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Ich glaube, eine der größten Herausforderung war es, dem Buch gerecht zu werden. Tolstoi hatte ja auch eine etwas ambivalente Einstellung gegenüber Anna.
Es kommt mir vor, als hätte er sie geliebt aber gleichzeitig war er auch ablehnend ihr gegenüber und es ist schwierig da eine Balance zu finden. Sie ist keine typische Heldin, die immer gut ist. Ich denke, das war eine der größten Herausforderung.
Du arbeitest nun schon zum dritten Mal mit Keira Knightley zusammen. Was macht sie so besonders für dich?
Ihr Mut und ihre Stärke und ihr Kampf und ihre Entschlossenheit, ihr Ehrgeiz nach der Kunst, nicht nach ihr selbst sondern nach der Kunst und natürlich ihre Schönheit und wir verstehen uns sehr gut. Wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich. Nicht in der Schönheit natürlich, aber in vielen anderen Dingen.
Ich denke, das ist ihre beste Leistung in ihrer Karriere bis jetzt und ich erwarte eine Oscar-Nominierung für Anna Karenina, aber es gibt viele Kategorien, in denen dein Film nominiert werden könnte. Welche Nominierung erwartest du? Und bei welcher Kategorie wärst du enttäuscht, wenn dein Film dort nicht nominiert werden würde?
Ich habe keine Erwartungen, weil ich denke, dass Erwartungen zu Verbitterung führen, also versuche ich meine Erwartungen im Leben zu senken. Und um ehrlich zu sein, ich finde den Wetteifer bei den Oscars falsch und sehr ungesund.
Also versuche ich, nicht über sie nachzudenken.
Wer war, neben dir, das wichtigste Crew-Mitglied?
Tom Stoppard. Tom Stoppard hat das Drehbuch geschrieben. In der Tat wollte ich den Film nur machen, wenn ihn Tom schreiben würde. Er war eigentlich die einzige Person, die dazu in der Lage war. Und er war ein großartiger Lehrer. Er führte mich durch den Prozess und das Buch.
Ich denke, dass es nur wenige Leute gibt, die Tolstoi als jemand gleichwertigen behandeln können. Es war so, als hätte er es geschafft, Tolstoi von seinem Sockel zu holen und ihn in einen Stuhl zu setzten und eine Unterhaltung mit ihm zu führen.
Ihn als Mann und als Künstler zu behandeln und nicht als einen Gott.
Das war hochwichtig
Nun, da du diesen Film gemacht hast, was können wir von dir in Zukunft erwarten? Bleibst du bei dem Drama Genre?
Ich werde tatsächlich etwas Theater machen. Ich denke, dass meine Ideen und unsere Gegenwart sich einfach besser für das Theater eignen, als für einen Film.
Letztes Mal als ich dich für den Film Hannah in Berlin interviewt habe, meintest du, dass du an einer Film-Adaption von der kleinen Meerjungfrau arbeitest.
Ja, das geht immer noch weiter. Vielleicht machen wir das in ein paar Jahren.
Kannst du vielleicht etwas über Filme erzählen, die dich beeinflusst haben? Hast du einen ultimativen Lieblingsfilm? Wenn du nur einen wählen dürftest, welche wäre es?
Ich denke, dass bei Anna Karenina die Filme von Powell und Pressburger einen großen Einfluss hatten. Filme wie Die roten Schuhe. Viscontis Der Leopard. Wim Wender's Der Himmel über Berlin ist einer der wichtigsten Filme meiner Jugend.
Tarkovsky auch. Es gibt so viele und es ist unmöglich sich da nur für einen zu entscheiden. Ich liebe Begegnung, vielleicht sogar am meisten. Leans Regiearbeit, aber wahrscheinlich auch Noel Cowards als Autor. Ich höre mich an wie ein alter Kauz, stimmts?
Gibt es denn aktuellere Werke oder Regisseure, die du bewunderst?
Nein, überhaupt keine. JA, natürlich. Ich weiß nicht, um ehrlich zu sein habe ich gar nicht so viele davon gesehen. Ich lebe in einer kleinen Blase und die meisten Filme, die ich sehe, sind ältere Filme. Also, ich sehe nicht so häufig moderne Filme. Ich freue mich aber schon auf Holy Motors. Ich mag Carax Arbeit sehr gern.