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Das ist Daniel. Er ist Student an der Deutschabteilung.
Er ist der Moderator unserer Veranstaltungen.
Die Texte, die man in Berlin vorliest sind lustige Texte
und hier haben wir Texte, die Informationen ber unsere Realitten bringen,
kritische Texte, die meisten unserer Texte sind nicht so lustig.
Es gab eine Debatte als ich aus Deutschland zurckkam.
Ich sollte sagen, weil ich auf 4 Lesebhnen war, wie es in Deutschland war.
Ich hatte gesagt, das unsere Texte anders als die in Berlin sind.
In Berlin sind es selbst erlebte Geschichten,
was wirklich lustig ist.
Bei der ersten Lesebhne waren es meistens Liebesgedichte.
Dann sagte ich: In Berlin macht man es anders,
hier knnten wir es auch so machen,
aber das was in Berlin gemacht wird, funktioniert hier nicht unbedingt.
Ja, es kommt darauf an, was man hier erlebt,
auf unsere Realitten.
Wir inspirieren uns von unseren Erfahrungen
und die meisten unserer Erfahrungen sind nicht so lustig.
Der Unterschied ist wirklich gro,
bei uns mssen wir uns zwei oder dreimal treffen,
mssen Generalprobe machen, wissen, was vorgestellt wird.
Ja, jeder muss seinen Text vorlesen,
mssen das unter uns hren, wie das klingt.
In Berlin kommt jeder mit seinem Text am Tag der Veranstaltung und liest das vor.
Das ich hier bin ist eine groe Geschichte.
Es ist ein Traum, der sich jetzt verwirklicht hat.
Und ich hab mir berlegt, darber zu schreiben.
Von Abidjan nach Berlin.
Es war schon Sonntag und ich hatte es eilig zum Flughafen zu fahren.
Mich interessierte gar nicht, mich von der Familie,
den Freunden zu verabschieden.
Hier wohne ich.
Hier wohne ich seit 2006 bei meinem Onkel.
Der ist aber nicht da, der arbeitet jetzt in Bouak, aber die Familie ist hier.
Ich glaube, wir sind insgesamt acht.
Seine Frau, 2 Kinder, das Mdchen da, ich und eine andere Frau.
Wrdest du gern mit deiner Freundin zusammenziehen?
Ja, das wrde mir gefallen, nur,
ich bin Christ, sie ist auch Christin
und im Moment drfen wir einige Dinge nicht machen.
Zusammenwohnen knnen wir uns nicht leisten, weil wir noch Studenten sind.
Und wenn man kein Geld hat, ist es wirklich kompliziert, sich wohl zu fhlen.
Und fr mein Alter, 24 Jahre alt, ich fhle mich schon erwachsen,
ich brauch kleine Freiheit, Unabhngigkeit.
Wenn man bei Verwandten wohnt, kann man sich nicht viel erlauben.
Man muss frh zuhause sein, sonst ist die Tr zu.
Zum Beispiel um 22.00 Uhr - wenn ich nicht da bin,
vielleicht noch im Goethe-Institut
oder irgendwo, dann ist die Tr zu.
Und das mag ich wirklich nicht,
deswegen will ich ein eigenes Zimmer haben.
Aber was wollt ihr, es verwirklichte sich mein Traum.
Und da ich diesen Traum seit 25 Jahren habe,
konnte ich mir noch nicht vorstellen, das er wahr geworden ist.
Ja, ich konnte mich vor allen verstecken, aber eigentlich nicht vor dieser Frau,
Stefanie Kastner, die mir diese schne Gelegenheit gegeben hat,
meinen sehr alten Traum zu verwirklichen.
gut erzogen
Ich bin stolz.
Inzwischen hab ich akzeptiert, dass ich 18 sehr groe Kinder habe.
Jetzt sind wir liebe Kinder geworden.
Ihr nennt Stefanie Kastner "eure Mutter".
Ja, sie mag nicht, dass wir sie "unsere Mutter" nennen.
Am Anfang war das seltsam fr mich
weil wir in Deutschland uns nicht so stark wie in der Cte d'Ivoire.
in Familienbezeichnungen bewegen
und fr mich war der altersmige Abstand
zu den Studenten nicht gro genug.
Aber wenn man rechnet - zu den Jngeren knnte schon sein.
Aus!
Einmal mssen zwei auseinandergehn;
einmal will einer den andern nicht mehr verstehn-
einmal gabelt sich jeder Weg - und jeder geht allein -
wer ist daran schuld?
Es gibt keine Schuld. Es gibt nur den Ablauf der Zeit.
Solche Straen schneiden sich in der Unendlichkeit.
Jeder trgt den andern mit sich herum -
etwas bleibt immer zurck.
Einmal hat es euch zusammengesplt,
ihr habt euch erhitzt, seid zusammengeschmolzen, und dann erkhlt -
Ihr wart euer Kind. Jede Hlfte sinkt nun herab -:
ein neuer Mensch.
Jeder geht seinem Schicksal zu.
Leben ist Wandlung. Jedes Ich sucht ein Du.
Die Solidaritt
Cool, Mach es bitte noch zweimal!
Okay, das ist lcherlich!
Nein, gut!
Da kann man schon was gutes draus machen,
ich wrde noch Effekte einsetzen, Hall, Kompressor.
Das mache ich heute abend schon, dann kannst du morgen ...
Ja, ich werde morgen nochmal gucken.
Hier sind wir in Bouak, das ist die Uni von Bouak.
Diese Uni wurde 1990 oder 92 gegrndet
und wegen des Krieges ist alles ein bisschen zerstrt worden.
Aber das ist das erste Mal, dass ich hier bin und ich mag das sehr.
Das ist Minu, meine Schwester und wir sind jeden Tag zusammen.
Mde?
Schlfrig.
Wenig geschlafen?
Ja, geht jetzt.
Habt ihr gestern noch gefeiert?
Nein, wir haben heute morgen viel gesungen.
Vaters Zahnstocher.
Es ist rgerlich, dass ich mich nicht genau erinnere, wie alt ich war.
Sicher ist aber, dass ich noch sehr jung war und im Dorf bei meinen Eltern wohnte.
Ich war ein sehr neugieriges Kind.
Ich stberte immer in den Sachen meines Vaters herum.
Eines Tages war Vater auf dem Feld.
Es gibt viele Leute, die Texte prsentieren wollen,
aber nicht alle knnen auftreten.
Wir mssen unbedingt eine Auswahl treffen,
wir mssen entscheiden, ob der Text interessant ist,
lustig oder gut geschrieben
und ob der Text auch lang oder kurz ist.
Zu lange Texte brauchen wir nicht, wenn der Text zu lang ist, ist es langweilig.
Ich ging in Vaters Schlafzimmer und setzte mich vor seine Schublade.
Ich fand darin sehr kleine Wurzeln.
Die Wurzeln sahen aus wie Zahnstocher, die wir bei uns gerne kauen.
Ich nahm mir also einen und kaute ihn.
Mmh, er hatte einen guten Geschmack, lig wie ein leicht gerucherter Fisch.
Ich nahm mir noch einen zweiten und einen dritten
und einen vierten und einen fnften und einen Sechsten!
Das waren echt sehr leckere Wurzeln.
Wir sind schon zu viele in unserer Gruppe, fast 15.
In Berlin sind es 6 oder 5.
"Warum hast du meine Zahnstocher geklaut", fragte er zornig.
Ich sagte nichts, er fragte mich wieder.
Ich sagte nichts, er fragte zum dritten Mal.
Ich antwortete ganz leise: "Weil sie sehr lecker waren."
"Oh mein Gott! Wenn man 5 Wurzeln kaut, wie du es gemacht hast,
kriegt man irgendwo und irgendwann einen starken und unkontrollierbaren Stnder!"
Hier ist die Bushaltestelle, hier nehme ich jeden Tag den Bus, um an die Uni zu fahren.
Oder wenn ich in die Stadt will.
Das ist unsere Uni.
Das ist die Universitt Cocody, die lteste Universitt der Elfenbeinkste
und hier studiere ich.
Ich studiere Germanistik. Das ist Literatur, Sprachwissenschaft und Geschichte.
Das ist eine Leidenschaft fr mich - Germanistik zu studieren.
Mein Name ist Agnimel Sess Augustin.
Ich bin Deutsch-Lehrer, seit 10 Jahren hier an der Universitt Cocody.
Habe lange Zeit in Deutschland studiert und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitt des Saarlandes gearbeitet. Seit 10 Jahren bin ich hier.
Ich mochte die deutsche Sprache gar nicht.
Aber dann hatte ich ein kleines Buch bekommen, das war Langenscheidt.
Da hatte ich Leidenschaft fr die deutsche Sprache entwickelt.
Aber jetzt bin ich ein bisschen enttuscht, das will ich gar nicht verstecken.
Damals hatte ich einen deutschen Lehrer,
einen Deutschen, der sehr nett zu mir war und das hat mich dazu ermutigt.
Das was ich gehofft hatte, ist nicht ...
Was hast du gehofft?
Er wollte Dolmetscher werden.
Ja, ich wollte von der deutschen Sprache leben, also das war mein ganzes Leben.
Aber dann hab ich gesehen, dass die Deutschen sehr selten hier bei uns sind.
Und das System an der Uni erlaubt nichts anderes als Lehrer zu werden.
Ich mchte wirklich nicht Lehrer werden.
Haben Sie einen deutschen Lieblingsautor?
Ja, Georg Bchner. Ein engagierter, junger Mann, der leider zu frh verstorben ist.
Das Lesen seiner Werke knnte fr unsere Studenten von groem Nutzen sein.
Denn er ist ein Revolutionr, einer der immer fr Vernderungen in der Gesellschaft ist.
Zum Beispiel der "Hessische Landbote", wo er die Reichen kritisiert, das Feudalsystem anprangert.
Das alles brauchen wir hier, diese damaligen Umstnde in Europa, das sind die aktuellen in Afrika.
Und das Lesen solcher Werke knnte auch dazu beitragen, in unserem Verhalten, etwas Positives einzubringen.
Du knntest Autor werden, der auf deutsch schreibt.
Ja, dann muss ich vielleicht in Deutschland leben, nicht hier.
Hier gibt es keine Zukunft dafr.
Hier spricht man franzsisch und wenn ich auf deutsch schreibe - wer will das lesen.
Das hat keinen Sinn.
Die Deutschen vielleicht.
Ja, ist ein guter Traum.
Autor werden, das macht mir schon Spa.
Aber dann muss ich in Deutschland leben
und weiter bei der Lesebhnen machen.
Warum nicht Mitglied bei "LSD" werden oder "Brauseboys", "Reformbhne" ...
Vorwrts, nicht vergessen ...
Klavier kommt auch dazu? Ja.
Vorwrts, nicht vergessen, die Solidaritt.
Damit Frieden wird, die Solidaritt.
Sie haben diesen Monat dieses Bild geschickt
und wir haben dieses Bild zurckgeschickt.
Das wird in Abidjan projiziert, so wie ihr Bild hier.
Und wir hoffen, dass wir diesen Brauch noch lange beibehalten,
weil es einfach sehr schne Ergebnisse ...
Hoffentlich denken die jetzt nicht, dass man immer so ein Helm aufsetzen muss ...
Muss man doch! Sicherheitsvorsch rift.
Die Stimmung im Flugzeug war cool, aber das Essen war scheie.
So blde Sachen, die gar nicht schmeckten.
Ich dachte pltzlich an meinen lieben Reis, den ich vom 1ten bis zum 31ten esse.
Ja, ich esse gerne Reis und deswegen bin ich vielleicht fast immer verstopft und kann das Klo nur einmal in der Woche gren.
Hat euch der Workshop was gebracht.
Ja. Ohne ihn knnten wir hier nichts machen.
Was hat Falko da gemacht?
Alles, er hat uns alles beigebracht, was fr Texte man lesen muss.
Und wir haben auch richtig gut gegessen.
Gut gegessen?
Ja, wunderbar, das Essen - Wow!
Sie werden also Wrter wie Placali, Klpo und Bissap hren.
Placali ist eine ivorische Speise, Klpo ist Ochsenhaut.
Bei uns essen wir viele Tiere, das ist normal, Ochsenhaut kann man essen und das ist auch lecker.
Ja, LSD war super!
Hier ist es ein bisschen ruhiger, sind ltere Leute, viele Touristen, wir mssen links entlang.
Wir mssen noch den Text von Balou ausdrucken, er hat nur 2 Texte dabei, wir brauchen aber 3.
Man bringt mir die Speisekarte, aber ich verstehe nichts.
Ich suche aber trotzdem, ich muss nicht zeigen, dass ich mich nicht auskenne.
Zumal schne junge Frauen gegenber sitzen, die mir fortwhrend ins Gesicht blicken,
wie eine Pythonschlange, wie eine Beute fixiert.
Das ist ein Text ber meine Reise nach Weimar.
Ich wollte wirklich Weimar sehen, dann hab ich rumgehrt, wie man da hinkommt, dann hab ich die Mitfahrgelegenheit benutzt.
Unterwegs fragt er mich: "Was wollen Sie in Weimar?"
Sehr wichtig antworte ich: "Ich will Goethe und Schiller besuchen
und ihnen einen lieben Gru von der Elfenbeinkste sagen."
"Ah, ok" sagt er.
Ich war so beeindruckt diese Stadt zu sehen und bin froh, das gemacht zu haben
Einfach nur Pommes? Nur Pommes.
Gurkensalat?
Ja, das esse ich auch.
Wie war es denn gestern im "Kantinenlesen"?
War super, der Dan Richter ist wirklich toll.
Ja, er ist der bestaussehendste Autor von allen.
Dan Richter?
Ja, oder wer sonst?
Du zum Beispiel! Balou vielleicht.
Ja, war gut, nur bei den "Brauseboys" gab es nicht so viele Zuhrer.
Hier in Berlin haben die Lesebhnen ein grere Dimension,
die vielleicht auch bei uns erreicht werden knnte.
Vielleicht kommt Falko Hennig nochmal an die Elfenbeinkste ....
Das wr klasse!
Und wir werden versuchen, das noch zu verbessern.
Am Anfang wurde die Idee noch nicht so richtig verstanden, glaube ich.
Bei der Grndungsveranstaltung gab es meistens nur Gedichte ber Liebe und sowas.
Der Kernpunkt einer Lesebhne ist: Etwas Lustiges machen.
Ich glaube, die Leute, die das sitzen, wollen ein bisschen Spa haben.
Nicht so stressig da sitzen und nervige Sachen hren, sie wollen einfach lachen.
Es gibt ja im Anschluss fr die Besucher der Lesebhne eine Cola und ein Stck Kuchen umsonst.
Da war fr mich die Frage, ob ein paar von den Besuchern auch einfach wegen der Cola kommen.
Wie kommen zum Abschlusslied.
Herzlichen Dank! Wir alle singen jetzt das Abschlusslied der "Reformbhne Heim & Welt".
"Freie Feder" so ist der Name hier
Wir schreiben, wir lesen und wir sind ganz zufrieden,
das ist super.
Wunderbar, wunderbar ...
Seit 2002 erlebt die Elfenbeinkste eine sehr starke Krise, schwierig eine Arbeit zu finden.
Ja und fr mich, der Germanistik studiert hat -
ich wollte Reiseleiter werden fr deutsche Touristen.
Aber das scheint ein bisschen utopisch zu sein,
aber die Hoffnung muss ich nicht aufgeben, es wird irgendwann klappen.
Und ich werde weiter schreiben, weiter meine Geschichten schreiben, immer auf deutsch.