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Alex: Carlos ist sehr, wie sagt man gleich? Extravagant.
Dafür ist er sehr bekannt,
für die Art und Weise, wie er sich ausdrückt.
Er ist einer der professionellsten Spieler, die wir haben.
Carlos: Am Anfang, da bin ich ehrlich, habe ich bemerkt, dass ich ein ziemlicher Stinkstiefel sein kann.
Alex: Geduld ist eine Sache, die Carlos – als echter Spanier – so gar nicht hat.
Carlos: Ich bin in der Vergangenheit zwei Mal wegen wiederholtem Flamen vom Tribunal gesperrt worden.
Ich meine, ich bin also kein Engel, versteht ihr? Ich sags euch ganz ehrlich. Manchmal flippe ich aus.
Alex: Carlos möchte als Spieler besser werden und er versteht, dass er als Spieler nur besser werden kann,
wenn er innerlich ruhiger wird – wenn er sich allein auf sein Spiel konzentriert.
Jeffrey: Ich glaube, das erste Mal haben wir im Juli 2011 von Carlos gehört,
als er vom Tribunalsystem einen Vermerk bekommen hat.
Zu dem Zeitpunkt hat er nur eine Warnung erhalten, aber wie wir in den folgenden Monaten sahen,
kam ein Fall nach dem anderen gegen ihn vor das Tribunal. Er steuerte rasant auf eine permanente Sperrung zu.
Carlos: Am Anfang ... da hab ich meist ziemlich daneben reagiert, wenn ich ein schlechtes Spiel hatte,
und auf die Bezeichnungen, die die Leute für mich fanden, weil ich so berüchtigt war.
Carlos streamt: [Auf Udyr] „Ich hasse diesen Champion! Ich hasse diesen Champion!“
„Der rennt die ganze Zeit rum ‚LOLOLOLOL‘! @#$% - egal, welche Macht er einsetzt!“
Carlos: Das hat mich einfach ... nicht wirklich interessiert. Ich dachte mir einfach ... Ich flame halt, kriegt eh keiner mit.
Das ist nur mein Spiel, mein Ding. Kümmert mich nicht.
Jeffrey: Carlos war extrem kritisch gegenüber seinen Teammitgliedern.
Tatsache ist, dass einige der Sachen, die er gesagt hat, zu den schlimmsten gehörten, die wir je in Tribunalfällen gesehen haben.
Er war in der Community weithin dafür bekannt, dass er seinen eigenen Teammitgliedern Krebs gewünscht hat.
Carlos: Als ich dann also eine E-Mail erhalten habe, in der stand, dass ich wegen Flamens verwarnt werde, war ich richtig überrascht versteht ihr?
Ich dachte, ich benehme mich wie jeder andere auch.
Carlos streamt: „Wow, der Typ, ey.“
„Dieser Typ ist ein Trottel, Mann.“
Jeffrey: Durch die wiederholten Tribunalfälle realisierte Carlos, wie schwerwiegend seine Aktionen waren
und dass sie Konsequenzen haben würden.
Alex: Das ist keine perfekte Situation.
Wenn du einmal so einen Stempel verpasst bekommen hast, wird dich die Community immer im Auge behalten.
Carlos: Tja, das ist seltsam, ich erinnere mich an ein Mal, als ich im Spiel war und einen Typen permanent runtergemacht habe – meinen Jungler.
Permanent.
Ich erzählte ihm, er versaue die Ganks total. Ich hab ihm gesagt, er liefert ein echt schlechtes Spiel ab.
Ehrlich, er hat nicht ein Wort gesagt, kein einziges Wort, das gesamte Spiel durch.
Und am Ende des Spiels hat er mir nicht etwa gesagt „Ich werde dich melden“.
Er hat mir einfach gesagt „Kumpel, du hast es geschafft, dass ich mich das ganze Spiel durch echt mies gefühlt hab“.
Alex: Ich habe so eine Art Gefühl dafür, wenn er Ärger hat ... im Privatleben oder wenn ihn etwas nervt.
Und dann sehe ich das auch, wenn er spielt.
Carlos: Wisst ihr ... es ist echt traurig, dass so etwas erst passieren musste, dass ich das kapiere ...
aber das war die wichtigste Lektion meines Lebens – echt.
Und seit diesem Augenblick – und dem Moment, als ich 2011 zur Gamescom ging – und einen Kerl im Rollstuhl getroffen habe,
der wirklich aus Paris kam, nur um mich zu sehen.
Und der erzählte mir, ich wäre für ihn ein Vorbild und ich war sein Idol.
Da habe ich kapiert, dass, wenn ich ein Vorbild sein will und wenn ich mich wie ein Trottel benehme, benehmen die sich genauso.
Ich hab entschieden, dass ich mich ein bisschen ändern will, dank dieser beiden Vorfälle.
Jeffrey: Carlos war einer der Profispieler, die auf uns zukamen.
Er kam an und sagte „Ich bin ein Profispieler und damit trage ich auch Verantwortung. Ich will mich ändern. Wie könnt ihr mir helfen?"
Alex: Ich habe versucht, seinen Stream so oft wie möglich zu gucken, und mit ihm gesprochen, während ich seinen Stream verfolgte.
Wenn er also irgendeinen dummen Kommentar brüllte, etwas, das Richtung Beleidigung ging,
sagte ich „He, nein. Du willst nicht, dass das in diese Richtung geht“.
Carlos: Jetzt habe ich beschlossen, das, was ich lese, zu filtern, und nur noch gute Sachen zu lesen.
Wenn ich lese und es schon anfängt „Ocelote, du bist so ---“
Okay, dann hör ich auf.
Jeffrey: Carlos ist nicht perfekt.
Mitten im Spiel rastet er immer noch manchmal aus. Er ist immer noch frustriert.
Aber anstatt sein Team runterzumachen ist er nun derjenige, der sein Team zusammenhält.
Carlos: Im Moment bin ich immer noch jemand, der natürlich an die Decke geht, in mir drin.
Aber ich versuche dafür zu sorgen, dass die Leute um mich herum das nicht fühlen.
Wenn du nichts sagst oder nur „gute Arbeit“ oder „gut gemacht“
und dann liest, was die anderen schreiben, oder wenn sie ausflippen oder so.
Dann denkst du dir nur „So war ich mal? Ich schäme mich.“
Alex: Er hat seinen Weg im Spiel gefunden und er beschreitet ihn mit Selbstvertrauen.
Es gibt fast nichts, was ihn aufhalten kann.
Carlos: Du musst dich jeden Tag konzentrieren, ein besserer Mensch zu sein.
Du musst nicht von einem Tag auf den anderen vom Teufel zum Engel werden, denn beides gibt es gar nicht.
Wir sind immer in der Mitte, aber das Problem ist, wie wir den Leuten um uns herum gegenübertreten.