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Zakari Garba und Ibro Abdou leben im Dorf Bazaga im Süden des Niger.
Während der Ernte arbeiten die beiden Landwirte täglich zehn Stunden auf dem Feld.
Jährlich ernten Zakari und Ibro
jeweils rund 400 Kilogramm Hirse.
Einen Teil lagern sie ein,
um das eigene Leben der ganzen Familie zu sichern.
Ich habe vier Kinder,
meine Frau und meine Eltern.
Ich kümmere mich auch um ein sehr armes Ehepaar.
Wenn sie nichts zu essen haben, helfe ich ihnen.
Ich lebe mit meiner Familie, meinen zwei Brüdern,
ihren Frauen und deren Kindern, sowie unserer Mutter zusammen.
Wie Zakari Garba und Ibro Abdou ,
arbeiten etwa 80 Prozent der rund 16,5 Millionen Menschen des Landes
in der Landwirtschaft und Viehzucht.
Zu Beginn der Regenzeit im Mai
bauen die Landwirte hauptsächlich Hirse, Sorgum und Bohnen an,
die sie dann von September bis November ernten.
Laut einer nationalen Studie
können die Familien durchschnittlich sechs Monate von ihren Erträgen leben.
Die Realität sieht für die Menschen hier jedoch oft anders aus.
Deshalb pflanzen die nigrischen Bauern in der Trockenzeit zwischen Oktober und März
weiteres Gemüse an:
Hauptsächlich Zwiebeln, Salat und Kartoffeln.
Jedes Jahr droht ab Mai ein erheblicher Engpass. Die Bauern müssen öfter
einen Teil ihrer Produktion verkaufen,
um die unterschiedlichen Kosten tragen zu können.
Die Vorräte aus der Vorjahresernte sind daher schnell aufgebraucht und die neue Ernte
steht erst im September an.
Die Familien müssen diese für sie schwierige Zeit
auf andere Art und Weise überbrücken.
Einige arbeiten als Tagelöhner,
, andere versuchen irgendwie bis zur neuen Saison durchzukommen.
Aber manche müssen auch abwandern und in den Nachbarländern Arbeit suchen.
Derzeit leiden fast 5,5 Millionen Menschen in Niger unter Mangelernährung.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Trinkwasser.
Fast die Hälfte der Kinder
hat Wachstumsverzögerungen.
Das Land liegt seit Jahren auf dem vorletzten Platz des Human Development Index.
und leidet an regelmäßig wiederkehrenden Nahrungsmittelkrisen
und Hungersnöten, im Schnitt etwa alle drei Jahre.
Jede Hungersnot trägt einen Namen,
die auf die konkrete Situation und Zeit Bezug nimmt.
Mariama, die Mutter von Ibro Abdou hat mehrere davon erlebt.
Die Hungersnot Tamalalo betraf die ganze Region.
Während der Hungersnot M.... waren die Vorräte aufgebraucht:
Zuhause, auf den Feldern und in den Getreide- speichern.
Manjagara fand statt, als das Kopftuch sich verbreitet hat. Deswegen sagt man,
dass diese Hungersnot die Menschen verschleiert hat. Die aktuelle Hungersnot Antarsa
hält die Familienoberhäupter davon ab, Geld zu sparen.
Alles wird direkt verbraucht.
Die Auslöser und treibenden Faktoren dieser Krisen sind vielfältig.
Zu viel oder gar kein Regen,
Heuschreckenschwärme und Raupenplagen,
so wie die Versteppung des Bodens, stürzen die Menschen immer wieder in Not.
Mit der höchsten Geburtenrate der Welt
hat sich in den vergangenen 50 Jahren die Zahl der Einwohner
in Niger verfünffacht.
Der Druck wird noch größer durch Heimkehrer und Flüchtlinge.
Nigrische Männer aus Krisenstaaten, wie Libyen oder Mali,
kommen wieder in die Heimat zurück.
Auch sie beanspruchen Anbauflächen.
Immer mehr Menschen bleibt immer weniger Land,
das für die Landwirtschaft geeignet ist.
Moussa Sawa arbeitet bei CADEV Caritas Development in Maradi.
Die MISEREOR Partnerorganisation
hilft den Bauern die ausgelaugten und erodierten Flächen wieder
anbaufähig zu machen.
Wir streuen ein bisschen Dung und mineralischen Dünger auf die
degradierten ausgelaugten Felder,
damit die Bauern das Land wieder bepflanzten können.
Es gibt Felder, die seit 50 Jahren nicht genutzt wurden.
Die steigenden Lebensmittelpreise und die lokalen Preisspekulationen auf Hirse
und Zwiebeln verschärfen die schwierige Situation der Menschen.
Die eigene Ernte ist für viele Bauern die einzige Einnahmequelle.
Die Familien brauchen unter anderem Geld
für die Schulkosten,
die medizinische Versorgung,
so wie die gesellschaftlichen Bräuche, wie Taufen und Hochzeiten,
um nicht ins soziale Abseits zu geraten.
Die Landwirte, wie Ibro Abdou müssen auf dem Markt im Bazaga
einen Teil ihrer Vorräte verkaufen, selbst wenn die Preise niedrig sind.
Solch eine Not spielt Spekulanten in die Hände.
Sie kaufen die Zwiebeln und Hirse zu Spottpreisen auf,
lagern sie ein und bringen sie später zu Wucherpreisen wieder auf den Markt.
Die nigrischen Familien kaufen also ihre eigene Produktion teurer zurück,
weil sie in Engpasszeiten nichts mehr zu Essen haben.
Das größte Problem ist der Geldmangel,
insbesondere für den Anbau während der Trockenzeit.
Wir müssen viel investieren, denn sonst werden die Felder unbrauchbar
und die Erträge reichen nicht aus.
Einige Bauern haben keine Getreidespeicher. Sie lagern die Ernten
in den Schlafzimmern oder sie speichern sie in ihrem Hof.
In dieser prekären Lage engagieren sich MISEREOR und seine
Partnerorganisation CADEV,
um den Menschen dabei zu helfen,
sich für die nächste Dürre besser zu rüsten.
Mit Hilfe von MISEREOR kaufte CADEV Eselskarren
und baute in Bazaga zementierte Brunnen.
Mehrere Familien bekamen Motorpumpen zu einem Bruchteil des
marktüblichen Preises.
CADEV-Fachexperten schulten auch die Bauern, wie sie ihre Anbaumethoden besser
gestalten können, wie sie mit den Motorpumpen umgehen sollen und warum es sich lohnt,
verschiedene Gemüsesorten anzupflanzen.
In Bazaga wurde eine Agrarshop eingerichtet.
Dort können die Bauern hochwertiges Saatgut, aber auch Pflanzenschutzmittel
und Dünger zu günstigen Preisen einkaufen.
Wir haben die Preise gesenkt, damit die Bauern sich Dünger und Saatgut leisten können.
Mehr als 13.800 Menschen profitieren
von der Entwicklungsarbeit mit CADEV.
Die MISEREOR-Partnerorganisation arbeitet ausschließlich mit Gruppen zusammen,
nicht mit einzelnen Bauern. In Bazaga ist die Bauern-Union Hadin Kaye
der Partner.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Mit der Hilfe von CADEV werden wir wohlhabender.
Heute können wir unseren Frauen farbige Baumwollstoffe kaufen und unsere Kinder
zur Schule bringen.
Unsere Situation hat sich wirklich verbessert.
Als wir nur mit unseren Händen gearbeitet haben,
konnten wir nicht mehr als zehn Säcke Zwiebeln ernten.
Heute ernten wir 100 bis 150 Säcke.
Mehr als 18 Millionen Menschen in der ganzen Sahelzone
werden derzeit von einer neuen Hungersnot bedroht.
Der Kampf gegen Hunger
bleibt weiter eines der zentralen Anliegen von MISEREOR.
Dank der Arbeit seiner Partnerorganisation CADEV
sind schon viele nigrische Bauern wie Ibro Abdou und Zakari Garba gewappnet,
der nächsten Krise erfolgreich zu trotzen.