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Hallo YouTube!
Willkommen bei den Meisterkursen des
YouTube Sinfonieorchesters.
Ich heiße Paul Silverthorne.
Ich spiele die Solo-Bratsche
im London Symphony Orchestra,
und ich möchte euch einige Tipps
zum Vorspielen der Stücke für
das YouTube Sinfonieorchester 2011 geben.
Beim ersten Stück handelt es sich um
das Finale von Stamitz' Violakonzert in D-Dur.
Eine schöne Abwechslung,
denn sonst wird meistens der 1. Satz verlangt.
Dieses Finale ist nicht so virtuos,
daher ist der richtige Ausdruck sehr wichtig
sowie ein anmutiges und sauberes Spiel
und die Klangschönheit.
Zuerst müsst ihr darauf achten,
nicht zu schnell zu beginnen.
Man gerät in Versuchung, die Eröffnung
zu schnell zu spielen.
Dann habt ihr später Schwierigkeiten,
wenn es schneller wird.
Es müssen mehr Noten eingegliedert werden.
Hier geht es nicht um Schnelligkeit und Agilität,
sondern um Anmut.
Der Vermerk "dolce" weist schon darauf hin.
Ich würde eher so ein Tempo wählen...
Dies scheint erst etwas langsam,
wird euch aber zugutekommen.
Später werdet ihr feststellen,
dass alle Teile in diesem Tempo funktionieren.
Zum Beispiel
der nächste Teil, der gefühlvoller ist.
Ebenso wie der Moll-Part etwas später.
Und wenn ihr dann
zu den Sextolen kommt -
sechs Sechzehntelnoten -
geratet ihr nicht in Panik.
Euer Spiel hat weiterhin eine gewisse Eleganz
und ihr jagt nicht der Melodie hinterher.
Ihr sollt außerdem einen Satz aus
Bachs Suite 1 für Violoncello solo,
der G-Dur-Suite, spielen.
Ich werde nicht alles abhandeln,
möchte euch aber ein paar Tipps
zu Bach geben.
Es gibt viele verschiedene Ansichten,
wie Bach zu spielen ist.
Man kann es nicht jedem recht machen.
Wichtig ist, einen Stil zu finden,
von dem ihr überzeugt seid.
Spielt ehrlich, so wie ihr die Musik fühlt.
Das überträgt sich.
Wenn ihr es anderen recht machen wollt,
funktioniert es nicht.
Diese Suite ist wohl stilistisch
am einfachsten.
Die Musik ist nicht so komplex wie die späteren Suiten
und der Stil ist offen und natürlich.
Bringt das rüber.
Die Eröffnung ist einfach ein
Arpeggio.
Macht nicht zu viel Aufhebens
um die Artikulation, die Phrasierung.
Lasst die Harmonien natürlich erklingen.
Wenn ihr einen der Tanzsätze wählt,
achtet darauf, den Tanzcharakter zu bewahren.
Sie sind alle individuell.
Die zweite Allemande
ist relativ fließend und sanft.
Bei der Courante wiederum
könnt ihr die großen Sprünge sehen,
die Bach in das gesamte Stück geschrieben hat.
Dies gibt euch einen Hinweis auf die nötige Energie.
Es muss etwas robuster sein
als bei einigen der anderen Sätze.
Genießt den großen Sprung.
Fangt den Charakter des Satzes ein.
Die Sarabande sollte nicht zu langsam sein.
Meine Fassung hier hat eine Metronomangabe
in Achtelnoten.
Ignoriert das.
Auch wenn es langsam ist, sollte es doch
in Vierteln gespielt werden,
sonst entsteht nicht der richtige Sarabande-Rhythmus.
Das Menuett ist, anders als andere,
wieder ein sehr sanfter Teil.
Es ist nicht so lebhaft wie einige in den
späteren Suiten.
Auch hier ist eine fließende Linie wichtig.
Und dann ein schöner Kontrast zur Gigue.
Nicht zu schnell,
aber mit rhythmischer Energie.
Das war nur ein kurzer Überblick,
aber ich hoffe, es waren nützliche Tipps dabei.
Ein häufig verwendetes Stück bei Vorspielen
ist das Scherzo aus Mendelssohns
"Sommernachtstraum".
Die Gründe liegen auf der Hand.
Es erfordert eine gute Spiccato-Kontrolle
und saubere Fingerarbeit.
Es ist wirklich ein guter Test.
Wir kommen euch beim Vorspielen entgegen,
da wir nicht die schwersten Teile verlangen,
nur die 16 Eröffnungstakte.
Ihr müsst nicht die langen Sechzehntel-Läufe meistern,
sondern nur ihr kurzes Auftauchen.
Nutzen wir diesen Vorteil.
Im Prinzip streben wir dies an...
Es ist wichtig, dass dieser Strich
nicht mit dem ganzen Arm,
sondern aus dem Handgelenk erfolgt.
Mit dem ganzen Arm habt ihr keine Kontrolle
und es klingt hart und spröde, etwa so...
Wichtig ist eine flüssige Handbewegung
und so gut wie keine Beteiligung des Arms.
Solltet ihr damit Schwierigkeiten haben,
übt diesen Strich nicht mit
Mendelssohns Musik.
Spielt die Tonleiter...
oder z. B. die Kreutzer-Studie 2.
Kommt dann zu diesem hier,
wenn ihr etwas sicherer seid.
Dann könnt ihr das ganze Stück üben.
Die Ehrgeizigen unter euch,
die ein Soloinstrument im
YouTube Sinfonieorchester anstreben,
- viel Glück euch -
haben die Chance, eine wunderbare Melodie aus
Berlioz' "Harold en Italy" zu spielen.
Diese Passage ist der allererste Teil
des Bratschensolos.
Das Stück heißt:
"Szenen der Melancholie, des Glücks und der Freude".
Es beginnt also melancholisch.
Und am Ende des Solos dominieren Freude und Leidenschaft.
Es ist ein echter Test eurer Ausdrucksfähigkeit
an dem Instrument.
Und eurer Fähigkeit,
für längere Zeit eine Linie zu halten.
Es ist eine lange Melodie.
Ich habe die Takte nicht gezählt,
aber die ganze erste Seite umfasst eine melodische Spanne.
Hier ein paar Ideen.
Berlioz schrieb dies für Paganini,
der eine wundervolle Stradivari erworben hatte,
die er spielen wollte.
Berlioz hatte bestimmt den Klang dieses Instruments
im Kopf, als er diesen Satz von "Harold en Italie"
komponierte.
Der herrliche goldene Klang,
den sie gehabt haben muss.
Selbst wenn euer Instrument
eine chinesische Bratsche
mit der Aufschrift "Stradivari" ist,
strebt dies an: den singenden Bogenstrich
und ein warmes Vibrato.
Der nächste Teil sollte
so lieblich wie möglich
und vor allem
sehr leise sein.
Diesen Teil des Solorepertoires könnt ihr
wirklich sehr dezent spielen.
Die Orchestrierung ist hier unglaublich zart.
Versucht auch mit Webcam,
beim Vorspielen für YouTube,
dies wirklich leise zu spielen und dabei...
eine schöne Melodielinie zu halten.
Nach und nach...
wird das Stück leidenschaftlicher
und fröhlicher.
Dabei ist es wichtig,
den Klang zu erweitern
und eure melodischen Fähigkeiten zu zeigen.
Das beängstigendste Stück ist sicherlich
"Don Juan" von Strauss.
Es ist schwierig - in jeder Hinsicht.
Und wird bei fast jedem Vorspielen
für Saiteninstrumente verlangt.
Ich kann es nicht leichter machen,
aber ich kann euch ein paar Tipps geben.
Bei der Eröffnung machen viele den Fehler,
dass sie zu oft anhalten.
Wenn Don Juan sich hätte stoppen lassen,
hätte er niemals den Ruf, den er heute hat.
Es ist wichtig, die Eröffnung
von Anfang bis Ende durchzuziehen.
Im Kontrast dazu steht der üppige
Melodiebogen.
Achtet auch hier genau auf die
Artikulation von Strauss.
Zum Beispiel...
legt er die Betonung auf die Sechzehntel,
wo man sie nicht erwarten würde.
Wenn ihr es wie erwartet spielt,
betont ihr praktisch alles andere.
Achtet hierauf und darauf, dass
die nächsten Teile legato sind.
Die größte Angst haben alle vor
dem finalen G-Dur-Arpeggio
rauf zum D.
Wie schon gesagt ist dies nicht einfach.
Bewahrt Ruhe
und findet den richtigen Griff für euch.
Ansonsten: Üben, üben, üben.
Es gibt zwei Wege, zu dem hohen D zu gelangen.
Die meisten steigen schrittweise an.
Das war für mich nie das Richtige.
Ich warte bis zum letzten Moment
und gehe in einem Wechsel nach oben.
Jedem das seine.
Die nächste Passage
erfordert wie bei Mendelssohn
ein kontrolliertes Spiccato.
Hier ist es schwerer, da es aus einer
Forte-Passage kommt und es Triolen sind,
mit wechselndem Legato und Spiccato.
Nehmt den Bogen nicht zu hoch,
sonst passt es nicht zusammen.
Arbeitet kontrolliert.
Wenn ihr zu weit von der Saite abhebt,
könnt ihr die Legatos bzw. den Rhythmus
nicht kontrollieren.
Ich hoffe, diese Tipps haben euch weitergeholfen.
Viel Erfolg beim Üben
und ich freue mich auf eure Videos.