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Die Drehung der Schraube
Eine eigenartige Geschichte!
Ich hab sie hier, vergilbt und zart, die Frauenhandschrift,
Gouvernante zweier Kinder, vor langer Zeit.
Unerfahren, ahnungslos,
besuchte sie erst einmal den Vormund in London.
Ein Weltmann, jung, gewandt und froh,
der Kinder einziger Verwandter.
Die Kinder lebten auf dem Land mit der Beschließerin.
Einst gab es eine Erzieherin, aber sie ging fort.
Der Junge war im Internat,
das Mädchen zu Hause, und die Ferien fingen an.
So war der Auftrag klar.
Doch es gab eine Bedingung:
Er hat so viel zu tun,
Geschäft, Reisen, Freunde, Besuche, immer etwas,
hat keine Zeit für armselige Mündel.
Sie sollte alles tun,
für alles verantwortlich sein.
Ihn nicht mit Fragen belästigen, nein, nur kein Brief,
und sie soll schweigend tun, was sie kann.
Sie zögerte lang.
Aber es reißt sie dann fort, dass er, so sicher und vornehm,
ein Mann aus der großen Welt, ihre Hilfe braucht.
Der Schluss: "Ich tu's," sagt sie.
Der Schluss: "Ich tu's," sagt sie.
Fast schon da.
Und sehr bald seh ich klar,
seh ich klar, was vor mir steht.
Wer wird mich empfangen?
Die Kinder, die Kinder.
Werden sie klug sein?
Werden sie mich mögen?
Die Armen,
ohne Vater, ohne Mutter.
Ich werd sie lieben, als wären sie mein,
meine Lieben, dort zu Haus,
so weit von hier.
So weit von hier,
und so anders.
Was soll ich tun, wenn es misslingt?
Wo finde ich Halt?
Hier ist niemand, der mir nahe steht.
Da ist nur die Beschließerin.
Wie wird sie mich empfangen?
Dem Vormund soll ich nicht schreiben,
das ist der härteste Befehl.
Was immer vorkommt,
ich allein fasse den Entschluss.
Die Fremde,
weil ein Fremder bat.
Oh, warum kam ich her?
Nein, ich sagte, ich tue es.
Und ich will's für ihn.
Und zu fürchten ist nichts.
Was könnte schon sein?
Nur Mut, nur Mut.
Wir sind fast da.
Und sehr bald seh ich klar.
Sehr bald seh ich klar.
Mutter Grose, wie wird sie sein?
Ist sie wohl böse?
Wo bleibt sie so lange?
Warum ist sie nicht hier? Wird sie uns mögen?
Schweigt, Kinder!
Gott, wie ihr mich quält.
"Ist sie so oder so?", ach hundert Mal.
Es ist genug!
Ihr seht es noch früh genug.
Seid jetzt artig.
Miss Flora, dein Schultertuch!
Master Miles, dein Haar!
Ruhig, Kinder, sonst werd ich verrückt.
Mach deinen Diener, Miles.
Und du Flora, mach einen Knicks.
Der Diener!
Den Knicks!
Seht, da kommt sie.
Sie sind wohl Mrs. Grose?
Ach, wie schön, Sie zu sehen.
Wie gut, hier zu sein.
Schön guten Tag, Miss. Willkommen in Bly.
Dies ist wohl Flora?
Und Miles?
Wie reizend sie sind.
Wir sind so glücklich, dass Sie da sind, Miss.
Und sie sind so schön.
Die Kinder, ja, die sind brav und gut, Miss.
Aber zu lebhaft für die ungelehrte Alte.
Und Haus und Park sind so herrlich.
Hier ist es viel schöner als bei uns.
Master Miles lernt großartig sein Pensum,
und Flora ist auch klug.
Doch sie brauchen mehr Aufsicht, jetzt wird es besser gehn.
Komm mit uns, komm doch mit uns!
Hier werd ich gern verweilen, ich fühl es.
Erst zeigen wir dir das Haus, dann zeigen wir dir den Park!
Sprich nicht ewig hier, komm endlich!
Schweigt, Kinder! Gott, wie ihr mich quält.
Jetzt geht's los, sie schleppen Sie wie wild durch den Park.
Nein, zeigt mir euer Kinderreich.
Denn Bly ist nun mein Heim.
Miss, ein Brief für Sie.
Hier!
Ein gutes Fräulein, das steht fest.
Und recht niedlich, ein hübsches Kind auch.
Nun wird alles gut,
man war viel zu lang allein.
Mrs. Grose, er ist von der Schule gejagt.
Wer? - Unser Miles.
Was kann es sein? Er darf nicht zurück.
Darf nicht zurück? - Nein.
Dann ist er wirklich schlecht? - Er, schlecht?
Er verdirbt seine Freunde. - Er verdirbt sie?
Ich kann's nicht glauben.
Sagt mir, Mrs. Grose, war unser Miles denn jemals schlecht?
Ein Bub ist kein Bub für mich, wenn er nie tobt.
Doch schlecht, nein!
Nein!
Ich fand ihn niemals wirklich schlecht, meinen Miles.
Nicht Master Miles, er ist wohl wild, doch nicht schlecht.
Seht, wie lieb er da spielt.
Und mit so treuherzigem Blick sich wendet zur Schwester.
Ja, dieses Kind ist ein Engel.
Alles Unsinn,
auch nicht ein Wort ist wahr.
Das ist alles Lug und Trug.
Was werden Sie tun?
Ich tue gar nichts.
Was sagen Sie nun zu ihm?
Ich sag ihm gar nichts.
Bravo! Ich bin für Sie, Miss.
Darf ich mir die Freiheit nehmen?
Wie wunderschön es ist.
Ein jeder Tag ist voller Wunder hier.
Und meine lieben Kinder
bezaubern mehr und mehr.
Mein ängstliches Zweifeln ist lang vergessen.
Die flatternde Furcht,
die den Brief nicht vergessen konnte.
Und von ferne her der Schrei in der Nacht.
Und einmal leise Tritte vor der Tür.
Einzig dies ist mein Wunsch,
dass ich ihn jetzt sähe.
Und dass er nun sähe, wie treu ich ihm gefolgt bin.
Wie ich ihm gefolgt bin.
Die Amsel fliegt in ihren Baum.
Und auch ich bin zu Haus.
Allein, friedlich, beglückt.
Ach, da ist er!
Nein! Nein, wer ist es?
Wer kann es sein?
Ein Diener? Nein, ich kenn sie alle.
Wer ist es? Wer kann es sein?
Vielleicht ein Fremder?
Doch wie kam er ins Haus?
Wer ist es? Wer?
Ein Dieb, ein Irrer, der dort einbrach?
Ein Gefangener? Versteckt er sich hier?
Wer ist es? Wer? Wer kann es sein?
Wer kann es sein?
Tom, Tom, der Pfeiferssohn,
stahl ein Schwein und lief davon.
Man aß das Schwein und peitschte Tom,
Tom lief heulend durch die Straß'.
Jetzt stehl ich das Schwein.
Mach zu jetzt, mach zu!
Tom, Tom, der Pfeiferssohn,
stahl ein Schwein und lief davon.
Jetzt greif mich!
Ich fange dich, ich fange dich!
Schwein man aß und Tom verdrosch,
Tom lief heulend durch die Straß'.
Und jetzt noch einmal!
Kinder, seid ihr fertig?
Lauft voraus, ich folge euch.
Tom, Tom, der Pfeiferssohn,
stahl ein Schwein und lief davon.
Miss, Sie sind so bleich und wirr. Was war denn?
Ich bin erschrocken. - Was war es?
Ein Mann sah durch das Fenster, ein Fremder.
Doch ich sah ihn zuvor...
auf dem Turm.
Niemand aus dem Dorf? - Nein.
Ein Herr, der Sie kennt? - Nein, gewiss nicht.
Wie sah er aus?
Sein Haar war rot und lockig,
sein Gesicht bleich und schmal.
Sein Blick war scharf, starr und streng.
Er war groß, glattrasiert, ja, sah ganz gut aus.
Doch ein Scheusal. - Quint, Peter Quint!
Gott, wann endet endlich
sein böser Weg?
Peter Quint... Wer ist das?
Gott, oh Gott,
gibt es denn kein Ende?
Sagt mir, Mrs. Grose, Ihr kennt ihn?
Sagt es mir!
Mrs. Grose, was geschah denn hier, in diesem Haus?
Quint, Peter Quint,
des Herren Diener.
War dann selbst Herr.
Mich ging es überhaupt nichts an, Miss,
denn ich sorgte ja nur für das Haus.
Doch ich sah viel,
manches, das mir missfiel.
Der Quint nahm sich zu viel heraus.
Auch gegen Master Miles.
Miles?
War stets mit ihm zusammen.
Miles?
Ja, Miss.
Er war frech auch mit ihr,
der schönen Miss Jessel.
Sie war damals Gouvernante
der Engel, der unschuldigen zwei Kinder.
Und sie war eine Dame,
viel höher stehend als er.
Gott, nimmt es denn kein Ende?
Doch er verstand,
sie hörig sich und zahm zu machen.
Er liebt das Hübsche, das bezeug ich, Miss.
Und er fand sein Ziel, morgens und nachts.
Doch warum schriebt ihr nicht dem Herrn?
Batet ihn, dass er endlich käm?
Ich wagte es nicht.
Er wollte keinen Ärger.
Es war nicht meine Sache,
die zwei waren nicht mein Amt.
Quint war gerissen.
Ich hatte Angst vor ihm
und Angst davor, was noch geschehen würde.
Nein, Peter Quint, deine Art gefiel mir nicht.
Dann ging sie fort.
Kein Bleiben gab es mehr.
Sie ging dann fort und starb.
Sie starb?
Und Quint?
Der starb auch. - Er starb?
Er fiel auf der eisigen Straße,
lag dort mit Schädelbruch, bis zum Morgen,
tot.
Mein Gott, wann endet endlich sein böser Weg?
Ich weiß nichts von solchen Dingen.
Ist dieses stille Haus die böse Welt,
wo Unaussprechliches geschieht?
Mein Gott!
Aber eins ist gewiss:
Manches gab es hier, das war nicht gut,
das hat wohl die Luft vergiftet.
Der Mann, unverschämt, frech, verderbt.
Mrs. Grose, ich habe Angst.
Nicht für mich, für Miles.
Er suchte hier nach Miles, ganz klar ist das.
Und er kommt wieder her.
Ich kann nicht verstehen...
Doch ich sehe jetzt, ich muss die Kinder schützen.
Ich schütze ihre Ruhe
und die des Vormunds auch.
Sehe, was ich sehe,
weiß, was ich weiß.
Dass sie nichts sehen und nichts wissen.
Gott, Miss, hab kein Wort verstanden von all dem.
Doch ich stehe Euch bei,
ja, Miss, ganz nah bei Euch.
Substantiva Endung -is, oft sind männlichen Generis.
Amnis, axis, caulis, colis,
fustis, ignis, orbis, ensis,
panis, piscis, postis, mensis,
torris, unguis und canalis,
vectis, vermis und natalis.
Sanguis, pulvis, cucumis,
lapis, casses, manes, glis.
Mis und lis und guis und nis und ris und tis.
Substantive Endung -is, oft sind männlichen Generis.
Sehr gut, Miles, das kannst du gut.
Nun sag mir noch...
Wann komm ich dran? Hätte Geschichte gern.
Boadicea auf dem Wagen.
Schaut mich an!
Flora, quäle nicht, Liebes.
Miles lernt jetzt Latein.
Denk nach, an was sonst kannst du dich erinnern?
Denk nach!
Malo, Malo, Malo würd ich lieber sein.
Malo in dem Apfelbaum.
Malo, Malo, lieber als ein böser Bub.
Malo in Gefahr allein.
Ach, Miles, welch ein seltsames Lied.
Hab ich's dich gelehrt?
Nein, ich fand es.
Ich mag es.
Und du?
Flüsse und Meer und Seen.
Ist der See in meinem Buch?
Nein, Liebes, ist viel zu klein.
Klein? Nein, er ist groß.
Es ist ein Ozean.
Ein Meer? Dann musst du's benennen.
Sag, Flora, welche Meere kennst du?
Adriatisch und Ägäisch. - Ja.
Baltisch, Bosnisch und auch Kaspisch. - Gut.
Schwarzes, Rotes, Weißes, Gelbes. - Und?
Mediterranisch. - Und sonst?
Und... und... und... Das Tote Meer.
Und dieses hier?
Ist das Tote Meer.
Wie kann ein Meer denn tot sein?
Sie nennen es tot,
weil kein Ding darin leben kann.
Da ging ich nicht hinein und auch nicht der Miles.
Schlafe ein, schlafe ein, mein Puppenkind.
Schlafe ein, schlaf jetzt ein!
Sing sie in den Schlaf.
Püppchen muss schlafen, ist schon so müd.
Püppchen muss schlafen, ist schon so müd.
Heute liegt sie am Toten Meer.
Und morgen schließt ihr wächsern Lid
von der Gobi Sandsturm schwer.
Jetzt stolz, eine Sultanin, liegt sie hier,
und ein Türk bewacht ihr Bett.
Doch dann wird es Tag,
und sie ist schier eine Hirtin vom Ballett.
Doch schlaf, mein Püppchen, schlaf ein und träum.
Viel Reisen macht jedermann müd.
Das Meer wird Land und schon rauschen die Bäum.
Nichts bleibt dann, nicht mal mein Lied.
So ist's recht, mein Liebling.
Wie brav du bist.
Schlaf jetzt ein.
Flora, komm mit mir! Wir müssen gehen, um Miles zu suchen.
Hallo, wo seid ihr?
Da ist er. Geh zu ihm!
Miss Jessel, es war Miss Jessel!
Sie erscheint auch, auch sie, auch sie.
Und Flora sah sie, ich weiß, und sie sagte gar nichts.
Sie sind verloren, sie sind verloren.
Ich kann sie nicht beschützen, vor nichts sie bewahren.
Ach, ich bin so hilflos.
Was kann ich tun?
Es ist viel schlimmer als im Traum.
Sie sind verloren.
Beide sind verloren.
Miles!
Miles!
Miles!
Miles!
Ich bin hier.
Bin aller Welt fremd und hold.
Das reiterlose Ross,
schnaubend, stampfend, stampfend auf dem harten Strand.
Der Räuber heldenhaft,
Plünderer, Plünderer, Plünderer im Land.
Ich bin Fürst Midas
mit Gold in der Hand.
Gold, oh ja, Gold.
Ich bin der Marktwelt Januskopf.
Eiliger, eiliger, göttlicher Fuß.
Befiedert mit Arglist und mit Gottes Betrug.
Der seichte Seelenfang aus Lug und Trug.
In mir heimlich Wunsch auf Erfüllung trifft.
Heimlich, oh heimlich.
Ich bin der fremde Hauch,
der weht, wenn die Kerze erlischt.
Treppauf, treppab,
der Fußtritt leise wie Mord,
ein Winken von ferne,
süß bannend Flüsterwort.
Bin Seufzerflug durch den nächtgen Ort.
Flug... - Miles!
Ich höre zu. - Miles!
Ich bin hier.
Flora!
Miles!
Flora, Flora!
Miles!
Flora!
Komm!
Ich bin hier.
Ihr Traum und wir, die werden nie eins.
Wir sind verraten, verraten.
Oh komm, komm zu mir.
Sag mir, was werd ich dort sehen?
All die, deren Los wir beweinten,
Schönheit verlassen in des Untiers Wald.
Die kleine Seejungfrau, weinend am Gestad,
Gerda und Psyche suchend nach altem Glück.
Pandora macht die Büchse auf, oh weh.
Was geschieht in deinen Träumen?
Schweig, auch darauf weiß ich die Antwort.
Pandora mit der Büchse, oh weh.
Ihr Wissen und wir, die werden nie eins.
Verachtung bleibt uns, nur Verachtung.
Oh komm, komm zu mir!
Tief im Wald, an dem Rain und am Hang im tiefen Gras.
Auch im Winterlaub, Raschellaub,
ich warte, ich warte, ich warte.
Auf dem Pfad, tief im Wald, an dem Rain
und am Hang im tiefen Gras.
Auch im Winterlaub, Raschellaub,
ich warte, ich warte, ich warte.
Auf dem Pfad, in dem Wald, an dem Rain
und am Hang im tiefen Gras.
Auch im Winterlaub, Raschellaub.
Komm ohne Fehl!
Ich finde mich ein!
Ich finde mich ein!
Mrs. Grose, schnell zu Flora!
Ach, was ist denn hier geschehen?
Miles!
Miles!
Sag, was tust du hier?
Du siehst, ich bin schlecht, ich bin schlecht.
Siehst du?
Ich bin schlecht, ich bin schlecht.
Warum riefst du mich nur aus dem Schulhaustraum?
Ich rief? Oh nein!
Du hörtest schrecklich den Ruf eines Wildschwanflugs.
Grausamer, warum winktest du mich zu dir?
Ich winkte? Nein, nicht ich.
Dein schlagend Herz belog die Leidenschaft.
Verräter!
Wo warst du, als ich in den Abgrund versank?
Verräter? Nicht ich.
Ich horchte auf meines Armsünderglöckleins Klang.
Und nun, was suchst du nun?
Ich suche ein Herz. - Es ist hier. - Nein.
Selbstverblendung!
Quint, Quint, hast du vergessen?
Hast du vergessen, Quint?
Ich suche ein Herz,
gehorsam zu folgen, wo ich führ.
Schnell wie ein Akrobat, erschnappt mein Wort.
Kühn, witternd, wendig,
so vermehrt erlernend meine Macht.
Dann seiner hellen Demut
führ ich vor die argen Lüste
einer wunden Brust.
Und in dieser Stunde...
"Die Zeremonie der Unschuld geht zugrund."
Mein Leid braucht auch ein Herz, das mit ihm schlägt.
Vertan, verkauft, verachtet, sie soll gehn.
Auf ewig mir verkettet, solchem Bund.
"Die Zeremonie der Unschuld geht zugrund."
Täglich brechen wir ins Hier.
Tag für Tag und Stund um Stund.
Brechen durch der Liebe Schutz.
"Die Zeremonie der Unschuld geht zugrund.
Die Zeremonie geht zugrund.
Die Zeremonie geht zugrund.
Der Unschuld...
Die Zeremonie der Unschuld geht zugrund."
Dies ist mein Labyrinth, wohin ich seh, kein Licht.
Einzig die Nebelwände des Unheils pressen auf mich.
Dies ist mein Labyrinth, ich sehe kein Licht.
Oh, Unschuld, du hast verdorben mich.
Wo wend ich mich hin, ach, wohin?
Ich kenn Böses so wenig, so wenig.
Doch ich fürchte es, ich fühle es,
schlimmer, ich sehe es.
In meinem Labyrinth, wo wend ich mich nur hin?
In meinem Labyrinth, wo wend ich mich hin?
In meinem Labyrinth, wo wend ich mich hin?
Singet der Welt ein neues Lied.
Und die Gemeinde sing ihm Lob.
Oh, ihr Werk und Tag,
preiset den Herrn!
Oh, ihr Flüsse und Meere und Seen,
preiset den Herrn!
Oh, amnis, axis, caulis, colis,
clunis, crinis, fascis, folis... - Preiset den Herrn!
Lobt Ihn und preiset Ihn in Ewigkeit.
Oh Miss, der Sonntag ist hell und klar.
Ja... - Grabsteine und Bäume, lobt Ihn!
Hell wie der Morgenglocken Klang,
ach, ich lieb den Ton.
Oh, du Klang vom Turm, lob Ihn!
Und die guten Kinder,
wie lieb sind sie zusammen.
Oh, ihr Pfade im Wald, lobt Ihn!
Die Sorgen, die vergehen gewiss.
Oh, ihr Blätter, fast verdorrt, lobt Ihn!
Sie sind so glücklich mit Euch.
Oh, ihr Drachen und Gewürm, Molch und kriechend Tier...
Und Ihr seid so gut und treu.
Lobpreiset den Herrn!
Miss, wir lieben Euch.
Mutter Grose, der Herr behüte Sie.
Möge Er Sie niemals verwerfen.
Ach, gute Mutter Grose, das ist kein Spiel mehr,
das ist einfach gelästert.
Nein, niemals.
Warum sind sie so reizend und so ganz unkindlich gut?
Ich weiß es, sie sind nicht mit uns, sie sind mit den anderen.
Mit Quint und dem Fräulein?
Mit Quint und dem Fräulein. - Doch was können die tun?
Die? Sie können sie ganz zerstören.
Miss, Ihr müsst dem Onkel schreiben.
Dass sein Haus verpestet ist,
die Kinder toll
oder dass ich's bin?
Er verbat sich jede Belästigung.
Ja, er hasst jede Störung.
Ich werde ihm niemals schreiben.
Oh, ihr Pfad und Bäume... - Miss, die Sorgen vergehen.
Fühlt ihr Sie niemals dicht um Euch her?
Die Kinder sind so glücklich mit Euch.
Sie sind hier, sie sind überall. - Doch Ihr seid so gut und treu.
Sie sind überall... - Alle lieben Euch doch.
Und die Kinder sind mit ihnen... - Beruhiget Euch!
Sie sind nicht mit uns. - Geduld, es wird doch gut.
Kommt, Miss, es ist Zeit für die Kirche.
Kommt zum Gottesdienst,
es tut Euch sicher gut.
Flora, Miles, kommt jetzt mit mir.
Liebst du auch den Klang? Er ist so schön.
Sie läuten weiter noch. - Ja.
So sprich mit mir
und sag mir endlich, wann ich zur Schule zurück kann.
Bist du nicht glücklich hier?
Die Gefährten fehlen mir, ich bin doch schon groß.
Ja, du wächst heran.
Ich möcht so vieles tun, so viel könnt ich tun...
Doch ich glaube dir, Miles.
Du traust mir, meine Liebe,
doch du denkst und denkst...
an uns und die anderen.
Und mein Onkel, denkt er auch so?
Lobt und preiset Ihn in Ewigkeit.
Das war die Forderung!
Er weiß, was ich weiß, will sehen, was ich tue.
Doch wer glaubte mir das alles?
Mutter Grose?
Nein, sie weiß nichts, zweifelt gar.
Ich bin allein.
Allein.
Ich muss fort von hier.
Noch sind sie in der Kirche,
nur fort, von dem lieben, falschen Blick.
Hinweg von der Furcht,
hinweg von dem Grauen,
hinweg von dem giftigen Ort,
nur fort, nur fort.
Sie ist hier!
Hier, in meinem Raum.
Hier mein Unglück einst begann,
hier wartet die Rache.
Sie kommt näher und näher.
Vom See her, die Treppe hinauf.
Hier fand ich Leiden,
hier werd ich endlich Ruhe finden.
Von der Treppe kommt sie,
durch die Gänge.
Ruhe für mich?
Ach, nein, nicht Ruhe,
nur nach Rache schreit es, dies mein Leid.
Durch die Gänge...
bis ins wirkliche Herz meines Reiches.
Ich komm euch näher, immer näher.
Ich komm euch näher, näher,
und das immer öfter.
So treibt sie ihr böses Werk voran.
Das soll sie nicht!
Sie soll nicht!
Ich ertrage es nicht.
So muss ich wohl warten, warten,
zitternd warten auf das Kind.
Was willst du hier?
Oh weh, oh weh!
Er ist mein, er ist mein, der Tisch.
Oh weh, oh weh!
Sie sind mein, sie sind mein, die Kinder.
Oh weh, oh weh, find ich denn keine Ruh?
Niemals lasse ich sie von mir fort.
Ich bin müde, müde und finde keine Ruh.
Hinweg, hinweg mit dir,
du böses, schreckliches Wesen.
Nein, ich kann nicht, ich kann nicht gehen.
Doch ich kann's nicht länger ertragen allein.
Ich werde ihm schreiben.
Ich schreibe ihm doch.
Verehrter, nein: Lieber,
ich habe nicht vergessen, Sie wollten Schweigen.
Sie wollten mein Schweigen.
Doch es gibt Dinge,
die müssen Sie wissen.
Ich muss Sie sehen,
Sie sehen und sprechen.
Und das sogleich.
Verzeihen Sie, Verzeihen Sie.
Das ist alles.
Malo...
Malo, lieber als ein böses Bub.
Malo in...
Was ist? Worauf wartest du noch?
Miles, du bist noch nicht im Bett?
Noch nicht einmal ausgezogen?
Ich saß hier, in Gedanken versunken.
In Gedanken?
Was waren deine Gedanken?
Über das Dasein,
das Leben, das wir führen.
Was meinst du damit?
Welches Leben?
Meine Liebe, du weißt es.
Du bist immer auf Wache, wachend, wachend.
Ich weiß es nicht, Miles.
Denn du sagtest es mir niemals,
du sagst mir gar nichts.
Nichts, was hier geschah, bevor ich kam.
Ich dachte bis heute, du wärst ganz glücklich.
Das bin ich.
Ich muss nur viel denken.
Miles, ich schrieb gerade deinem Vormund.
Du hast ihm wohl viel zu sagen?
Du nicht auch, Miles?
Miles, mein kleiner Miles,
Gibt es nichts, das du mir sagen möchtest?
Miles, hörst du auf mich?
Miles, was war in der Schule?
Und was geschah hier?
Miles, ich bin hier,
ich bin hier.
Miles, wenn du wüsstest, wie gern ich dir helfen würde.
Miles, ich warte...
Doch auch du sollst dich retten helfen.
Was ist geschehen?
Das Licht ging plötzlich aus.
Ich war es, ich blies die Kerze aus.
Ich tat es, meine Liebe.
So, sie hat also geschrieben.
Was hat sie geschrieben?
Was hat sie geschrieben?
Alles wohl, was sie weiß.
Was weiß sie denn, was weiß sie?
Er liegt dort auf dem Tisch, dort drüben auf dem Tisch.
Dort, dort drüben.
Das nimmt sich leicht,
das nimmt sich ganz leicht.
Nimm ihn, nimm ihn!
Nimm ihn!
Nimm ihn!
Was für ein kluger Junge.
Er hat wohl oft und viel geübt.
Ich hörte nie ein Kind, das so gut spielt.
Ja, Ihr habt ganz Recht, er ist frühreif.
Die beiden sind es.
Er hat ganz fabelhaft gelernt mit Euch, Miss.
Mit Kindern wie diesen ist ja alles möglich.
Ich habe ihm geschrieben.
Der Brief ist bereit.
Das ist gut, Miss.
Spiel weiter, Lieber.
Mutter Grose findet es wunderbar.
Wir alle finden es wunderbar.
Was für ein kluger Junge.
Nie hörte ich ein Kind, das so gut spielt.
Und Miss Flora macht sich den Hexenbesen.
Flink mit den Fingern muss man dazu sein.
Besen der Hex' aus Schnur und Luft.
Aus Schnur und Luft.
Lässt du sie los, ist alles verduft.
Ist es verduft.
Doch wir sind klug, wir Frauenzimmer.
Wir Frauenzimmer.
Hexenbesen geht weiter für immer.
Hexenbesen geht weiter für immer.
Hexenbesen... - Hexenbesen...
Hexenbesen geht weiter für immer.
Mutter Grose, bist du müde?
Ach, mein Kopf ist so schwer.
Es ist zu warm hier.
Schließ die Augen,
dann fliegst du auf dem Besen.
Miles, Miles!
Und Master Miles spielt mir...
Schlafe ein, schlafe ein.
Ach, Miles!
Miles, Miles! Und Flora?
Mutter Grose wacht auf, sie ist fort.
Was? Wer, Miss? - Flora fehlt, sie ging zu ihr.
Kommt schnell hinaus, sie suchen!
Gott, Miss, und Ihr lasst den Miles?
Das ist jetzt ganz gleich, er ist bei Quint.
Er fand die reizendste Art mich anzuführen, als sie ging.
Kommt, kommt, kommt!
Flora!
Flora!
Da ist sie!
Fortzulaufen, das ist bös,
und gar so weit und ohne Hut und Schal.
Du bist ein böses Kind.
Warum liefst du fort von uns?
Und wo, mein Kind, ist Miss Jessel?
Flora!
Sie ist da, schaut, sie ist da!
Schau, du kleiner Unglückswurm! Schaut, Mutter Grose!
Sie ist da!
Ich weiß nicht, Miss, ich seh dort nichts.
Seht doch hin, meine Liebe, seht ihr nicht, dort?
Sie ist nicht da, liebe Kleine, gar niemand ist da.
So seht doch!
Ich sehe niemanden hier, gar nichts, niemanden, nichts.
Ich weiß nicht, was du willst.
Wir wissen alles, sie wissen gar nichts...
Du bist gräßlich, herzlos, böse, warum kamst du zu uns?
Sie ist nicht da.
Nehmt mich fort, ich verachte sie.
Schweige, schweige!
Mich?
Ich kann nichts sehen, niemanden.
Es ist alles ein Versehen, lasst uns schnell nach Hause gehn.
Ja, geht nur, geht...
Bleib du mir treu, Flora.
Nehmt mich fort von ihr, sie ist herzlos, grässlich, böse.
Geht!
Sie ist widerlich.
Die Freundin ging nun auch von mir.
Auch du, du gingst nun von mir.
Flora, ich habe dich verloren.
Sie lehrt dich, mich zu hassen.
Bin ich denn widerlich?
Widerlich? Nein, nein.
Aber ich habe versagt.
Hab einfach ganz versagt.
Und jetzt ist keine Unschuld mehr in mir.
Und jetzt hasst sie mich.
Sie hasst mich.
Mutter Grose!
Oh Miss, Ihr habt Recht,
sie muss fort von hier.
Diese Nacht, sie war zu schlimm.
Nein, fragt mich nicht.
Was dieses Kind phantasiert tief im Traum.
So etwas ahnte ich nie, noch träumte ich sie je,
noch wag ich's mich zu erinnern.
Gottlob, ich sah mich schon verlassen,
meinte, ihr glaubet mir nicht.
Ihr habt Recht, sie muss fort.
Ja, geht nur zum Onkel.
Der weiß nun, das etwas nicht stimmt.
Er hat längst meinen Brief.
Ach, Miss, Ihr Brief ging niemals fort.
Er lag nicht auf dem Schreibtisch.
Miles...
Miles nahm ihn wohl dort weg.
Er hat ihn wohl genommen.
Das ist gleich, geht jetzt.
Ich bleibe hier,
bereit für das, was kommen mag, mit dem Jungen.
Miles, ich kann dich jetzt nicht lassen.
Du bleibst ganz mein,
und ich werde dich retten.
So, meine Liebe, wir sind allein.
Sind wir allein?
Ja, ich befürchte es.
Hast du Angst,
hast du Angst, allein zu sein?
Und du?
Liebster Miles, wie gern bin ich mit dir.
Warum bliebe ich sonst hier?
Du bleibst also für mich?
Ich bleibe als dein Freund.
Miles, es gibt nichts, was ich nicht für dich täte.
Vergiss das nicht.
Ja, ja.
Tät ich nun etwas nur für dich?
So sag mir, was ist es denn?
Was hast du im Sinn?
Miles!
Ich möchte, dass du es sagst.
Jetzt?
Ja, gleich, das wär das Beste, gewiss.
Gib Acht!
Was ist, Miles? Willst du lieber spielen gehn?
Ja, sehr gern.
Ich sage alles später dir.
Nein!
Doch nicht jetzt.
Miles, stahlst du meinen Brief?
Hast du ihn gestohlen?
Miles, du bist mein!
Hast du ihn gestohlen?
Nein.
Ja... ich habe ihn genommen.
Warum, warum nahmst du ihn?
Zu sehn, was du schriebst über uns.
Jetzt schweige!
Miles, mein kleiner Miles, wer ist's, den du siehst?
Wer, auf den lauernd du wartest?
Verrat nicht das Geheimnis, gib Acht!
Ich weiß nicht, was du meinst.
Wer ist es, wer? Sag es, für mich.
Miles, du bist mein.
Ist er da? Ist er da?
Ist wer da, Miles? Sag es!
Verrat uns nie!
Niemand, gar nichts! - Wer?
Auf dem Pfad und im Wald, vergiss nie Quint!
Wer hieß dich den Brief stehlen?
Und im Fenster, auf dem Turm, wenn die Kerze erlosch...
Wer ist es denn, den du wartend herbeisehnst?
Er führt, er wartet, er wacht...
Sag nur den Namen!
Nur den Namen!
Er wartet...
Sag den Namen, und er vergeht auf ewig.
Peter Quint, du Teufel!
Ach, Miles! - Ach Miles!
Du bist gerettet. - Wir versagten.
Du bist gerettet. - Wir versagten.
Jetzt geht alles gut. - Jetzt muss ich gehn.
Alles geht gut. - Ich muss gehn.
Gemeinsam ward er vernichtet.