Zweck. Damit wird noch keine Artenvielfalt geschaffen, sondern das muss ja mit Inhalt gefüllt werden, umgesetzt werden. Hier braucht man Pflegepläne für Naturschutzgebiete und die muss auch jemand umsetzen. Darum geht es, das muss gemacht werden, sonst bleibt das alles nur ein Akt auf dem Papier - aber die Vögel lesen ja keine Naturschutzrichtlinien.
Wir brauchen einfach auch ein Stück Natur, das sich entwickelt ohne Eingriff des Menschen. Also so etwas wie ein kleines Stück Wildnis in der Kulturlandschaft, das ist ein Nationalpark. Allerdings entwickelt der sich erst dahin, sodass wir dann in dem Gebiet sozusagen irgendwann in vielen Jahrzehnten einen echten mitteleuropäischen Urwald haben. Da kommen dann ganz andere Arten vor wie in unseren Wirtschaftswäldern. Das ist etwas Großartiges, dient der Artenvielfalt, aber ist auch ein wunderbares Projekt, um sich das anzuschauen, solch eine Wildnis zu erleben. Das heißt, auch der Tourismus wird davon profitieren und es ist auch für den Nordschwarzwald ein Leuchtturmprojekt, wo er wieder interessant und spannend wird.
Ja gut, das ist klar. Ich meine, da nimmt man ja Waldfläche aus der Nutzung raus, das ist aber ganz wenig der Landesfläche. Und das werden wir mit allen Bürgerinnen und Bürgern, die in der Region sind, einfach intensiv diskutieren. Es wird gerade ein Gutachten darüber gemacht. Und wenn man das hat, dann kann man mit allen Interessengruppen, mit den Betroffenen, mit Befürwortern und Gegnern, einen ganz offen Dialog führen und so gehen wir da ran.
Also ohne Landwirtschaft hätten wir ja in Deutschland fast flächendeckend Wald. Erst die Landwirtschaft hält die Fläche offen und erst dadurch ist der Artenreichtum unserer Kulturlandschaften entstanden. Also nur dadurch gibt es Naturschutz. Wenn wir wollen, dass jetzt Menschen diese schönen Landschaften da wandern, aber auch genussvoll essen mit Produkten aus der Region, dann brauchen wir schöne artenreiche, vielfältige Landschaften - nur dann kommen sie. Also man sieht, da steht alles in Beziehung zueinander. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Und darum habe ich alle drei Bereiche in das Ministerium für Ländlichen Raum gegeben, damit sich dort diese Dynamik entfaltet. Denn man muss wissen, der Tourismus ist eine der wichtigsten Branchen - da sind mehr Arbeitsplätze wie in der Fahrzeugindustrie. Also da geht‘s um Natur, da geht‘s um Kultur, es geht aber auch um Wertschöpfung.