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Am 11. März fand das Große Ost-Japanische Erdbeben statt, mit dem Epizentrum vor der Küste der Präfektur Miyagi.
Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi verlor seinen gesamten Strom und ein paar Stunden später begann die nukleare Kernschmelze.
Aber all diese Informationen wurden nicht an die Öffentlichkeit übermittelt,
und Jod-Tabletten zur Verhütung von Schilddrüsenkrebs wurden außer in einigen wenigen Kommunen nicht an Kinder ausgegeben.
Ende März wurde radioaktives Jod in Trinkwasser gefunden, und Wassserflaschen verschwanden aus der Stadt.
Im April setzte das Ministerium für Bildung und Wissenschaft die zulässige Strahlungsdosis für Schulen auf 20 Millisievert pro Jahr [hinauf].
Es etablierte ein Verfahren, bei dem Schulen mit geringerer als dieser Strahlungsdosis ihre Schüler wie bisher auf dem Schulhof spielen lassen durften.
Eltern in Fukushima widersprachen diesem Verfahren und riefen dazu auf, das Limit herabzusetzen. [Plakat: Fukushimas Kinder sind keine Versuchskaninchen!]
Am 23. Mai, nach den Verhandlungen mit den Eltern, versprach das Ministerium für Bildung und Wissenschaft, das Ziel 1 Millisievert anzustreben.
Im Mai wurden radioaktives Jod und Cäsium in Muttermilch von Müttern aus den Regionen Kanto und Tohoku entdeckt.
Im Juni beantragten 14 Schulkinder in Koriyama Stadt eine einstweilige Verfügung gegen die Stadt, in der sie eine Schul-Evakuierung verlangten.
Im Juli wurden hohe Werte von radioaktivem Cäsium in Fleisch von Rindern gefunden, die mit kontaminiertem Reisstroh gefüttert worden waren.
Es wurde herausgefunden. dass das kontaminierte Fleisch in Schulessen in Städten wie Yokohama benutzt worden war. [Sichere Schulessen, bitte]
Im August wurden sogar in Tokyo Schulhöfe und Sandkästen einiger Schulen festgestellt, deren Strahlungswerte üner 1 Millisievert pro Jahr lagen
und Dekontaminationsversuche begannen. [0,36 Mikrosievert pro Stunde in einem Sandkasten]
Während der Sommerferien wurden Schwimmbad-Aktivitäten in vielen Schulen der Präfektur Fukushima ausgesetzt
und im ganzen Land wurden Sommer-Camps für Kinder aus Fukushima abgehalten.
Während dieser Zeit zogen mehr als 30.000 Menschen aus der Präfektur Fukushima aus.
"Wisse Sie, viele Kinder gehen jetzt auf andere Schulen, wie diese, weil es dort nicht sicher ist. Wenn ich mit allen anderen Schulkameraden evakuieren könnte, würde ich eher nicht in Fukushima bleiben."
Im September wurden nach und nach hohe Werte radioaktiven Cäsiums in Lebensmitteln wie Meeresfrüchten, Pilzen und Reis gefunden.
Im November wurde sogar radioaktives Cäsium in Säuglingsmilchnahrung gefunden.
In der zwischenzeit begannen Schulen in Kanto und Tohoku allmählich damit, Radiaktivitätskontrollen für ihre Schulessen durchzuführen.
Im Dezember, am Tag, als der Schulevakuierungs-Prozess in Koriyama abgelehnt wurde, erklärte Premierminister Noda, der Atomunfall sei beendet.
Am 21. erklärten die Minister Hosono und Edano, es werde 40 Jahre dauern,
bis die radioaktiven Materialien aus dem Atomkaftwerk Fukushima Daiichi entnommen und ein sicherer Zustand wiederhergestellt sei.
Wie das Video zeigt, sind im letzten Jahr viele, viele Dinge geschehen.
Wie am Schluß des Videos bemerkt, wird angenommen, dass die Stillegung nach dem Szenario der Regierung 40 Jahre dauern wird.
Nun. ich persönlich glaube, es wird noch länger dauern.
Wie auch immer, wir befinden uns in einer Situation, in der das, was jetzt geschah, Konsequenzen haben wird, die viele kommende Jahre anhalten werden.
Wenn Sie zurückschauen, an was erinnern Sie sich am meisten von der Katastrophe?
Wie ist es mit Ihnen, Fräulein Rie Takeda? Sie leben immer noch in Fukushima.
Was hat seit dem 11. März den stärksten Eindruck bei Ihnen hinterlassen?
Naja, natürlich erinnere ich mich ziemlich gut an den Unfall,
aber ich erinnere mich auch daran, dass wir nicht mehr auf dem Schulhof spielen durften, an Nachrichtencrews vom Fernsehen, die in die Schule kamen, und solche Sachen.
Ja, ich weiß. Nachrichtencrews vom Fernsehen gingen oft in Schulen in Fukushima, besonders im ersten Semester [von April bis Juli].
Toma, was ist mit Ihnen?
Sie haben in Fukushima gelebt und zogen dann nach Sapporo um.
Wenn Sie nun zurückschauen, was hat bei Ihnen den größten Eindruck hinterlassen?
Nun, sie haben das Strahlungslimit auf 20 Millisievert [pro Jahr] heraufgesetzt und die Schulen im April wieder geöffnet.
Das war für mich das schockierendste. Also ging ich zu der Verhandlung mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft.
Diese Verhandlung, die im Video gezeigt wurde?
Ja, und ich saß in der ersten Reihe und hörte zu. Aber sie haben nur vage geantwortet, so wie "Wir werden darüber nachdenken".
Ich erinnere mich, dass es eine sehr lange Verhandlung war.
Ja. Ich saß in der ersten Reihe, also have ich mich auch einmal dafür eingesetzt. Aha, taten Sie das?
Ja. Deshalb war ich auch wirklich frustriert, dass sie am Ende nichts beschlossen.
Sie sagten, ihr Ziel sei 1 Millisievert, aber sie haben bis jetzt nichts getan.
Das irritiert mich wirklich.
Haben Sie danach beschlossen, Fukushima zu verlassen? Irgendwelche Kommentare zu Ihrem Weggehen?
Wir haben im Juni beschlossen, wegzugehen.. im Mai oder Juni.
Wir entschlossen uns, wegzugehen, weil wir gesehen haben, dass sich nach der Verhandlung nicht geändert hatte.
Außerdem waren die verschiedensten Produkte aus Fukushima in großer Anzahl auf dem Markt, das war ein andere Grund dafür.
Sogar Kinder fühlen den Zorn. Oder sollte ich sagen, Kinder fühlen einen größeren Zorn? Ja.
Danke sehr. Würden Sie jetzt das Mikro an den übernächsten weiterreichen, an Herrn Nishikata?
Er ist auch aus Fukushima weggezogen. Kaito, was ist mit Ihnen?
An was erinnern Sie sich am stärksten aus dem letzten Jahr?
Naja, ich wußte nichts über Strahlung und all das.
Also habe ich mich gewundert: "Es wird wärmer. Warum muß ich eine Maske, Hut und lange Hosen anziehen"? oder solche Sachen.
War es einfach für Sie, zu gehen? Ich habe oft von Kindern gehört, die abgeneigt waren, wegzuziehen.
Ich wollte nicht von meinen Freunden weeggehen. Und ich habe mir auch darüber Sorgen gemacht, dass ich von neuen Klassenkameraden schikaniert werden könnte.
Das verstehe ich.
Wie das Video gezeigt hat, hoffen viele Kinder auf eine Schulevakuierung.
Aber ich vermute, die Regierung hat diese Thema überhaupt nicht diskutiert.
Nun, dann die einzige aus Tokyo. Fräulein Nakata, wie steht es mit Ihnen?
Nach dem Atomunfall, etwa ab Juni, hat meine Schule damit begonnen, Strahlungswerte zu messen
und die Herkunft der Nahrungsmittel bekannt zu geben, die beim Schulessen verwendet werden.
Ich weiß, dass Musashino Stadt schnell reagiert hat. Ja.
Und von dem allerersten Testergebnis wussten wir, dass Strahlung in grünen Zwiebeln aus Ibaraki gefunden worden waren.
Diese Ergebnisse werden als Handzettel gedruckt und uns in der Schule ausgeteilt.
Handzettel. Und dann schauten Sie darauf und ... "Aha!"
Ja. "Aha, entdeckt!" "Wieso?" oder so.
Es war umso schckierender, als wir sie schon gegessen hatten.
Im Juli und August wurde auch in diversen Nahrungsmitteln Strahlung entdeckt.
Und jedes Mal, wenn etwas entdeckt wurde, wurden Handzettel ausgeteilt.
Wenn ich darauf blickte, war ich so geschockt und sagte zu mir: "Oh nein, das habe ich gegessen..."
Ich lief nur so herum: "Warum? Warum? Warum?"
Tja, sobald man tatsächlich die Testresultate gesehen hat, spürt man es ganz deutlich.
Aber wenn es die Strahlungstests nicht gäbe, hätten Sie diese Sachen womöglich weitergegessen, ohne etwas davon zu wissen.
Ich glaube, dass das tatsächlich auf manche Kinder zutrifft.
Frau Amamiya, was denken Sie jetzt, nach diesem Rückblick auf die vielen Nachrichten seit dem 11. März und den jetzt gehörten Geschichten der Kinder?
Nun, was mich am meisten frustriert ist, dass die Regierung zum Jahresende erklärte, der Unfall sei vorbei.
Sogar jetzt leben so viele .... um die 150.000 Menschen?... immer noch fern von zu Hause und wissen nicht, wann sie zurückkehren können.
Wie konnte die Regierung unter solchen Umständen jemals so etwas erklären? Ich verstehe das wirklich nicht.
Ich stimme Ihnen zu. Sie tat das ohne eine klare Perspektive.
Eine andere Sache: das Komitee, das für die Bestimmung der Atomschäden-Kompensierung zuständig war, entschied,
dass die Menschen, die freiwillig evakuierten und die, die blieben, jeder einheitlich 80.000 Yen bekommen würden.
"Machen Sie Witze?" habe ich dem Komitee zu sagen. Wissen Sie, das deckt kaum die Transportkosten.
Werden sie jemals eine Abfindung für ihre Umzugskosten bekommen? Es gibt da viel zu viele unakzeptable Dinge.
Herr Kawane, Sie waren also ein normaler Lehrer an einer Mittelschule, aber jetzt treten Sie aus der Normalität heraus.
Sie sind aktiv an vielerlei Aktivitäten beteiligt, während Sie immer noch als Schiullehrer arbeiten.
Über diese ganze Zeit hinweg, haben Sie da Veränderungen an Ihrer Schule festgestellt?
Oder irgendetwas über sich selbst? Oder einen Kommentar zu den Geschichten der Kinder?
Nun, das erste Semester [von April bis Juli] war für mich das schwerste.
Obwohl ich das Thema der Strahlung diskutieren wollte, haben sich andere Lehrer nicht sehr darum gekümmert.
Und die Atmosphäre an der Schule war eher wie "Wagen Sie es nicht, über solche Dinge zu sprechen".
Aber im zweiten Semester [von September bis Dezember] begannen einige Schulen damit, die Herkunft der Nahrungsmittel zu veröffentlichen, die beim Schulessen verwendet wurden
und Strahlungswerte auf ihren Schulhöfen zu messen.
Unsere Stadt Saitama hat auch einen Service eingerichtet, einen Dosimeter an Einwohner auszuleihen.
Die Situation begann, sich zu verändern, und eine neue Atmosphäre von "Frag Kawane, wenn Du das mit der Strahlung nicht verstehst" begann, sich an unserer Schule zu entwickeln.
Aber entschuldigen Sie, sie sagte "Ein Geigerzähler aus dem Naturwissenschaftlichen Unterrichtsraum", aber war der schon vor dem 1.3. da? Ja, war er.
Wirklich? Hatten alle Schulen einen Geigerzähler?
Hier, das ist er. Radex Made in Russland. Er zeigt jetzt 0,08 mikrosievert pro Stunde.
Nun, in der Tat hatte daer Bildungsausschuss der Stadt Saitama beschlossen, Strahlung ab April des nächsten Jahres in den Lehrplan der städtischen Mittelschulen einzubringen,
und daher hatten einzig die Mittelschulen in Saitama Stadt die Geigerzähler bekommen und bewahrten sie in ihren naturwissenschaftssälen auf.
Auch Uran... Was? Uran?
Ja, sie hatten ein Set von 5 radioaktiven Mineralien einschließlich Uran an jede Schule gesendet.
Wie bewahren Sie das Uran auf? Es ist hinten in der Dunkelkammer eingeschlossen. Oh...
So kam es also, dass Herr Kawane damals einen Geigerzähler hatte und ihn benutzte.
Wenn ich zurückschaue, werde ich ziemlich traurig, weil wir am Anfang überhaupt nichts wussten und wir nichts anderes machen konnten, als schließlich mit diesen Strahlungsangelegenheiten vertraut zu werden.
Nun, nach der Werbrpause werden wir mit einer ausgedehnten Diskussion fortfahren,
die auf den Ergebnissen einer Straßenumfrage bezüglich radioaktiver Angelegenheiten basiert, die von den Kindern durchgeführt wurde.
Wir sind gleich zurück.
Diese Sendung wurde durch Ihre Spenden finanziert. (Fortsetzung folgt)