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Verteidigung der Masterarbeit im Studiengang "Umweltmanagement für Großstädte"
"Bürgerbeteiligende Prozesse im Abfallmanagement der unabhängigen Stadt Buenos Aires"
Guten Tag. Ich freue mich dass Sie heute hier sind bei der Präsentation meiner Masterabeit.
Ich bin Anja Mocker aus Deutschland, Architektin
und möchte Ihnen meine Masterbeit präsentieren mit dem Titel:
"Bürgerbeteiligende Prozesse im Abfallmanagement der unabhängigen Stadt Buenos Aires"
Ziel dieser Arbeit war die Analyse der Auswirkungen von Erfahrungen in bürgerbeteiligenden Prozessen
in politischen Entscheidungen für den Umgang mit festen Siedlungsabfällen der Stadt Buenos Aires.
Warum ist dieses Thema so wichtig für mich?
Ich produziere jeden Tag Abfall und zusammen mit dem Abfall meineR NachbarInnen
erzeugen wir Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Wie kann ich persönlich, als Bürgerin, Einfluss nehmen auf das Gebiet meiner
Nachbarschaft intakt und gesund zu erhalten?
Welcher Problematik stehen wir gegenüber?
Wir finden uns wieder in einem kollabierten System aufgrund des generierten Volumens
von festen Siedlungsabfällen und des aktuell funktionierenden Abfallmanagementsystems.
Es exisiert eine Zunahme des täglich erzeugten Abfallvolumens durch jedeN einezelneN BürgerIn.
In diesem Vortrag möchte ich die Geschlechtergerechtigkeit betonen durch
das Benutzen des “@” und manchmal durch die Wahl der weiblichen Form.
Ich fahre fort mit den Gründen für die bestehende Problematik.
Das Abfallmanagement-System ist veraltet und es gibt Mängel in der Dienstleistung.
Und all dies führt zu gesundheitlichen Problemen und Umweltbelastungen.
Außerdem tritt dem zur Zeit funktionierenden Abfallmanagement die urbane Dynamik entgegen.
Ich fragte mich nach dem gewünschten Zustand und wie wir ihn erreichen.
Einer der Ziele kann die Suche nach einem adäquaten Managementsystem für
die Aufbereitung des generierten Abfalls sein.
Doch was ist die beste Lösung?
Wie ist die beste Lösung zu finden um die Probleme an ihren Wurzeln zu lösen
statt die Symptome vereinzelt zu bekämpfen?
Mit diesen Fragen kam ich zu der enormen Bedeutung der BürgerInnenbeteiligung
sich bei Entscheidungen im öffentlichen Managementsystem zu beteiligen.
Am Anfang der Bearbeitung meiner Arbeit dachte ich über die Kriterien nach,
die Einfluss auf die Bürgerbeteiligung haben.
Sie halfen mir, mich meinem gewählten Thema anzunähern und zu fokussieren.
Es sind sechs wie Sie hier lesen können, auf die ich später im Einzelnen detailliert eingehe.
Um die Behauptungen zu beweisen untersuchte ich 2 Fallbeispiele und partizipierte in beiden
Fällen als teilnehmende Beobachterin.
Ich befragte die in den Prozess eingebundenen AkteurInnen.
Um den Kontext dieser Beispielprozesse und die Funktionsweise des aktuellen
Abfallmanagements zu erfahren, unternahm ich eine Reise in die Vergangenheit um
um die Rolle der BürgerInnen besser zu verstehen.
Um einen Leitfaden für die Befragungen zu haben machte ich eine andere Reise in die Welt der:
Was bedeutet “Beteiligung”, was ermöglicht es und welche Faktoren sind unbedingt notwendig.
Außerdem war ich auf der Suche nach anderen Erfahrungen in diesem Bereich.
Jetzt möchte ich kurz die beiden Fallbeispiele erläutern.
Der 1. Fall ist die Umweltstrategiegruppe des Stadtparks “Parque Avellaneda”, die
sich einmal pro Monat in der Park-Villa “casona” trifft.
Meistens treffen sich dort NachbarInnen mit ähnlichen Visionen und VertreterInnen der Regierung.
Einer ihrer mit der Thematik betreffenden Ziele ist das Projekt “Ein Park ohne Abfall”.
Mit diesem Projekt wollen sie die Transformation des installierten Systems der
Parkreinigung und -instandhaltung.
Im 2. Fall geht es um die Nachbarschaftskommission “Verbesserung der Stadthygiene”, die
sich auch 1 Mal im Monat in den “Bürgerämtern” treffen.
Die dort eingebundenen AkteurInnen kommen von der Regierung, den kontrollierenden Organen,
von Abfallunternehmen und der Nachbarschaft, welche die Probleme sieht und lösen möchte.
Sie wünschen sich Respekt und Ordnung für ihren Stadtteil.
Ziel dieser Kommission ist die Umweltqualität des Stadtteils instand-zusetzen, sie zu kontrollieren
und zu verbessern... und die Arbeitsweise der ausführenden Abfallunternehmen zu überwachen.
Hier möchte ich zeigen, woher die beteiligten NachbarInnen kommen.
In dieser Grafik z.B. in Nr. 4 sehen Sie die „Casona“ vom Stadtpark.
Die anderen Punkte auf der Karte sind Nachbarschaftsorganisationen, die im CGP7 teilnehmen.
Sie kommen aus den Stadtteilen Flores (dunkelgrün) und Parque Chacabuco (hellgrün).
Das Gebiet vom CGP7 wird unter 2 Abfallunternehmen aufgeteilt - Urbasur und Nitida.
Deshalb müssen in jedem Treffen die 2 Firmen vertreten sein.
Jetzt kommen wir zur Analyse des Gesetzlichen Rahmens.
Ich verglich den Rahmen des bürgerbeteiligenden Raumes in beiden Fallbeispielen.
Im Fall 1 befindet sich „GEMA“ als Arbeitsgruppe im zwischen BürgerInnen und Regierung
„vereinigten Parkmanagement und partizipativer Planung“ innerhalb des „Parque Avellaneda“.
Ihre Wirkung zielt auf die Planung und Umsetzung von Projekten.
Die Nachbarschaftskommission im Fall 2 entstand 2005 durch das Dekret 390 der Stadt BsAs.
Sie bildet einen Pflichtteil der Vergabeverträge der Stadt mit den Abfallunternehmen.
Ihre Wirkung zielt auf die Kontrolle, die Überwachung und die Evaluierung der Abfallfirmen.
Im Vergleich ist im Fall 2 (CVMHU) die Beteiligung aller Akteurgruppen verbindlich.
Dagegen ist im Fall 1 (GEMA) nur die Beteiligung der Regierung und der Nachbarschaft bindend.
Im Park arbeitende Serviceunternehmen und jeweiligen Kontrollorgane sind nicht zwingend dabei.
Zurück zum Fall 1 (GEMA) das Projekt „Ein Park ohne Abfall“ hat einen langen Weg hinter sich.
Diese Grafik zeigt wann dieses Projekt Thema in ihren monatlichen Treffen war.
Anhand der studierten Protokolle seht ihr hier die TeilnehmerInnen und die relevanten Ergebnisse.
Die Analyse können Sie in der Lektüre dieser Arbeit vertiefen.
Die Arbeitsgruppe GEMA benutzte folgende Strategien:
Bewusstseinsbildende Workshops, kostenlose halbjährliche Umweltseminare,
Aktionspläne, z.B. der Bau einer Kompostanlage, der organische Demonstrationsgarten
… die Einladung der Firma „Zona Verde“ zu den Treffen und
einen Webblog um Aktivitäten, die Projektentwicklung, Protokolle und Fotos zu verbreiten.
Im 2. Fall fand ich den Inhalt der monatlichen Treffen in den Protokollen von 2005-2009.
Ich studierte sie und versuchte herauszufinden welche Themen sie behandelt haben.
Hier sehen Sie die Themen in Zusammenhang mit dem partizipativen Prozess an sich,
... und hier aufgeschlüsselt des Abfalls betreffend.
Sie sehen also, dass viel Zeit der Treffen für den Prozess an sich verwendet wurde.
Ihre Arbeitsweise gestaltete sich nach meiner Beobachtung wie folgt:
1. Präsentation von Daten, Fakten und Belegen
2. kurze Behandlung des Problems und dessen Ursache
... und schneller Übergang zur Lösungsfindung des Problems.
Wer ist zuständig, wer managt und wer führt es aus?
3. wird der rechtliche Rahmen überprüft.
Ihre Strategien befinden sich im Rahmen ihrer möglichen Kapazitäten.
Z.B. Inspektionen durch die Firmen, Reinigungsaktionen mit der Nachbarschaft, Kampagnen
oder die Einladung von eingebundenen Akteurgruppen in den partizipativen Raum
und das Versenden von Aufforderungen und Berichten an die zuständigen Stellen.
Zwei der überraschendsten Ergebnisse dieser Erfahrungen sind einerseits
dass dieser partizipative Raum geeignet ist, um konkrete lokale Probleme zu lösen...
und andererseits das kollektive Erlernen vom: Zuhören der Anderen; Akzeptieren anderer Meinungen;
Zusammenarbeiten in organisierter Art und Weise und eine direkte Evaluierung in jedem Treffen,
welches zum Weiterarbeiten in dieser Konstellation motiviert.
Um jetzt zu den Thesen zurückzukehren erläutere ich kurz die Kernpunkte, die ich in dieser Arbeit diskutiert habe.
Bei These 1 fragte ich mich: Wer entscheidet was richtig ist, um achtsam mit dem kollektiven Gut,
die Qualität der Umwelt und die Gesundheit der EinwohnerInnen umzugehen?
Die Antwort lautet: Die BürgerInnen! Sie erfahren ihr tägliches Leben an diesem Ort und
.. sie sind die ExpertInnen ihrer Lebensumwelt.
Das Einbinden dieser Qualitäten und das „Dabei sein“ in dem partizipativen Raum wo Entscheidungen
getroffen werden, erhöht die Transparenz des: „Wie wird sie getroffen?“
Der Punkt ist: Dabei sein und es öffentlich sichtbar machen!
Dafür ist es ganz wichtig und unbedingt notwendig: Schulungen um sich beteiligen und auswerten zu
können, außerdem muss es häufige und regelmäßige Aufrufe geben, damit die NachbarInnen
davon erfahren wie sie teilnehmen können und die Kontinuität des Prozesses wahrnehmen.
Die 2. These lautet: Die Kontinuität im partizipativen Prozess
erhöht die Akzeptanz der Endergebnisse durch die Nutznießenden.
Die Prozesskontinuität gibt Raum für konkrete innovative Projekte, welche
speziell an die Bedürfnisse der eingebundenen AkteurInnen angepasst sind.
Dort gibt es 2 wichtige Faktoren: 1. Die Vertrauensbildung zwischen den Teilnehmenden,
um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen und...
2. die Glaubwürdigkeit zwischen und an die beteiligten AkteurInnen.
Die beiden sind eng verbunden und wichtig dabei ist: eine neutrale Koordination um dies zu fördern.
These 3 lautet: Das Einbeziehen von Bürgerbeteiligung fördert den kulturellen Wandel in
Verbindung der Allgemeinheit mit der Problematik der Abfallerzeugung und -beseitigung.
Z.B. kommt ein Nachbar mit einer Beschwerde zum Treffen, es handelt sich meist um
ein Problem dass sich auf ihn persönlich negativ auswirkt.
Dort eröffnet sich ein Raum für eine gemeinschaftlich erarbeitete, wirkungsvolle Lösung...
Und dies ermöglicht einen Beginn für den kulturellen Wandel.
Es öffnen sich Kommunikationskanäle mit den Abfallunternehmen, den Kontrollorganen und
... den Regierungsbehörden.
Die Presse kann als verteilendes Medium von Alternativen funktionieren.
Es wurden individuelle und kollektive Lernprozesse identifiziert.
All dies fördert den Bau eines Fundaments für bessere und kreativere Lösungen.
Die 4. These lautet: Die bürgerbeteiligenden Prozesse nehmen keinen Einfluss auf die
Transformation des Managementsystems, wenn die Verhandlungsebene sehr niedrig ist.
In beiden analysierten Fällen fand keine Transformation des Managementsystems statt.
und ich habe mich gefragt wo bürgerbeteiligende Räume fest installiert werden könnten, um
bei der Umwandlung Einfluss zu nehmen?
In dieser Grafik habe ich die ausführende und die gesetzgebende Macht als Hand dargestellt.
Die Finger führen aus, was die Handwurzel definiert hat.
An den Fingerkuppen können temporär die Konflikte gelindert, aber nicht gelöst werden.
Sie sind immer hautnah an den Konflikten dran und müssen schnell Lösungen finden,
... gelangen jedoch selten an die Wurzel des Konflikts.
Was wären hier gute Orte um die partizipativen Räume fest zu installieren?
Hier zwischen den Verbindungen der Finger ist ein guter Ort um die Entscheidungen zu prüfen und
und zu bewerten BEVOR sie ausgeführt werden.
Die 5. These lautet: Das Festlegen von Vereinbarungen zwischen ALLEN AkteurInnen stärkt
den bürgerbeteiligenden Prozess im Abfallmanagement.
Wichtige Faktoren für das Festlegen sind:
1. eine gute Vorbereitung aller sich beteiligenden AkteurInnen vor jedem Treffen
2. gut definierte, von allen abgestimmte und akzeptierte Regeln.
Ich beobachtete, dass Verpflichtungen verbal gemacht werden und
im nächsten Treffen durch die präsentierten Ergebnisse evaluiert werden.
Ich habe auch gesehen, dass sie viel Zeit und Energie in die Arbeitsweise des
partizipativen Prozess an sich verwenden, statt des öffentlichen Sichtbarmachens ihrer Problemlösungen.
Die 6. und letzte These lautet: Die Prozesse, die als Anfangssituation die Unterschiedlichkeit
von Interessen, Machtpositionen und Wissensstand nehmen und sie in ihre Fragestellungen aufnehmen,
haben eine größere Chance auf den Erfolg eines effektiven partizipativen Prozesses.
Das Thema, was mich am meisten beeindruckte, ist den Schritt zu erreichen vom:
„Nicht verstehen“ zum „Verstehen von unterschiedlichen Ansichten und Kommunikationsformen“.
Diese Grafik war für mich sehr wichtig um zu verstehen wie groß dieser Schritt sein kann,
um zu einem gemeinsamen Fundament zu kommen.
Die Teilnehmenden treffen sich an einem Ort, wo sie die Lösung für ein Problem finden wollen.
Sie haben ihre Meinungen und ihre eigenen Kommunikationsformen.
JedeR hat eine Idee für die Lösung, so dass sich hier dieser gemeinsame Ort vergrößert.
Hier ist der schwierigste Punkt in dem partizipativen Raum.
Ist er überwunden, gelangen sie zum Bau des gemeinsamen Bodens,
der eine Plattform für die gewünschte Zusammenarbeit schafft.
In diesem Zustand wird ein respektvoller Umgang und ein Wille für die Zusammenarbeit an
gemeinsam erarbeiteten Lösungen identifiziert.
Mein Fazit erfolgt in 4 Punkten.
Der partizipative Raum darf nicht aufhören zu funktionieren während politischem Wandel.
Er muss kontinuierlich funktionieren können.
Ganz wichtig ist der authentische Wille aller sich beteiligenden AkteurInnen.
Es muss ein Rahmen existieren, der Raum und Zeit genau festlegt,
um Vereinbarungen zu erreichen. Falls nicht, verschwimmt es und führt zu Diskussionen.
Der partizipative Raum braucht als Unterstützung eine sehr gute Informationsbasis über die
aktuelle Situation, die für den Austausch von Erfahrungen nützlich ist.
Dies dient als Einstieg für die Diskussion.
Und zum Schluss auf die Perspektiven schauend, ist ein Ergebnis der Arbeit
ein Werkzeugkoffer für die Evaluierung und Einrichtung von partizipativen Räumen
an jedem Ort von eingeführten bürgerbeteiligenden Prozessen in der Stadtverwaltung.
Ich möchte 2 Vorschläge machen:
1. die Einrichtung einer Internetplattform mit dem Ziel der öffentlichen Überwachung von
kommunalwirtschaftlichen Betrieben, die verantwortlich sind für Grundversorgung und Infrastruktur der Gemeinde
Und 2. einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch der lokalen Nachbarschaftskommissionen
in jährlichen, öffentlichen Tagungen.
Ich möchte mit dieser Arbeit diese lokalen Erfahrungen sichtbar machen.
Den enormen Einsatz, die Energie und die Zusammenarbeit.
und daraus schlussfolgern, dass „Ja, das System kann verändert werden, wenn
viele Erfahrungen wie diese weiter funktionieren – ihre Samenkörner tauschend.“
Vielen Dank.
Ende des Vortrags.