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Heute zieht der blasse Gustav reine Socken an
Frisch gewaschen von Frau Schulz, bei der er wohnt
Schmiert mit feinster Brillantine seine Locken an
Nimmt das Hemd aus Nylon, das er sonst so schont
Denn sein Sportverein der "Eintracht" heißt
Gibt heut' einen Ball
An der Haltestelle von der Vierer Straßenbahn
Trifft er Paula, seine sogenannte Braut
Die hat heute ihren himmelblauen Pulli an –
Den hat Gustav ihr im Warenhaus geklaut –
Denn sein Sportverein der "Eintracht" heißt
Gibt heut' einen Ball
So geh'n sie beide sehr vergnügt in das Vereinslokal
Wo sie der Vorstand mit den Worten gleich begrüßt:
"Die p.t. Gäste weden höflichst gebeten
Die Tanzlokalität ohne Messer zu betreten!"
Worauf der blasse Gustav ohne lange zu reden
Sein Messer deponiert –
Was ihm der Vorstand äußerst freundlich quittiert
Da fängt mit Schwung und Elan
Ein schräger Jitterbug an
Gespielt von "Emil Papenhuders Golden Band"
Aus Westend
Und mit Elastizität
Auf die die Paula so steht
Schleift der Gustav sie sofort aufs Parkett
Es ist übervoll und heiß im Saal
Denn der Sportverein der "Eintracht" heißt
Gibt heut' einen Ball
Der Pianist, der improvisiert
Den Schlager "Reich mir doch noch einmal deinen Mund"
Beim letzten Ton hat er sich geirrt
Worauf der Gustav sagt: "Das ist ein blöder Hund!"
Aber gleich nebenan
Steht ein junger Mann
Der glaubt, dass ihn der Gustav nur gemeint haben kann
Und er ist über diese Randbemerkung sehr deprimiert
Der blasse Gustav hat ihm nämlich einst die Paula entführt
Er findet das zwar sehr gemein
Doch hasst er Schlägerei'n
Drum beißt er nur den Gustav in die Nase hinein
Unser Gustav ist platt
Er weiß keinen Rat
Weil er's Messer leider in der Garderobe liegen hat
Aber gleich d'rauf wird ihm besser
Denn ihm fällt ein, die Paula hat ja auch ein Messer
Er gibt dem Gegner, wie ein Ringer
Einen ziemlich leichten Schwinger
Durch diesen Schwinger fliegt der über's ganze Tanzparkett
Doch beinah' grad so schnell ist er wieder zurück
Er gibt dem Gustav einen Tritt, dass ihm das Bein kracht
Worauf der Gustav zu Boden, wie ein Stein, kracht
Worauf der Vorstand ruft: "Meine Herr'n, wir heißen Eintracht!
Wir dienen nur dem Sport
Jedoch was Sie hier treiben, grenzt schon an Mord!"
Jetzt nimmt der Gegner eine Flasche
Da sagt Gustav: "Paula, gib mir's Messer aus der Tasche!"
Doch die Paula schreit ganz schrill und laut:
"Jetzt hat mir wer dir Tasche geklaut!"
Und indem der blasse Gustav niemals ehrlos war
Hielt er stand, obwohl er wusster, er verliert
Und da er sich auch noch wehrte, als er wehrlos war
Hat der Vorstand ihn dann holznarkotisiert
Paula schleppt' ihn schließlich zu sich nach Haus'
Und hat ihn kuriert
Doch nächste Woche zieht der blasse Gustav wieder reine Socken an
Frisch gewaschen von Frau Schulz, bei der er wohnt
Schmiert mit feinster Brillantine seine Locken an
Nimmt das Hemd aus Nylon, das er sonst so schont
Denn sein Sportverein der "Eintracht" heißt
Gibt wieder einen großen Ball