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Ja, hallo erstmal! Mein Name ist Dunja Burghardt
und wenn der Herr Dr. Dueck
der Höhepunkt der Veranstaltung war, bin ich vielleicht das Kuscheln danach.
Mein "Subject to Change" heißt Freude.
Ich denke, Sie sind alle aus einem gewissen Grund hier und --
ich müsst noch 'nen Drücker haben, den hol ich mir ... da vorn, ja? --
und möchten was verändern.
Und was der wirkliche Wunsch hinter der Veränderung ist,
den hab ich die letzten fünf Jahre gesucht.
Und so steh ich mit 31 Jahren jetzt hier vor Ihnen
und erzähl Ihnen einfach mal,
was die letzten Jahre so passiert ist bei uns.
"From OUTER Change to INNER Change",
von Außen nach Innen, oder anders gesagt bei uns,
und davon red ich von meinem Mann und mir,
denn wir sind den Weg gemeinsam gegangen, kann man's auch sagen:
From "The Story of Stuff" zu "The Story of Us".
"The Story of Stuff" -- ich denk, das kennt jeder,
es ist ein 20-minütiger Kurzfilm. Wer ihn noch nicht gesehen hat,
dem empfehl ich, mal kurz ins Internet zu gehen und ihn anzugucken.
"The Story of Stuff" ist von Annie Leonard,
die in diesem Kurzfilm zeigt, welche Auswirkungen es hat,
was wir mit der Erde machen, durch unsere Konsumwirtschaft.
Das heißt, sie zeigt, welche ökologischen, sozialen,
kulturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen diese Wegwerfgesellschaft
und die Überflussgesellschaft, dieses stetige Konsumieren, hat.
Und 2007 haben wir beide den Film gesehen, damals
in der Werbebranche-Szene -- uns konnt's nicht besser gehen,
gerade in Frankfurt ist die Werbebranche sehr [hip].
Wir haben verkauft, wir waren kreativ, haben Marken gestaltet
und haben den Film gesehen und haben gesagt:
"Nee. So kann's nicht weitergehen."
So kann's auf dieser Erde nicht weitergehen
und so kann die Erde auch nicht überleben,
wenn wir so kopflos weiter produzieren.
15 Millionen Menschen haben den Film gesehen, 100 000 Deutsche,
10 000 Schweizer oder 20 000 Schweizer,
20 000 Österreicher, na ja, und wir eben auch,
und bei uns hat es eine derartige Veränderung bewirkt,
dass wir gesagt haben: OK, wir gründen unsere eigene Werbeagentur
und wir verändern die Dinge, die Produkte. Wir machen ehrliche Werbung.
Wir gucken, dass die Erde nicht ausgebeutet wird.
Gerade am Beispiel von Papier,
Ausbeutung der Ressourcen, beispielsweise.
Ich rode den Wald, guck nicht, ob's nachhaltige Forstwirtschaft ist,
dann, beim Bedrucken, nehm ich noch Chemie-Farben oben drauf,
schipper die dann von China wieder nach Deutschland.
Und selbst mit dem Umgang hier, ein Wort auf ein Blatt
zusammengeknüllt im Papierkorb, wo man früher schön in Sand geschrieben hat --
wir machen uns gar keinen Kopf mehr,
wie wir die Dinge verbrauchen und was passiert.
Wir haben also von 2007 bis 2009 fleißig Kunden acquiriert,
immerhin 50 Stück: Yay!
Und haben bei diesen 50 Produkten die Welt verändert.
Wir waren voller Motivation, wir haben dann noch "Plastic Planet" gesehen,
wo man wirklich nur das Kopfschütteln kriegt,
was man alles im Haushalt halt.
Ich weiß nicht, ob Sie schonmal geschaut haben,
was Sie in Ihrer Wohnung haben.
Wir sind dreimal bisher umgezogen:
Erschreckend.
Und es wird ja nicht weniger, es wird immer mehr und
können wir uns wirklich mit diesen ganzen Konsumgütern
jeden Tag beschäftigen? Nein, ich denke nicht.
Wir haben also gute Dinge sichtbar gemacht,
geprägt von "KarmaKonsum" hier in Frankfurt, wirklich ein
Vorreiter auch in diesen Sachen, gute Dinge sichtbar machen
und den Konsum bewusst erleben.
Und so haben wir in unserer Agentur angefangen, von der Verpackung
bis hin zur Wiederverwertung wirklich alles en detail angeguckt
und das Produkt ehrlich gemacht.
2010 kam folgender Film:
"Die nächsten vier Jahre
werden die Lebensqualität auf diesem Planeten
für die nächsten 1000 Jahre bestimmen.
(Musik)
Also sind wir dazu aufgefordert
etwas zu unternehmen.
Für vier Jahre:
2010, –11, –12, –13, –14.
Vier Jahre sind genug Zeit, um etwas zu verändern.
Vier Jahre sind schneller um, als du denkst.
In vier Jahren, kann sich jeder entscheiden, ob 23 Liter reichen?
In vier Jahren, schicken wir mehr Mädchen in Schulen
und weniger in die Prostitution?
Können wir vier Jahre lang unsere Städte wachsen lassen?
In vier Jahren, geben wir Kühen mehr Platz?
In vier Jahren, können wir unseren Strom selbst erzeugen?
In vier Jahren, könnte Manhattan so aussehen?
In vier Jahren, könnten wir sicherstellen,
dass das schnellste Tier der Erde nicht nur in einem Buch leben wird?
Können wir vier Jahre lang nur Dinge pflanzen, die auch wachsen?
In vier Jahren, können wir verstehen, dass nie etwas wirklich weggeworfen wird?
In vier Jahren, können indigene Menschen den Rest der Welt lehren, sich zu entwickeln?
(Musik)
Dies ist keine neue Organisation.
Dies ist ein Ziel für jede Organisation.
(Einblendung verschiedener Organisationen)
Dies ist ein neues Ziel für jeden.
Frau, Mann, Großmutter, Politikerin, Studentin, Liberale, Konservative,
Lehrer, Priester, Glaubenslose und jede Generation.
Jeder sollte wissen, was wir verlieren können
und was wir im Stande sind zu erreichen.
Vier Jahre, um Himmel blauer zu machen,
weniger Chemikalien zu essen, Bäume hinzuzufügen,
ohne Öl auszukommen, Malaria einzudämmen,
zu wachsen, zu lehren, einen Strand zu säubern.
Vier Jahre, um eine CO2-Diät zu machen, die Namen unserer Nachbarn zu lernen,
uns wieder aufzuladen, der Natur Rechte zu geben,
zu vertrauen, zu teilen, unseren Jeep in einen Hybrid zu tauschen,
den Hybrid in ein Fahrrad, das Fahrrad in recycelte Schuhe,
unsere Richtung zu ändern,
zu teilen, Hände zu schütteln, den Wind zu umarmen, Krieg zu beenden,
AUFZUWACHEN.
Vier Jahre.
Los."
(Applaus)
Vier Jahre um aufzuwachen.
Da haben wir uns gedacht: Hm, mit 50 Kunden, schwer.
Vier Jahre und wir können wirklich alles verändern? Toll.
Wir haben uns sofort auf den Weg gemacht und haben gesagt:
OK -- from "The Story of Stuff" to "The Story of Many People".
Wir brauchen mehr, wir müssen alle aufwecken, sofort.
30 Jahre jung, alle Kraft der Welt, wir schaffen das --
wir standen übrigens auch vor der EZB --
und wir haben die Kraft dazu, ganz viele Menschen zu erreichen.
"The Story of Many People" hieß dann bei uns "Die Veränderung der Gesellschaft",
wir wollten anstoßen, aufwecken, Bewusstsein schaffen,
gemeinsam bewegen.
Nicht für eine neue Erde, sondern für ein neues Wir.
Es gibt aber viele Organisationen und uns war klar,
zu zweit eine neue Organisation zu gründen, das bringt nichts.
Es gibt ja schon alles. Amnesty International macht tolle Arbeit,
die BeTheChange-Initiative macht wundervolle Seminare,
man kennt Plant-for-the-Planet, den jungen Felix,
der für die Klimabotschafter in Deutschland auf der ganzen Welt unterwegs ist
und so haben wir uns gesagt: Nee, es braucht nix Neues,
sondern einfach die Dinge vereinen und vielleicht mit dem Medium Film,
das uns so schnell aufgeweckt hat, denn Bücher sind wichtig und toll,
aber es braucht erst die Emotionen, wie wir vorher gehört haben,
damit wir gepackt werden, um dann tiefer in die Materie zu gehen.
Und so kam die Idee, über viele Wege natürlich, zu uns,
x Zufälle, Treffen usw., viele Menschen: das Filmfestival.
Und so wurde ein Filmfestival geboren und wir haben Filme gezeigt,
die die ganzen verschiedenen Thematiken aufgreifen, und zwar im Kino.
Wir haben eine große Kinokette gefunden, die uns unterstützt hat
und so sind wir durch Deutschland getourt
mit Filmen wie "Water" über die Wasserprobleme auf unserer Erde,
"Die vierte Revolution erneuerbarer Energien",
"The Age of Stupid" usw. und Referenten waren dabei.
Wir haben viele Menschen bewegt,
aber das hat auch viel Aufwand gekostet
und am Ende waren wir ausgepowert,
haben natürlich noch ganz viel Werbung gemacht,
haben Menschen noch mehr versucht zu erreichen
und mussten auch wieder den Return on Investment kriegen.
Im Kino sah es so aus:
Wir waren neben "Pirates of the Caribbean" platziert,
die Kinosäale selber sehen Sie auch, die Presse hat gejubelt:
"Das Kino der Zukunft" --
wir haben eigentlich alles erreicht, was wir wollten und doch
war es nicht genug für uns, weil: Die Welt hat sich noch nicht verändert
und was ist der Wandel? Wann verändert sie sich?
Und vor allem: Wohin soll sie sich verändern?
Was ist denn das Ziel?
So waren wir online überall präsent, aber offline standen mein Mann und ich da
und haben uns gefragt: Was ist der Sinn des Lebens?
Bis uns Ende 2011 folgender Film begegnet ist:
(Musik)
"Wir in der modernen Welt haben bis jetzt Zugang zu mehr Geld,
mehr Essen, mehr Komfort, mehr Unterhaltung, mehr Reisen
und mehr Kommunikation als alle anderen Menschen,
die bisher gelebt haben.
Aber hat uns all das glücklicher gemacht?
Die moderne Konsumgesellschaft
ist ein System, das uns in eine Katastrophe führt
-- auf allen Ebenen
Unsere Welt ist in der Krise:
Wirtschaftskrise, Finanzkrise, Energiekrise,
und Sinnkrise.
Es gibt eine große spirituelle Einsamkeit dieser Tage.
Wir versuchen klarzukommen angesichts etwas,
das wie eine überwältigende Gewissheit scheint,
dass es egal ist, wer wir sind.
Gleichzeitig sehnen wir uns nach Verbindung zu anderen,
zu uns selbst, zu den Kräften der Natur,
all den Möglichkeiten des Daseins.
Wenn diese Spannung hochkommt, spüren wir Schmerz
und den decken wir zu,
mit allem, was wir nur kriegen, um getrennt zu sein,
und verschließen uns.
Das Problem ist,
dass wir künstliche Bedürfnisse erschaffen haben,
die uns viel mehr konsumieren lassen, als wir eigentlich zum Leben brauchen.
Der Grund, warum Leute in diesem gigantischen Konsum-Albtraum stecken,
ist, weil sie einsam sind und weil sie verletzt sind
und sie glauben wirklich,
dass mehr Einkommen, mehr Zeug, mehr Konsum,
mehr Dinge! -- die Beziehungen zu Dingen! --
den Hunger im menschlichen Herzen stillen könnte.
Aber das wird nie funktionieren.
Dies ist nicht die Beste aller möglichen Welten,
auch wenn es in Fernsehen und Werbung so scheinen mag.
Ich glaube, dass die Menschen in ihren schmerzlichsten
und ehrlichsten Momenten zugeben werden,
dass es zur Zeit richtig heftig ist -- für jeden von uns.
Es hat sich gezeigt, dass die Idee, materieller Reichtum würde
zur persönlichen Erfüllung führen, nicht stimmt.
Obwohl die Einkommen in den wirtschaftlich entwickelten Ländern
sehr stark angestiegen sind, zeigt eine Studie nach der anderen,
dass die Zufriedenheit gleich geblieben ist oder sogar abgenommen hat.
Für Menschen in meinem Alter,
die gerade erst beginnen, diese Verzweiflung zu spüren,
während die Details dessen, was gerade auf der Erde geschieht
klarer werden und einrasten.
Es gibt da noch keine Worte für uns.
Ich glaube, dass es etwas nie Dagewesenes ist --
auf individueller Ebene,
auf menschlicher Ebene,
dass wir dieser Art von Verlust ins Auge sehen.
Die Qual, die wir spüren,
darüber, was mit unserer Welt geschieht,
ist unvermeidbar,
und normal,
ja, sogar gesund.
Schmerz zu spüren ist sehr hilfreich.
Habt nur keine Angst vor ihm.
Denn wenn wir Angst haben, das zu spüren,
werden wir nicht fühlen, wo es herkommt
und wo es herkommt … das ist Liebe.
Unsere Liebe für diese Welt.
Das wird uns helfen, alles durchzustehen.
Man kann diesen Schmerz umarmen
und diese Trauer, so dass es zu Stärke wird.
Eine Kraft um zu reagieren,
dass die Energie, die bisher an seine Unterdrückung gebunden war,
jetzt frei durch uns fließen und uns energetisieren kann.
Und das macht uns zu klareren,
lebendigeren, leidenschaftlicheren,
engagierteren, mutigeren
und bestimmteren Menschen."
Ja, und an dem Punkt sind wir angelangt,
dass wir gesagt haben: Was ist der Sinn des Lebens?
Der Sinn des Lebens, ganz einfach,
im Wort steckt's, Leben.
Leben, und zwar bewusst mit Freude.
Wenn wir verändern wollen:
Ja, aber nicht wieder in den Betawellen und fanatisch,
sondern so, dass es Spaß macht.
Was ist Veränderung -- das Thema hier --
Veränderung ist auch Leben.
Und zwar jetzt. In jedem Moment.
Und vor allem auch Mut zu haben, Fehler zu machen.
Mut zu haben, die Veränderung voran zu treiben.
Ja, und damit bin ich am Ende bei "The Story of Us"
und was mit uns passiert ist bis 2012, ist,
dass wir die Dinge nach wie vor machen,
aber mit Freude, mit Mut und mit Vertrauen
und einem neuen Mensch-Sein,
Mensch-Sein in jeder Begegnung.
Und es hat Spaß gemacht, hier zu sein, es war mir eine Freude, euch zu begegnen.
Danke.
(Applaus)