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Der Zirkus Grinelli ist wieder auf Reisen.
Der Löwendompteur steht wutschnaubend vorm Zelt.
Das Löwenkind Hugo, erst kürzlich gefangen,
lässt sich nicht dressieren, wie schade ums Geld.
Es liegt traurig im Käfig, es will einfach nichts fressen.
Die Peitsche hilft auch nichts, dabei ist das Tier
so herrlich gewachsen, so stolz und geschmeidig,
doch nicht zu gebrauchen im Zirkuszelt hier.
Und Hugo der Löwe sieht vor sich im Dunkeln
den Löwendompteur heimlich öffnen das Schloss.
Da stupst er die Tür auf und springt aus dem Käfig,
der Mond nur ist Zeuge und Hugo läuft los.
Radio:
"Liebe Hörerinnen und Hörer, wir unterbrechen das Morgenmagazin für eine wichtige Meldung: Vergangene Nacht ist aus dem Zirkus Grinelli ein gefährlicher Löwe ausgebrochen. Die Polizei hat die Lage unter Kontrolle und tut was sie kann. 1000 Mark Belohnung bekommt derjenige, der den Löwen, welcher übrigens auf den Namen ‚Hugo' hört, tot oder lebendig dem Polizeipräsidenten bringt."
Das Löwenkind Hugo läuft durch offene Türen
von keinem beachtet ins Kaufhaus hinein.
Die Rolltreppe hoch, bis zur Spielzeugabteilung
und rollt sich ganz müd' zwischen Plüschtieren ein.
Er schläft ein paar Stunden, beginnt dann zu schnurren,
denn vor dem Regal, da hockt flüsternd ein Kind.
Das krault ihm so zärtlich die buschige Mähne
Da kommt der Verkäufer und sagt: "Hey, verschwind!
Ihr Kinder müsst immer das Spielzeug betatschen!",
er greift nach dem Löwen und schiebt ihn herum.
Der Plüschlöwe bleckt sein Gebiss bedrohlich.
Der Spielzeugverkäufer fällt ohnmächtig um.
Radio:
"Liebe Hörerinnen und Hörer, wir unterbrechen erneut unsere Mittagssendung. Die Raubtierjagd nach der Bestie ‚Hugo' blieb bisher ohne Erfolg. Lediglich ein Spielzeugverkäufer, der mit Schock ins Krankenhaus gebracht wurde, behauptet, ihn gesehen zu haben. Kommissar Le Frog fand heraus, dass es sich hier wohl um die Verwechslung mit einem Spielzeuglöwen handelte."
Im Schatten schleicht Hugo geduckt übern Rummel,
kriecht unter 'ner Plane zur Geisterbahn rein.
Dort schweben Gespenster, dort zappeln Gerippe
Vorüber fahr'n Leute, die quieken und schrei'n.
Und draußen erzählen sie: "Ey, kein bisschen gruselig,
bis auf einen Löwen, sieht aus das Biest!"
Gerade fährt drinnen 'ne Dame vorüber,
die noch ganz genüsslich ihr Fruchteis genießt.
Das Fruchteis, das duftet nach frischen Bananen,
dem Duft seiner Heimat. Das Heimweh ist groß.
Da sieht jene Dame vor sich einen Löwen,
der nach ihrem Eis schnappt. Sie kreischt gellend los.
Radio:
"Yeah, hier sind wieder unsere News zur Raubtierjagd. Die Hinweise auf die gesuchte Killerbestie verdichten sich. Frau Elli Zipperlein will einen Löwen unter ihrem Bett gesichtet haben. Herr Alois Schreckschuss meint, in der Waldlichtung auf die Bestie gestoßen zu sein. Herr Fritz Doppelkorn sah sogar zwei Löwen nach einem mehrstündigen Kneipenbesuch. Frau Margot Schreihals schließlich will jenem Ungeheuer in der Geisterbahn begegnet sein. Weitere sachdienliche Hinweise bitte an unsere Polizeistationen."
Das Löwenkind Hugo sucht ein stilles Plätzchen.
Ein Laden steht offen, schnell huscht er hinein.
Ein Laden mit Mänteln aus wertvollen Pelzen
von Nerzen und Lämmern und Blaufüchselein.
Es klingelt ein Glöckchen, 'ne vornehme Dame
sucht zwischen den Pelzen was ganz Teures aus.
Vielleicht mal ein Jäckchen aus persischem Pudel?
Denn Nerze hat sie schon genügend zu Haus.
Da sieht sie am Boden den Pelz eines Löwen,
vollständig mit Mähne, ein prachtvolles Stück.
Sie greift nach dem Mantel, der fängt an zu brüllen,
doch sie schreit noch lauter und springt schnell zurück.
Radio:
"Zum letzten Mal, verehrte Hörerinnen und Hörer, melden wir uns in Sachen Zirkuslöwe Hugo. Die Polizei stellt zur Stunde auf einer Pressekonferenz das Ergebnis der Raubtierjagd vor. Zuletzt meldete man Löwen aus Teppich-, Möbel-, Pelzgeschäften, aus Kindergärten, Kirchen, Schwimmbädern, U-Bahnen und aus dem Zoo. Leider oder erfreulicherweise handelt es sich hierbei um Falsch- und Fehlmeldungen. Die Polizei vermutet, dies alles könnte ein Werbegag des kleinen Zirkus Grinelli gewesen sein."
Ein Schiff liegt im Hafen, von Mondlicht beschienen.
Es brachte Bananen, bald fährt es zurück.
Davor hockt ein Löwe so traurig und müde.
Die Tür zur Kombüse steht offen ein Stück.
Er rollt sich zusammen, gleich hinter die Fässer,
vom Abfallkorb stiehlt er sich nachts etwas Brot.
Dann träumt er schon wieder von Mama und Papa,
von weiten Savannen im Abendrot.
Und da plötzlich wieder der Duft von Bananen.
Das Schiff liegt vor Anker, da springt er geschwind
von Bord, läuft durch Wälder, bis zu den Savannen,
wo Mama und Papa erwarten ihr Kind.