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Am 16. März 1988 verübte das Regime von Saddam Hussein
eine chemischen Giftgasangriff auf die kurdische Stadt Halabja.
Über 5.000 Einwohner wurden sofort getötet,
weitere 7.000 Menschen wurden schwer verletzt.
Es ist ein sehr Schwerverletzter der also fast keine gesunde Haut hat.
Und auch natürlich Lungenveränderung schwerster Natur.
Es dürfte sich wie bei allen anderen Fällen
wieder um dieses Senfgas handeln.
Die sind jetzt unterwegs...und ein Kind !
Über die Giftgasattacke auf Halabja
16. März 1988
Als Facharzt für plastische Chirurgie war ich bei vielen Kriegsopfern involviert
seit Vietnam, 1967, 1973 in Afghanistan
und an allen Orten der Welt an welchen Krieg herrschte.
Ich wurde auch gefragt, als plastischer rekonstruktiver Chirurg,
ob ich bereit wäre hin zu fahren und Vorort Fälle behandle
oder vielleicht einige von Ihnen nach Wien zu bringen.
Dies war mein Leben für viele viele Jahre
und auf diesem Weg war ich im Iran-Irak Konflikt beschäftigt
und dadurch wurde ich 1988 mit der kurdischen Situation vertraut gemacht.
Die Halabja Situation war für mich eine sehr interessante und neue Situation,
denn ich hatte Informationen und einige Erfahrung
mit vergifteten Fällen welche nach Wien kamen.
Aber Halabja war eine spezielle Situation,
denn sie wurde mehrere Male an selber Stelle bombardiert.
Und viele Patienten, viele kurdische Patienten,
waren involviert, getötet und einige von ihnen überlebten.
Und ich wurde mit einem kleinen Jungen bekannt gemacht,
welcher mit einigen anderen Fällen zur Behandlung nach Wien gebracht wurde.
Nach der ersten Giftgasattacke im Iran-Irak Konflikt
und nachdem ich all diese Patienten sah,
war ich daran interessiert welches Gift, welches Gas benutzt wurde.
Und schließlich fragte ich, ob mir vielleicht
ein Exemplar der Bombe gezeigt werden kann, wenn vorhanden und nicht explodiert.
Also wurde ich zu einem Gebiet
mit Experten in Gasmasken und Schutzanzügen, nahe Teherans, gebracht.
Wir konnten eine nicht explodierte Bombe im Teheran Gebiet entschärfen
und mit dieser Lösung, welche mit speziellen Instrumenten gewonnen wurde,
konnte ich eine Probe nach Wien bringen.
Dann war ich im Flugzeug, bevor ich jedoch das Flugzeug betrat
wollten die iranischen Sicherheitskräfte die Probe nehmen
und sagten es wäre unmöglich diese mitzunehmen.
Also hatten wir einen großen Streit,
aber letztlich gelang es mir und ich konnte die Probe nach Wien bringen.
Und diese Probe konnte ich den Toxikologen in Wien präsentieren.
Und diese Toxikologen in Wien zusammen mit dem Toxikologen Professor Hendricks aus Gent
und einigen Experten aus Deutschland, alle Drei, fanden heraus,
dass es sich um hochkonzentriertes Senfgas handelt.
Professor Dr. Freilinger war vergangenes Jahr Mitglied einer UNO-Kommission,
die den Einsatz von Giftgas durch den Irak Vorort untersuchte und auch bestätigte.
Es ist das selbe Gas wie bisher, Senfgas.
Somit war dies das erste klare Gutachten,
das hochkonzentriertes Senfgas in dieser Bombe enthalten war.
All diese schrecklichen Situationen welche ich sah und danach so viele Fälle
waren klar pures hochkonzentriertes Senfgas.
Senfgas ist hochtoxisch und greift alle Organe an.
Hauptsächlich die Lunge, aber auch die Nieren, die Haut,
aber nicht so viel wie die inneren Organe und ebenso die Augen.
Diese Patienten haben alle gereizte Augen.
Und die Behandlung ist sehr schwer,
da die Beeinträchtigung und die Reizungen
so erheblich waren, dass wir mit all unserer Behandlungsmöglichkeiten
nicht damit zurecht kamen.
Wir konnten es ein wenig leichter machen mit der Situation in unsere Spitälern,
aber konnten diese Patienten nicht heilen.
Sie sind dauerhaft geschädigt.
Sie leiden die ganze Zeit.
Sie können kein normales Leben führen.
Sie können keinen Sport betreiben,
keine aktive Arbeit oder Handarbeit tätigen.
Sie können ein einfaches Leben führen,
aber sie sind ständig mit der Situation konfrontiert,
lediglich leben zu können aber nicht arbeiten zu können.
Ich wurde gefragt, ich denke es war in Sulaimania,
wie viele Fälle ich gesehen habe und,
wie die Situation war und welche Art der Behandlung man diesen armen Patienten geben können,
welche hauptsächlich Frauen und einige Kinder waren.
All unsere Behandlungen waren nicht effizient,
da die Situation diese war, das es eigentlich keine Behandlung gab.
Sie husteten, sie hatten wieder und wieder Fieber.
Sobald der Winter in Wien eintrat spuckten sie Blut,
fühlten sich schlecht und hatten überhöhte Temperaturen
und jede Behandlung welche wir benutzten half eigentlich nicht da die Organe,
hauptsächlich die Lungen, sehr stark betroffen und zerstört waren.
Zerstört zu einem Grad, in welchem keine Behandlung möglich ist.
Sie sind in permanenter Gefahr diese Situation vielleicht nicht zu überstehen.
Kayvan war ein junger Mann welchem es ermöglicht wurde in Österreich zu bleiben.
Er fand eine Familie
welche den Jungen aus Kurdistan aufnahmen und ihn erzogen.
Er war im Alter von 14 und 16 als er nach Wien kam
und in ein Wiener Privatspital gebracht wurde.
Und ich konnte ihn dort erreichen, vergaß aber diesen Jungen,
denn es war schon Jahre zurück, als ein Wiener Reporter sagte:"
Da ist ein Junge der deinen Namen nennt. Freilinger!"
Ich antwortete:" Ja und was ist mit ihm?"
„Er ist hier wenn du ihn sehen willst.
Sein Name ist Kayvan aus Kurdistan, welcher stark verletzt wurde von einer Senfgasbombe.
Und er blieb hier in Österreich.
Er fand eine Familie welche ihn aufnahm, ihn erzog,
ihn unterstützte und er ging all die Jahre nichtmehr zurück nach Kurdistan,
da es ihm nicht möglich war in seine Heimat zu kehren.
. Also blieb er hier und lebte ein einfaches Leben,
da es ihm nicht möglich ist hart zu arbeiten.
Also fand er sich ein kleines Geschäft mit welchem er sein Leben finanzieren konnte!"
Jahre später hatte ich eine Reise nach Halabja gemacht und sah den Friedhof dort.
Und mir wurde bewusst was passierte,
wie viele Tote an diesem Friedhof neben Halabja beigesetzt wurden.
Vergiftet von diesem schrecklichem Senfgas.
Eine traurige Situation.
Das sind die Toten unter der Erde, aber die anderen, die leiden,
welche nicht getötet wurden
sich aber in einem permanenten schrecklichen Krankheitszustand befinden.
Weil sie husten.
Ein normales Leben ist unmöglich für sie.
Auf den ersten Blick liegen 33 Menschen mit den selben Schmerzen
und ähnlichem äußerem Erscheinungsbild auf dem Boden.
Was jedoch kein Film, kein Fernsehen, keine Presse
getreulich beschreiben kann ist der Geruch.
Ich denke „Genozid" ist ein schreckliches Wort,
denn es sollte gar nicht existieren.
Und wenn irgendein Führer, in diesem Fall Saddam Hussein,
tausende Menschen tötet, beinahe eine ganze Nation auslöscht.
Ich denke, das ist die grausamste Situation welche wir im Leben finden können.
Und ich war auf vielen Schlachtfeldern,
beginnend in Vietnam und endend in süd-afrikanischen und süd-amerikanischen Ländern.
Aber eine Situation wie diese, welche dem armen kurdischen Volk wiederfahren ist,
ist einmalig in der Welt und kann in keinem Fall entschuldigt werden.
Dies ist die schrecklichste Situation welche man Menschen,
einer ganzen Nation, antun kann.
Das bombardieren mir purem hochkonzentriertem Senfgas.