Tip:
Highlight text to annotate it
X
2011 war ein gutes Jahr für Silberproduzenten.
Der Silberpreis lag bei ungefähr 35 USD. Die Cash Costs betrugen im Durchschnitt 5 USD.
Dies entspricht einer Marge von 700% für einen Silberproduzenten.
Aber da ist etwas rätselhaft...
Von den beinahe 1. Mrd. Unzen Silber, die 2011 produziert wurden, wurden nur 860 Mio. Unzen für industrielle Zwecke benötigt.
Das Angebot lag um 15% über der Nachfrage und der Silberpreis stieg.
Was ist mit den überschüssigen 130 Mio. Unzen geschehen?
Hat sich Silber über die wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten hinweggesetzt oder gibt es dafür eine bessere Erklärung?
Das überschüssige Silber wurde von Investoren gekauft.
Investoren investieren, wenn sie denken, dass sie an etwas verdienen können.
Und 2011 hatten sie Recht. Der Durchschnittspreis von Silber stieg um 74%.
Silber wird an der COMEX gehandelt, dem weltgrößten Handelsplatz für Silber.
Im Gegensatz zu, sagen wir z. B. TV-Geräte, gibt es nur eine begrenzte Zahl von Handelsplätzen, wo Sie Silber kaufen können.
Sie können die Preise für ein günstigeres TV-Gerät vergleichen, aber für Silber ist das nicht so einfach.
Das bedeutet, dass wenn Sie vom Silberpreis sprechen, Sie von der COMEX sprechen.
Der Spot-Preis von Silber an der COMEX ist der Durchschnittspreis von allen Silbergeschäften
während der letzten zwei Minuten vor Börsenschluss in dem Future-Monat mit dem höchsten Handelsvolumen.
Halt, warten Sie. Was ist ein Future?
An der COMEX wird Silber als Terminkontrakt gehandelt.
Dies ist ein Abkommen zum Kauf von X-Mengen an Silber zu einem Y-Preis an einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft.
Wenn Sie ein Juwelier oder ein großer Elektronikkonzern oder irgendjemand sind, der Silber für industrielle Zwecke verwendet, ist dies sinnvoll.
Sie wollen wissen, wie viel das von ihnen verwendete Silber kosten wird.
Dies liefert ebenfalls eine Investitionsmöglichkeit, Hedging.
Hedging ist, bei niedrigen Preisen zu kaufen oder bei hohen Preisen zu verkaufen in Erwartung, dass die Preise in der Zukunft steigen bzw. fallen werden.
Und wenn Sie mit ihren Erwartungen richtig lagen, dann haben Sie damit Geld gemacht.
Einige Investoren kaufen und verkaufen Silber, ohne Absicht es zu verwenden oder besitzen.
Sie besitzen Silber nur, um es später zu einem höheren Preis zu verkaufen.
Sehen wir uns nochmals unsere Zahlen an:
Im letzten Jahr wurden ca. 1 Mrd. Unzen Silber produziert und davon wurden ca. 85 % für industrielle Zwecke benötigt.
Aber die an COMEX gehandelte Gesamtmenge betrug 182 Mrd. Unzen Silber.
Das bedeutet, dass jede im Jahr 2011 produzierte Unze Silber 182-mal den Besitzer gewechselt hat,
bevor sie letztendlich den Markt mit dem Endverbraucher verließ.
Das bedeutet, dass 99,5% der an COMEX durchgeführten Transaktionen von Investoren durchgeführt wurden.
Manchmal treffen Investoren Entscheidungen basierend auf Angebot und Nachfrage.
Falls die Herstellungskosten steigen, dann könnten sie erwarten, Geld in der Zukunft zu machen, wenn die Preise höher sind.
Sie treffen aber ebenfalls Entscheidungen aus politischen und wirtschaftlichen Gründen.
Zurzeit bedeutet ein Mangel an Vertrauen in globale Währungen wie z. B. den Euro oder den US-Dollar,
dass viele Investoren Silber aufgrund seiner historischen Rolle als Währung kaufen, wovon sie hoffen, dass es stabiler sei.
Im Jahre 2011 kauften sie die gesamten überschüssigen 130 Mio. Unzen Silber,
und falls es mehr gewesen wäre, dann hätten sie dies auch gekauft.
Das ist des Rätsels Lösung.
Selbst da das Angebot höher als die industrielle Nachfrage war, so war die Investition auch eine Art Nachfrage.
Gemeinsam trieben sie den Silberpreis in die Höhe.
Was haben wir gelernt? Es steckt mehr hinter Angebot und Nachfrage,
als nur wie viel die Menschen produzieren und wie viel sie verbrauchen.
Was die Menschen denken, ist ebenfalls von Bedeutung.