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Willkommen zum Problem mit der Mehrheitswahl erklärt von mir, C. G. P. Grey
Die königliche Familie hat ein Problem. Aber dies ist nicht irgend eine königliche Familie, Dies sind die Löwen
-- Herrscher des Dschungels seit Uhrzeiten.
Es gibt Proteste über die absolute Macht der Monarchie und die Bürger des Tier-Königreichs
wollen mit entscheiden wie sie regiert werden.
Dem Druck nachgebend hat Löwe abgedankt und König soll ein Wahlamt werden.
Um einen reibungslosen Übergang zu garantieren -- und weil sie geschickter ist als ihr Ehemann --
bleibt die Königin auf dem Thron mit der Macht die Regeln für alle Wahlen in ihrem Königreich
zu setzen.
Sie hat verkündet dass jeder Bürger eine, und nur eine, Stimme bekommt und dass der Kandidat
mit den meisten Stimmen die Krone gewinnt.
Diese Methode von Wählen wird meistens Mehrheitswahl genannt (umständlicherweise
FPTP abgekürzt) oder Gewinner kriegt alles.
Dieses System ist einfach, fair und logisch. Richtig?
Eigentlich, nein.
Es ist eine schreckliche, schreckliche Idee.
Wieso?
Nun, um die Probleme der Mehrheitswahl zu verstehen, lasst uns ansehen wie die ersten Wahlen im
Tier-Königreich verlaufen.
Es ist eine aufregende Zeit für die aufkeimende Demokratie und sieben hoffnungsvolle Kandidaten treten vor
um zu kandidieren und ihre Parteien zu repräsentieren. Sie lassen die besten Kampagnen laufen, die Bürger gehen
zu den Wahlurnen und die Stimmen werden gezählt. Das Resultat ist folgendes:
Schildkröte erhält 9% der Stimmen.
Affe erhält 18%.
Gorilla erhält 19%.
Eule erhält 13%.
Leopard erhält 20%.
Tiger erhält 15%.
Schlange erhält 6%.
Nach den Regeln der Mehrheitswahl wird Leopard als Gewinner gekrönt und darf für die gesamte
Länge ihrer Amtszeit regieren.
Aber schaut euch die Resultate genauer an, und ihr seht das erste Problem mit diesem System:
Minderheitsherrschaft. Die überwiegende Mehrheit -- 80% -- wollte jemand anderes als König, aber
Leopard hat trotzdem gewonnen. Es gab nur sieben Kandidaten in diesem Rennen, aber wenn ihr euch vorstellt dass es zwanzig währen
könnte sie nur 5% der Stimmen erhalten und immer noch gewählt werden.
Dieses Problem mit Minderheitsherrschaft ist nur der Anfang.
Das zweite Problem mit Mehrheitswahl ist, wenn man es lange genug verfolgt, dass es
unvermeidlich, unvermeidbar, zu einem Zwei-Partei-System führt.
Wieso?
Um das zu verstehen, lasst uns mal schauen was über mehrere Wahlzyklen passiert...
Leopard hatte ihre Amtsperiode und es ist Wahlzeit in der jungen Demokratie. Nur jetzt
erinnern sich alle Bürger des Tier-Königreichs an das Resultat vom letztem Mal.
Diese Information ändert wie sie sich verhalten. Besonders Schlange- und Schildkröte-Wähler -- die
realisieren müssen dass sie unattraktive, extreme Kandidaten unterstützt haben die keine Chance haben
zu gewinnen.
Schildkröte-Wähler, die unter Leopard Herrschaft unglücklich waren, haben entschieden den Kandidaten
mit der besten Chance auf Gewinn zu wählen, Gorilla.
Nun, Schlange-Wähler möchten für Tiger wählen -- welcher der Kandidat ist mit dem sie am meisten
gemein haben, aber sie fürchten sich davor weil Leopard eine negative Kampagne gegen seine Wettbewerber
führt.
Schlange-Wähler, welche die Idee einer Gorilla Herrschaft nicht mögen, wählen strategisch für Leopard.
Das Endresultat sieht so aus, mit Leopard der 26% der Stimmen erhält und Gorilla, welcher 28 bekommt
und somit der neue König wird.
Schlange und Schildkröte, nachdem sie ihre schlechten Resultate und Kampagne-Kosten gesehen haben, entscheiden
aus zukünftigen Rennen auszusteigen.
Was als Sieben-Partei-System angefangen hat, ist nun runter auf fünf.
Spulen wir auf die nächsten Wahlen vor:
Nur fünf Kandidaten führen, und wieder ein mal erinnern sich die Wähler an letztes mal.
In diesen Wahlen sind es Eule-Wähler die erkennen dass ihr Kandidat nicht gewinnen kann. Sie sind
Wähler der politischen Mitte und weniger ideologisch als der Rest des Tier-Königreichs -- deswegen
mögen sie weder Gorilla, noch Leopard.
Beide, Gorilla und Leopard, wissen dies, also lassen beide negative Kampagnen laufen um
von der Angst der Wähler der politischen Mitte zu profitieren.
Eule-Wähler teilen ihre Stimmen auf und wählen vorwiegend gegen den Kandidaten den sie nicht mögen,
anstatt den Kandidaten zu unterstützen den sie mögen
Nach diesen Wahlen erhält Gorilla 33% der Stimmen und Leopard erhält 34% und gewinnt somit.
Eule, wie Schildkröte und Schlange vor ihr, treten aus dem Rennen aus.
In den letzten Wahlen die wir uns anschauen, sind Affe- und Tiger-Wähler unglücklich. Beide mögen die
Kandidaten die sie unterstützt haben wirklich, aber sie müssen Kompromisse eingehen. Affe-Wähler
sind mit Gorilla mit ein paar Themen einverstanden, aber sie mögen Leopard gar nicht. Tiger-Wähler geben
Leopard bei manchen Themen Recht, aber sie mögen Gorilla gar nicht.
Sie geben strategisch ihren bevorzugten Kandidaten auf, aus Angst dass der Kandidat mit dem sie am wenigsten
einverstanden sind gewinnt.
Das Endresultat ist Leopard 49% und Gorilla 51% und somit König.
Affe und Tiger sind die letzten Kandidaten die aus dem Rennen austreten und das Tier-Königreich
ist nun ein Zwei-Partei-System.
Wegen den schwankenden Wählern aus der politischen Mitte könnte Leopard bei den nächsten Wahlen gewinnen,
dann gewinnt Gorilla, nur um wieder gegen Leopard zu verlieren,
aber die zwei Parteien ändern sich nie.
Die Bürger des Tier-Königreichs sind in diesem System gelandet, nicht weil sie faule Wähler sind
oder weil es das war was sie wirklich wollten, sondern wegen der Mathematik wie das System
aufgebaut ist.
Zwangsläufig, genug Zeit vorausgesetzt, tendieren alle Mehrheitswahlen zu Zwei-Partei-Systemen.
Aber die Wünsche der Wähler haben sich seit den ersten Wahlen nicht geändert. Nur zwei-fünftel
von ihnen wollten entweder Leopard oder Gorilla als ihre erste Wahl und 3/5 von ihnen wollten
jemand anderes als erste Wahl.
Es ist diese Majorität der Wähler welche am demokratischem Prozess desinteressiert wird weil
sie sich fühlen als ob sie keine bedeutsame Art und Weise haben um ihre Vorlieben aus zu drücken.
Aber von hier an wird es nur noch schlimmer. Wenn die Wähler des Tier-Königreichs vor den Wahlen in Gruppen
aufgeteilt werden, sind sie anfällig für Gerrymandering.
Gerrymandering ist ein wenig kompliziert, aber stellt euch einen Block mit zehn Häusern vor, jedes mit einem Wähler.
Drei sind Leopard-Wähler, drei sind Gorilla Wähler und vier sind Eule-Wähler.
Wenn die Wähler bevor sie wählen in Gruppen aufgeteilt werden, wer darüber entscheidet wo die Linien gezogen werden
hat enormen Einfluss darüber wer die Wahlen gewinnen wird.
Zum Beispiel, wenn ihr drei Leopard-Wähler mit zwei Eule-Wähler gruppiert und das selbe
mit den drei Gorilla-Wählern macht, könnt ihr Eule von den Wahlen eliminieren, obwohl Eule-Wähler
die grösste Mehrheit darstellen und bei einer direkten Mehrheitswahl gewinnen müssten.
Wenn die Leopard- oder Gorilla-Partei darüber entscheidet wo die Wahlbezirke gezeichnet werden
haben sie enormen Anreiz um sich sichere Sitze zu garantieren.
Aber mehr um Gerrymandering in einem anderem Video.
Pfah! Sagt ihr, wählt eine dritte Partei und ändert das System!
Dies bringt uns zum letztem, und möglicherweise schlimmsten, Problem von der Mehrheitswahl
Der Spoilereffekt.
Stellt euch vor es sind bereits mehrere Jahre Gorilla und Leopard Herrschaften vergangen.
Tiger entscheidet dass es Zeit wird in das Rennen ein zu steigen. Er denkt dass die Wähler den
Status-Quo satt haben und dass er eine Chance hat zu gewinnen.
Er baut seine Kampagne auf, erhält eine überraschende Menge an Gold in Spenden und darf auf dem
Tier-Nachrichten-Kanal mit dem Hauptkandidaten debatieren.
Die Wahl-Nacht rückt näher, aber Tiger erhällt nur 15% der Stimmen -- überwiegend von Leopard-Wähler
welche ihm auf dem politischem Spektrum am nächsten sind. Gorilla hat einen sehr leichten Sieg gegen Leopard
und wird König.
Dies ist die Mehrheitswahl in seiner schlimmsten Form: Umso besser eine dritte Partei abschneidet, umso mehr
schadet sie ihren eigenen Wählern indem sie der Partei mit der sie am meisten zustimmen einen Verlust garantieren
und der Partei mit der sie am wenigsten zustimmen einen Sieg.
Und vergesst nicht, Gorilla ist kein Dummkopf: Er weiss wie das System funktioniert. Von wo glaubt ihr
kommen teilweise diese Goldspenden?
Währenddessen ist die Königin Löwin unzufrieden.
Sie observiert die Wahlen und sieht dass das System schlecht für ihre Untertanen ist. Und
sie hat nachgedacht, was macht ein gutes Wahlsystem aus? Nun…
Man sollte für den Kandidaten wählen den man am meisten mag, ohne sich zu sorgen.
Mehr Auswahl an Repräsentanten ist besser.
Das System sollte nicht anfällig für Gerrymandering sein.
Und es sollte offen für neue politische Parteien sein.
Glücklicherweise für die Königin, stehen mehrere unterschiedliche Systeme zur Auswahl -- Inklusive
der alternativen Wahl. Aber das muss in grösserem Detail in einem anderem Video diskutiert werden.
Vielen Dank fürs zuschauen.