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Es gibt viele Wege in die Rothenburger Altstadt — alle Tore.
Die meisten Städte haben ihre Wehranlagen im Zeitalter des Autos abgerissen,
aber Rothenburg ob der Tauber ist dem Trend nicht gefolgt.
Auf jedem Fall wird einem die Logik solcher Anlagen deutlich:
da käme nicht einmal ein Panzer durch, geschweige denn Männer auf Pferden.
Man kann immer noch die Anlagen begehen für einen schönen Ausblick über die Stadt.
Die westliche Seite steht auf einem steilen Hang über dem Fluss,
daher der Name: Die rote Burg oberhalb der Tauber.
Im 20. Jahrhundert verhinderte dies auch die westliche Ausdehnung der Stadt,
so dass sich dieser Ausblick seit dem 16. Jh. kaum verändert hat.
Ein Feind würde sich vielleicht überlegen, die Schutzwall zu erklimmern.
Und sich dann entscheiden, einen leichteren Weg zu finden.
Nicht, dass es davon viele gäbe.
Oft müsste er durch 2 oder 3 Tore passieren — natürlich bewacht.
Als sich die Stadt südlich ausdehnte, mussten die Anlagen erweitert werden.
Also, es gab noch immer ein Tor bis zum Marktplatz.
Wohl auch noch einen Zoll zu bezahlen — oder Wächter zu töten.
Heute hat Rothenburg andere Besucher:
Touristen, ca. 1,5 Millionen pro Jahr, die Hälfte aus Japan.
Rothenburg zieht Touristen seit 1900 an, und dies ist jetzt die wichtigste Industrie.
Kein Wunder: die ganze mittelalterliche Stadt ist wunderbar erhalten,
und gilt als urtypische deutsche Stadt.
Das Rathaus dominiert den Marktplatz.
Ursprünglich war der Erdgeschoss eine Art mittelalterliches Einkaufszentrum,
während die eigentliche Stadtverwaltung oben durchgeführt wurde.
Die Kirche St Jakob erhebt sich über die Stadt, und wird gerade saniert.
Im 14. Jahrhundert gebaut, enthält sie ein Retabel vom legendären Tilman Riemenschneider.
Die Wolfgangskirche wurde in den Wehranlagen eingebaut.
Außer Bauwerke zu bestaunen, können Touristen auch einen der vielen Käthe-Wohlfahrt-Läden besuchen.
Die hier ansässige Firma hat sich auf Weihnachtsschmuck spezialisiert.
Es gibt sogar ein Weihnachtsmusem — rund ums Jahr geöffnet.
Eine weitere Spezialität sind Schneeballen.
Streifen von Teig werden in Bällchen geformt und vorsichtig fritiert.
Es gibt verschiedene Geschmacksrichtungen und Farben.
Örtliche Regelungen verbieten die meisten modernen Plastik- und Leuchtschilder
damit Geschäfte ins mittelalterliche Bild einpassen,
auch wenn einige einen Deutschen aus dem 17. Jh. verblüfft hätten.
Rothenburg wurde vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont;
praktisch unbeschädigt dient es als Kulisse für viele Filme, z.B. „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“.
Und für eine Überraschung ist es immer gut.
Dieses Fahrzeug ist phantastisch, auch wenn der Motor mit Sicherheit nicht original ist.
Die Blinker aber auch nicht.