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Da zu dir der Heiland kam...
...willig seine Taufe nahm...
...weihte sich dem Opfertod...
...gab er uns des Heils Gebot...
...daß wir durch sein' Tauf uns weihn...
...seines Opfers wert zu sein
Edler Täufer!
Christs Vorläufer!
Nimm uns gnädig an...
...dort am Fluß Jordan!
Verweilt! - Ein Wort -
ein einzig Wort!
Mein Brusttuch... schau! Wohl liegt's im Ort
Vergeßlich Kind! Nun heißt es: such!
Fräulein! Verzeiht der Sitte Bruch!
Eines zu wissen, Eines zu fragen...
...was müßt ich nicht zu brechen wagen?
Ob Leben oder Tod?
Ob Segen oder Fluch?
Mit einem Worte sei mir's vertraut: mein Fräulein, sagt...
Hier ist das Tuch.
- O weh! Die Spange? - Fiel sie wohl ab?
Ob Licht und ***, oder Nacht und Tod?
Ob ich erfahr, wonach ich verlange...
...ob ich vernehme, wovor mir graut:
mein Fräulein, sagt...
Da ist auch die Spange
Komm, Kind!
Nun hast du Spang und Tuch... O weh, da vergaß ich selbst mein Buch!
Dies eine Wort, Ihr sagt mir's nicht?
Die Silbe, die mein Urteil spricht?
Ja oder nein! Ein flücht'ger Laut: mein Fräulein, sagt...
...seid Ihr schon Braut?
Sieh da!
Herr Ritter? Wie sind wir hochgeehrt:
Mit Evchens Schutze habt Ihr Euch gar beschwert!
Darf den Besuch des Helden ich Meister Pogner melden?
O, betrat ich doch nie sein Haus!
Ei! Junker, was sagt Ihr da aus?
In Nürnberg eben nur angekommen, wart Ihr nicht freundlich aufgenommen?
Was Küch und Keller, Schrein und Schrank Euch bot, verdient es keinen Dank?
Gut, Lenchen, ach! das meint er ja nicht; doch von mir wohl wünscht er Bericht
Wie sag ich's schnell?
Versteh ich's doch kaum! Mir ist, als wär ich gar wie im Traum!
Er frägt, ob ich schon Braut?
Hilf Gott! Sprich nicht so laut!
Jetzt laß uns nach Hause gehn; wenn uns die Leut hier sehn!
- Nicht eh'r, bis ich alles weiß! - s' ist leer, die Leut sind fort
Drum eben wird mir heiß! Herr Ritter, an andrem Ort!
Nein! Erst dies Wort!
Dies Wort!
David? Ei! David hier?
Was sag ich? Sag du's mir!
Herr Ritter, was Ihr die Jungfer fragt, das ist so leichtlich nicht gesagt
Fürwahr ist Evchen Pogner Braut
Doch hat noch keiner den Bräut'gam erschaut!
Den Bräut'gam wohl noch niemand kennt...
...bis morgen ihn das Gericht ernennt...
...das dem Meistersinger erteilt den Preis...
Und selbst die Braut ihm reicht das Reis
Dem Meistersinger?
Seid Ihr das nicht?
- Ein Werbgesang? - Vor Wettgericht
Den Preis gewinnt?
Wen die Meister meinen
Die Braut dann wählt?
- Euch, oder keinen! - Was, Evchen! Evchen!
Bist du von Sinnen?
Gut' Lene, laß mich den Ritter gewinnen!
Sahst ihn doch gestern zum ersten Mal?
Das eben schuf mir so schnelle Qual...
...daß ich schon längst ihn im Bilde sah!
Sag, trat er nicht ganz wie David nah?
Bist du toll!
- Wie David? - Wie David im Bild
Ach! meinst du den König mit der Harfen...
...und langem Bart in der Meister Schild?
Nein! Der, des Kiesel den Goliath warfen...
...das Schwert im Gurt, die Schleuder zur Hand...
...das Haupt von lichten Locken umstrahlt...
...wie ihn uns Meister Dürer gemalt!
Ach, David! David!
Da bin ich!
Wer ruft?
Ach, David! Was Ihr für Unglück schuft!
Der liebe Schelm! Wüßt er's noch nicht?
Ei, seht, da hat er uns gar verschlossen?
Ins Herz Euch allein!
Das treue Gesicht!
Ei, sagt! Was treibt Ihr hier für Possen?
Behüt es! Possen?
Gar ernste Ding: für die Meister hier richt ich den Ring
Wie? Gäb es ein Singen?
Nur Freiung heut: der Lehrling wird da losgesprochen...
...der nichts wider die Tabulatur verbrochen:
Meister wird, wen die Prob nicht reut
Da wär der Ritter ja am rechten Ort!
Jetzt, Evchen, komm! Wir müssen fort!
Zu Meister Pogner laßt mich euch geleiten!
Erwartet den hier, er ist bald da
Wollt Ihr Evchens Hand erstreiten...
...rückt Zeit und Ort das Glück Euch nah
- Jetzt eilig von hinnen! - Was soll ich beginnen?
Lasst David Euch lehren die Freiung begehren
Davidchen! Hör, mein lieber Gesell...
...den Ritter hier bewahr mir wohl zur Stell!
Was Fein's aus der Küch bewahr ich für dich...
...und morgen begehr du noch dreister...
...wird hier der Junker heut Meister
Seh ich Euch wieder?
Heut abend gewiß!
Was ich will wagen, wie könnt ich's sagen?
Neu ist mein Herz, neu mein Sinn...
...neu ist mir alles, was ich beginn
Eines nur weiß ich...
...eines begreif ich:
mit allen Sinnen Euch zu gewinnen!
Ist's mit dem Schwert nicht, muß es gelingen...
...gilt es als Meister Euch zu ersingen
Für Euch Gut und Blut...
- Mein Herz, sel'ger Glut... - ...für Euch Dichters heil'ger Mut!
...für Euch liebesheil'ge Hut!
Schnell heim! Sonst geht's nicht gut!
Gleich Meister?
Oho! Viel Mut!
David!
Was stehst? Greif an's Werk!
Hilf uns richten das Gemerk!
Zu eifrigst war ich vor euch allen
Schafft nun für euch, hab ander Gefallen!
Was der sich dünkt!
Der Lehrling Muster!
Das macht, weil sein Meister ein Schuster!
Beim Leisten sitzt er mit der Feder!
Beim Dichten mit Draht und Pfriem!
Sein' Verse schreibt er auf rohes Leder
Das, dächt ich, gerbten wir ihm!
Fanget an!
- Was soll's? - Fanget an!
So ruft der Merker:
nun sollt Ihr singen!
Wißt Ihr das nicht?
- Wer ist der Merker? - Wißt Ihr das nicht?
Wart Ihr noch nie bei 'nem Singgericht?
Noch nie, wo die Richter Handwerker
Seid Ihr ein Dichter?
Wär ich's doch!
Seid Ihr ein Singer?
Wüßt ich's noch?
Doch »Schulfreund« wart Ihr, und »Schüler« zuvor?
Das klingt mir alles fremd vorm Ohr
Und so grad hin wollt Ihr Meister werden?
Wie machte das so große Beschwerden?
O Lene! Lene!
Wie Ihr doch tut!
O Magdalene!
Ratet mir gut!
Mein Herr! Der Singer Meisterschlag...
...gewinnt sich nicht an einem Tag
In Nüremberg der größte Meister, mich lehrt die Kunst Hans Sachs
Schon voll ein Jahr mich unterweist er, daß ich als Schüler wachs
Schuhmacherei und Poeterei, die lern ich da alleinerlei
Hab ich das Leder glatt geschlagen, lern ich Vokal und Konsonanz sagen...
...wichst ich den Draht erst fest und steif, was sich dann reimt, ich wohl begreif
Den Pfriemen schwingend, im Stich die Ahl...
...was stumpf, was klingend, was Maß, was Zahl...
...den Leisten im Schurz, was lang, was kurz...
...was hart, was lind, hell oder blind...
...was Waisen, was Milben, was Klebsilben...
...was Pausen, was Körner, was Blumen, was Dörner...
...das alles lernt ich mit Sorg und Acht:
wie weit nun, meint Ihr, daß ich's gebracht?
Wohl zu 'nem Paar recht guter Schuh?
Ja, dahin hat's noch gute Ruh!
Ein »Bar« hat manch Gesätz und Gebänd...
...wer da gleich die rechte Regel fänd...
...die richt'ge Naht und den rechten Draht...
...mit gut gefügten Stollen den Bar recht zu versohlen
Und dann erst kommt der Abgesang...
...daß der nicht kurz, und nicht zu lang...
...und auch keinen Reim enthält, der schon im Stollen gestellt
Wer alles das merkt, weiß und kennt...
...wird doch immer noch nicht Meister genennt
Hilf Gott! Will ich denn Schuster sein?
In die Singkunst lieber führ mich ein!
Ja, hätt ich's nur selbst schon zum Singer gebracht!
Wer glaubt wohl, was das für Mühe macht!
Der Meister Tön und Weisen, gar viel an Nam und Zahl...
...die starken und die leisen, wer die wüßte allzumal!
Der kurze, lang und überlang Ton...
...die Schreibpapier-, Schwarztintenweis'...
...der rote, blau und grüne Ton...
...die Hageblüh-, Strohhalm-, Fengelweis'...
...der zarte, der süße...
...der Rosenton...
...der kurzen Liebe, der vergess'ne Ton...
...die Rosmarin-, Gelbveigleinweis', die Regenbogen-, die Nachtigallweis'
Die englische Zinn-, die Zimtröhrenweis', frisch Pomeranzen-, grün Lindenblühweis'
Die Frösch-, die Kälber-, die Stieglitzweis'...
...die abgeschiedne Vielfraßweis'...
...der Lerchen-, der Schnecken-, der Bellerton
Die Melissenblümlein-, die Meiranweis', gelb Löwenhaut-, treu Pelikanweis'
- Die buntglänzende Drahtweis' - Hilf Himmel!
Welch endlos Tönegeleis!
Das sind nur die Namen
Nun lernt sie singen, recht wie die Meister sie gestellt
Jed' Wort und Ton muss klärlich klingen, wo steigt die Stimm und wo sie fällt
Fangt nicht zu hoch, zu tief nicht an, als es die Stimm erreichen kann
Mit dem Atem spart, daß er nicht knappt, und gar am End' Ihr überschnappt
Vor dem Wort mit der Stimme ja nicht summt...
...nach dem Wort mit dem Mund auch nicht brummt
Nicht ändert an Blum und Koloratur...
...jed' Zierat fest nach des Meisters Spur
Verwechseltet Ihr, Ihr würdet gar irr...
...verlört Ihr Euch, und kämt ins Gewirr:
Wär' sonst Euch alles auch gelungen, da hättet Ihr gar versungen!
Trotz großem Fleiß und Emsigkeit, ich selbst noch bracht es nicht so weit
So oft ich's versuch, und's nicht gelingt...
...die Knieriem-Schlagweis' der Meister mir singt
Wenn dann Jungfer Lene nicht Hilfe weiß...
...sing ich die eitel Brot- und Wasserweis'
Nehmt Euch ein Beispiel dran...
...und lasst vom Meisterwahn!
Denn Singer und Dichter müsst Ihr sein...
...eh Ihr zum Meister kehret ein
- David! - Wer ist nun »Dichter»?
- David! Kommst her? - Wartet nur! Gleich!
Wer »Dichter« wär'?
Habt Ihr zum Singer Euch aufgeschwungen...
...und der Meister Töne richtig gesungen...
...fügtet Ihr selbst nun Reim und Wort...
...daß sie genau an Stell und Ort paßten zu eines Meisters Ton...
...dann trügt Ihr den Dichterpreis davon
He! David! Soll man's dem Meister klagen?
Wirst dich bald deines Schwatzens entschlagen?
Oho! Jawohl! Denn helf ich euch nicht...
...ohne mich wird alles doch falsch gericht't!
Nur dies noch:
wer wird »Meister« genannt?
Damit, Herr Ritter, ist's so bewandt:
der Dichter, der aus eignem Fleiße...
...zu Wort und Reimen, die er erfand...
...aus Tönen auch fügt eine neue Weise:
der wird als Meistersinger erkannt
So bleibt mir einzig der Meister-Lohn!
Muß ich singen, kann's nur gelingen...
...find ich zum Vers auch den eignen Ton
Was macht ihr denn da? Ja, fehl ich beim Werk...
...verkehrt nur richtet ihr Stuhl und Gemerk!
Ist denn heut Singschul'?
Daß ihr's wißt! Das kleine Gemerk!
Nur Freiung ist
Aller End ist doch David der Allergescheit'st
Nach hohen Ehren ganz sicher er geizt
s' ist Freiung heut! Gewiß er freit
Als vornehmer Singer er schon sich spreizt
Die Schlagreime fest er inne hat...
...arm Hungerweise singt er glatt!
Doch die harte Trittweis', die kennt er am best'...
...die trat ihm der Meister hart und fest
Ja, lacht nur zu! Heut bin ich's nicht
Ein andrer stellt sich zum Gericht
Der war nicht Schüler, ist nicht Singer, den Dichter, sagt er, überspring' er
Denn er ist Junker und mit einem Sprung er...
...denkt ohne weitre Beschwerden heut hier Meister zu werden
Drum richtet nur fein das Gemerk dem ein!
Dorthin!
Hierher!
Die Tafel an die Wand...
...so daß sie recht dem Merker zur Hand!
Ja, ja, dem Merker!
Wird Euch wohl ***?
Vor ihm schon mancher Werber versang
Sieben Fehler gibt er Euch vor...
...die merkt er mit Kreide dort an:
Wer über sieben Fehler verlor...
...hat versungen und ganz vertan!
Nun nehmt Euch in Acht:
Der Merker wacht!
Glück auf zum Meistersingen!
Mögt Euch das Kränzlein erschwingen!
Das Blumenkränzlein aus Seiden fein...
...wird das dem Herrn Ritter beschieden sein?
Das Blumenkränzlein aus Seiden fein...
...wird das dem Herrn Ritter beschieden sein?
Seid meiner Treue wohl versehen...
...was ich bestimmt, ist Euch zu Nutz
Im Wettgesang müßt Ihr bestehen...
...wer böte Euch als Meister Trutz?
Doch wollt Ihr von dem Punkt nicht weichen...
...der mich, ich sag's, bedenklich macht
Kann Evchens Wunsch den Werber streichen...
...was nützt mir meine Meister-Pracht?
Ei sagt, ich mein, vor allen Dingen sollt Euch an dem gelegen sein?
Könnt Ihr der Tochter Wunsch nicht zwingen...
...wie möchtet Ihr wohl um sie frein?
Ei ja! Gar wohl! Drum eben bitt ich...
...daß bei dem Kind Ihr für mich sprecht...
...wie ich geworben zart und sittig...
...und wie Beckmesser grad Euch recht
- Das tu ich gern - Er lässt nicht nach
Wie wehrt ich da 'nem Ungemach?
- Gestattet, Meister! - Wie, mein Junker?
Ihr sucht mich in der Singschul hie?
Verstünden's die Fraun; doch schlechtes Geflunker...
...gilt ihnen mehr als all' Poesie
Hier eben bin ich am rechten Ort
Gesteh ich's frei, vom Lande fort...
...was mich nach Nürnberg trieb, war nur zur Kunst die Lieb
Vergaß ich's gestern Euch zu sagen...
...heut muß ich's laut zu künden wagen:
Ein Meistersinger möcht ich sein!
Schließt, Meister, in die Zunft mich ein!
Kunz Vogelgesang! Freund Nachtigall!
Hört doch, welch ganz besondrer Fall
Der Ritter hier, mir wohl bekannt, hat der Meisterkunst sich zugewandt
Noch such ich's zu wenden; doch, sollt's nicht gelingen...
...versuch ich des Mädchens Herz zu ersingen
In stiller Nacht, von ihr nur gehört...
...erfahr ich, ob auf mein Lied sie schwört
Wer ist der Mensch?
Glaubt, wie mich's freut! Die alte Zeit dünkt mich erneut
- Er gefällt mir nicht! - Was Ihr begehrt...
- Was will er hier? - ...so viel an mir...
- Wie der Blick ihm lacht! - ...sei's Euch gewährt
Half ich Euch gern bei des Gut's Verkauf, in die Zunft nun...
- Holla! Sixtus! - ...nehm ich Euch gleich gern auf
Auf den hab Acht!
Habt Dank der Güte aus tiefstem Gemüte! Und darf ich denn hoffen?
Steht heut mir noch offen, zu werben um den Preis...
...daß Meistersinger ich heiß?
Oho! Fein sacht! Auf dem Kopf steht kein Kegel!
Herr Ritter, dies geh nun nach der Regel
Doch heut ist Freiung; ich schlag Euch vor
Mir leihen die Meister ein willig Ohr!
Gott grüß Euch, Meister!
Sind wir beisammen?
Der Sachs ist ja da!
So ruft die Namen
Zu einer Freiung und Zunftberatung...
...ging an die Meister ein' Einladung:
bei Nenn' und Nam', ob jeder kam...
...ruf ich nun auf als letzt-Entbot'ner...
...der ich mich nenn' und bin Fritz Kothner
Seid Ihr da, Veit Pogner?
Hier zur Hand!
- Kunz Vogelgesang? - Ein sich fand
Hermann Ortel?
Immer am Ort
- Balthasar Zorn? - Bleibt niemals fort
Konrad Nachtigall?
Treu seinem Schlag
Augustin Moser?
Nie fehlen mag
Niklaus Vogel?
- Schweigt? - Ist krank!
Gut Bess'rung dem Meister!
- Walt's Gott! - Schön' Dank!
- Hans Sachs? - Da steht er!
Juckt dir das Fell?
Verzeiht, Meister! Sachs ist zur Stell!
Sixtus Beckmesser?
Immer bei Sachs, daß den Reim ich lern von »blüh« und »wachs«!
Ulrich Eißlinger?
Hier!
Hans Foltz?
Bin da
Hans Schwarz?
Zuletzt: Gott wollt's!
Zur Sitzung gut und voll die Zahl
Beliebt's wir schreiten zur Merkerwahl?
Wohl eh'r nach dem Fest?
Pressiert's den Herrn? Mein Stell und Amt laß ich ihm gern
Nicht doch, ihr Meister
Lasst das jetzt fort!
Für wicht'gen Antrag bitt ich ums Wort
Das habt Ihr; Meister, sprecht!
Nun hört, und versteht mich recht!
Das schöne Fest, Johannistag, ihr wisst, begehn wir morgen
Auf grüner Au', am Blumenhag, bei Spiel und Tanz im Lustgelag...
...an froher Brust geborgen, vergessen seiner Sorgen...
...ein jeder freut sich wie er mag
Die Singschul' ernst im Kirchenchor die Meister selbst vertauschen...
...mit Kling und Klang hinaus zum Tor auf offne Wiese ziehn sie vor
Bei hellen Festes Rauschen das Volk sie lassen lauschen...
...dem Freigesang mit Laienohr
Zu einem Werb- und Wettgesang gestellt sind Siegespreise...
...und beide preist man weit und lang, die Gabe wie die Weise
Nun schuf mich Gott zum reichen Mann
Und gibt ein jeder, wie er kann...
...so mußte ich wohl sinnen, was ich gäb zu gewinnen...
...daß ich nicht käm zuschand:
so hört denn, was ich fand
In deutschen Landen viel gereist, hat oft es mich verdrossen...
...daß man den Bürger wenig preist, ihn karg nennt und verschlossen
An Höfen, wie an niedrer Statt, des bittren Tadels ward ich satt...
...daß nur auf Schacher und Geld sein Merk der Bürger stellt
Daß wir im weiten deutschen Reich...
...die Kunst einzig noch pflegen, dran dünkt ihnen wenig gelegen
Doch wie uns das zur Ehre gereich...
...und daß mit hohem Mut wir schätzen, was schön und gut...
...was wert die Kunst, und was sie gilt...
...das ward ich der Welt zu zeigen gewillt
Drum hört, Meister, die Gab, die als Preis bestimmt ich hab!
Dem Singer, der im Kunstgesang vor allem Volk den Preis errang...
...am Sankt-Johannis-Tag, sei er wer er auch mag...
...dem geb ich, ein Kunst-Gewogner...
...von Nürenberg Veit Pogner...
...mit all meinem Gut, wie's geh und steh...
...Eva, mein einzig Kind, zur Eh'
Das heißt ein Wort, ein Wort ein Mann!
Da sieht man, was ein Nürnberger kann!
Drob preist man Euch noch weit und breit...
...den wackren Bürger, Pogner Veit!
- Alle Zeit! Weit und breit! - Wer möchte da nicht ledig sein!
Sein Weib gäb mancher gern wohl drein!
Auf, ledig Mann! Jetzt macht euch 'ran!
So hört noch, wie ich's ernstlich mein!
Ein' leblos Gabe geb ich nicht
Ein Mägdlein sitzt mit zum Gericht
Den Preis erkennt die Meisterzunft
Doch, gilt's der Eh'...
...so will's Vernunft...
...daß ob der Meister Rat die Braut den Ausschlag hat
- Dünkt Euch das klug? - Versteh ich gut...
...Ihr gebt uns in des Mägdleins Hut?
Gefährlich das!
Stimmt es nicht bei, wie wäre dann der Meister Urteil frei?
Laßt's gleich wählen nach Herzens Ziel...
...und laßt den Meistergesang aus dem Spiel!
Nicht so! Wie doch?
Versteht mich recht!
Wem ihr Meister den Preis zusprecht...
...die Maid kann dem verwehren...
...doch nie einen andern begehren
Ein Meistersinger muß er sein...
...nur wen ihr krönt, den soll sie frei'n
Verzeiht, vielleicht schon ginget ihr zu weit
Ein Mädchenherz und Meisterkunst erglühn nicht stets in gleicher Brunst
Der Frauen Sinn, gar unbelehrt...
...dünkt mich dem Sinn des Volks gleich wert
Wollt ihr nun vor dem Volke zeigen...
...wie hoch die Kunst ihr ehrt...
...und laßt ihr dem Kind die Wahl zu eigen...
...wollt nicht, daß dem Spruch es wehrt...
...so lasst das Volk auch Richter sein:
mit dem Kinde sicher stimmt's überein
Oho! Das Volk? Ja, das wäre schön!
Ade dann Kunst und Meister-Tön'!
Nein, Sachs! Gewiß, das hat keinen Sinn! Gebt Ihr dem Volk die Regeln hin?
Vernehmt mich recht! Wie ihr doch tut!
Gesteht, ich kenn die Regeln gut
Und daß die Zunft die Regeln bewahr...
...bemüh ich mich selbst schon manches Jahr
Doch einmal im Jahre fänd ich's weise, daß man die Regeln selbst probier...
...ob in der Gewohnheit trägem Gleise ihr' Kraft und Leben nicht sich verlier
Und ob ihr der Natur noch seid auf rechter Spur...
...das sagt euch nur, wer nichts weiß von der Tabulatur
Hei wie sich die Buben freuen!
Drum mocht' es euch nie gereuen...
...daß jährlich am Sankt-Johannes-Fest...
...statt daß das Volk man kommen läßt...
...herab aus hoher Meisterwolk ihr selbst euch wendet zu dem Volk
Dem Volke wollt ihr behagen; nun dächt ich, läg es nah...
...ihr ließt es selbst euch auch sagen...
...ob das ihm zur *** geschah!
Daß Volk und Kunst gleich blüh und wachs...
...bestellt ihr so, mein ich...
...Hans Sachs!
Ihr meint's wohl recht!
- Doch steht's drum faul - Wenn spricht das Volk, halt ich das Maul
Der Kunst droht allweil Fall und Schmach, läuft sie der Gunst des Volkes nach
Drin bracht er's weit, der hier so dreist: Gassenhauer dichtet er meist
Freund Sachs!
Was ich mein, ist schon neu: zuviel auf einmal brächte Reu
So frag ich, ob den Meistern gefällt...
...Gab' und Regel, so wie ich's gestellt?
Mir genügt der Jungfer Ausschlagstimm
Der Schuster weckt doch stets mir Grimm!
Wer schreibt sich als Werber ein? Ein Junggesell muß es sein!
Vielleicht auch ein Witwer? Fragt nur den Sachs!
Nicht doch, Herr Merker!
Aus jüngrem Wachs, als ich und Ihr, muß der Freier sein...
...soll Evchen ihm den Preis verleihn
Als wie auch ich? Grober Gesell!
Begehrt wer Freiung, der komm zur Stell'!
Ist jemand gemeld't, der Freiung begehrt?
Wohl, Meister!
Zur Tagesordnung kehrt und nehmt von mir Bericht...
...wie ich auf Meisterpflicht einen jungen Ritter empfehle...
...der will, daß man ihn wähle, und heut als Meistersinger frei'
Mein Junker Stolzing...
...kommt herbei!
Dacht ich mir's doch! Geht's da hinaus, Veit?
Meister, ich mein, zu spät ist's der Zeit!
- Der Fall ist neu - Ein Ritter gar?
Soll man sich freun?
Oder wär' Gefahr?
Immerhin hat's ein groß Gewicht...
...daß Meister Pogner für ihn spricht
Soll uns der Junker willkommen sein...
...zuvor muß er wohl vernommen sein
Vernehmt ihn wohl! Wünsch ich ihm Glück...
...nicht bleib ich doch hinter der Regel zurück
Tut, Meister, die Fragen!
So mög uns der Junker sagen:
ist er frei und ehrlich geboren?
Die Frage gebt verloren...
...da ich euch selbst des Bürge steh, daß er aus frei und edler Eh':
von Stolzing Walther aus Frankenland...
...nach Brief und Urkund mir wohlbekannt
Als seines Stammes letzter Sproß...
...verließ er neulich Hof und Schloß...
...und zog nach Nürnberg her, daß er hier Bürger wär
Neu-Junkerunkraut tut nicht gut!
Freund Pogners Wort Genüge tut
Wie längst von den Meistern beschlossen ist...
...ob Herr, ob Bauer, hier nichts beschließt
Hier fragt sich's nach der Kunst allein, wer will ein Meistersinger sein
Drum nun frag ich zur Stell: welch Meister seid Ihr Gesell?
Am stillen Herd in Winterszeit...
...wann Burg und Hof mir eingeschneit...
...wie einst der Lenz so lieblich lacht...
...und wie er bald wohl neu erwacht...
...ein altes Buch, vom Ahn vermacht, gab das mir oft zu lesen:
Herr Walther von der Vogelweid, der ist mein Meister gewesen
Ein guter Meister!
Doch lang schon tot, wie lehrt ihn der wohl der Regeln Gebot?
Doch in welcher Schul das Singen...
...mocht Euch zu lernen gelingen?
Wann dann die Flur vom Frost befreit, und wiederkehrt die Sommerszeit...
...was einst in langer Wintersnacht das alte Buch mir kund gemacht...
...das schallte laut in Waldes Pracht, das hört ich hell erklingen:
im Wald dort auf der Vogelweid, da lernt ich auch das Singen
Oho! Von Finken und Meisen lerntet Ihr Meisterweisen?
Das wird denn wohl auch darnach sein!
Zwei art'ge Stollen faßt er da ein
Ihr lobt ihn, Meister Vogelgesang, wohl weil vom Vogel er lernt den Gesang?
Was meint ihr, Meister, frag ich noch fort?
Mich dünkt, der Junker ist fehl am Ort
Das wird sich bäldlich zeigen:
wenn rechte Kunst ihm eigen...
...und gut er sie bewährt, was gilt's, wer sie ihn gelehrt?
Seid Ihr bereit, ob Euch geriet mit neuer Find' ein Meisterlied...
...nach Dicht' und Weis' eu'r eigen...
...zur Stunde jetzt zu zeigen?
Was Winternacht, was Waldespracht, was Buch und Hain mich wiesen...
...was Dichtersanges Wundermacht mir heimlich wollt erschließen...
...was Rosses Schritt beim Waffenritt, was Reihentanz beim heitren Schanz...
...mir sinnend gab zu lauschen:
gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen...
...zu eignem Wort und eigner Weis' will einig mir es fließen...
...als Meistersang, ob den ich weiß, euch Meistern sich ergießen
Entnahmt ihr was der Worte Schwall?
Ei nun, er wagt's!
Merkwürd'ger Fall!
Nun, Meister!
Wenn's gefällt, werd das Gemerk bestellt
Wählt der Herr einen heil'gen Stoff?
Was heilig mir, der Liebe Panier schwing und sing ich, mir zu Hoff'!
Das gilt uns weltlich
Drum allein, Meister Beckmesser, schließt Euch ein!
Ein saures Amt, und heut zumal!
Wohl gibt's mit der Kreide manche Qual!
Herr Ritter, wißt: Sixtus Beckmesser Merker ist
Hier im Gemerk verrichtet er still sein strenges Werk
Sieben Fehler gibt er Euch vor...
...die merkt er mit Kreide dort an:
Wenn er über sieben Fehler verlor...
...dann versang der Herr Rittersmann
Gar fein er hört
Doch daß er Euch den Mut nicht stört...
...säh't Ihr ihm zu, so gibt er Euch Ruh...
...und schließt sich gar hier ein...
...läßt Gott Euch befohlen sein
Was Euch zum Liede Richt und Schnur...
...vernehmt nun aus der Tabulatur!
»Ein jedes Meistergesanges Bar...«
»...stell ordentlich ein Gemäße dar...«
»...aus unterschiedlichen Gesätzen, die keiner soll verletzen«
»Ein Gesätz besteht aus zweenen Stollen, die gleiche Melodei haben sollen«
»Der Stoll aus etlicher Vers' Gebänd, der Vers hat seinen Reim am End«
»Darauf so folgt der Abgesang, der sei auch etlich Verse lang...«
»...und hab sein' besondre Melodei, als nicht im Stollen zu finden sei«
»Derlei Gemäßes mehre Baren soll ein jed' Meisterlied bewahren«
»Und wer ein neues Lied gericht'...«
»...das über vier der Silben nicht eingreift in andrer Meister Weis'...«
»...des Lied erwerb sich Meisterpreis!«
Nun setzt Euch in den Singestuhl
Hier, in den Stuhl?
Wie's Brauch der Schul
Für dich, Geliebte, sei's getan!
Der Sänger sitzt
Fanget an!
Fanget an!
So rief der Lenz in den Wald, daß laut es ihn durchhallt:
und wie in fern'ren Wellen der Hall von dannen flieht...
...von weit her naht ein Schwellen, das mächtig näher zieht
Es schwillt und schallt...
...es tönt der Wald von holder Stimmen Gemenge
Nun laut und hell, schon nah zur Stell, wie wächst der Schwall
Wie Glockenhall ertost des Jubels Gedränge!
Der Wald, wie bald antwortet er dem Ruf...
...der neu ihm Leben schuf...
...stimmte an...
...das süße Liebeslied
In einer Dornenhecken, von Neid und Gram verzehrt...
...mußt er sich da verstecken...
...der Winter, Grimm-bewehrt:
Von dürrem Laub umrauscht...
...er lauert da und lauscht...
...wie er das frohe Singen zu Schaden könnte bringen
Doch: fanget an!
So rief es mir in die Brust, als noch ich von Liebe nicht wusst
Da fühlt ich's tief sich regen, als weckt es mich aus dem Traum
Mein Herz mit bebenden Schlägen erfüllte des Busens Raum
Das Blut, es wallt mit Allgewalt, geschwellt von neuem Gefühle
Aus warmer Nacht, mit Übermacht...
...schwillt mir zum Meer der Seufzer Heer...
...in wildem Wonnegewühle
Die Brust, wie bald antwortet sie dem Ruf...
...der neu ihr Leben schuf
Stimmt nun an das hehre Liebeslied!
Seid Ihr nun fertig?
- Wie fraget Ihr? - Mit der Tafel...
...ward ich fertig schier!
Hört doch, zu meiner Frauen Preis gelang ich jetzt erst mit der Weis'
Singt, wo Ihr wollt! Hier habt Ihr vertan!
Ihr Meister, schaut die Tafel euch an:
so lang ich leb...
...ward's nicht erhört!
Ich glaubt's nicht, wenn ihr's all auch schwört!
Erlaubt ihr's Meister...
...daß er mich stört? Blieb ich von allen ungehört?
Ein Wort, Herr Merker!
Ihr seid gereizt!
Sei Merker fortan, wer darnach geizt!
Doch daß der Junker hier versungen hat, beleg ich erst noch vor der Meister Rat
Zwar wird's 'ne harte Arbeit sein: wo beginnen...
...da wo nicht aus noch ein? Von falscher Zahl und falschem Gebänd...
...schweig ich schon ganz und gar Zu kurz, zu lang...
...wer ein End da fänd? Wer meint hier im Ernst einen Bar?
Auf »blinde Meinung«...
...klag ich allein:
sagt, konnt ein Sinn unsinniger sein?
Man ward nicht klug, ich muß gestehn! Ein Ende konnte keiner ersehn!
Und dann die Weis', welch tolles Gekreis...
...aus »Abenteuer«-, »blau Rittersporn«-Weis'...
...»hoch Tannen-«, »stolz Jüngling«-Ton!
Ja, ich verstand gar nichts davon
Kein Absatz wo...
...kein Koloratur, von Melodei auch nicht eine Spur!
Wer nennt das Gesang?
- Es ward einem ***! - Ja, 's ward einem ***!
- Eitel Ohrgeschinder! - Auch gar nichts dahinter!
Und gar vom Singstuhl ist er gesprungen!
Wird erst auf die Fehlerprobe gedrungen?
Oder gleich erklärt, daß er versungen?
Halt, Meister! Nicht so geeilt!
Nicht jeder eure Meinung teilt
Des Ritters Lied und Weise...
...sie fand ich neu, doch nicht verwirrt
Verließ er unsre Gleise, schritt er doch fest und unbeirrt
Wollt ihr nach Regeln messen...
...was nicht nach eurer Regeln Lauf...
...der eignen Spur vergessen...
...sucht davon erst die Regeln auf!
Aha, schon recht!
Nun hört ihr's doch: den Stümpern öffnet Sachs ein Loch...
...da aus und ein nach Belieben ihr Wesen leicht sie trieben!
Singet dem Volk auf Markt und Gassen!
Hier wird nach den Regeln nur eingelassen
Herr Merker, was doch solch ein Eifer?
Was doch so wenig Ruh?
Eu'r Urteil, dünkt mich, wäre reifer, hörtet Ihr besser zu
Darum so komm ich jetzt zum Schluß...
...daß den Junker man zu Ende hören muß
Der Meister Zunft, die ganze Schul...
...gegen den Sachs da sind wir Null!
Verhüt es Gott, was ich begehr, daß das nicht nach den Gesetzen wär!
Doch da nun steht geschrieben:
»Der Merker werde so bestellt...»
»...daß weder Haß noch Lieben das Urteil trübe, das er fällt»
Geht er nun gar auf Freiers Füßen...
...wie sollt er da die *** nicht büßen...
...den Nebenbuhler auf dem Stuhl zu schmähen vor der ganzen Schul?
- Ihr geht zu weit! - Persönlichkeit!
Vermeidet, Meister, Zwist und Streit!
Ei! Was kümmert doch Meister Sachsen, auf was für Füßen ich geh?
Ließ er doch lieber Sorge sich wachsen, daß mir nicht drück' die Zeh!
Doch seit mein Schuster ein großer Poet...
...gar übel es um mein Schuhwerk steht
Da seht, wie's schlappt, und überall klappt!
All seine Vers und Reim ließ ich ihm gern daheim...
...Historien, Spiel und Schwänke dazu...
...brächt er mir morgen die neuen Schuh
Ihr mahnt mich da gar recht: doch schickt sich's, Meister, sprecht...
...daß, find ich selbst dem Eseltreiber ein Sprüchlein auf die Sohl...
...dem hochgelahrten Herrn Stadtschreiber ich nichts drauf schreiben soll?
Das Sprüchlein, das Eu'r würdig sei, mit all meiner armen Poeterei...
...fand ich noch nicht zur Stund. Doch wird's wohl jetzt mir kund...
...wenn ich des Ritters Lied gehört: drum sing er nur weiter ungestört!
- Nicht weiter! Zum Schluß! - Genug! Zum Schluß!
Singt dem Herrn Merker zum Verdruß!
Was sollte man da noch hören? Wär's nicht, euch zu betören?
Aus finstrer Dornenhecken die Eule rauscht hervor...
Jeden Fehler, groß und klein...
...tät rings mit Kreischen wecken...
...seht genau auf der Tafel ein!
...der Raben heis'ren Chor
- In nächt'gem Heer zu Hauf'... - »Falsch Gebänd»
- ...wie krächzen all' da auf... - »Unredbare Worte«
- ...mit ihren Stimmen, den hohlen... - Mit dem Herrn Ritter steht es schlecht!
- ...die Elstern, Krähen und Dohlen! - »Klebsilben«, hier »Laster« gar!
Mag Sachs von ihm halten, was er will, hier in der Singschul schweig er still!
- Auf da steigt... - Ha! welch ein Mut!
- ...mit goldnem Flügelpaar... - Begeistrungsglut!
- ...ein Vogel wunderbar - »Reim am falschen Orte»
- Sein strahlend hell Gefieder... - »Verkehrt«, »verstellt« der ganze »Bar«!
- ...licht in den Lüften blinkt - Mit meinem Junker steht es schlecht!
- Schwebt selig hin und wieder... - Ihr Meister, schweigt doch und hört!
...zu Flug und Flucht mir winkt
Hört, wenn Sachs euch beschwört!
- Es schwillt das Herz vor süßem Schmerz... - Herr Merker dort, gönnt doch nur Ruh!
- Lasst andre hören, gebt das nur zu! - »Unklare Wort'«, »Differenz«, »Schrollen«!
Da »falscher Atem«, hier »Überfall«!
Ganz unverständliche Melodei!
Des Junkers will keiner achten
...dahin zur grünen Vogelweid, wo Meister Walther einst mich freit
Hei, wie sich der Ritter da quält!
Meister, zählt mir die Fehler nach!
Mögt Ihr Euch das Kränzlein erschwingen
Das Blumenkränzlein aus Seiden fein, wird das dem Ritter beschieden sein?
Der Sachs hat sich ihn erwählt!
's ist ärgerlich gar!
Drum macht ein End!
Auf, Meister! Stimmt und erhebt die Händ!
- Ade, ihr Meister hienied! - Versungen und vertan!
Johannistag! Johannistag!
Blumen und Bänder...
...so viel man mag!
»Das Blumenkränzlein aus Seiden fein...»
»...möcht es mir balde beschieden sein!»
- Bst! David! - Ruft ihr schon wieder?
Singt allein eure dummen Lieder!
David, was soll's? Wärst nicht so stolz...
...schaut'st besser um, wärst nicht so dumm!
»Johannistag! Johannistag!»
Wie der nur die Jungfer Lene nicht kennen mag!
David!
- Hör doch! Kehr dich zu mir! - Ach, Jungfer Lene, Ihr seid hier?
Bring dir was Gut's, schau nur hinein...
...das soll für mein lieb Schätzel sein
Erst aber schnell, wie ging's mit dem Ritter?
Du rietest ihm gut? Er gewann den Kranz?
Ach, Jungfer Lene! Da steht's bitter
- Der hat versungen und ganz vertan! - Versungen? Vertan?
Was geht's Euch nur an?
Hand von der Taschen! Nichts zu naschen!
Hilf Gott! Unser Junker vertan!
Heil! Heil zur Eh' dem jungen Mann!
Wie glücklich hat er gefreit!
Wir hörten's all und sahen's an, der er sein Herz geweiht...
...für die er läßt sein Leben...
...die hat ihm den Korb nicht gegeben!
Was steht ihr hier faul? Gleich haltet das Maul!
Johannistag! Johannistag!
Da freit ein jeder, wie er mag
Der Meister freit, der Bursche freit...
...da gibt's Geschlamb und Geschlumbfer
Der Alte freit die junge Maid, der Bursche die alte Jungfer!
Juchhei! Juchhei! Johannistag!
Was gibt's?
Treff ich dich wieder am Schlag?
Nicht ich: Schandlieder singen die!
Hör nicht drauf; lern's besser wie sie!
Zur Ruh, ins Haus! Schließ und mach Licht!
Hab ich heut Singstund?
Nein, singst nicht
Zur Straf für dein heutig frech Erdreisten
Die neuen Schuh...
...steck mir auf den Leisten!
Laß sehn, ob Meister Sachs zu Haus?
Gern spräch ich ihn, trät ich wohl ein?
Er scheint daheim: kommt Licht heraus
Tu' ich's? Zu was doch?
Besser nein!
Will einer Seltnes wagen...
...was ließ er sich dann sagen?
War er's nicht, der meint, ich ging zu weit?
Und blieb ich nicht im Geleise, war's nicht auf seine Weise?
Doch war's vielleicht auch Eitelkeit?
Und du, mein Kind?
Du sagst mir nichts?
Ein folgsam Kind, gefragt nur spricht's
Wie klug!
Wie gut!
Komm, setz dich hier ein' Weil noch auf die Bank zu mir
Wird's nicht zu kühl? 's war heut gar schwül
Nicht doch, 's ist mild und labend, gar lieblich lind der Abend
Das deutet auf den schönsten Tag, der morgen soll erscheinen
O Kind! Sagt dir kein Herzensschlag, welch Glück dich morgen treffen mag...
...wenn Nüremberg, die ganze Stadt, mit Bürgern und Gemeinen...
...mit Zünften, Volk und hohem Rat vor dir sich soll vereinen...
...daß du den Preis, das edle Reis...
...erteilest als Gemahl dem Meister deiner Wahl?
Lieb Vater...
...muß es ein Meister sein?
Hör wohl: ein Meister deiner Wahl
Ja, meiner Wahl
Doch tritt nur ein - gleich, Lene, gleich - zum Abendmahl
's gibt doch keinen Gast?
- Wohl den Junker? - Wieso?
- Sahst ihn heut nicht? - Ward sein' nicht froh!
Nicht doch...
Was denn? Ei! Werd ich dumm?
Lieb Väterchen, komm! Geh, kleid dich um
Hm! Was geht mir im Kopf doch 'rum?
- Hast was heraus? - Blieb still und stumm
- Sprach David, meint, er habe vertan - Der Ritter?
Hilf Gott! Was fang ich an?
Ach, Lene, die Angst! Wo was erfahren?
Vielleicht vom Sachs?
Ach! Der hat mich lieb
Gewiss, ich geh hin
Laß drin nichts gewahren
Der Vater merkt es, wenn man jetzt blieb
Nach dem Mahl!
Dann hab ich dir noch was zu sagen, was jemand geheim mir aufgetragen
- Wer denn? Der Junker? - Nichts da! Nein!
Beckmesser
Das mag was Rechtes sein!
Zeig her! 's ist gut
Dort an die Tür rück mir Tisch und Schemel herfür
Leg dich zu Bett, steh auf bei Zeit
Verschlaf die Dummheit, sei morgen gescheit!
- Schafft Ihr noch Arbeit? - Kümmert dich das?
Was war nur der Lene?
Gott weiß, was!
Warum wohl der Meister heute wacht?
- Was stehst noch? - Schlaft wohl, Meister!
Gut Nacht!
Was duftet doch der Flieder...
...so mild, so stark und voll!
Mir löst es weich die Glieder...
...will, daß ich was sagen soll
Was gilt's, was ich dir sagen kann?
Bin gar ein arm einfältig Mann!
Soll mir die Arbeit nicht schmecken...
...gäbst, Freund, lieber mich frei:
tät besser, das Leder zu strecken...
...und ließ alle Poeterei!
Und doch, 's will halt nicht gehn
Ich fühl's und kann's nicht verstehn...
...kann's nicht behalten...
...doch auch nicht vergessen
Und fass ich es ganz...
...kann ich's nicht messen!
Doch wie wollt ich auch fassen...
...was unermeßlich mir schien
Kein' Regel wollte da passen...
...und war doch kein Fehler drin
Es klang so alt, und war doch so neu...
...wie Vogelsang im süßen Mai!
Wer ihn hört und wahnbetört sänge dem Vogel nach...
...dem brächt es Spott und Schmach
Lenzes Gebot, die süße Not...
...die legt es ihm in die Brust:
nun sang er, wie er mußt...
...und wie er mußt, so konnt er's...
...das merkt ich ganz besonders
Dem Vogel, der heut sang...
...dem war der Schnabel hold gewachsen
Macht er den Meistern ***...
...gar wohl gefiel er doch Hans Sachsen!
Gut'n Abend, Meister!
Noch so fleißig?
Ei, Kind! Lieb' Evchen? Noch so spät?
Und doch, warum so spät noch, weiß ich: die neuen Schuh?
Wie fehl er rät! Die Schuh hab ich noch gar nicht probiert
Sie sind so schön...
...und reich geziert...
...daß ich sie noch nicht an die Füß mir getraut
Doch sollst sie morgen tragen als Braut?
- Wer wäre denn Bräutigam? - Weiß ich das?
- Wie wißt Ihr denn, daß ich Braut? - Ei, was! Das weiß die Stadt
Ja! Weiß es die Stadt...
...Freund Sachs gute Gewähr dann hat!
Ich dacht, er wüßt mehr
Was sollt ich wissen?
Ei, seht doch! Werd ich's ihm sagen müssen?
Ich bin wohl recht dumm?
Das sag ich nicht
Dann wärt Ihr wohl klug?
Das weiß ich nicht
Ihr wisst nichts? Ihr sagt nichts?
Ei, Freund Sachs, jetzt merk ich wahrlich, Pech ist kein Wachs
Ich hätt Euch für feiner gehalten
Kind, beid', Wachs und Pech, bekannt mir sind
Mit Wachs strich ich die seidnen Fäden...
...damit ich dir die zieren Schuh gefaßt
Heut fass' ich die Schuh mit dichtren Drähten...
...da gilt's mit Pech für den derbren Gast
Wer ist denn der? Wohl was Recht's?
Das mein' ich! Ein Meister, stolz auf Freiers Fuß
Denkt morgen zu siegen ganz alleinig:
Herrn Beckmessers Schuh ich richten muß
So nehmt nur tüchtig Pech dazu: Da kleb er drin, und laß mir Ruh!
Er hofft dich sicher zu ersingen
- Wieso denn der? - Ein Junggesell...
...'s gibt deren wenig dort zur Stell
Könnt's einem Witwer nicht gelingen?
Mein Kind, der wär zu alt für dich
Ei, was! Zu alt? Hier gilt's der Kunst...
...wer sie versteht, der werb um mich
Lieb' Evchen, machst mir blauen Dunst?
Nicht ich, Ihr seid's, Ihr macht mir Flausen!
Gesteht nur, daß Ihr wandelbar
Gott weiß, wer Euch jetzt im Herzen mag hausen!
Glaubt ich mich doch drin so manches Jahr
Wohl, da ich dich gern auf den Armen trug?
Ich seh, 's war nur, weil Ihr kinderlos
Hatt' einst ein Weib und Kinder genug
Doch, starb Eure Frau, so wuchs ich groß?
Gar groß und schön!
Da dacht ich aus: Ihr nähm't mich für Weib und Kind ins Haus?
Da hätt ich ein Kind, und auch ein Weib!
's wär gar ein lieber Zeitvertreib! Ja, ja!
Das hast du dir schön erdacht
Ich glaub, der Meister mich gar verlacht?
Am End auch ließ er sich gar gefallen...
...daß unter der Nas ihm weg vor allen der Beckmesser morgen mich ersäng'?
Wer sollt's ihm wehren, wenn's ihm geläng'?
Dem wüßt allein dein Vater Rat
Wo so ein Meister den Kopf nur hat!
Käm ich zu Euch wohl, fänd ich's zu Haus?
Ach, ja! Hast recht:
's ist im Kopf mir kraus
Hab heut manch Sorg und Wirr erlebt
Da mag's dann sein, daß was drin klebt
Wohl in der Singschul? 's war heut Gebot?
Ja, Kind! Eine Freiung machte mir Not
Ja, Sachs! Das hättet Ihr gleich solln sagen...
...quält Euch dann nicht mit unnützen Fragen
Nun sagt, wer war's, der Freiung begehrt?
Ein Junker, Kind, gar unbelehrt
Ein Ritter? Mein, sagt!
- Und ward er gefreit? - Nichts da, mein Kind!
- 's gab gar viel Streit - So sagt, erzählt...
...wie ging es zu?
Macht's Euch Sorg', wie ließ mir es Ruh?
So bestand er übel, und hat vertan?
Ohne Gnad versang der Herr Rittersmann
Bst! Evchen! Bst!
Ohne Gnade?
Wie? Kein Mittel gäb's, das ihm gedieh?
Sang er so schlecht, so fehlervoll...
...daß nichts mehr zum Meister ihm helfen soll?
Mein Kind, für den ist alles verloren...
...und Meister wird der in keinem Land...
...denn wer als Meister geboren...
...der hat unter Meistern den schlimmsten Stand
- Der Vater verlangt - So sagt mir noch an...
...ob keinen der Meister zum Freund er gewann?
Das wär nicht übel...
...Freund ihm noch sein!
Ihm, vor dem sich alle fühlten so klein?
Den Junker Hochmut, laßt ihn laufen!
Mag er durch die Welt sich raufen
Was wir erlernt mit Sorg und Müh...
...dabei laßt uns in Ruh verschnaufen:
Hier renn er uns nichts übern Haufen...
...sein Glück ihm anderswo erblüh!
Ja! Anderswo soll's ihm erblühn als bei euch garst'gen, neid'schen Mannsen...
...wo warm die Herzen noch erglühen...
...trotz allen tück'schen Meister Hansen!
Gleich, Lene, gleich!
Ich komme schon! Was trüg ich hier für Trost davon?
Da riecht's nach Pech, daß Gott erbarm:
Brennt' er's lieber...
...da würd er doch warm!
Das dacht ich wohl
Nun heißt's: schaff Rat!
Hilf Gott! Wo bliebst du nur so spat? Der Vater rief
Geh zu ihm ein: ich sei zu Bett, im Kämmerlein
Nicht doch, hör mich! Komm ich dazu?
Beckmesser fand mich; er läßt nicht Ruh
Zur Nacht sollst du dich ans Fenster neigen...
...er will dir was Schönes singen und geigen...
...mit dem er dich hofft zu gewinnen, das Lied...
...ob das dir nach Gefallen geriet
Das fehlte auch noch! Käme nur Er!
Hast David gesehn?
Was soll mir der?
Ich war zu streng; er wird sich grämen
- Siehst du noch nichts? - 's ist, als ob Leut dort kämen
Wär er's?
Mach, und komm jetzt hinan
Nicht eh'r, bis ich sah den teuersten Mann!
Ich täuschte mich dort; er war es nicht
Jetzt komm, sonst merkt der Vater die Geschicht!
Ach, meine Angst!
Auch laß uns beraten, wie wir des Beckmessers uns entladen!
- Zum Fenster gehst du für mich - Wie, ich?
Das machte wohl David eiferlich? Er schläft nach der Gassen
Hihi! 's wär fein!
- Da hör ich *** - Jetzt komm, es muß sein
- Jetzt näher! - Du irrst; 's ist nichts, ich wett
Ei, komm! Du mußt, bis der Vater zu Bett
He! Lene! Eva!
's ist höchste Zeit. Hörst du's? Komm!
Dein Ritter ist weit
- Da ist er! - Da haben wir's, nun heißt's: gescheit!
Ja, Ihr seid es, nein, du bist es! Alles sag ich, denn Ihr wisst es
Alles klag ich, denn ich weiß es: Ihr seid beides, Held des Preises...
...und mein einz'ger Freund!
Ach, du irrst
Bin nur dein Freund, doch des Preises noch nicht würdig...
...nicht den Meistern ebenbürtig:
mein Begeistern fand Verachten...
...und ich weiß es, darf nicht trachten nach der Freundin Hand
Wie du irrst! Der Freundin Hand, erteilt nur sie den Preis...
...wie deinen Mut ihr Herz erfand, reicht sie nur dir das Reis
Ach, nein! Du irrst! Der Freundin Hand, wär keinem sie erkoren...
...wie sie des Vaters Wille band, mir wär sie doch verloren!
»Ein Meistersinger muß es sein»
»Nur, wen ihr krönt, den darf sie frei'n!»
So sprach er festlich zu den Herrn
Kann nicht zurück, möcht er auch gern!
Das eben gab mir Mut
Wie ungewohnt mir alles schien...
...ich sang voll Lieb und Glut...
...daß ich den Meisterschlag verdien
Doch, diese Meister!
Ha! diese Meister!
Dieser Reimgesetze Leimen und Kleister!
Mir schwillt die Galle, das Herz mir stockt...
...denk ich der Falle, darein ich gelockt
Fort, in die Freiheit! Dahin gehör ich...
...dort, wo ich Meister im Haus!
Soll ich dich frei'n heut, dich nun beschwör ich...
...komm und folg mir hinaus!
Nichts steht zu hoffen; keine Wahl ist offen!
Überall Meister, wie böse Geister...
...seh ich sich rotten, mich zu verspotten:
mit den Gewerken, aus den Gemerken...
...aus allen Ecken, auf allen Flecken,
...seh ich zu Haufen Meister nur laufen...
...mit höhnendem Nicken frech auf dich blicken...
...in Kreisen und Ringeln dich umzingeln...
...näselnd und kreischend zur Braut dich heischend...
...als Meisterbuhle auf dem Singestuhle...
...zitternd und bebend, hoch dich erhebend!
Und ich ertrüg es, sollt es nicht wagen...
...gradaus tüchtig drein zu schlagen?
Ha!
Geliebter, spare den Zorn
's war nur des Nachtwächters Horn
Unter der Linde birg dich geschwinde
Hier kommt der Wächter vorbei
Evchen! 's ist Zeit: mach dich frei!
Du fliehst?
Muß ich denn nicht?
Entweichst?
Dem Meistergericht
Hört, ihr Leut, und laßt euch sagen...
...die Glock hat zehn geschlagen
Bewahrt das Feuer und auch das Licht...
...daß niemand kein Schad geschicht
Lobet Gott den Herrn!
Üble Dinge, die ich da merk:
eine Entführung gar im Werk?
Aufgepaßt! Das darf nicht sein
Käm sie nicht wieder? O der Pein!
Doch ja, sie kommt dort?
Weh mir!
Nein! die Lene ist's
Doch, aber, ja!
Das tör'ge Kind, da hast du's, da!
O Himmel! ja, nun wohl ich weiß, daß ich gewann den Meisterpreis
Doch nun kein Besinnen! Von hinnen! Von hinnen! O wären wir schon fort!
Hier durch die Gasse, dort finden wir vor dem Tor Knecht und Rosse vor
O weh! Der Schuster!
Wenn er uns säh!
Birg dich, komm ihm nicht in die Näh!
Welch andrer Weg führt uns hinaus?
Dort durch die Straße; doch der ist kraus...
...ich kenn ihn nicht gut; auch stießen wir dort auf den Wächter
- Nun denn, durch die Gasse - Der Schuster muß erst vom Fenster fort
Ich zwing ihn, daß er's verlaße
Zeig dich ihm nicht: er kennt dich
- Der Schuster? - 's ist Sachs
Hans Sachs? Mein Freund!
Glaub's nicht! Von dir Übles zu sagen nur wußt er
Wie? Sachs? Auch er?
Ich lösch ihm das Licht
Tu's nicht!
Doch horch!
Einer Laute Klang
- Ach, meine Not! - Wie, wird dir ***?
Der Schuster, sieh, zog ein das Licht: so sei's gewagt!
Weh! Siehst du denn nicht?
Ein andrer kam, und nahm dort Stand
Ich hör's und seh's: ein Musikant. Was will der hier so spät des Nachts?
's ist Beckmesser schon!
Aha! ich dacht's
Der Merker? Er? In meiner Gewalt?
Drauf zu! Den Lung'rer mach ich kalt
Um Gott! So hör! Willst du den Vater wecken?
Er singt ein Lied, dann zieht er ab
Laß dort uns im Gebüsch verstecken!
Was mit den Männern ich Müh doch hab!
Jerum! Jerum!
Hallahallohe! Oho!
- Tralalei! Tralalei! O he! - Was soll das sein?
Verdammtes Schrei'n!
Als Eva aus dem Paradies von Gott dem Herrn verstoßen...
...gar schuf ihr Schmerz der harte Kies...
...an ihrem Fuß, dem bloßen
Was fällt dem groben Schuster ein?
Das jammerte den Herrn
- Was heißt das Lied? Wie nennt er dich? - Ihr Füßchen hatt er gern...
Ich hört es schon; 's geht nicht auf mich
- ...und seinem Engel rief er zu: - Doch eine Bosheit steckt darin
»Da, mach der armen Sünd'rin Schuh'; und da der Adam, wie ich seh...«
»...an Steinen dort sich stößt die Zeh...«
Welch Zögernis! Die Zeit geht hin
»...daß recht fortan er wandeln kann...«
»...so miß dem auch Stiefeln an!«
Wie? Meister? Auf? Noch so spät zur Nacht?
Herr Stadtschreiber! Was? Ihr wacht?
Die Schuh machen Euch große Sorgen?
Ihr seht, ich bin dran: Ihr habt sie morgen
Hol der Teufel die Schuh!
Hier will ich Ruh!
O Eva! Eva! Schlimmes Weib, das hast du am Gewissen...
Uns, oder dem Merker, wem spielt er den Streich?
- Ich fürcht, uns Dreien gilt er gleich - ...daß ob der Füß' am Menschenleib...
...jetzt Engel schustern müssen!
O weh, der Reim!
- Mir ahnt nichts Gutes - Bliebst du im Paradies...
- Mein süßer Engel, sei guten Mutes! - ...da gab es keinen Kies
- Mich betrübt das Lied - Um deiner jungen Missetat...
- Ich hör es kaum; du bist bei mir - ...hantier ich jetzt mit Ahl und Draht...
- Welch holder Traum! - ...und ob Herrn Adams übler Schwäch'...
...versohl ich Schuh und streiche Pech!
Wär ich nicht fein ein Engel rein...
...der Teufel möchte Schuster sein!
Gleich höret auf! Spielt Ihr mir Streich'? Bleibt Ihr tags und nachts Euch gleich?
Wenn ich hier sing, was kümmert's Euch?
Die Schuhe sollen doch fertig werden?
So schließt Euch ein, und schweigt dazu still!
Des Nachts arbeiten macht Beschwerden; wenn ich da munter bleiben will...
...so brauch ich Luft und frischen Gesang
Drum hört, wie der dritte Vers gelang!
Er macht mich rasend!
Das grobe Geschrei!
Am End denkt sie gar, daß ich das sei!
O Eva! Hör mein Klageruf, mein Not und schwer Verdrüssen!
Die Kunstwerk', die ein Schuster schuf, sie tritt die Welt mit Füßen
Gäb nicht ein Engel Trost...
...der gleiches Werk erlost...
...und rief mich oft ins Paradies...
...wie ich da Schuh und Stiefel ließ!
Doch wenn mich der im Himmel hält...
...dann liegt zu Füßen mir die Welt...
...und bin in Ruh Hans Sachs...
...ein Schuhmacher und Poet dazu!
Das Fenster geht auf!
Mich schmerzt das Lied, ich weiß nicht wie!
- O fort! Laß uns fliehen! - Nun denn: mit dem Schwert!
Nicht doch! Ach, halt!
Herr Gott, 's ist sie
- Kaum wär er's wert - Ja, besser Geduld
Jetzt bin ich verloren, singt der noch fort!
O bester Mann! Daß ich so Not dir machen kann!
Freund Sachs! So hört doch nur ein Wort!
- Wer ist am Fenster? - Wie seid Ihr auf die Schuh versessen!
- 's ist Magdalene - Ich hatt sie wahrlich schon vergessen
Das heiß ich vergelten
- Als Schuster seid Ihr mir wohl wert... - Fast muß ich lachen
- ...als Kunstfreund doch weit mehr verehrt - Wie ich ein End und Flucht mir ersehne!
Ich wünscht, er möchte den Anfang machen
Eu'r Urteil, glaubt, das halt ich hoch
Drum bitt ich, hört das Liedlein doch...
...mit dem ich morgen möchte gewinnen...
...ob das auch recht nach Euren Sinnen
O ha!
Wollt mich beim Wahne fassen?
Mag mich nicht wieder schelten lassen
Seit sich der Schuster dünkt Poet...
...gar übel es um Eu'r Schuhwerk steht:
Ich seh, wie's schlappt und überall klappt
Drum laß ich Vers und Reim gar billig nun daheim
Verstand und Witz, und Kenntnis dazu, mach Euch für morgen die neuen Schuh
Laßt das doch sein! Das war ja nur Scherz
Vernehmt besser...
...wie's mir ums Herz
Vom Volk seid Ihr geehrt...
...auch der Pognerin seid Ihr wert:
will ich vor aller Welt nun morgen um die werben...
...sagt! könnt's mich nicht verderben, wenn mein Lied ihr nicht gefällt?
Drum hört mich ruhig an, und sang ich, sagt mir dann...
...was Euch gefällt, was nicht, daß ich mich darnach richt!
Ei! Laßt mich doch in Ruh, wie käme solche Ehr mir zu?
Nur Gassenhauer dicht' ich zum meisten
Drum sing ich zur Gassen, und hau auf den Leisten!
Verfluchter Kerl!
Den Verstand verlier ich...
...mit seinem Lied voll Pech und Schmierich!
Schweigt doch! Weckt Ihr die Nachbarn auf?
Die sind's gewöhnt. 's hört keiner drauf
»O Eva! Eva!»
Oh, Ihr boshafter Geselle!
Ihr spielt mir heut den letzten Streich
Schweigt Ihr jetzt nicht auf der Stelle...
...so denkt Ihr dran, das schwör ich Euch!
Neidisch seid Ihr, nichts weiter:
dünkt Ihr Euch auch gleich gescheiter
Daß andre auch was sind, ärgert Euch schändlich:
glaubt, ich kenne Euch aus- und inwendlich!
Daß man Euch noch nicht zum Merker gewählt...
...das ist's, was den gallichten Schuster quält
Nun gut! So lang als Beckmesser lebt...
...und ihm noch ein Reim an den Lippen klebt...
...so lang ich noch bei den Meistern was gelt...
...ob Nürnberg blüh und wachs...
...das schwör ich Herrn Hans Sachs, nie wird er je zum Merker bestellt
War das Eu'r Lied?
Der Teufel hol's!
Zwar wenig Regel, doch klang's recht stolz
Wollt Ihr mich hören?
In Gottes Namen, singt zu: ich schlag auf die Sohl die Rahmen
Doch schweigt Ihr still?
Ei, singet Ihr, die Arbeit, schaut, fördert's auch mir
Das verfluchte Klopfen wollt Ihr doch lassen?
Wie sollt ich die Sohl Euch richtig fassen?
Was? Ihr wollt klopfen, und ich soll singen?
Euch muß das Lied, mir der Schuh gelingen
Ich mag keine Schuh!
Das sagt Ihr jetzt:
in der Singschul Ihr mir's dann wieder versetzt
Doch hört! Vielleicht sich's richten läßt
Zweieinig geht der Mensch am best'
Darf ich die Arbeit nicht entfernen...
...die Kunst des Merkers möcht ich erlernen
Darin kommt Euch nun keiner gleich:
ich lern sie nie, wenn nicht von Euch
Drum, singt Ihr nun, ich acht und merk...
...und fördre auch wohl dabei mein Werk
Merkt immer zu; und was nicht gewann...
...nehmt Eure Kreide und streicht mir's an
Nein, Herr!
Da fleckten die Schuh mir nicht:
mit dem Hammer auf den Leisten halt ich Gericht
Verdammte Bosheit! Gott, und 's wird spät!
Am End mir die Jungfer vom Fenster geht!
Fanget an, 's pressiert: sonst sing ich für mich
Haltet ein! Nur das nicht! Teufel! Wie ärgerlich!
Wollt Ihr Euch denn als Merker erdreisten...
...nun gut, so merkt mit dem Hammer auf den Leisten:
nur mit dem Beding, nach den Regeln scharf...
...aber nichts, was nach den Regeln ich darf
Nach den Regeln...
...wie sie der Schuster kennt, dem die Arbeit unter den Händen brennt
Auf Meisterehr?
Und Schustermut!
Nicht einen Fehler: glatt und gut
Dann ging't Ihr morgen unbeschuht!
Welch toller Spuk! Mich dünkt's ein Traum
- Setzt Euch denn hier! - Laßt mich hier stehen
- Warum so weit? - Euch nicht zu sehen...
...wie's Brauch der Schul vor dem Gemerk
Da hör ich Euch schlecht
Der Stimme Stärk ich so gar lieblich dämpfen kann
Wie fein!
Nun, gut denn! Fanget an!
»Den Tag seh' ich erscheinen, der mir wohl gefall'n tut«
»Da faßt mein Herz sich einen...«
»...guten und frischen...«
Treibt Ihr hier Scherz? Was wär nicht gelungen?
Besser gesungen:
»Da faßt mein Herz sich einen guten, frischen?«
Wie soll sich das reimen auf:
»seh ich erscheinen« ?
Ist Euch an der Weise nichts gelegen? Mich dünkt, sollt passen Ton und Wort?
Mit Euch zu streiten?
Laßt von den Schlägen, sonst denkt Ihr mir dran!
- Jetzt fahret fort! - Bin ganz verwirrt!
So fangt noch mal an:
drei Schläg ich jetzt pausieren kann
Am besten, wenn ich ihn gar nicht beacht:
wenn's nur die Jungfer nicht irre macht!
»Den Tag seh ich erscheinen, der mir wohl gefall'n tut«
»Da faßt mein Herz sich einen...«
»...guten und frischen Mut:«
»Da denk ich nicht an Sterben...«
»...lieber an Werben...«
»...um jung Mägdeleins Hand«
»Warum wohl aller Tage...«
»...schönster mag dieser sein?«
»Allen ich hier es sage:«
»weil ein schönes Fräulein von ihrem lieb'n Herrn Vater...«
»...wie gelobt hat er...«
»...ist bestimmt zum Eh'stand«
»Wer sich getrau...«
»...der komm und schau«
»Da stehn die hold lieblich Jungfrau...«
»...auf die ich all mein Hoffnung bau...«
»...darum ist der Tag so schön blau...«
»...als ich anfänglich fand«
Sachs! Seht, Ihr bringt mich um! Wollt Ihr jetzt schweigen?
Ich bin ja stumm! Die Zeichen merkt ich; wir sprechen dann:
derweil lassen die Sohlen sich an
Sie entweicht? Bst! Bst!
Herr Gott, ich muß!
Sachs, Euch gedenk ich die Ärgernus!
Merker am Ort, fahret fort!
»Will heut mir das Herz hüpfen, werben um Fräulein jung...«
»...doch tät der Vater knüpfen daran ein Bedingung...«
»...für den, wer ihn beerben will, und auch werben um jung Mägdelein Stand«
»Der Zunft ein biedrer Meister, wohl sein Tochter er liebt...«
»...doch zugleich auch beweist er, was er auf die Kunst gibt:«
»zum Preise muß es bringen im Meistersingen...«
»...wer sein Eidam will sein«
»Nun gilt es Kunst...«
»...daß mit Vergunst...«
»...ohn all schädlich gemeinen Dunst...«
»...ihm glücke des Preises Gewunst...«
»...wer begehrt mit wahrer lnbrunst...«
»...um die Jungfrau zu frei'n»
- Seid Ihr nun fertig? - Wie fraget Ihr?
Mit den Schuhen ward ich fertig schier
Das heiß ich echte Merkerschuh:
mein Merkersprüchlein hört dazu!
»Darf ich mich Meister nennen...«
»...das bewähr ich heut gern...«
»...weil ich nach dem Preis brennen muß, dursten und hungern«
Wer Teufel, hier? Und drüben gar?
- »Nun ruf ich die neun Musen...« - »Da lest es klar und nehmt es wahr...«
Die Lene ist's...
...ich seh es klar!
»Wohl kenn ich alle Regeln...«
- »...halte gut Maß und Zahl« - Gut Lied will Takt:
wer den verzwackt, dem Schreiber mit der Feder...
...haut ihn der Schuster aufs Leder
Gebt Ruhe hier! 's ist Schlafenszeit
Der ist's, der ihr besser als ich gefällt!
Ist das erlaubt, so spät zur Nacht?
Dir streich ich das Fell!
»Ein Junggesell, trug ich mein Fell, mein Ehr, Amt, Würd und Brot zur Stell«
- »Daß Euch mein Gesang wohl gefällt...« - Nun lauft in Ruh: habt gute Schuh...
- »...und mich das Jungfräulein erwähl» - ...der Fuß auch drin nicht knackt...
...ihn hält die Sohl im Takt!
Seid still und schert Euch fort!
Heult, kreischt und schreit an andrem Ort!
Zum Teufel mit dir, verdammter Kerl!
Ach, Himmel! David! Gott, welche Not! Zu Hilfe! Zu Hilfe!
- Sie schlagen sich tot! - Verfluchter Bursch!
- Läßt du mich los? - Gewiß! Die Glieder brech ich dir bloß!
Heda! Herbei! 's gibt Schlägerei:
da würgen sich zwei
Herbei! Herbei! 's gibt Keilerei!
Laßt ihr nicht los, wir schlagen drauf
's sind die Schuster!
Nein, 's sind die Schneider!
- Die Trunkenbolde! - Die Hungerleider!
Was ist das für Zanken und Streit?
Da gibt's gewiss noch Schlägerei! Wär nur der Vater nicht dabei!
Ich kenn die Schreiner dort!
Gewiß, die Metzger sind's!
- 's sind die Weber! - 's sind die Gerber!
Die Preisverderber!
Ei hört, was will die Alte da?
Seid ihr denn alle gleich zu Streit und Zank bereit?
Krämer finden sich zur Hand mit Gerstenstang und Zuckerkand...
...mit Pfeffer, Zimt, Muskatennuß, sie riechen schön...
...und bleiben gern vom Schuß
- Hei, hier setzt's Prügel! - Wartet, ihr Racker!
- Maßabzwacker! - Zünfte heraus!
- Hei, das sitzt! - Nur tüchtig drauf und dran, wir schlagen los!
Packt euch jetzt heim, sonst kriegt ihr's von der Frau!
Geht's euch was an, wenn ich nicht will?
Hei! Nun geht's! Plautz, hast du nicht gesehn? Hast's auf der Schnauz!
Ha! nun geht's: Krach! Hagelwetterschlag!
Welches Toben! Welches Krachen!
Auf, schaffet Wasser her! Da gießt's auf die Köpf hinab!
Immer ran, wer's noch wagt!
Schert euch fort, hier geht's los!
Schreit um Hilfe, schreiet laut!
Schreiet Mord und Zeter!
Um Gott! Eva! Schließ zu! Ich seh, ob unt' im Hause Ruh!
Immer mehr! Hei! Juche! Immer lustig!
Nicht gewichen! Wacker drauf und dran!
Wasser her! Alles voll, und gießt's ihn' auf den Kopf!
- He! Lene! Wo bist du? - Ins Haus, Jungfer Lene!
Hört, ihr Leut, und laßt euch sagen...
...die Glock hat Eilfe geschlagen:
bewahrt euch vor Gespenstern und Spuk...
...daß kein böser Geist eu'r Seel beruck!
Lobet Gott, den Herrn!
Gleich, Meister! Hier!
Die Schuh sind abgegeben in Herrn Beckmessers Quartier
Mir war's, als rieft Ihr mich eben?
Er tut, als säh er mich nicht?
Da ist er bös, wenn er nicht spricht!
Ach, Meister! Wollt mir verzeihn
Kann ein Lehrbub vollkommen sein?
Kenntet Ihr die Lene wie ich...
...dann vergäbt Ihr mir sicherlich
Sie ist so gut, so sanft für mich...
...und blickt mich oft an so innerlich
Wenn Ihr mich schlagt, streichelt sie mich...
...und lächelt dabei holdseliglich
Muß ich karieren, füttert sie mich...
...und ist in allem gar liebelich!
Nur gestern, weil der Junker versungen, hab ich den Korb ihr nicht abgerungen
Das schmerzte mich
Und da ich fand, daß nachts einer vor dem Fenster stand...
...und sang zu ihr, und schrie wie toll...
...da hieb ich ihm den Buckel voll:
wie käm nun da was Großes drauf an?
Auch hat's unsrer Liebe gar wohl getan!
Die Lene hat mir eben alles erklärt, und zum Fest Blumen und Bänder beschert
Ach, Meister! Sprecht doch nur ein Wort!
Nürnbergs teurem Sachs!