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Hallo. Dies ist mein Beitrag zum Al Jazeera YouTube World View-Interview mit dem britischen Premierminister David Cameron.
Wer nicht David Cameron ist...
...kan trotzdem weiterschauen, und wenn es dir gefällt und du möchtest, dass Mr Cameron meine Frage beantwortet,
gehe zu www.youtube.com/worldview, schau nach meinem Video und stimme dafür.
Wenn Sie Mr Cameron sind...
...hallo, und danke dafür, dass Sie sich Zeit nehmen, mir zuzuhören.
Bitte entschulden Sie, wenn dieses Video etwas lang geraten ist,
aber ich versichere Ihnen, es lohnt sich, also los geht’s.
Also, Mr Cameron — oder darf ich Sie Dave nennen?
Bei vielen anderen Beiträgen geht’s um die Haushaltskürzungen,
was keine Überraschung ist, da wir beide wissen, man kann keine Haushaltskürzungen machen, ohne dass Menschen sauer werden,
also sage ich darüber nur so viel: Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.
Also, angenommen, alle Fragen, die man dazu stellen kann, sind auch gestellt worden,
möchte ich Ihnen eine andere Frage stellen zu einer etwas längerfristigen Politik.
Zuerst ein paar Infos. Hallo, ich bin Andrew, ich bin Brite, wie Sie möglicherweise hören,
bin aber nach Deutschland ausgewandert.
Genauer gesagt: Ich wohne im Nordwesten Bayerns,
in einem schönen ländlichen Tal mit vielen kleinen Dörfern.
Das tolle an diesem Tal ist, dass wir über ein anständiges öffentlichen Verkehrssystem verfügen,
wie sonst überall in Deutschland.
Es gibt einen Zug, der fast die ganze Länge des Tals fährt
und uns stündlich in die Großstädten bringt;
und auch ein dichtes Busliniennetz, um die Teile zu bedienen, wo die Bahn nicht hinkommt.
Um Ihnen ein Beispiel zu nennen, wie gut das funktioniert: Ich kann von hier aus zum Bahnhof laufen,
mit dem Zug in die Stadt Hanau fahren, von dort weiter mit der S-Bahn direkt in die Frankfurter Innenstadt,
und den ganzen Tag in Frankfurt verbringen, mit U-Bahn, Bus und Straßenbahn herumfahren,
und auch zurückfahren, mit einer Fahrkarte, die etwas unter €15 kostet.
Jetzt kommt’s: Wenn ich nach Großbritannien reise, kommt es mir wie ein Albtraum vor, einfach herumzufahren.
Ursprünglich komme ich aus Glastonbury, einer Stadt mit etwa 8.000 Einwohnern oder so,
neben einer weiteren Stadt, die Street heißt und ähnlich groß ist,
und nicht weit entfernt liegt Wells, ein bisschen größer.
Also, man müsste meinen, diese drei Ortschaften mit zusammen ungefähr 30.000 Einwohnern
sollte wenigstens einen Bahnhof haben.
Aber nein. Wenn ich nach Großbritannien fliege, muss ich den Weg nach Bristol finden,
und anderthalb Stunden auf der 376er Bus verbringen, um eine Strecke von zirka 30 Kilometern zu fahren.
Diese Reise möchte ich lieber mit der Bahn antreten,
besonders wenn meine Frau dabei ist, die Deutsche ist
und nicht sehr viel Zeit in Ländern mit Linksverkehr verbringt,
und daher bei jedem Kreisel vor lautem Schreck schreit
und meinen Arm so fest drückt, dass kein Blut mehr in meine Finger fließt;
und, Dave, meine Arme halten wirklich nur viel aus.
Um fair zu sein, meine Frau war zu der Zeit etwas zerrüttet, weil...
...nun, beim Landen am Flughafen Bristol verschätzte der Pilot die Höhe der Landebahn um ungefähr 15 cm,
und ich weiß, dass sie genug geflogen sind, David, dass Sie wissen, wie sich das anfühlt.
Ich mache Sie nicht für den aktuellen Zustand der britischen Verkehrsinfrastruktur verantwortlich:
so wie ich es sehe, fing alles damals an,
als beschlossen wurden, die Nebenbahnen zu schließen, weil sie Verlüste machten.
Das bedeutete, dass Gemeinden wie etwa Glastonbury plötzlich bar jeden Bahnanschluss waren,
und mussten mit dem Bus zum nächsten Bahnhof fahren, was eine ziemliche Strecke war,
und wie wir wissen, sind Busse langsam, unbequem, ohne Platz für Gepäck,
und natürlich viel weniger effizient als Züge bei der Beförderung von Fahrgästen.
Kein Wunder dass zu diesem Zeitpunkt viele Briten meinten:
„Scheiß drauf!“ und fuhren mit dem Auto.
Also, so wie ich die Lage einschätze, immer mehr Menschen fahren Auto,
weil niemand längere Strecken mit dem Bus fahren wollen — höchstens ein paar Kilometer —
und die Fernbahnlinien, da sich nicht mehr von den alten Nebenstrecken versorgt werden,
bekommen immer weniger Kunden und daher immer weniger Ressourcen, und das ist ein Grund für den Schlamassel, in dem wir uns befinden.
Es wirkt auf die ganze Verkehrsinfrastruktur aus:
Sowie auf den öffentlichen als auch auf den privaten Verkehr,
denn so schnell, wie man Straßen baut, werden sie mit Autos voll: mit der Zeit immer mehr.
Dank der Macht des Internets, kann ich Radio 4 hören,
also bekomme ich einiges mit, was die Regierung über die Verbesserung der Sicherheit bei der Bahn erzählt
und wie sie versucht, etwas rechtzeitig für die Olympischen Spiele auf die Beine zu stellen, damit überhaupt gefahren werden kann,
was auch sehr nett ist, aber... was dann?
Mir scheint, was nötig ist, ist eine gründliche Instandsetzung der gesamten Infrastruktur,
oder irgendeine revolutionäre Idee, um zu verhindern, dass das ganze Land zum Stillstand kommt.
Meine Frage lautet also: Was sind die langfristigen Ziele der Regierung in Hinsicht auf die Verkehrsinfrastruktur?
Was wollen Sie machen, um zu versichern, dass Großbritannien noch in, sagen wir mal, 50 Jahren funktioniert?
Das war’s, das ist meine Frage. Danke fürs Zuhören, und...
...nun, bin gespannt auf die Antwort. Auf wiedersehen.