Tip:
Highlight text to annotate it
X
Wir fingen vor ungefähr drei Jahren fingen an, diese Ausstellung zu entwickeln.
Es ist seine erste große Ausstellung in Köln, im Museum Ludwig, in seiner Heimatstadt.
Zunächst wollten wir nur den Zeitraum ab den späten 1980er Jahren abdecken,
aber dann malte Richter in den Jahren 2005 und 2006 die Serien „Wald“ und „Cage“.
Von diesem Zeitpunkt waren wir uns absolut sicher, dass wir diese neuen Werkgruppen in der Ausstellung haben
und sie als Ausgangspunkt für die Ausstellung benutzen wollten.
Wir wollten nicht in der Vergangenheit anfangen und von da aus zur Gegenwart kommen, sondern anders herum,
mit der Gegenwart, den jüngsten Arbeiten beginnen und dann deren Wurzeln bis zu ihrem Anfang zurückverfolgen.
Von Anfang an hatten wir, auf die Anzahl der Werke bezogen, nur eine kleine Ausstellung.
Die ganze Ausstellung umfasst nicht mehr als vierzig Gemälde.
Aber wie wir sehen, sind es die großen Abstrakten – wir haben uns wirklich auf die großen,
aus unserer Sicht sehr wichtigen Gemälde aus den Jahren 1986 bis 2008 konzentiert.
Die Entwicklung, die wir hier sehen, zeigt wie die Gemälde immer dichter werden, dass die Dichte der Oberfläche in diesen zwanzig Jahren zunimmt.
Richter sagte mir, dass bei ihm die Wahrnehmung seiner Gemälde immer die gleiche bleibe
und es keinen Unterschied mache, ob es sich um realistische oder abstrakte Gemälde handele.
Der Prozess ist der gleiche, das Verständnis hingegen ein anderes, weil wir für realistische Gemälde eine Sprache haben.
Wir können beschreiben was wir sehen, wir können die Dinge benennen, die wir in dem Gemälde sehen,
während wir für abstrakte Arbeiten keine Sprache haben.
Richter sagt immer, dass es für ihn sehr einfach sei, mit einem Gemälde zu beginnen.
Er fürchte sich nicht vor der gewaltigen Leere der weißen Leinwand.
Er bringt einfach eine Farbschicht auf – die Formen sind ihm dabei egal.
Im Zuge des Prozesses wird es immer komplizierter.
Er erzählte auch, dass er eine Art Gefangener des Gemäldes sei. Je weiter er komme, desto komplizierter werde es.
Es handelt sich also um einen Prozess, bei dem er irgendwann den Punkt erreicht an dem er denkt: „das sieht ganz gut aus",
und dann lässt er es so für ein paar Stunden, Tage oder gar Wochen und dann ist es fertig.
Er sagt, wenn ich es vollständig verstehe dann wird es langweilig – und er versucht es zu verändern.
Ein fertige Gemälde ist es dann, wenn er das Gefühl hat, dass das Gemälde besser ist als er selbst,
es über seine Gedanken und Ideen hinausgeht und für ihn nichts übrig bleibt, was er machen könnte.
Richter sagt immer, dass es keine verschiedenen Stile, keine unterschiedlichen Wege gebe,
seine Bilder wahrzunehmen, und es für ihn alles dasselbe sei.
Die abstrakten Werke sind genauso realistisch wie die realistischen Arbeiten abstrakt sind.