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Rammstein ist eine sehr dankbare Band
und dankbare Musik, um Videos zu machen.
Da spürt man sofort, dass es sehr filmische Musik ist.
Da merkt man sofort: Da kann ich gut drauf schneiden,
oder ein Bild wird aufgeladen durch die Musik.
Dass du so mit deutscher Sprache umgehen kannst
und sie mit Rockmusik verbinden kannst.
Das war neu und klug, und hat mich
total begeistert, als ich es zum ersten Mal gehört habe.
Ich hab vorher irgendwann ein Konzert gesehen, vor dem Video.
Das war eine sehr opernhafte Inszenierung
und es waren, wie ich fand, guteJungs, gute Rockmusik einfach.
Ich kannte die von dem letzten Dreh, dem „Engel“-Dreh, so ein bisschen.
Hab aber dann wirklich vor allem den Song gehört.
Ich wusste, dass es sechsJungs sind, die so und so aussehen.
Ich hab mich ganz davon leiten lassen,
wie sich der Song, die Lyrics, die Musik für mich angefühlt haben
und was ich dazu gesehen habe. - The last thing im Dings.
Die Tasche. Le Tasche.
Da brauchen wir jetzt aber eine weite Optik. Vierzehn bitte!
Zehnefl
Ich war blutjunger Kameramann und hatte ein paar Videos gedreht.
Das war immer schreckliche Popmusik.
Und plötzlich kam dieses Musikvideo rein, mit guter Rockmusik.
Und Philipp hat mich gefragt, ob ich das mit ihm machen will.
Dann haben wir es gemacht und wollten einen speziellen Stil machen,
der sich von allem unterschied, was damals auf dem Markt war.
Diese merkwürdige Mischung aus so Heavy Metal und Elektromusik
war nach meinem Gefühl neu an Rammstein.
Und was ich immer noch
Es sticht immer noch raus, selbst aus den vielen Kopien, die es hinterher gab.
Wunderbar. Okay. Und Action!
Cut!
Ist okay.
Dieser Song handelt eigentlich von so einer Art Treue.
Wir sehen Rammstein auch so ein bisschen als eine Art Familie.
Wir haben so ein starkes Traditionsbewusstsein in dieser Band.
Und für uns Also für mich ist der Song
„Willst du, bis der Tod euch scheidet?“,
dieser Treueschwur, den du vom Heiraten kennst,
ist ein bisschen in diese Familie integriert worden.
Rammstein ist einfach dadurch, dass die Musik so hart
und so ein bisschen mit Schweiß ist,
und dadurch, dass es sechs große, kantige Männer sind,
liegt einfach dieser Moment sozusagen von Männerbund, Gang, Armee
alle diese Assoziationen, die einem kommen, liegen einfach nahe.
Und man merkt, wenn du filmisch was dazu machst, was in diese Kerbe haut,
dass es gut funktioniert und Rammstein selber kommt gut rüber
und wird zum Leben erweckt und fängt an zu funkeln.
Deswegen funktioniert das Video, glaube ich, ganz gut.
Ich weiß nicht, wie es jetzt ist. Damals kam's mir vor, als wären sie eine Einheit.
Wenn jemand solange zusammen ist. Es sind halt mehrere Leute
Ich denke, da gibt es verschiedene engere Gruppen
und Außenseiter immer wieder.
Aber in Wirklichkeit halten die zusammen und sind eine Band.
Wir waren ja nicht mehr dieJüngsten. Wir waren alle schon etwas älter
und hatten alle schon langjährige Beziehungen hinter uns, die
auch Kinder waren da die also praktisch auseinanderfielen.
Wir haben nochmal von vorne angefangen,
wie so nochmal mit vierzehn, und so war auch die Energie in dieser Platte.
Also nochmal alles beiseite und nur diese Band.
Dann hat es wie immer bei Rammstein auch was mit Mann und Frau zu tun
und mit Sex und Liebe und Tod und Blut und so weiter und so fort.
Also, es ist wie alle Rammstein-Sachen ein relativ düsterer Song.
Ihr Image ist wie bei jedem Künstler, nicht, wie sie wirklich sind,
sondern sie sind eher sehr verschieden.
Auch sensibel eigentlich und ruhiger und introvertierter,
als sie sich auf der Bühne darstellen.
DieJungs waren für mich immer mehr ein Prenzelberger Künstlerkollektiv,
die ganz toll und kraftvoll dieses Gesamtkunstwerk Rammstein
erfunden und dargestellt und weiter geschliffen haben.
Und ich finde, dass sie ein klassisches Beispiel dafür sind,
dass die privaten Personen und das, was erschaffen worden ist,
nicht unbedingt miteinander verknüpft sein müssen.
Es ist aufjeden Fall provokativ gedacht.
Die Frage ist, was dahintersteht, aber ich glaube,
es ist gut so, denn mit Provokation rüttelt man die Leute auf.
Ich hoffe, dass es provokativ ist, und nicht,
dass man diese Symbole so übernimmt und einfach nur benutzt.
Das wäre nicht so gut.
Die Songs sind im Wesentlichen
sozusagen komplexe und verrätselte Kunstwerke, sagen wir mal so.
Auch die Lyrics sind ja immer assoziativ und metaphernhaft und so.
Auch sind die Songs überhaupt nicht auf eine einfache Weise politisch deutbar.
Okay. Und Action.
Cut! Wunderbar!
Nochmal eine Probe?
Sehr gut. - Wunderbar, so drehen wir es.
Ich habe es mitgedreht.
Wirklich? Okay, dann sind wir fertig. Danke!
Er hatte immer einen sehr starken visuellen Ansatz,
deswegen haben wir es immer so zusammengelegt.
Es war immer wichtig, wie es ausschaut.
Es gab eine große Diskussion beim Innendreh,
wo dieJungs den einen erwarten und der muss aus dem Dunklen kommen.
Wie dunkel es sein muss. Die Dunkelheit war ein wichtiges Element in diesem Film.
Ich habe Lampen auf- und wieder abgebaut, denn es musste absolut dunkel sein.
Er muss aus dem Dunklen ins Licht treten.
Das Visuelle war ihm immer sehr wichtig und er hatte auch relativ viel Ahnung.
Speziell bei „Du hast“ sind mehrere David-Lynch-Zitate drin.
Diese Explosion, die rückwärts geht, ist quasi aus „Lost Highway“ geklaut.
Und diese schwarze Hütte ist auch wahnsinnig „Iynchmäßig“.
Ansonsten gibt's ganz klar dieses Zitat von Tarantinos „Reservoir Dogs“‚
wo du Männer in schwarzen Anzügen in so einer Lagerhalle hast,
die dann blutige Dinge miteinander treiben.
Ich glaube, es hat lange Tradition, dass Männer gemeinsam jagen gehen
und gemeinsam kämpfen. Ich glaube, daher kommt das eher.
Aber so ein Kumpel ist wichtig für Männer, zumindest einer.
Sie waren auch Lynch-Fans und es passte irgendwo zusammen,
diese Art von düsterer, rätselhafter Filmästhetik.
Und dann muss ich auch sagen, dass ich diese sehr schwere,
surreale, expressive Lyrik von Lindemann persönlich sehr mag.
Ich mag einfach dieses
diese kraftvollen düsteren Farben, mit denen er malt.
Die Bilder, die er verwendet, sind sehr filmisch.
Und es ist sehr leicht, sich davon inspirieren zu lassen.
Was uns bewogen hat, ihn zu fragen, ob er singen möchte,
war auch er als Typ, als Erscheinung. wo wir uns dachten,
er kommt gut rüber auf der Bühne und soll es einfach mal versuchen.
Er hat sich das erst nicht richtig zugetraut.
Es hat wie gesagt eine ganze Weile gedauert,
bis da irgendetwas Brauchbares bei herauskam.
Nach den ersten Konzerten war bei ihm das Eis gebrochen.
Da hat er gemerkt, wie das ist auf der Bühne
und was man da so machen kann als Sänger.
Da war er dann angesteckt sozusagen.
Feuer ist immer gut, wenn es bei Rammstein dabei ist,
denn Feuer ist ein Motiv von Rammstein.
Es ist ein Element, was bei Rammstein eine große Rolle spielt.
Auf Videos und auf der Bühne gibt es ständig ein Feuer.
Die Musik ist auch nicht so, dass man da tanzen kann auf der Bühne,
dass man da rumhoppelt. Da stand ich nur rum und fand das scheiße.
Um das zu kompensieren, wollte ich irgendwelche Aktionen machen.
Auch vorher, wenn ich Bands gesehen habe, die einfach nur Musik machen,
da war, von den Personen mal abgesehen, nichts fürs Auge dabei.
Keine Aktionen. Und das war eigentlich mit diesem Medium Feuer,
was gut aussieht, vor dem man auch Angst hat,
war es ein netter Einstieg.
Das hat sich dann einfach irgendwann von alleine so hochgesteigert.
Der Mantel und die Effekte und dieser ganze Käse.
Es gab die große Szene
Ein Mensch brennt.
Ein Stuntman hatte einen Asbestanzug an und wurde umwickelt
mit brennbaren Materialien und wurde angezündet.
Und er musste dann brennend durch den Raum gehen.
Philipp war so fasziniert von seiner Inszenierung,
dass er vergessen hat, „Cut“ zu sagen.
Ein Stuntman macht so lange weiter, bis der Regisseur „Cut“ sagt.
Niemand hat „Cut“ gesagt. Wir standen alle mit offenem Mund um die Kamera
und keiner hat gesagt „Cut“.
Der Regieassistent hat einfach nicht „Cut“ gesagt.
Der Stuntman geht weiter, ihm wird immer heißer.
Er hat sich dann selbst ins Wasserbecken gestürzt,
weil keiner gesagt hat, er soll aufhören.
Ich habe öfter ein paar Brandblasen an den Armen und auf dem Rücken gehabt.
Die waren schon ziemlich derb.
Auf Tour eitert das dann vor sich hin
und man hat am nächsten Tag dann nochmal denselben Fleck drauf.
Fontänen habe ich manchmal ins Gesicht gekriegt,
aber mit der Zeit lernt man, damit umzugehen
und diese Gefährlichkeitsvarianten außen vor zu lassen.
Man wird vorsichtiger.
Noch eine andere Position?
Es war kalt. Es war nass. Und es hat lange gedauert.
Nein, es war ein großer Spaß. Wir waren auf einem Flugfeld
und wollten eigentlich bei Sonnenschein drehen, aber es hat geregnet.
Und dann ist der Wind gekommen und es hat wenig funktioniert.
Aber wir haben alles durchgeboxt und es war ein schöner Dreh.
Ich bin ein ziemlicher Vorbereitungsfreak
und komme eigentlich wahnsinnig genau „prepared“ ans Set.
Das habe ich auch schon da gemacht.
Ich arbeite immer mit Storyboards.
Die Shots sind vorher ziemlich genau definiert.
Ich habe mir die Location oft genug angeguckt
und habe alles eigentlich bis ins Detail ausgetüftelt.
Und deswegen muss ich sagen,
dass es in der Regel eigentlich immer ganz gut läuft.
Ich glaube, es war sein Erstes. Es war ein sehr gutes,
ein kraftvolles Video. Es hat die Band und die Musik unterstützt.
Zu dem Zeitpunkt gab es solche Videos im deutschsprachigen Raum nicht.
In dem Stil und der Art.
Es war ein bisschen gewalttätig, es war aber auch sehr authentisch.
Das Mädchen, das mitgespielt hat, war eine Schauspielerin der Volksbühne.
Man hat nie für ein Musikvideo Schauspieler gecastet.
Das war unvorstellbar. Es waren immer Models.
Die Schauspielerin hat sehr gut gespielt. Es war ein sehr inhaltsvolles Video.
Das gab es damals im deutschsprachigen Raum noch nicht.
Ich wollte eigentlich ein richtiges Charaktergesicht haben,
abgesehen davon, dass ich mir vorgestellt habe,
dass sich mit einer richtigen Schauspielerin besser arbeiten lässt
als mit einem Model.
Es ist ja Astrid Meyerfeldt, dieser Volksbühnenstar.
Und da habe ich mich echt gefreut, dass sie das überhaupt gemacht hat.
Aber das hat auch damit zu tun gehabt, dass Castorf
jahrelang immer Rammstein in seinen Aufführungen hat abspielen lassen.
Zu der Zeit gab es eine große Rammstein- Fangemeinde in der Volksbühne.
Es gab vor allem Szenen mit ihr, wo sie im Auto auf ihn wartet.
Es war einfach nur schön. Beim Dreh spürst du, dass es wahnsinnig gut ist.
Du spürst Emotion durch die Kamera.
Ich hatte das Gefühl, es war das erste Mal,
dass wir etwas Authentisches machen und mit Darstellern drehen.
Und man versucht immer, was Echtes zu machen.
Diese Authentizität war plötzlich da.
Ich glaube, das Video ist nach wie vor gut
und zeigt Musik und Band auf eine gut gelungene Weise.
Es sind Leute, die sich mit harter Arbeit selber erfunden haben.