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Jerusalem ist eine der heiligen Städte der Welt.
Die Wiege von Judentum, Christentum und Islam.
Knapp 1 Kilometer von Klagemauer, Tempelberg und Via Dolorosa...
liegt das Araberviertel Silwan.
Heute werden wir sehen, wie das Leben unweit dieser heiligen Stätten...
für die Bewohner ein Alptraum werden kann.
Das ist Fahri Abu Diab. Er zeigt uns das Haus seiner Nachbarn.
Das war ihr Schlafzimmer, die Küche, die Stube, das Zimmer ihrer Töchter.
Sie durften bei der Räumung nicht mal die Schuhe der Kinder einpacken.
Fahris Haus ist das nächste, das abgerissen wird.
Mein Haus. Mein Haus ist mein Leben.
Ich machte den Garten.
Das war ein Teich. Ich habe alle Bäume gepflanzt.
Seit dem Räumungsbefehl mach ich nichts mehr.
Wann wird Ihr Haus abgerissen? -Sie können jeden Moment kommen.
Der Abrissgrund reicht 3000 Jahre zurück.
Die archäologische Ausgrabung der Stadt Davids liegt bei Fahris Haus.
Es ist ein schöner Ort zur Erforschung des alten Jerusalem...
und mehr als 3000 Jahre alt.
Archäologen glauben, dass es der Wohnsitz von König David war...
dem Vater von König Salomon, der den ersten Tempel baute.
Es ist in Jerusalem eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten.
2005 wurde ein Plan angenommen.
Der sieht eine Ausdehnung um den sogenannten Obstgarten vor...
in dem König David spazieren gegangen sein soll.
Der Plan übersah...
die Tatsache, dass im Obstgarten 100 Silwan-Familien wohnen.
Die Stadt Davids soll die Wohnstätte von König David gewesen sein...
dem König der Juden vor 3000 Jahren. Na und?
Da lebte ein für Juden wichtiger Mann. Muss ich deshalb aus meinem Haus?
Die heute Lebenden sind wichtiger als alte Steine.
Geschichte ist von allen Menschen.
Wenn sie forschen wollen, müssen sie uns auch einbeziehen.
Ich kann in meiner Familie 12 Generationen zurückverfolgen.
Die wohnten schon hier.
Ich kam in diesem Zimmer zur Welt. Beim Fenster stand ein Feigenbaum.
Die Mutter saß da, als die Wehen kamen. Sie gebar mich hier.
Ich werde hier nie weggehen.
Es duftet noch nach meiner Mutter.
Diese Menschen können jeden Moment rausgeworfen werden.
Sie können auf der Straße landen. Jeder hat einen Räumungsbefehl.
Die Kinder, die man hier spielen sieht, werden nicht mehr da sein.
Sie müssen dann auf der Straße leben.
Wenn es nun anstatt um David um den Propheten Mohammed ginge?
Niemand ist wichtiger...
als meine Kinder.
Religiöse Menschen würden nie gegen andere vorgehen.
Die wären auf unserer Seite gewesen.
Ich weiß, dass weder Mohammed noch David...
Salomon oder Abraham dies akzeptiert hätten.
Es waren gute Menschen, die für mich im Leben und danach das Beste wollen.
Nicht alle Archäologen finden einen Wegzug der Bewohner nötig.
Das Obstgarten genannte Viertel...
ist kein Bestandteil der archäologischen Ausgrabung.
Selbst nach dem israelischen Amt für Altertümer...
betreffen die Funde nur die Stadt Davids und nicht den Obstgarten.
Niemand denkt, hier etwas zu finden. Es gibt keinen Grabungsplan.
Geplant ist lediglich, anstatt der Häuser Bäume zu pflanzen.
Werden alle Häuser abgerissen? -Alle.
Nach israelischem Gesetz sind die meisten Häuser hier illegal gebaut.
Seit dem Krieg von 1967, als Israel das Land besetzte...
bekommen Araber selten eine Genehmigung zum Bau neuer Häuser...
oder zum Ausbau bestehender Häuser.
Manchmal werden sogar eindeutig vor 1967 erbaute Häuser...
für illegal erklärt.
Das steinerne Haus dort hinten.
Man muss kein Experte sein, um zu sehen, dass es über 100 Jahre alt ist.
Seit einigen Jahren ziehen jüdische Siedler in das Viertel.
Das gibt Spannungen in Silwan.
Sehen Sie das Siedlerhaus da?
Das wurde vor zwei Jahren ohne Genehmigung gebaut...
aber da's ein jüdischer Siedler ist, ist es ok.
Die Einwohner von Silwan glauben, dass der Ausbau der Ausgrabung...
nur ein Vorwand ist, um sie zu verjagen...
und Platz für jüdische Siedler zu machen.
Ich glaube nicht, dass es um König David geht.
In Wahrheit wollen sie uns rauswerfen, um unser Land zu bekommen.
Wenn's nicht König David wäre, würden sie was andres nehmen.
Jakob, Salomon oder wen auch immer.
Es ist eine Ausrede, um mein Haus abzureißen und mein Land einzusacken.
Ich war neugierig, wo Fahris vertriebener Nachbar jetzt wohnt.
Ich hatte ein normales Haus...
mit Badezimmer, Küche, Wohnzimmer und einem Garten.
Wie soll ich in so was wohnen?
Im Winter bläst der Wind es um und spült der Regen es weg.
Jerusalem und die Regierung wollen, dass ich mich hier niederlasse.
Lieber sterbe ich unter den Ruinen meines Hauses als das da.
Wenn ich da wohnen müsste, würde ich vor Frust sterben.
Mein Haus verlieren heißt alles verlieren.
Mein Haus ist alles für mich.
Lieber sterbe ich, als mein Haus und meine Würde zu verlieren.