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Dies ist der Vorfall, der die meisten Opfer forderte. NO REPSONSIBILITY OR LIABLITY IS TAKEN FOR THE CORRECTNESS OF THE SUBTITLES
Es gab 191 Opfer. KEINE GEWÄHR FÜR DIE RICHTIGKEIT DER UNTERTITELUNG.
181 wurden getötet. Der Vorfall ereignet sich im Rahmen
der "Operation Medusa", ca. 20 km von Kandahar entfernt,
im August 2006.
Dieser Vorfall und dieser Bericht haben es nicht
in die Berichterstattung des Guardians, des SPIEGELs
oder der New York Times geschafft.
Einfach nur deshalb, weil so viel passiert ist.
Man hatte nicht genug Zeit, um herauszufinden, was
bei diesem Vorfall eigentlich passiert war.
Ein ungewöhnlicher Vorfall mit vielen Getöteten,
aber man hatte nicht genug Zeit, ihn zu analysieren.
Wir haben dafür gesorgt, dass jeder diese Vorfälle
leichter verstehen kann, denn diese großen Medien
haben einfach nicht die Zeit und die Mittel,
um all dieses Material zu sichten.
In den Schlagzeilen haben wir tatsächlich nur
einen ersten Einblick in die Geschehnisse zusammengefasst.
Die meisten Medien außerhalb der USA berichten
nicht über derlei Dinge.
Deshalb sieht der Bericht so aus:
"At 0524z, CJSOTF requested a MEDEVAC for 2x ANA" usw.
Das scheint unlesbar zu sein. Ich kann es Ihnen vorlesen, aber
Personen, die keine Militär-Experten sind, können das nicht lesen.
Allerdings haben wir hier eine Hilfestellung:
Die Funktion "Expand acronyms" ("Akronyme ausschreiben").
Jetzt kann man verstehen, worum es hier geht.
Das kommt fast einer Dekodierung gleich - von den Akronymen
hin zu einem Text, den man sofort lesen kann.
Wenn man sich mit genau diesem Bericht eingehender befasst,
der einen komplexen und verstörenden Vorfall zum Thema hat,
stellt man fest, dass er einer Task-Force (Einsatzverband)
unter kanadischer Führung zuzuordnen ist und sich
im Rahmen der Operation Medusa ereignete.
Wenn Sie sich die Nachrichten und die offiziellen Stellungnahmen
der NATO aus dieser Zeit ansehen, merken Sie, wie man damit
prahlte, dass in dieser Woche ca. 1000 Menschen getötet wurden.
Unsere Nachforschungen führten uns auf eine kanadische
Militär-Webseite, die die Geschichte der Operation Medusa
genauer beschreibt. Die Seite scheint ein Buch anzukündigen,
das im September 2010 erscheint und diese Operation beschreibt.
Auf der Webseite ist ein Interview mit einem
kanadischen Journalisten: Graem Smith, der für die "Daily Mail"
arbeitet. Ich finde, dass dieses Interview sehr gut verdeutlicht,
warum "embedded" ("eingebettete") Journalisten
so bristante Informationen veröffentlichen.
Graem Smith war in die Operation Medusa "eingebettet" und
Sie können sich das Interview ansehen.
"Im September 2006 erlebte ich eine der extremsten Situationen
meines Lebens. Ich war bei der Operation Medusa ganz vorne
mit dabei - eine kanadische Großoffensive gegen die Taliban, die
sich außerhalb der Stadt Kandahar zusammengerottet hatten. Die
Taliban gruben Gräben und schüchterten die Zivilbevölkerung ein.
Die Kanadier beschlossen, dort mit vielen Soldaten einzuschreiten
und die Taliban zu vertreiben. Ich reiste mit einem Platoon (Einheit),
der sich selbst als "die Nomaden" bezeichnete. Das waren Jungs,
die man in einem 50.000 Quadratkilometer großem Gebiet
bei Kandahar überall hingeschickt hatte. Die waren ständig in
Bewegung, blieben nie zwei Nächte am selben Ort. Sie hatten sogar
kleine Aufnäher für dieUniformen gemacht, auf denen "The Nomads"
stand. Die Nomaden machten mich quasi zu einem von ihnen.
Eigentlich sollte ich nur 2-3 Tage bei ihnen bleiben, aber daraus
wurden zwei Wochen. Ich hatte keine Wechselunterwäsche und
keine Hemden dabei und duschte immer mit meiner Kleidung; ich
wusch zuerst die Kleider und dann mich. Ich hatte nur einen
Eimer als Dusche. Das war eine krasse Erfahrung. Ich schlief
viele Nächte in meiner Schutzweste, wir wurden beschossen,
unter anderem mit Raktenwerfern beschossen als wir eigentlich
gerade eine Art Pause machten und manche sogar Kaffee tranken.
Ich hörte ein lautes Klatschen direkt neben mir, als hätte sich jemand
von hinten angeschlichen, und ich drehte mich um und sah, dass
alle Soldaten auf dem Boden lagen, weil sie Deckung suchten.
Nur ich stand, weil ich zum ersten Mal beschossen wurde. Also warf
ich mich auch auf den Boden. Sie hatten mich integriert und mir
einen Nomaden-Aufnäher gegeben, den ich auf meiner Schutzweste
angebracht hatte. Also Journalist versucht man, neutral zu bleiben,
aber ich verspürte eine gewisse Zugehörigkeit zu denen."
Ich glaube, dieses Geständnis gegenüber dem kanadische Militär
zeigt wirklich, warum "embedded" Journalismus so gut zur
Wahrheitsverzerrung beigetragen hat. Menschen wie Graem Smith - ich
führe ihn nur als Beispiel an -, kommen in eine Umgebung, in der sie
unter Männern sind und müssen ihre Kleidung waschen, während
sie sie tragen. Eine intensive Erfahrung. Und die Soldaten, die sich
gegenseitig verteidigen und die ihn völlig integriert haben, sind
Menschen, die körperlich stärker sind, als es Journalisten
normalerweise sind. Das führt dazu, dass er sich zugehörig fühlt,
und wenn man sich einmal zugehörig fühlt, ist es schwierig,
objektiv zu sein. Aber nicht nur "embedded" Reporter machen das
Problem aus. In Afghanistan und anderswo gibt es eine aktive
Kampagne, die die Wahrheit verzerren soll, indem Journalisten und
Radiosender, die eigentlich unabhängig sein sollten, "gekauft"
werden. Sie wurden von Amerikanern gegründet und sind
angeblich unabhängig. Aus den Afghanistan-Kriegstagebüchern
geht hervor, dass zahlreiche Journalisten und Radiosender mit
vorgefertigtem Material versorgt werden. Hier ist ein Beispiel:
Radio Ghaznwyan erhielt zwölf Stunden "Radioprogramm zur
psychologischen Beeinflussung" inklusive vorgeschriebenen
Sendezeiten. Die Bezahlung steht hier auch. Das geschieht
ziemlich häufig in Afghanistan. Das bedeutet leider, dass sich im Falle
eines Sieges der ISAF-Truppen die Frage stellt, wie rechtmäßig
dieser Sieg eigentlich ist - schließlich hat man denn Sinn des
Krieges verschleiert und die Wahrheit manipuliert. Diese Art
von Manipulation haben wir auch auf persischsprachigen Webseiten
gefunden, die von Israel gesteuert wurden. Und leider bedeuteten
diese Manipulation, dass die rechtmäßige und berechtigte Kampagne
gegen die Taliban und deren Greueltaten nicht mehr glaubwürdig
ist. Denn man weiß nie, wer eigentlich dafür bezahlt. Gleichermaßen:
Sind iranische Dissidenten, die Webseiten erstellen,
vertrauenswürdig oder nicht? Das kann das iranische Volk nicht
wissen, denn viele der Seiten sind Propaganda. Das führt zu einer
Situation, in der die Bevölkerung keine Grundlage mehr hat - alles ist
schlammig, und jeder Schritt ist ein Schritt in eine Art intellektuellen
Treibsand, denn nichts beruht auf festen, nachvollziehbaren
Tatsachen. Unsere Tätigkeit, unser Bereitstellen von Informationen,
die nicht Stellungnahmen oder Analysen, sondern
vielmehr das Rohmaterial der eigentlichen Organistationen sind, das
sie zwar nicht für die Öffentlichkeit, sondern für interne Zwecke
zusammenstellen und das demzufolge weder Sie, noch andere Teile
der Bevölkerung noch Journalisten manipulieren soll, sondern für
Angestellte und Vorgesetzte bestimmt ist, ... ich finde, dass das
den Unterschied zwischen Tatsachen-Informationen und
einer beschönigten Wahrnehmung ausmacht. Die Kriegstagebücher
sind von US-Behörden kritisiert worden. Man versuchte, die
Tagebücher zu entschärfen, indem man sagte, dass das keine
professionelle Untersuchung der Geschehnisse sei und darauf
hinwies, dass das Material nicht aus dem Weißen Haus, sondern von
Soldaten vor Ort stammte. Aber genau das macht für mich die
Stärke dieses Archivs aus. Es enstand und entsteht direkt nach
den Vorfällen, und zwar bevor diese beschönigt oder in politisch
korrekte Sprache umgeschrieben werden können. Das bedeutet,
dass jede(r) Einzelne diese Informationen selbst analysieren kann.
Man kann einfach diese nakten Tatsachen analysieren, ohne
von der eigenen Version des Pentagons und anderer Behörden
abhängig zu sein. Fast alle Staistiken, die das Pentagon und die
NATO über diesen Krieg veröffentlichen, basieren auf diesem Archiv.
Wenn Sie also ein Diagramm über zivile Kriegsopfer sehen, das zum
Zeitpunkt der Veröffentlichung einen Rückgang aufweist, dann
stammt das Diagramm aus diesem Material. Akademiker,
Mathematiker und Journalisten können jetzt also ihre eigene
Analyse machen. Ich finde also, dass diese Roh-Informationen, aus
denen alle anderen Meldungen geschneidert werden, die wichtigste
Zutat sind, um die Zusammenhänge richtig zu verstehen. ----------
--------- Vielen Dank, Julian. Gleich können Sie fragen stellen, aber
zuerst möchte ich dich gern fragen, wie du mit dem ehtischen
Dilemma bei der Informationsverarbeitung umgehst: Wie verarbeitest
du die Informationen, wie findest du das richtige Gleichgewicht
zwischen dem Recht auf Information einerseits und dem Risiko,
dass Einzelpersonen enttarnt werden könnten andererseits? ---
--- Unsere Organistaiton hat keine leichten Entscheidungen zu
treffen. Wir haben ein breitgefächrtes Publikum und demzufolge
breitgefächerte Aufgaben. Wir haben Verantwortung gegenüber den
Menschen, die von diesem Krieg am stärksten betroffen sind: den
Menschen in Afghanistan, wo jede Woche hunderte Menschen
getötet werden.